CDU und SPD wollen mehr Geld aus Steuern, ohne Steuern zu erhöhen

Minijobs abschaffen, härter gegen Schwarzarbeit vorgehen. CDU, CSU und SPD suchen dieser Tage nach Wegen, mehr Geld aus Steuern einzunehmen – ohne Merz’ Versprechen zu brechen, keine neuen oder höhere Steuern einzuführen.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Symbolbild

An der Sprache erkennt man das eigene Alter. Wer zur Zeit von Kanzler Gerd Schröder (SPD) schon im Berufsleben war, dem fällt als Synonym „400-Euro-Job“ ein, wenn von Minijobs die Rede ist. Jene Beschäftigungen, mit denen der Staat Geringverdienern das Arbeiten attraktiver macht, indem er ihnen Steuern und Sozialabgaben erlässt. Nur ist dieser Sektor seit Schröders Tagen immer weiter gewachsen. Mittlerweile dürfen Minijobber 556 Euro im Monat verdienen und laut „Deutschlandatlas“ gab es im Jahr 2022 7,5 Millionen Beschäftigte in Minijobs in Deutschland.

Eine Gruppe um den Bundestagsabgeordneten Stefan Nacke (CDU) hat nun vorgeschlagen, die Minijobs abzuschaffen. Diese führten zu viele Betroffene in eine Falle, weil sie zu wenig verdienten und später von ihrer Rente nicht leben könnten. Handels- und Arbeitgeberverbände protestieren gegen diesen Vorstoß. Vermutlich erfolgreich. Denn eine Abschaffung der Minijobs steht derzeit in Berlin nicht wirklich auf der Agenda. Die Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn (Union) und Matthias Miersch (SPD) finden schon zu den anliegenden Fragen kaum Kompromisse. Schlecht vorzustellen, dass sie sich dann neue Themen ans Bein binden. Nackes Vorstoß dürfte daher kaum mehr als ein Testballon sein, wie sie im politischen Berlin immer mal wieder in die Lüfte geschickt werden.

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Konkreter ist da schon das Gesetz gegen Schwarzarbeit, das CDU, CSU und SPD dieser Tage auf den Weg bringen. Neben Friseur- und Kosmetikläden nehmen sie da jetzt auch die Lieferdienste in den Fokus. Der wesentliche Punkt ist, dass Ermittler mehr Freiheiten erhalten, Daten zu überprüfen und vor allem miteinander abzugleichen. An diesem Donnerstag soll der entsprechende Entwurf durch den Bundestag gehen. Dass dieser Weg glatt verläuft, dürfte eher Formsache sein. Denn Union und SPD haben ein gemeinsames Interesse: Sie wollen die Einnahmen des Staates aus Steuern erhöhen.

Mehr Geld für den Staat wollen auch CDU und CSU. Doch der Oppositionsführer Friedrich Merz hatte noch im Frühjahr versprochen, keine Steuern erhöhen zu wollen. Selbst seinen treuesten Anhängern ist klar, dass er als Kanzler sich nicht mehr allzu viele Wortbrüche leisten kann. Eine Regierung kann zwar Medien und Oppositionelle diskreditieren, die an die Wortbrüche ihres Chefs erinnern. Aber sie kann nicht befehlen, dass ein notorischer Wortbrecher wie Merz als glaubwürdig wahrgenommen wird. Deswegen meidet die Union, neue oder höhere Steuern einzuführen. Mehr Einnahmen aus bereits bestehenden Gesetzen sind hingegen für die Christdemokraten in Ordnung. Das haben der Kampf gegen die Schwarzarbeit und die Idee der Abschaffung der Minijobs gemeinsam.

Nur beißt sich an beiden Punkten die Wirtschaftspolitik der christ- und sozialdemokratischen Regierungen Angela Merkel, Olaf Scholz und nun Friedrich Merz in den eigenen Schwanz. Der Vorschlag mit den Minijobs zeigt zudem, wie weit verbreitet die sozialistischen Vorstellungen der SED mittlerweile in der CDU verbreitet sind: Ein Weltbild, indem die Arbeitgeber von 7,5 Millionen Minijobbern diese künstlich in Armut halten, um voller Gier den eigenen Profit zu optimieren. Es muss nur der Staat kommen, das regulieren und Simsalabim werden aus 7,5 Millionen 556-Euro-Jobs – Abrakadabra – 7,5 Millionen Jobs, die ein Gehalt von 3000 Euro und mehr einspielen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Der Kampf gegen Schwarzarbeit ist grundsätzlich legitim. Ein Staat muss seine eigenen Gesetze durchsetzen. Sonst verliert er Legitimation. Dass etwa in Berlin Kioske oder Friseurläden oft nur ein Vorwand zum Waschen von Schwarzgeld sind, ist ein offenes Geheimnis. Dass in diesen Läden oder in Lieferdiensten oft schwarz gearbeitet wird, ist ebenso bekannt. Wenn eine Regierung hier ihren Ermittlern mehr Waffen in die Hand gibt, um gegen diese Gesetzesbrüche vorzugehen, ist das buchstäblich legitim.

