Nordstream 1 und Nordstream 2: Löchrige Gas-Leitungen in der Ostsee

Bei den Lecks kann es sich entweder um technische Fehlfunktionen handeln oder um Sabotage. Damit ist jedenfalls klar: In diesem Winter wird kein Gas durch Ostsee-Pipelines strömen können – weder durch Nordstream 1 noch 2.

IMAGO / UPI Photo

Immer rätselhafter werden die Vorgänge um Löcher in den beiden Pipelines Nordstream 1 und Nordstream 2 in der Ostsee. Insgesamt sind mittlerweile drei Lecks gemeldet worden. Sie traten auf, kurz bevor die Pipeline Baltic Pipe heute feierlich eingeweiht wurde. Die soll Gas von Norwegen nach Polen transportieren und soll Polen unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen.

Ursprünglich hatte Nordstream am späten Montagabend einen Druckabfall in beiden Strängen der Pipeline gemeldet. Dänische Behörden bestätigten in der vergangenen Nacht, dass aus Nordstream 2 Erdgas entweicht. Südlich der dänischen Insel Bornholm sei ein Gasleck beobachtet worden. Nach Angaben des Betreibers sei in der Nacht zum Montag ein Druckverlust in der Röhre A festgestellt worden.

Ebenso hat die schwedische Schifffahrtsbehörde am Dienstag früh bestätigt, dass Nordstream 1 leckt. Es gebe zwei Lecks in dieser Pipeline, von denen eins in der schwedischen, das andere in der dänischen Wirtschaftszone liege. Die Lecks befänden sich nordöstlich der dänischen Insel Bornholm, sagte ein Behördensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Schiffe wurden aufgefordert, ein Seegebiet in einem Radius von fünf Seemeilen südöstlich von Bornholm zu meiden.

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Die Erdgaspipeline Nordstream 2 liegt fertiggestellt am Boden der Ostsee und ist mit Gas gefüllt. Das steht nach Angaben der Betreibergesellschaft unter einem Druck von etwas über 100 bar, doch der fiel am Montag drastisch ab. Das Genehmigungsverfahren für Nordstream 2 liegt seit Anfang dieses Jahres auf Eis. Durch die parallele Leitung Nordstream 1 strömt seit Ende August kein Gas mehr, nachdem die russische Gazprom erklärte, aufgrund technischer Wartungsarbeiten die Pipeline außer Betrieb nehmen zu müssen.

Warum das Leck bei den Röhren am Grunde der Ostsee auftrat, ist bisher noch nicht bekannt. Brüche in Gasleitungen kämen zwar vor, sagte der Leiter der dänischen Energieagentur, Kristoffer Bottzauw, sie seien aber äußerst selten. Ein Unfall gilt eher als unwahrscheinlich, für möglich wird ein Sabotageakt gehalten. Das Handelsblatt berichtet „aus deutschen Sicherheitskreisen“, dass „viel für gezielte Sabotage“ spräche. Wegen des technischen Aufwands für ein solches Vorgehen komme als möglicher Urheber eigentlich nur ein staatlicher Akteur infrage, hieß es.

Erstaunlich auch, dass die beiden Lecks an Nordstream 1 und 2 kurz vor der Einweihung der Baltic Pipe auftraten. Die Beschädigungen liegen an einem Kreuzungspunkt verschiedener Gasleitungen.

Auch Russland erklärte, dass das Leck im russischen Netz Anlass zur Sorge gebe und Sabotage eine mögliche Ursache sei, wie Kremlsprecher Peskow gegenüber Reportern sagte. Der Nordstream-1-Betreiber sagte, es sei nicht möglich, einen Zeitplan für die Wiederherstellung der Pipelines abzuschätzen. Die Zerstörungen an gleich drei Strängen der Pipelines des Nordstreamsystems an einem Tag seien ohne Beispiel.

Reuters zitiert Professor Jakub Godzimirski vom Norwegischen Institut für Auswärtige Angelegenheiten und Spezialist für russische Energiepolitik, nach dem es sich bei den Lecks entweder um technische Fehlfunktionen handeln könnte oder eben um Sabotage.

Damit ist auch klar: In diesem Winter wird kein Gas durch Ostsee-Pipelines strömen können – weder durch Nordstream 1 noch 2.


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Kommentare ( 170 )

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Giovanni
1 Jahr her

Um einigermaßen aus dem Dilemma zu kommen, ist es notwendig die vorhandenen Akws weiter in Betrieb zu halten und die noch brauchbaren in Betrieb zu nehmen. Damit wird Gas für die Herstellung von Strom gespart. Weiterhin muß das Projekt Gasförderung in Deutschland gestartet werden. Dieses alles wird jedoch von den Grünen verhindert.

