Tichys Einblick
ICIS-Energie-Analyse

Ohne russisches Erdgas wäre Deutschland im nächsten Winter zur Rationierung gezwungen

Eine Datenanalyse zeigt, dass Europa und vor allem Deutschland in größte Schwierigkeiten kämen, falls die russischen Erdgaslieferungen im nächsten Winter ausblieben. Flüssiggas kann das russische Erdgas kurzfristig nicht kompensieren.

IMAGO / penofoto

Während Frankreichs Ex-Präsident François Hollande schon den totalen Verzicht der EU auf russisches Erdgas fordert („auch wenn es für die Deutschen schmerzhaft ist“) und Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck eine Erdgasreserve anzulegen ankündigt, zeigt eine Auswertung des Marktforschungsunternehmens ICIS, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt: Kurzfristig wird sich das Gas aus Russland nicht ganz ersetzen lassen, falls die Lieferungen wegen des Ukrainekriegs ausfallen sollten.

Nur 40 Prozent der europäischen Erdgasnachfrage können demnach gedeckt werden, wenn die vorhandenen Hafenkapazitäten für Flüssig-Erdgas, sogenannte LNG-Terminals, voll ausgelastet sind. Im gerade zu Ende gegangenen Februar, der relativ milde Temperaturen hatte, wurden, wie das Handelsblatt ICIS wiedergibt, 29 Prozent des Bedarfs mit LNG per Schiff gedeckt, 21 Prozent mit Gas aus Russland über Pipelines.

Die Daten zeigen, dass vor allem Deutschland, das bislang rund die Hälfte seines Gasbedarfs aus Russland importiert, betroffen und schließlich wohl zur Rationierung gezwungen wäre: „Wenn man alle Gasspeichermengen und LNG-Importe kombiniert, kann Deutschland bis zum Sommer durchhalten. Im folgenden Winter wird allerdings notgedrungen ein Engpass entstehen“, zitiert das Handelsblatt den ICIS-Energieanalysten Andreas Schröder.

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