Die grüne Spitze will Anne Spiegel als Bundesministerin absägen

Bundesfamilienminsterin Anne Spiegel droht an diesem Montag die Abwahl als Ministerin. Die grünen Spitzen treffen sich am frühen Nachmittag und beraten die Personalie - Anlass ist ihr Verhalten während und nach der Flutkatastrophe an der Ahr.

Wie die Bild berichtet, habe bereits am Sonntag ein Spitzenteam über Anne Spiegels Zukunft beraten: Zu diesem Team gehörten die beiden Parteivorsitzenden, die beiden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag sowie die beiden wichtigsten Minister, Robert Habeck und Annalena Baerbock. Diese Runde habe sich 6:0 gegen einen Verbleib Spiegels im Kabinett ausgesprochen. Doch Spiegel habe darum gebeten, noch „eine Chance“ zu erhalten.

Diese „Chance“ war ihr Auftritt am Sonntag um 21 Uhr. Spiegel gab über eine Viertelstunde lang ein Statement ab, das unter anderem live auf Phoenix zu sehen war: Ihr Mann sei schwer erkrankt gewesen, die vier Kinder seien nur schlecht durch die Pandemie gekommen und sie selbst sei überarbeitet gewesen. Deswegen verreiste Spiegel zehn Tage nach ihrem schweren Versagen in der Flutnacht für vier Wochen nach Frankreich – den Urlaub unterbrach sie nur für PR-Termine.

"Ich muss es noch irgendwie abbinden"
Anne Spiegel schiebt persönliche Gründe für Fehlverhalten in der Flutkatastrophe vor
Die Reaktionen aus dem grün-linken Lager waren reflexartig: Parteifreunde sprangen ihr bei, ebenso wie Personal von ARD und ZDF. Bettina Schausten etwa lobte eine „neue Fehlerkultur bei Politikern“. Obwohl Spiegel Fragen der anwesenden Journalisten nicht beantwortet hatte. Doch selbst im Öffentlich-Rechtlichen drehte sich alsbald der Wind. Das ARD-Morgenmagazin etwa kam nicht daran vorbei, den bizarren Moment zu schildern, in dem Spiegel in die Kamera starrte, nachdachte, zu Mitarbeitern im Off sagte, sie müsse ihren Vortrag jetzt noch „abbinden“, also abrunden, um sich dann mit besonders Tränen erstickter Stimme nochmal zu entschuldigen.

Es wirkte, so sah es auch das ARD-Morgenmagazin, als ob Spiegel nicht wüsste, dass sie gerade live im Fernsehen übertragen worden ist. Wobei die Familienministerin ohnehin Probleme mit der Frage zu haben scheint, wo sie sich gerade befindet. So antwortete sie der Bild auf deren Nachfrage, dass sie während ihres Urlaubs an den Kabinettssitzungen in Rheinland-Pfalz teilgenommen habe. Doch da hat sie wohl ihre Erinnerung betrogen. Spiegel habe die Protokolle der Sitzungen prüfen lassen und so festgestellt, dass sie doch nicht an den Sitzungen teilgenommen hat.

"Dreist gelogen"
Spiegel im Urlaub, Dreyer von nichts gewusst
A propos. Falsche Darstellungen, die mal passieren können. Ihr damaliger Staatssekretär Erwin Manz (Grüne) hatte erklärt, dass Spiegel Mails und Anrufe in der Flutnacht auf den 15. Juli 2021 nicht beantwortet habe. Aber doch, einmal habe sie angerufen, fiel ihm später ein. Und mysteriöser Zufall: Während alle Anrufe auf der Anzeige des Smartphones angezeigt wurden, fehlte just für diesen Anruf ein Eintrag.