Eberhard
1 Jahr her

Wenn ich die Beiträge hier lese, überkommt mich bei einigen das große Grauen. Viele scheinen den Ernst der Lage überhaupt nicht zu erkennen. Egal wer es war, er zeigt, heute braucht es keinen Krieg und auch keinen Atomeinsatz, um eine Gesellschaft, die man, warum auch immer vernichten will, still und heimlich zu bekämpfen. Nicht nur in deren eigenem Territorium kann eine „Fünfte Kolonne“, die offiziell keinem Staat zugeordnet, durch Sabotageakte jegliches Leben gefährden, wenn sie entsprechend ausgerüstet und in der Illegalität unterstützt wird. Weder Kriegsrecht noch Moral oder sogar Menschenrechte hindern da noch alles Leben zu vernichten. Gerade hoch technisierte… Mehr

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  Eberhard

Zerstörung wichtiger Infrastruktur war schon immer Teil strategisch-militärischen Handelns. Auch in diesem Fall steht wieder mal ein Elefant im Raum, den man nicht sehen und anderen auch nicht zeigen will.

Matthias F.
1 Jahr her

Kann es vielleicht sein, dass von Deutschland bezahlte NGOs hinter den Anschlägen stecken oder zumindest daran beteitigt sind? Auffällig ist auch, dass nach jeder Meldung über den hohen Füllstand der Gasspeicher etwas passiert, was die Versorgung einschränkt.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Matthias F.

Die Füllstände der Gasspeicher können ja von uns nicht überprüft werden. Der Zeigefinger geht hoch, damit Sie ihre Heizung nicht andrehen.
Da wir früher oder später eh kalt sitzen habe ich beschlossen, dass ich bis zum Tag X warm haben werde.

bkkopp
1 Jahr her

Gestern war ich zum Thema noch distanzierter, weil uninformiert. Mittlerweile scheint klar, dass der Schaden groß sein muß, weil die Ostsee in einem Kreis mit ca. 1 km Durchmesser blubbert. Unverständlich ist aber, warum ausgerechnet die Dänen, die Schweden, und dann auch noch Stoltenberg – und damit auch von der Leyen – mehr oder weniger verklausuliert vermuten, dass die Russen die Täter sein könnten. Wenn die Russen kein Gas liefern wollen, dann können sie einfach den Hahn an Land abdrehen. Sie brauchen dazu nicht ihre zum größten Teil eigenen Pipelines zu beschädigen. Wenn tatsächlich eine mögliche Reparatur in weiter Ferne… Mehr

Michael Palusch
1 Jahr her
Antworten an  bkkopp

Kommandoaktion von Klimaaktivisten mit ca. 100kg militärischen Sprengstoffs in ~80m Tiefe in der 24/7 von Ost- und West lückenlos überwachten Ostsee (denn das war sie schon im kalten Krieg)?
Wie sind die da hingekommen? Etwa mit dem Schlauchboot, und dann mal fix 3 Sprengladungen exakt an den Röhren angebracht, den Außenborder angeworfen und wieder verduftet?
Der exakte Verlauf der beiden Gastrassen, Voraussetzung um die Leitungen überhaupt zu finden, steht zudem auch nicht in der Bildzeitung.

Hannibal ante portas
1 Jahr her
Antworten an  bkkopp

Ohne auch jetzt die genaue Tiefe der Sabotagestelle(n) zu kennen. Ohne militärischen Hintergrund geht da gar nichts. Nicht dass ich den ideologisierten „Klimarettern“ grundsätzlich solch verheerende Aktionen zutrauen würde, aber hier ist mit Sicherheit nicht Frau Thunberg kurz von Schweden rübergeschnorchelt und hat ihren Knallfrosch an die Pipeline geklebt.

Fischers Fritze
1 Jahr her

Ein farbloser Bundeskanzler ohne jedes Charisma, der neben Biden steht wie ein dummer Junge während dieser Drohungen gegen die Hauptschlagader der deutschen Wirtschaft ausstößt Eine Lachnummer von Aussenministerin die dummes, infantiles Zeugs daherplappert, von niemandem ernst genommen wird Ein Wirtschaftminister der täglich beeindruckend vorführt wie Inkompetent er ist Eine abgewrackte Gurkentruppe mit Schwangerschaftsuniformen, untauglichem, kaputtem Gerät, regenbogendurchsetzt, von feigen Generälen kommandiert, die sich erst nach der Pensionierung trauen ihren Standpunkt darzulegen Ein Parlament, besetzt mit Pöblern, langhaarigen Bombenlegern und von der Natur benachteiligten Frauen die lieber am Handy spielen als zu arbeiten Ein Volk, dass sich für eine Bratwurst Giftbrühe… Mehr

