Lobby-Vorwürfe bringen die Deutsche Umwelthilfe in Erklärungsnot

Die Deutschen Umwelthilfe wollte 2016 eine Kampagne für Erdgas machen und sich dafür entlohnen lassen. Die Idee kam aus dem Wirtschaftsministerium. Dort saß auch der ehemalige Co-Geschäftsführer von Jürgen Resch. Ein Vertrag zwischen Ministerium und DUH bleibt bis heute geheim.

IMAGO / epd
Eine Geschichte aus dem Jahr 2016 kratzt derzeit an dem, was die in Augen anderer Medien noch bestehende Reputation der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist. Sie geht bereits seit zwei Tagen durch den Blätterwald. Inhalt: eine „Projektskizze“ der NGO. Die DUH weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass es sich nicht um ein „Angebot“ handelt, wie viele Medien berichten. Und fügt in bekannter Manier zu: „Wir bitten Sie, diesen auch juristisch wichtigen Unterschied zu beachten.“

Die „Projektskizze“ ging an Erdgas Mobil (heute: Zukunft Gas), einem Verband von Erdgasunternehmen. Der Inhalt, grob umrissen: eine Kampagne für erdgasbetriebene Autos. Titel: „Saubere Luft durch saubere Antriebe“. Für eine Skizze sind die Details bereits klar umrissen in dem neun Seiten langen Papier. Gegen eine Zahlung von 2,1 Millionen Euro wollte die DUH Lobbyarbeit für drei Jahre betreiben: sie setzt dafür 750.000 Euro (2017), 700.000 Euro (2018) und 650.000 Euro (2019) jährlich an. Die DUH berechnet sogar die Kosten für anstehende Klageverfahren.

Während sich die DUH gegen den Begriff „Angebot“ wehrt, fällt das Wort „Kampagne“ dagegen im Papier selbst. Etwa so: „Flankiert wird die Kampagne durch diverse Fahrzeugmessungen, Fachgespräche, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit zu Natural Gas als saubere Antriebsalternative im Verkehrsbereich.“ Man verweist auf das eigene Netzwerk „im Bereich Luftreinhaltung, Klimaschutz und Verkehr“ und darauf, dass die „relevanten deutschen Umwelt- und Verkehrsverbände“ das Anliegen unterstützen würden.

Noch deutlicher kann man das „Modell DUH“ kaum beschreiben. Wie solche „Projektskizzen“ allerdings vereinbar sind mit dem eigenen Anspruch der Gemeinnützigkeit, wirft auch der Bericht selber auf. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass es ja nicht nur den Verein DUH gibt, sondern auch die DUH Umweltschutz-Service mbH (früher: GmbH), eine 100-prozentige Tochter der DUH. Diese hatte auch schon mit der Bundesregierung einen Dienstleistungsvertrag unterzeichnet, wie aus einer Anfrage des damaligen Bundestagsabgeordneten Mario Mieruch vom 16. März 2018 hervorgeht. Die Entlohnung der DUH durch die Bundesregierung ist bis heute nicht bekannt. Sie ist als „VS – VERTRAULICH“ eingestuft.

Nur haben solche Deals bisher wenig interessiert. Was der DUH nun auf die Füße zu fallen droht, ist der eigene moralische Anspruch. Auch hier muss man den Vorgang in die damalige Zeit einordnen. Nicht nur, weil die „Diesel-Affäre“ damals akut war und Alternativen gefragt. Zu Beginn der 2010er Jahre gab es einen „Run“ auf Gas in zahlreichen Ländern – häufig unter Beteiligung linker und grüner Organisationen oder Politiker. Gas galt nicht nur damals in Deutschland als „Brückentechnologie“. Erdgasbetriebene Busse eroberten etwa Südeuropa. Die DUH folgte hier also lediglich einem Trend. Vor allem galt Gas als „sauberer“ als Öl, den damaligen Hauptkonkurrenten.

Spätestens mit der Energiekrise hat Gas jedoch seinen Nimbus eingebüßt. Auch die DUH selbst hat Erdgas nur dreieinhalb Jahre später, im Jahr 2020, verteufelt. Im Video „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ geißelt die DUH das importierte Frackinggas aus den USA. Es handele sich um eine „Katastrophe für Umwelt und Klima“. Deshalb wehre man sich auch gegen LNG-Terminals. Die „Projektskizze“, welche die DHU Erdgas Mobil unterbreitete, stammt vom 2. Dezember 2016. Das Video, das Gas de facto als „no go“ einstuft, vom 4. September 2020.

Womit sich wiederum die Frage stellt – wie ehrlich hat die DUH ihre „Projektskizze“ gemeint, wenn sie nur wenig später solche Spots ins Netz stellt? Geht es hier um Umwelt oder Aufträge?

Der Bericht, der zuerst bei Table.Media erschienen ist, stammt von Markus Grabitz – einem der profiliertesten Journalisten auf diesem Feld. Bereits in der heißen Phase der „Diesel-Affäre“ hat er für die Stuttgarter Zeitung recherchiert. Er hat über Jahre immer wieder Verstrickungen und Hintergründe zu jener NGO aufgeklärt, die zu Zeiten eines Ministers Jürgen Trittin oder eines Staatssekretärs Jochen Flasbarth gute Kontakte ins Bundesumweltministerium unterhielt. Rainer Baake war bekanntlich unter Trittin Staatssekretär und anschließend zusammen mit Resch Geschäftsführer der DUH, bevor er die Agora Energiewende aus der Taufe hob. Ein gewisser Patrick Graichen war damals persönlicher Referent des Staatssekretärs Baake.

