Umfrage Uni Erfurt: Gesundheitspersonal weniger impfbereit als andere

Ausgerechnet diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind unterdurchschnittlich willig, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Die Unsicherheit und der Informationsbedarf angesichts der möglichen Nebenwirkungen ist groß - die Zustimmung zum Lockdown auch.

picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig

Eine Umfrage offenbart, dass ausgerechnet in jener Bevölkerungsgruppe, die am nächsten dran ist an medizinischen Fragen, die Impfbereitschaft mit den vorhandenen, demnächst wohl nach Schnellverfahren zugelassenen Corona-Impfstoffen tendenziell geringer ist als bei anderen. Fachleute scheinen durchaus persönliche Nebenwirkungen durch die Impfung zu befürchten, auch wenn sie deren kollektiven Nutzen nicht in Frage stellen. Das legen zumindest die Ergebnisse aus dem „COVID-19 Snapshot MOnitoring“ (COSMO) nahe, die Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt jetzt vorstellte.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Bei der Gesamtheit der befragten Personen in Deutschland ist die Absicht, sich selbst gegen Covid-19 impfen zu lassen, von der ersten Erhebung am 14. April bis zur jüngsten Erhebung am 8. Dezember von 79 auf 48 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Befürworter einer staatlichen Impfpflicht sank im selben Zeitraum von 73 auf 37 Prozent. Anmerkung der Erfurter Forscher: „Bei einer angenommenen Basisreproduktionsrate von R0=3 und einem perfekt wirksamen Impfstoff würde die aktuelle Impfbereitschaft nicht ausreichen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Bei einem Impfstoff mit weniger als 100% Effektivität müsste die Impfbereitschaft sogar noch höher liegen“. Die Autoren empfehlen darum: „Vertrauensbildende Maßnahmen (z.B. regelmäßige transparente Aufklärung über den Stand der Entwicklung, Arten der neu entwickelten Impfstoffe usw.) können helfen, das Vertrauen zu stärken. Bei der Einführung eines Corona-Impfstoffs sollten ausreichend Ressourcen eingesetzt werden, um aufkommende Fragen schnell zu beantworten.“

Die Impfbereitschaft der selbst im medizinischen Bereich arbeitenden Befragten schwankt im Zeitverlauf stark, sie liegt allerdings bis auf zwei Ausnahmen im Jahresverlauf meist deutlich unter derjenigen der Gesamtheit. Interessant ist dabei ein Detail: „48 Prozent (der im Gesundheitsbereich arbeitenden, Red.) denken, dass sich die meisten ihrer Arbeitskolleg/innen gegen COVID-19 impfen lassen werden“. Man könnte daraus also die Hoffnung auf einen gewissen Trittbrettfahrereffekt folgern: Die anderen sollen sich impfen lassen, damit ich es nicht muss.

Screenprint: snapshot Monitoring COSMO

Nur die knappe Hälfte (49.61 Prozent) der selbst im medizinischen Bereich arbeitenden Befragten sagte, sie würden ihren Patienten einen COVID-19-Impfstoff empfehlen, wenn er verfügbar wird und prinzipiell für ihre Patienten in Frage käme.

Die meisten Befragten wissen nicht, um welche Art des Impfstoffs es sich bei dem von Modena oder Pfizer/Biontech handelt (das Wissen nimmt allerdings tendenziell zu). Ob sie es wissen oder nicht, beeinflusst allerdings nicht ihre Impfbereitschaft. Eine absolute Mehrheit (52 Prozent) sieht die Impfung gegen COVID-19 vor allem als Vorbeugung einer eigenen Erkrankung, 24 Prozent sehen sie eher als Intervention, die die aktuellen Einschränkungen beseitigen könnte. Die Impfbereitschaft ist am höchsten unter Personen, die eine Impfung aus Gesundheitsgründen anstreben.

Helds Ausblick – 15-2020
Pflegenotstand – Über das Staatsversagen in der Corona-Krise
Auf die Frage, wozu sie sich mehr Informationen wünschen, antworten 73,5 Prozent „Nebenwirkungen der verschiedenen Corona-Impfungen“. Dieser Bedarf ist bei Personen mit „Impfpriorität“ (über 60-Jährige, Vorerkrankte, Beschäftigte im Gesundheitssektor) naheliegender Weise mit 92 Prozent besonders hoch.

