Mercedes-Chef Källenius schreibt Brandbrief an von der Leyen

Die Ziele der Europäischen Union zur Senkung der CO2-Emissionen von Fahrzeugen, darunter eine 100-prozentige Reduzierung für Autos bis 2035, sind nicht mehr realisierbar. Dies erklärten die Vorsitzenden der europäischen Automobilhersteller- und Automobilzuliefererverbände.

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Mercedes-Chef Ola Källenius, Böblingen, Baden-Württemberg, 20.02.2025

Ola Källenius – zugleich Präsident des europäischen Autobranchenverbands ACEA – und die europäischen Verbände der Autohersteller und Zulieferer haben in einem gemeinsamen öffentlichen Brandbrief von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein industriepolitisches Umdenken in Brüssel gefordert. Der europäische Markt drohe andernfalls massiv Schaden zu nehmen. Als Präsident des europäischen Branchenverbands verwies Källenius auf fehlende Infrastruktur, hohe Strompreise und die Abhängigkeit von Importen bei Batterierohstoffen.

Die Autohersteller erklärten, dass die EU-Autohersteller in Sachen Batterien fast vollständig von Asien abhängen. Elektroautos haben in der EU lediglich einen Marktanteil von rund 15 Prozent der Neuwagen, Lieferwagen von 9 Prozent. „Die strengen CO2-Ziele für Pkw und Transporter für 2030 und 2035 zu erreichen, ist in der heutigen Welt einfach nicht mehr machbar“, schrieben sie laut Reuters. Gesetzliche Vorschriften und Strafen würden den Übergang nicht vorantreiben.

„Elektrofahrzeuge werden die Entwicklung anführen, aber es muss auch Platz für (Plug-in-)Hybride, Range Extender, hocheffiziente Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Wasserstoff und dekarbonisierte Kraftstoffe geben“, heißt es in dem Brief weiter. Auch die CO2-Vorschriften für schwere Lkw und Busse müssten überprüft werden. Mitglieder der Mitte-Rechts-Fraktion von von der Leyen haben ebenfalls gefordert, dass die EU ihr für 2035 geplantes Verbot von Verbrennungsmotoren zurückzieht.

Die Automobilindustrie brauche technologische Offenheit statt rigider Ausstiegsdaten. Hybridantriebe, synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff könnten Brückenlösungen sein, um Klimaneutralität wirtschaftlich zu erreichen. Ein abruptes Verbot berge zudem die Gefahr, dass Verbraucher kurz vor Fristende Verbrenner hamstern – und danach die Nachfrage einbreche. Damit drohe ein Schock für Hersteller und Zulieferer.

Die EU hatte 2023 als Teil des „Fit-for55“-Pakets ein Verbot neuer CO2-emittierender Personenkraftwagen ab 2035 beschlossen. Das bedeutet: Spätestens ab 1. Januar 2035 dürfen nur noch rein emissionsfreie Fahrzeuge (zum Beispiel BatterieEAutos) neu zugelassen werden.

Mitte September will die EU die umstrittene CO2-Richtlinie prüfen. Dies sei die letzte Chance für eine Kurskorrektur. Wer diesen Hilferuf ignoriere, riskiere nichts Geringeres als das industrielle Rückgrat Europas. Mit steuerlichen Anreizen könne man die „Verkehrswende“ noch schaffen, so schielen die Autohersteller auf Steuergelder. Als ob mit Subventionen eine für die Massenmotorisierung untaugliche Technik durchgesetzt werden könne.

Vollends zu Kreuze kriechen die Industriebosse, wenn sie darauf hinweisen, ein zu abruptes Verbot könnte zu einem Nachfrageeinbruch führen – da Verbraucher kurz vor Inkrafttreten des Verbots womöglich Verbrenner hamstern. Gleichzeitig werde die bereits fragile Marktstruktur durch sinkende Nachfrage, mangelnde Ladeinfrastruktur, hohe Produktionskosten und internationale Konkurrenz (insbesondere aus China) zusätzlich belastet. Alternativ schlägt Källenius steuerliche Anreize und gesenkte Strompreise an Ladesäulen vor, um Elektrifizierung marktorientiert zu fördern – statt mit Verbotsdruck zu arbeiten.

Nichts sagen sie dazu, dass dieser ominöse „Green Deal“ fallen muss. Das geht einfach. In den Vereinigten Staaten hat es US-Präsident Trump gerade vorgemacht und damit das Tor zu einer explodierenden wirtschaftlichen Entwicklung weit aufgemacht.

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Kommentare ( 74 )

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Nibelung
3 Monate her

Von allen verlassen, sitzt die deutsche Autoindustrie nun zwischen den Fronten und das kommt davon, wenn man den falschen Herren gedient hat und anstatt ihnen die Leviten mit samt ihren Mitarbeitern zu lesen, sind sie ihnen in den sozialistischen Wahnsinn gefolgt und ernten nun das was sie verdient haben, denn einem Kunden kann es egal sein, wer liefert, hauptsache es funktioniert, ist bezahlbar und erfüllt seinen Zweck. Auf diese Art und Weise kann man auch das eigene Geschäft verderben und daran sind andere auch beteiligt gewesen und müssen nun die Folgen tragen und das war wie bei Hitler, den man… Mehr

Rosalinde
3 Monate her

Nun, Mercedes arbeitet doch schon seit Jahren mit Tesla zusammen und wird sicherlich die neuen auf Aluminium basierenden Batterien von Tesla kaufen können. Da werden keine seltenen Erden oder Metalle mehr verwendet. Kein Lithium mehr. In YouTube ist ein entsprechender Beitrag vorhanden.
Und damit haben die teuren und komplizierten Verbrenner ausgedient.