Die Namen sind an dieser Stelle nicht unwichtig. Denn wie sich laut Grabitz herausgestellt hat, stammt die Idee zur „Projektskizze“ eigentlich aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Am Runden Tisch „Erdgasmobilität“ sei sie entstanden. Man sei der Einladung gefolgt, „da damals wie heute der Erdgas-Verbrennerantrieb eine weniger CO₂- und vor allem weniger Abgase erzeugende Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel ist“. Die DUH sei angesprochen worden, ob man weitere „Projektarbeit“ für „Erdgasantriebe“ machen würde. An dem Punkt hätte ein Verein für Umwelt- und Klimaschutz abwiegeln können. Die DUH tat das nicht. Sie zeigte sich „offen“.

Einziges Problem: im Ministerium gab es bedauerlicherweise keinen Etat dafür. So ging die Idee aus dem Bundeswirtschaftsministerium in den freien Markt. Der damalige Bundeswirtschaftsminister hieß damals Sigmar Gabriel. Und ein Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium: Rainer Baake, ehemaliger DUH-Geschäftsführer. Inwiefern diese Verbindungen eine Rolle spielten, bleibt Spekulation. Klar ist jedoch: während der Plan zur nicht durchgeführten Gas-Kampagne mittlerweile offenliegt, bleibt der Vertrag zwischen DUH und Bundesregierung, der den Bürgern den Netzausbau (Initiative Bürgerdialog Stromnetz) schmackhaft machen sollte, weiter geheim.

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Kommentare ( 21 )

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ewunil
2 Monate her

Hierzu passt sehr gut, dass einer der Hauptsponsoren der DUH bis 2019 Toyota gewesen ist – also ein direkter Konkurrent der deutschen Auotoindustrie! (https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/geld-fuer-studien-toyota-stoppt-zahlungen-an-deutsche-umwelthilfe/23714582.html)

ketzerlehrling
2 Monate her

Diese NGO wird das überleben, sie treibt ihr Spielchen schon seit Jahren.

Crossbow
2 Monate her

Gemeinnützigkeit ist für mich hinter diesem Verein nicht erkennbar .
War nicht auch Toyota in diese „Diesel Affäre“ involviert – als Geldgeber ?
Gemeinnützigkeit aberkennen, verklagen wegen Korruption, verbieten, fertig .

Clemens Anton
2 Monate her

Es wird allerhöchste Zeit das Unwesen der „gemeinnützigen“ Stiftungen und Vereine per Gesetz zu beenden. Sie kosten den Steuerzahler nur Geld und dienen einzig und allein der Abzocke durch gewiefte Geschäftemacher im Namen von angeblich höheren Zielen wie Klimawandel, Umweltschutz, etc.

wachschaf
2 Monate her

Das System ähnelt dem Greenpeace-Geschäftsmodell .
Der gemeinnützige Verein macht die Kampagnen und Green Planet Energy das Geschäft mit zB Windparks.

StefanB
2 Monate her

Wie gesagt: Die grüne Weltverbesserung ist auch nur ein ordinäres Geschäftsmodell mit allen typischen Begleiterscheinungen, wie Korruption. Allerdings ein nichtsnutziges, weshalb es per staatlichem Zwang auf Kosten anderer betrieben wird. Freiwillig würde dafür niemand zahlen.

Last edited 2 Monate her by StefanB
elly
2 Monate her

die DUH wäre weniger erfolgreich, würde nicht die Mehrheit der Bevölkerung und große Teile aus der Wissenschaft mitmachen. Noch nie war die Luft so sauber, wie jetzt und dennoch erstickten in den Jahren der DUH Kampagne viele, hatten Atemwegsprobleme etc.
Die DUH nutzt nur die Hysterie der Gesellschaft und Teile der Ärzteschaft, sowie Wissenschaft sind willfährige Handlanger.

Peter Pascht
2 Monate her

Auch die „Diesel-Affäre“ war nur ein „Projekt“ von vielen Korruption-Skandalen dieser Republik, denn dafür hat die korrupte Politik die nötigen Gesetze geschaffen. Der Grund war, dass man in den USA aus Konkurenz Gründen, deutsche Autos als umweltschädlich brandmarken wollte, wozu man eigene striktere Abgasnormen geschaffen hat, denen die deutschen Autos nicht gewachsen waren. Die Autoren all der Korruptionsaffairen sind im höchsten Regierungsamte angesiedelt in der Zeit von Kohl, Schröder, Merkel. Auch die hochmoralisierenden Grünen haben schnell das Spielchen der „Korruption der Macht“ gelernt und Blut daran geleckt. Es zeigt wie moralisch verfallen die „Politische Elite“ dieses Landes ist, quer durch… Mehr

Last edited 2 Monate her by Peter Pascht
Peter Pascht
2 Monate her

Sie gestatten mir eine Ausnahme. Lesen sie bitte: „Die Machenschaften der Macht“, Prof. Hans Herbert von Arnim. Kapitel: „Korruption ist die Seele des Systems“ Sie werden darin eine zeitliche Vorwegnahme der heutigen Zustände finden. Prof. Hans Herbert von Arnim, eine hochgeachtete Persönlichkeit, Verfassungsrechter, Staatsrechtler, einst Landes-Verfassungsrichter. Man darf also nach allem menschenliche Ermessen davon ausgehen, dass er sehr wohl Bescheid wusste, worüber er schrieb. Was er und andere schrieben und schreiben treibt einem die Zornesröte ins Gesicht und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, über den Zustand dieses Landes, den man uns lügenhafter Weise als „Demokratie“ unterjubeln will.… Mehr

H. Hoffmeister
2 Monate her

Resch, Graichen, Habeck, Baake, Trittin uswusf., Zielfunktion: Macht und Geld, sonst nichts. Macht auch Sinn, denn außer mit Amigo-Netzwerken und durch Verunglimpfungen anderer Geld aus dem Steuersäckel abziehen können die nicht.