Die Zustimmung zu den politischen Corona-Maßnahmen der Regierenden ist auch hoch. Die COSMO-Umfrage fand am 8. Dezember, also vor den jüngsten Lockdown-Beschlüssen statt: 60 Prozent stimmten zu, dass es „schnellstmöglich einen harten Lockdown geben sollte“, um die Fallzahlen deutlich zu reduzieren. Nur 29 Prozent lehnen das ab, der Rest ist unentschieden. 53 Prozent sprechen sich für die Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte aus. Aber wie bei dem Unterschied beim Gesundheitspersonal zwischen sich selbst nicht impfen zu lassen im Vertrauen darauf, dass es schon die anderen tun, könnte auch die Zustimmung zum Lockdown die anderen meinen – nicht sich selbst.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 73 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

73 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Thorsten
3 Jahre her

es gibt ganz einfache Wege die Impfbereitschaft mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen, indem der Nutzen an dem Impfling weitergegeben wird.

  • kann am gesellschaftlichen Leben teilnehmen
  • unbegrenzte Versammlungs-, Feier- und „Party“-Teilnahme
  • keine Zuzahlung bei COVID-Behandlung

Also am einfachsten 100 € Prämie auszahlen …

bfwied
3 Jahre her
Antworten an  Thorsten

Glauben Sie nicht, dass die Nebenwirkungen der unerprobten Impfung den Leuten einfach zu gefährlich sind? Dass sehr viele Menschen bereits das Virus überstanden haben und jedenfalls für einige Zeit immun sind, genauso wie durch eine Impfung? Dass wir durch jede Schraubenumdrehung in Bezug auf Zwangsmaßnahmen letztlich die Freiheit und die Individualität total verlieren, wir alle in eine „Farm der Tiere“ geführt werden, deren Vorgänger, die DDR, als ein geradezu freier Staat erscheint? Denken Sie nicht, dass, wenn schon das Klinikpersonal nicht davon begeistert ist, die wahrscheinlich besser wissen als Nichtmediziner, dass die Impfung möglicherweise doch größere Gefahren birgt? Wenn man… Mehr

Frau W. aus D. an der E.
3 Jahre her

Und das, wo doch Youtube, Facebook & Co. alles erdenklich mögliche getan haben, um die Impfkritiker zum Schweigen zu bringen.
Als nächstes sollte den Leuten jetzt noch klar werden, dass sie durch das Masketragen zwar andere schützen, sofern sie selber positiv sind, aber gleichzeitig ihre Prognose durch die Maske deutlich verschlechtern, weil sie Viren aus der Maske rück atmen.

Juergen Schmidt
3 Jahre her

Ein Familienmitglied ist erfahrene examinierte Krankenschwester, tätig in der ambulanten Altenpflege. Sie wird sich unter keinen Umständen mit mRNA-Stoff behandeln lassen, bei „Impfzwang“ notfalls die Arbeit niederlegen. Sie ist voll im Dienst die ganze „Corona-Zeit“ über, wie immer bis zum Anschlag, ohne irgendeine Einschränkung. Jeden Tag werden bis zu 30 Kunden/Patienten nacheinander angefahren und versorgt, Körpernähe ist da ganz normal. Dabei wird auf Hygiene geachtet, Maske, Handschuhe, Desinfektion. Die qualifizierten Fachkräfte in der Pflege können Hygiene. Die ganze Zeit über ist kein einziger Patient an „Corona“ erkrankt, sie auch nicht, auch kein Kollege. Es wurde auch niemand „positiv getestet“. Eine… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Juergen Schmidt
Bernhard J.
3 Jahre her

„…„Vertrauensbildende Maßnahmen (z.B. regelmäßige transparente Aufklärung über den Stand der Entwicklung, Arten der neu entwickelten Impfstoffe usw.) können helfen, das Vertrauen zu stärken.“ Der Satz impliziert, dass die Impfstoffe keine gravierenden Nebenwirkungen hervorrufen. Woher wollen aber die Autoren das so genau wissen, wenn über die neu entwickelten Impfstoffe noch keine ausreichenden Erkenntnisse vorliegen? Man merkt deutlich, dass eben nicht sein kann, was nicht sein darf. So sieht aber genau keine transparente Aufklärung aus, die doch offen bleiben müsste, wie es um die Verträglichkeit der Impfstoffe bei den jeweiligen Bevölkerungsgruppen bestellt ist. Ferner gehörte zur Vertrauensbildung, dass eine nachvollziehbare Begründung gegeben… Mehr