Kuno.2
3 Monate her
Antworten an  Rosalinde

Stimmt. Habe ich gestern Abend auch gesehen. Das neue Modell 3 von Tesla mit der neuen Batterie soll nur 16.000 Euro kosten, weil Aluminium für die Batterie billig ist. Die Reichweite liegt deutlich über den jetzigen Werten.
Garantie nennt Tesla auch schon: 10 Jahre.

Lafevre
3 Monate her

Seit wann merkt die Unternehmensleitung später als die Mitarbeiter, dass ein Irrweg eingeschlagen wurde? Das muss umgekehrt sein. Sonst kann man sich diese Typen sparen.

Wuehlmaus
3 Monate her

Wenn hier der Green Deal fällt, dann haben die USA alles bereits abgeräumt.

Lafevre
3 Monate her
Antworten an  Wuehlmaus

Die amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA hat bereits 2020 vor den Effekten des Grean Deal für die Wirtschaft der EU gewarnt.

Last edited 3 Monate her by Lafevre
Ceterum censeo Berolinem esse delendam
3 Monate her

Ein echter Manager würde keine „öffentlichen Brandbriefe“ im Jammertonfall an ungewählte Politfunktionäre in Brüssel schreiben, sondern handeln. Ein echter Manager würde nüchtern und kalt kalkulieren, wo die Zukunft des Unternehmens liegt. Die liegt nicht in einem Wirtschaftsraum, wo schrumpfende Märkte und einbrechende Profite vorprogrammiert sind, weil Unternehmen von Politfunktionären gezwungen werden, Produkte herzustellen, die vom Kunden nicht gewünscht werden. Ein echter Manager würde daraus seine Schlüsse ziehen und den Unternehmenssitz sowie nach und nach auch die Produktion dahin verlagern, wo es zukunftsfähige Marktbedingungen und profitable Absatzchancen für sein Kernprodukt gibt. Also in die USA. Die IG Metall könnte dann den… Mehr

Last edited 3 Monate her by Ceterum censeo Berolinem esse delendam
wackerd
3 Monate her

Ola fällt was auf. Der Green Deal, bei dem alle Deutschen begeistert mitmachen und Mercedes in ungeahnte Höhen katapultieren, fällt also aus. Wer hätte das gedacht. Ola wohl nicht und die Schlafmützen aus dem VW Vorstand auch nicht. Jetzt, da schon 100.000 Arbeitsplätze weg sind, muckt er auf. Er vergisst nur, dass vdL eine andere Agenda hat als er. Und überhaupt, den Sauerländer hat er auch nicht an seiner Seite. Der wird der EU wahrscheinlich Vollzug der irrsinnigen Richtlinien melden. Kennt man ja von ihm. Wohlstand für die Bürger ist ihm egal. Lieber das Geld weiterhin in der UA und… Mehr

Michaelis
3 Monate her

Es wird allerallerhöchste Zeit, dass sich der Mann endlichendlich zu Wort meldet!!! Ich selbst habe viele Jahre lang in diesem Konzern mein Bestes gegeben, auch um dem Land zu dienen. DAS RUDER MUSS HERUMGERISSEN WERDEN!!!

Last edited 3 Monate her by Michaelis
swengoessouth
3 Monate her

Es geht doch nicht um die Umwelt, die gerettet werden soll, sondern um die Abschaffung der Individualität Mobilität.
Frei nach dem WEF: Du wirst nichts mehr besitzen und sehr unglücklich sein.

P. Pauquet
3 Monate her

Als würde Ihre Königliche Hoheit Brandbiefe selbst lesen. Allenfalls lässt Sie lesen und sich dann berichten. In Kurzfassung!

Und außerdem steht sie über dem Gesetz oder macht es selbst.

Bitte hier nicht vergessen, Sie ist adelig. Und das wiegt!

Keine falsche Hoffnungen. Wir werden sie nicht los.

Reinhard Peda
3 Monate her

„Vollends zu Kreuze kriechen die Industriebosse, wenn sie darauf hinweisen, ein zu abruptes Verbot könnte zu einem Nachfrageeinbruch führen – da Verbraucher kurz vor Inkrafttreten des Verbots womöglich Verbrenner hamstern.“
Auf den anderen Unsinn den er vebreitet hat gehe ich mal nicht ein.
Also wenn ich schon einen Verbrenner hamstern will, dann bestimmt keinen aus europäischer Produktion. Woher soll ich Wissen wann es keine Ersatzteile mehr für diese verbotenen Verbrenner mehr gibt, anders bei einem Importauto.