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Nur: Die Gesetze dahinter sind halt problematisch. Mit den hohen Steuern und Abgaben ebenso wie mit den hohen Verwaltungsauflagen haben die verschiedenen sozialdemokratischen und christdemokratischen Regierungen viele Arbeitsplätze nicht mehr refinanzierbar gemacht. Ein Kioskbesitzer in Berlin zum Beispiel, der sich an die Gesetze halten will, kann sich einen Assistenten kaum noch leisten. Lustigerweise dementieren manche Zeitungen im redaktionellen Teil diesen Umstand. Doch die Verleger hinter genau diesen Zeitungen kämpfen als Lobbyisten dafür, dass ihre Austräger von diesen Gesetzen ausgenommen werden.

Wenn die Bundesregierung erfolgreich gegen Schwarzarbeit vorgeht, ist das gut. Es wird – um im Beispiel zu bleiben – die Kioskbetreiber treffen, die in die Lücke stoßen, die entsteht, weil sich gesetzestreue Betreiber kaum noch auf dem Markt halten können. Nur: Dadurch würde das Geschäft für die gesetzestreuen Betreiber nicht rentabel. Die Lohnkosten durch den Mindestlohn und die Lohnnebenkosten wären so hoch, dass in der Konsequenz viele Dienstleistungen einfach wegfallen würden. Dann hätte die Regierung zwar erfolgreich gegen Schwarzarbeit gewirkt, aber trotzdem nicht mehr Geld, weil Umsatzsteuer ausbleibt und Sozialkosten weiter steigen würden. Sozialistische Regierungen können Wirtschaftspolitik befehlen, aber nicht wirtschaftlichen Erfolg.

Auch wenn CDU, CSU und SPD genau das dieser Tage versuchen. Der Vorschlag, die Minijobs abzuschaffen, reiht sich da ein. Schon jetzt ist der Sprung vom Bürgergeld in Arbeit für viele nicht lukrativ. Wer 40 Stunden die Woche arbeitet und trotzdem wenig verdient, steht jeden Morgen auf und kommt erst spät wieder heim für ein-, zweihundert Euro zusätzlich im Monat. Und selbst das nur, wenn er weiß, dass ihm parallel staatliche Leistungen zustehen und er auch diese tatsächlich beantragt und erhält. Deswegen steigt in einem Land, das über „Arbeitskräftemangel“ klagt die Arbeitslosigkeit. Der Markt ist kaputt reguliert von den Regierungen Merkel, Scholz und Merz.

Um mehr Geld zu generieren, könnten CDU, CSU und SPD die Wirtschaft stärken: Vorschriften abbauen, wieder mehr Freiheit geben, Berichtspflichten abschaffen und Steuern, Beiträge und Strompreise senken. CDU, CSU und SPD können es sich aber auch leicht machen und noch mehr Geld aus der Wirtschaft abziehen. Die Christ- und Sozialdemokraten wählen weiterhin den (für sie) leichten Weg. Wirtschaftlichen Erfolg denken sie, befehlen zu können. Solange der Kreditmarkt der Regierung Merz noch die laufende Schuldenorgie zugesteht, versucht diese, Aufschwung sich mit Schuldengeld zu kaufen. Sozialisten hören immer erst auf, lange nachdem ihnen das Geld anderer Leute ausgegangen ist.

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Kommentare ( 38 )

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BBHamburg
1 Monat her

Keine neuen Steuern? Ich lache mich tot! Natürlich bekommen wir neue undhöhere Steuern, wie können sie denn auch nur etwas anderes annehmen? Denken Sie etwa man bessert sich in Berlin oder gibt auch nur irgendetwas auf irgendwelche versprechen? Ich komme wirklich aus dem Lachen nicht wieder raus….

Phil
1 Monat her

Der Staat vernichtet bereits die Hälfte des BIP mehrheitlich für Konsumausgaben und ist weder fähig noch willens die zentralsten Staatsaufgaben, wie den Unterhalt und Ausbau von Infrastruktur, die Aufrechterhaltung der Sicherheit und den Schutz des Eigentums seiner Bürger zu gewährleisten. Seine Investitionen in die „Energiewende“ sind herausgeworfenes Geld ohne den geringsten Benefit in der Zukunft. Es wird der grösste Abschreiber sein, den eine Volkswirtschaft jemals getätigt hat, seine Kosten betragen bis zur endgültigen Elektrifizierung der Wirtschaft und Gesellschaft runde 5’000 Milliarden Euro. Wir haben noch nicht einmal 20% der Primärenergieversorgung (nur Elektrizität) auf „Erneuerbare“ umgestellt, bzw. erzeugen lediglich (Stand 2025)… Mehr

Zebra
1 Monat her

In diesem Staate arbeiten sich viele schwarz und können doch kaum die Miete und Krankenversicherung bezahlen.