Lesterkwelle
3 Jahre her

Eine Tatsache dürfte unbestritten sein: Dier grösste Profiteure diese Desasters dürften die Pharamindustrie und deren Aktionäre sein. Die Schweinegrippeimpfstoffblamage von 2009 unter tatkräftiger Mithilfe des Herrn Professor Drosten darf sich nicht wiederholen. 4 Millionen Dosen landeten letztlich im Verbrennungsofen und dienten Energie- und Wärmeversorgung glücklicher Magdeburger Bürger. Also Impfen, bis die Nadel bricht. Impfpflicht? Nicht mit mir! So Spahn. Aber es gibt ja auch subtilere Methoden, das Volk zur Nadel zur treiben. Soziale Ächtung, Einlass nur gegen Impfnachweis, die Politik ist einfallsreich.

MG42
3 Jahre her

Kein Wunder, denn diese Personen sind besser informiert. Mit Allergie sollte man sich nicht gegen Corina impfen lassen: Wer weis das von der Normalbevölkerung? In Deutschland sind 1/3 der Bevölkerung von Allergien betroffen (Statistik 2017). Was ist mit denen, die das nicht wissen? Ein Risiko? Welches? Keine Antworten!

MG42
3 Jahre her

Vertrauen ist die Grundlage für alles und erst Recht beim Thema Gesundheit. Bei der Impfstoffentwicklung zu Corona feiern die Medien seit Monaten 2 Dinge: Die Schnelligkeit der Entwicklung und die Neuartigkeit eines Teils der Impfstoffe.
Das wirkt! Ich hab auch keine Lust Versuchskaninchen zu sein. Wir sind die langfristigen Folgen der Impfung? Dazu gibt es keine Aussage! Einzig das Thema Allergien wird als Grund angeführt keine Impfung zu empfehlen. Damit ist das Thema für uns durch und sicher für viele andere Allergiker auch.

ioeides
3 Jahre her

Gibt es eigentlich ein offiziell formuliertes Ziel für die Impfung?

  1. Schutz davor, selbst infiziert zu werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit“
  2. Milderer Verlauf einer trotz Impfung erfahrenen Infektion?
  3. Keine eigene Infektiosität und daher keine Maske?
  4. Dauer der Schutzwirkung, auch gegen mutierte Folgeviren?

Solange das nicht klar kommuniziert wird, ist jede Befragung sinnlos.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  ioeides

Gibt es irgende ein Projekt von Merkel und ihrem Kabinett, das offiziell ausweist, wie die Welt aussehen und funktionieren soll, wenn die Frau ihren unhinterfragten „Plan“ durchgezogen hat?
Weshalb also soll sie das für das „Durchimpfen“ unterbrechen?
Der Umfrage fehlt wie dem Leopoldina Gutachten jegliche „Wissenschaftlichkeit“.

Farbauti
3 Jahre her

Ich habe nichts anderes erwartet. Die deutsche Bevölkerung wird von vielen Kommentatoren hier als strunzdummer Michel beschrieben. Dies halte ich für abwegig. Interresant auch Herr Schneider, Boss des paritätischen Wohlfahrtsverbands. Er war der erste der es nicht geschafft hat diesen Posten neutral zu besetzen, sondern trat offensiv in die Partei DIE LINKE ein (Hier bei TE berichtet). Er befürchtet, salopp gesagt, dass sich das Prekeriat um die Impfe kloppen wird. Da kann ich nur lachen. Viele Hartzer sind vielleicht ungebildet, verfügen aber noch über gesunden Menschenverstand und sie sind schon so oft beschissen worden, dass sie den Braten riechen, bevor… Mehr

Malaparte
3 Jahre her

Vertrauensbildende Maßnahmen werden empfohlen! Tatsächlich? Reicht das derzeitige Framing noch nicht aus? Der Drops ist doch gelutscht. Politiker, Hofmediziner, Hofberichterstatter & Co. haben hoch verdient jedwedes Vertrauen verspielt. Das Misstrauen sitzt tief und greift immer mehr um sich. Daran werden weder die 220 Millionen Steuerzahlergeld für Journalismus quasi nach Diktat noch hunderte weitere Millionen für mehr oder weniger dubiose Beraterfirmen etwas ändern.