Spiegels Umweltministerium hatte am Nachmittag des 14. Juli eine Pressemitteilung herausgegeben: Das Hochwasser werde nicht so dramatisch ausfallen. Spiegel hatte die Mitteilung selbst korrigiert und darauf bestanden, dass es im Text „Campingplatzbetreiber:innen“ heißen müsse. Kurz darauf wurde Manz vom Umweltamt informiert, dass diese Mitteilung eine eklatante Fehleinschätzung weitergegeben habe. Es drohe eben doch eine Rekordflut. Manz entschied sich, eine Richtigstellung auf den nächsten Tag zu verschieben, auch weil Spiegel nicht mehr erreichbar war. 134 Menschen starben in Rheinland-Pfalz während der Flut. Darunter die Bewohner eines Behindertenheimes, die aufgrund der Falscheinschätzung nicht rechtzeitig evakuiert wurden.

Für den Fall, dass Spiegel an diesem Montag gehen muss, gilt Anton Hofreiter als möglicher Nachrücker. Er gehört wie Spiegel zum linken Lager und ihm sei ein Nachrücker-Platz versprochen worden, heißt es in grünen Kreisen. Allerdings würde das Frauenverhältnis der Grünen im Kabinett kippen. Bis jetzt sitzen dort drei Frauen und zwei Männer für die Partei – mit einem Wechsel von Spiegel auf Hofreiter wäre es umgekehrt. Zudem gilt die Familienpolitik nicht als Thema Hofreiters.

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Kommentare ( 98 )

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moorwald
2 Jahre her

Lauterbach wird man nach der „Methode Spiegel “ leider nich loswerden.

Fragen hilft
2 Jahre her

Im Antiquariat Booklocker könnte Frau Spiegel das Buch
„Die Welt der Könner“ erwerben, von Dr. Gustav Großmann, einem Arbeitsmethodiker.
Ersterscheinung 1978—6. Auflage 1992.
Da ist nachlesbar welche Rechenschaft man sich selbst gegenüber ablegen sollte, wenn man ein Amt übernehmen will, von dem Wohl und Wehe anderer Menschen abhängig ist.

Lotus
2 Jahre her

„Parteifreunde sprangen ihr bei, ebenso wie Personal von ARD und ZDF.“ Der ÖRR hält dem Grünen Personal bis zum letzten Augenblick die Stange. Erst als klar war, dass Spiegel absolut untragbar ist, sind die „Qualitätsjournalist*** __* ***INNNNNEN“ von Bord gegangen. Vermutlich hat sich sogar die Parteispitze der Grünen früher von Spiegel abgesetzt. Erst dann, wenn die Grüne Partei das Signal gibt, folgt der ÖRR in ergebener Treue. Es wäre wirklich nur fair, wenn die Grünen die Kosten für die Politik-Berichterstattung des ÖRR aus ihrer Parteikasse mitfinanzierten. Oder wenn die Grünen diese Berichterstattung wenigstens als geldwerten Vorteil (tatsächlich ist sie unbezahlbar)… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Lotus
Fulbert
2 Jahre her

Amüsant, dass Spiegel trotz aller Emanzipiertheit bei der weinerlichen Rechtfertigungsrede auf vermeintlich weibliche Gefühligkeit setzte und die Tränen nur schwer zu unterdrücken vermochte. Wenn es ernst wird, werden die Geschlechterrollen wieder ganz konventionell bei unseren fortschrittlichen Vordenkern.

Last edited 2 Jahre her by Fulbert
Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Fulbert

Es sieht eher aus, als verdrücke sie Tränchen, weil sie sich selbst leid tut. Meiner Meinung nach hat sie ein vollkommen gestörtes Selbst-/Fremdbild. Dabei wirkt sie unerwachsen wie diese Fester, der man das wenigstens noch halbwegs nachsehen kann – auch wenn sie den Posten als MdB mangels Grundlagen nicht besetzen dürfte. Was haben die Grünen vor, wenn sie dennoch solche in politische Ämter bringen? Baerbock und Habeck scheinen ja genau so verfehlt wie Özdemir, Lemke und alle anderen in Positionen. Und in BW sollen sie jetzt jährige an die Urne lassen wollen – damit wird das ganze nicht besser –… Mehr

Stef
2 Jahre her

Kann ja noch werden, „grün“ ist bei den verblendeten Stadtkindern total in Mode. Wenn die alle wahlberechtigt werden, bekommen das die Leute ychon zu spüren, also auch die, die es bis jetzt nicht gemerkt haben. Und mancher Althippie glaubt auch immer noch, die Grünen ständen für Umweltschutz und wählt dieses infantile Kasperletheater „aus Überzeugung Gutes zu tun“. Mir wird schlecht.