imapact
1 Jahr her

Das Thema ist zu aufwühlend, um nicht zu spekulieren. Wenn kein „cui bono?“, dann ein ,“cui non bono?“. Putin kann daraus keinen Gewinn ziehen, im Gegenteil, die Verhandlungsmasse “ doch wieder/mehr/billiges Gas“ ist vorerst weg. Die Amerikaner? Würden die zu einem Terrorakte gegen die eigenen Verbündeten greifen? Zumal sie selbst davor gewarnt haben? (Merkwürdig, daß sie scheinbar nicht mitgeteilt haben, von wem der Terrorakte ab erfolgen sollte…). Umweltterroristen haben zwar den notwendigen bösen Willen, aber nicht das technische Können. Bleiben als heißeste Kandidaten also die Ukraine und Russland, denen die Ostseepipeline aus wirtschaftlichen wie politischen Gründen ein Dorn im Auge… Mehr

ralf12
1 Jahr her

Die einzig tragbare, angemessene Antwort auf den von der USA zu verantwortenden Anschlag auf die deutsche Gasversorgung und damit ihre Souveränität ist der sofortige Stop jeglicher Unterstützung der Ukraine. Alle freiwerdenden Mittel zur Reperatur von Nordstream einsetzen und die dann unverzüglich in Betrieb nehmen. So würde eine freie Demokratie handeln. Deutschland wird aber schwurbeln „es könnte ja der Russe sein, unsere amerikanischen Freunde und ihre europäischen Lakaien tun so etwas nicht“. Von einem Vasallenstaat wie Deutschland ist nichts anderes zu erwarten.

Contra Merkl
1 Jahr her

Heutzutage haben selbst Hobbyangler so hochauflösende Sonaranlagen an ihren Booten das man jeden großen Fisch, jeden Fischschwarm oder größere Objekte, die am Boden liegen erkennen kann. Militärisch geht da sogar noch mehr, wenn man mal den vergleich zwischen einem zivilen Nachtsichtgerät und einem aus dem militärischen Bereich gemacht hat. Da unterscheiden sich nicht nur die Preise erheblich.
Und während die Nato da ein Manöver macht fahren die Russen da also völlig unbemerkt rum um Anschläge vorzubereiten und verdrücken sich unbemerkt ?
Wer soll den Blödsinn denn glauben ?

investival
1 Jahr her
Antworten an  Contra Merkl

Und während die Nato da ein Manöver macht fahren die Russen da also völlig unbemerkt rum um Anschläge vorzubereiten und verdrücken sich unbemerkt ?

Wer soll den Blödsinn denn glauben ?

Der gemeine deutsche TV-Konsument, der seine Gläubigkeit in jüngerer Zeit ja eindrucksvoll offenbarte, ist zumindest prädestiniert.

Dr. Rehmstack
1 Jahr her

Vielleicht sollte man daran erinnern, daß die USA dem NS2 Konsortium (es war, glaube ich, in der Schweiz ansässig) mit massiven Boykottmaßnahmen gedroht hatten, wenn NS weiter gebaut werden sollte. Es kam zum Baustopp. Die pfiffige Küsten Barbie glaubte dann, mit einer „Umweltstiftung“ (von Rosneft finanziert) die Amis austricksen zu können. Es erscheint schwer vorstellbar, daß die Amerikaner sich von einer Provinzfürstin aus Meck-Pomm mit einer Stiftung beeindrucken lassen und sagen: „Na gut, dann eben nicht, war nicht so gemeint!“ und von ihrem wohl überlegten Vorhaben Abstand nehmen. Wer das glaubt, hat wenig von amerikanischen Geschäftsgebaren verstanden. Die Aussage von… Mehr

KorneliaJuliaKoehler
1 Jahr her

Da Russland kein wirklich logisches Motiv für diesen Terrorakt hat und bisher auch keine objektiven Beweise auf dem Tisch liegen, unterschlagen die einseitigen Beschuldigungen der Propagandamedien und deren Auftraggeber die anderen noch in Frage kommenden Täter, die ein großes Interesse an der Zerstörung dieser Pipeline haben. Welche Organisation aus welchem Land hat erst kürzlich angekündigt, Anschläge auf die Infrastruktur der Energieversorgung verüben zu wollen? Wie hat unser Regime auf diese Androhung von Terroranschlägen reagiert? Welcher Präsident wollte dafür sorgen, dass Deutschland kein russisches Gas mehr beziehen kann? Wessen Kriegsschiffe befinden sich gerade dort in der Ostsee? Nun hat Habeck durch… Mehr