Zebra
1 Monat her

Die Gesundung der Staatsfinanzen führt nicht über mehr Einnahmen, sondern einzig über Begrenzung der Ausgaben und Beendigung der sinnlosen Geldverschwendung des Staates in Deutschland und aller Welt und Energiewende und Klima. Wir könnten sofort im Plus sein, fiele die Geldverschwendung wie z.B. „Demokratieförderung“ weg. Aber was soll es. Lieber weitermachen bis zum Zusammenbruch. Wenn dann manche Leute heulen, habe ich kein Verständnis sondern Schadenfreude.

wegmitdenaltparteien
1 Monat her

Herr Goergen schrieb hier einmal: Wenn die Deutschen nicht mit den Parteien fertig werden, werden die Parteien mit den Deutschen fertig.

Das Letzteres zutrifft, ist unübersehbar. Wir werden von skrupellosen Geisteskranken, Kriminellen und Idioten regiert – weil eine große Mehrheit der Wähler es so will. Mit demokratischen Mitteln wird sich die Situation auch nicht ändern. Egal was ein ehemaliger und geläuterter grüner Schreiberling den Regierenden an guten Ratschlägen unter die Nase reibt.

Britsch
1 Monat her

Wenn z. B. der Mindestlohn, löhne überhaupt erhöht werden steiogt natürlich auch z.B. der Gesamtbetrag der zu zahlenden Einkommenssteuer. Wiederum auch das ein Grund, daß Preise steigen und z.B. doie gesamtsumme aus der Mehrwertsteuer. Wenn löhne Steigen und in Fiolge aber auch Verbraucherpreise
hebt das die Lohnerhöhung oft auf. Nur so als kleine Anregung zum selbst Nachdenken über Zusammenhjänge

Harry Hirsch
1 Monat her

Hat Merz und Co. mal jemand gesagt, dass so eine Gewinn- und Verlustrechnung durchaus zwei Seiten hat? Anstatt den Leuten immer mehr Steuern abzupressen, was durch den Inflationseffekt ohnehin schon passiert, sollte man lieber mal auf der anderen Seite, nämlich der Aufwandsseite schauen. Sinnlose Verschwendung von Steuergeldern für NGO’s oder das Ausland könnten einfach gestrichen werden und schon bräuchte man das Geld nicht zusätzlich den Leuten abpressen und die Wirtschaft damit weiter belasten. Die ganze NGO-Bande könnte dadurch zusätzlich einer vernünftigen Tätigkeit zugeführt werden, die den Wohlstand des Landes mehrt. Aber anscheinend wollen Merz und Klingbeil unbedingt als Totengräber der… Mehr

Zebra
1 Monat her
Antworten an  Harry Hirsch

„NGO-Bande“ finde ich gut.

Schiffskoch
1 Monat her

Eben, Schwarzarbeit ist auch eine Wirtschaftsleistung, nur eben am Staat vorbei. Sarkastisch könnte man auch sagen, das Geld in der Hand der Schwarzarbeiter führt zu mehr Wohlstand in Deutschland als das gleiche Geld in Händen des Staates, Gibt man es dem Staat versickert es in der Ukraine und wird unseren Wirtschaftskreislauf entzogen, kann da nix Gutes bei finden. Außerdem ist es so wie in dem Artikel erwähnt wird, die Wirtschaftsleistung die weg fällt weil man den Schwarzarbeiter verhaftet wird selten Steuereinnahmen durch legale Arbeit generieren, Außerdem ist Schwarzarbeit immer eine Grauzone. Wenn die Oma ein neues Bad braucht macht es… Mehr

Hape
1 Monat her
Antworten an  Schiffskoch

Ausserdem bezahlen Schwarzarbeiter von ihren Einnahmen Mehrwertsteuer, Alkoholsteuer, Tabaksteuer, Sektsteuer, Enegiesteuern, CO2 Steuer etc.etc. wenn sie etwas einkaufen.

Sam99
1 Monat her

Die Regierung will die Schwarzarbeit bekämpfen? Das geht ganz einfach, indem sie Steuern und Abgaben senkt. Dass da bei diesen hochbezahlten Nichtleistern in der Regierung noch niemand darauf gekommen ist.
Aber vielleicht geht es auch anders. Aktuell haben sich ja diese Denunziationsportale bewährt. Die kann man doch gleich funktional erweitern. Dann kann man den Nachbarn nicht nur anonym als Nazi denunzieren, wenn der eine Deutschlandfahne im Fenster hängen hat, sondern ihn auch gleich wegen der in seinem Haushalt schwarz arbeitenden Putzfrau anschwärzen.

NurEinPhilosoph
1 Monat her

Die Arbeitslosigkeit steigt vor allem durch illegale Zuwanderung, falsche Energiepolitik, den strengsten Umweltschutz der Welt und durch die Vormundschaft der EU mit ihren wirtschaftsfeindlichen Regeln.

Rentenkürzungen, Inflation und Steuererhöhungen verringern die Kaufkraft der Bürger und reduzieren dadurch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.

Die marode Infrastruktur schreckt Investoren ab. Der Niedrig-Netto-Lohn dämpft die Arbeitsmotivation.