Flaneur
2 Jahre her

auch das ist ein gutes Argument!
Aber wie ich schon schrieb – es gibt einfach keinerlei „Verantwortungskultur“ mehr. Sie haben zwar die Posten inne, üben Macht aus, aber Verantwortung oder die Folgen für ihr Handeln sollen bitte doch Andere tragen.

leonardus
2 Jahre her

Lasst sie doch bleiben, es spielt doch keine Rolle. Der nächste Grüne wird auch nicht durch Wissen und Leistung bestechen und verursacht nur höhere Personalkosten. Es ist sowas von gleichgültig.
Anstand und Ehre haben die Grünen seit dem Jugoslawien Krieg abgeschafft. Die Friedenstaube und gelehrige Davos-Schülerin Baerbock fordert jetzt schwere Waffen für die Ukraine. Solange die Milliarden für die Windenergielobby fließen lesen die Grünen den USA jeden Wunsch von den Lippen ab.
Die Grüne Partei ist ein Fake

peer stevens
2 Jahre her
Antworten an  leonardus

…“Die Grüne Partei ist ein Fake“, so Ihr letzter Satz. …-Fake, als Begriff mal -trotz Widerwillen- mal angenonmmen, denn es gibt sicher bessere Beschreibungen fuer -Schwachsinn und Unfaehigkeit- bei Inhalt und Personal als immer wieder den Zettelkasten des Denglisch dafuer heranzuziehen …aber abgesehen von der Frage: -WAS SOLL DAS-? … hier die Beurteilung des „Fake“: Die Gruenen sind mehr als DAS! …und das ist der seit Jahren triefender Schwachsinn in den politische und gesellschaftldichen Inhalten, der verbunden ist mit einer dramatischen Unfaehigkleit beim Personall!! …also, wenn Dummmichel nicht aufpasst und nicht sofort aktive dagegen haelt, dann sind diese Typen mit… Mehr

leonardus
2 Jahre her
Antworten an  peer stevens

ja sicher- Sie haben Recht. Mir fehlen einfach manchmal nur die Worte. Es ist bestürzend was Deutschland wieder für Eliten hervorbringt

cathleen
2 Jahre her

Dies ist zumeist an diesem Verhalten gekoppelt. Ansonsten, m.M.n., würde man sich um Menschen in Not, und generell, kümmern. Siehe Schmidt Flut 1962.

Flaneur
2 Jahre her

Ich kann sie verstehen. Manchmal wird es einfach zu viel. Nur: überall auf der Welt ist man dann RAUS. Aber sowas von. Wenn ich als Streifenpolizist übermüdet und genervt mit dem Streifenwagen zwei Leute überfahre: RAUS! Wenn ich als Arzt übermüdet und gestresst 5 Leuten Linsensuppe anstatt Blutkonserven verabreiche, RAUS! Wenn ich als Bauleiter müde und genervt 4 Maurer auf ein ungesichertes Gerüst hetze und die runterfallen: RAUS! (außer in Katar, da ist das normal) Wenn ich aber als Ministerin mit einem Mitarbeiterstab von zig Personen, darunter soger persönliche Assistenten, die ich mir teilweise selbst ausgesucht habe, nicht in der… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Flaneur
Stef
2 Jahre her
Antworten an  Flaneur

Tja also zum Thema gerechtfertigtes Gehalt: Dessen Höhe bestimmen die selber.

spectrum380780
2 Jahre her

Was für ein entwürdigendes Schauspiel. Also für alle, außer der „Ampel-Regierung“. Für die ist das normal. Das lässt erahnen, wem die Bevölkerung ausgeliefert ist.
Und Totalversager:innen durch Totalversager:innen ersetzten zu wollen, ist nicht weniger peinlich. Andererseits haben die Grünen auch kein kompetentes Personal zur Verfügung.