Automobilclub protestiert gegen Diesel-Fahrverbot in München

Der Münchner Stadtrat hat die Einführung eines Diesel-Fahrverbots in München beschlossen. Der Präsident des Automobilclubs „Mobil in Deutschland e.V. “, Michael Haberland, kritisiert das.

IMAGO / Ulrich Wagner
Blick auf den Mittleren Ring in München, Höhe Tegernseer Landstraße, wo demnächst ein Diesel-Fahrverbot herrschen soll

Die grün-rote Stadtregierung von München hat am Mittwoch beschlossen, Dieselfahrzeuge in München zu verbieten. Ab Februar des kommenden Jahres dürfen keine Dieselfahrzeuge bis zur Euro-4-Norm in den Innenstadtbereich und den mittleren Ring fahren. Das sind Dieselmotoren, die bereits relativ strenge Abgasnormen einhalten müssen und auf der Windschutzscheibe eine grüne Umweltplakette haben. Zunächst gilt das Fahrverbot nur für Euro-4-Norm-Dieselautos, aber Oktober 2023 dann auch für neuere Euro-5-Norm-Fahrzeuge.

Betroffen sind jetzt mindestens 140.000 Dieselautos aus München – wie viele aus der Region von dem Fahrverbot berührt sind, weiß die rot-grüne Stadtregierung nicht. Sie führt eine angebliche Gesundheitsgefährdung an.

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 Der Automobilclub »Mobil in Deutschland e.V.« weist daraufhin, dass 2022 Messstellen in genau noch zwei Straßen – der Tegernseer Landstraße und der Landshuter Allee – höhere Werte als die bereits sehr niedrigen Stickoxidgrenzwerte auswiesen. Der Club beklagt weiterhin, dass München seit vielen Jahren Stau-Hauptstadt in Deutschland ist: »Nach einer Studie des Verkehrsinformationsanbieters INRIX verloren 2021 Autofahrer in München im Schnitt 79 Stunden im Stau. Das kostet viel Geld, Zeit und erzeugt unnötige Emissionen.«

Mobil in Deutschland hat bereits mehrere erfolgreiche Petitionen ins Leben gerufen. Jetzt startete der Automobilclub die Petition „Nein zum Diesel-Fahrverbot in München“ und erhielt innerhalb weniger Tage über 1.500 Unterschriften. Die Petition richtet sich an den Bayerischen Landtag und seine Ausschüsse.

Wie TE nachgewiesen hat waren die vermeintlich dramatischen Schadstoffwerte, die die argumentativen Grundlagen für Fahrverbote lieferten, schon in mehreren Fällen manipulativen. Der Automobilclub führt die gemessenen Mittelwerte der Stadt München an 44 Straßen im 1. Halbjahr 2022 an, die einen Stickstoffdioxid-Wert von durchschnittlich rund 25 µg/m² ergaben. Der Grenzwert in Deutschland liegt übrigens bei 40 µg/m², in den USA gelten Grenzwerte für Stickoxid-Emissionen von 100 µg/m², am Arbeitsplatz in Deutschland ist mit 950 µg/m² eine deutlich höhere Konzentration als auf der Straße zugelassen. Arbeitnehmer dürfen diese Luft pro Woche 40 Stunden lang einatmen – und das ein ganzes Arbeitsleben lang.

Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland, kritisiert diese Entscheidung der Stadt München scharf: „140.000 Autobesitzern wird quasi die Nutzung ihres Eigentums versagt. Von heute auf morgen. Diesel-Fahrverbote sind unverhältnismäßig und nicht sozial verträglich. Ein Milliardenschaden für viele Menschen in München und Umgebung.«

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Kommentare ( 28 )

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bfwied
1 Jahr her

Als was soll man die Inkarnation der abstrakten Dummheit benennen? Mir fällt nur Grün und Rot ein. Als ich Mitte der 90er-Jahre mit dem Flugzeug in 8000 Fuß (ca. 2500 m) aus den Alpen über Oberstorf herausflog und eine der häufigen Inversion in ca. 6000 Fuß lag, konnte man unterhalb der Inversion eine graubraune Luftmasse erkennen. Oberhalb der Inversion betrug die Luftfeuchte 20-30 %, unterhalb 60 % und mehr. Die graue Farbe kam vom Wasserdampf, die braune von NOx. Heute ist nicht mehr die geringste Braunfärbung zu erkennen, nur Grau! Alle diese Stoffe, wie N2O, NO2 etc. gingen bis über… Mehr

Stefferl
1 Jahr her

Gibt es eigentlich den ADAC noch? Er war einmal der größte Automobilclub in Deutschland, hätte also auch ein großes politisches Gewicht. Aber er fährt halt leider auf Elektroautos ab, wird also kaum protestieren.
Die Meßstelle an der Tegernseer-Landstraße ist mitten am vielbefahrenen Mittleren Ring. Also an der meistbefahrenen Straße Münchens. Kein Wunder, daß die Werte dort etwas höher sind als anderswo. Wenn ich mich recht erinnere, war dies auch eine von den falsch aufgestellten Meßstationen.

PS: Bei den Grenzwerten schreibt ihr von m², es müssten aber m³ sein.

Medienfluechtling
1 Jahr her
Antworten an  Stefferl

Es zeigt sich auch da, das es nicht gut ist, sich von einem Anbieter abhängig zu machen. Der ADAC hat mit seiner Implosion ein großes Vakuum hinterlassen, in welches die Fahrradlobby hineingegrätscht ist.
Die Auto Clubs sind wie die Autofahrer jedoch allesamt faul und behähig geworden. Eine alternde dt. Gesellschaft eben. Leider.
Auch der AutoClub von Herrn Haberland bringt keine kritische Masse mehr auf. Wünschen wir, das Petition und das Einspruchsverfahren rechtzeitig bekannt werden und sich noch etwas dagegen tut…
Ansonsten können die Autofahrer einpacken.

Helene Walther
1 Jahr her

Wie gewählt, so geliefert! München darf sich freuen. Der Lernprozess ist manchmal schmerzlich!

Malb
1 Jahr her

Wo bleibt der Protest des ADAC mit seiner Machtfülle, die er jedoch offensichtlich nicht zu nutzen bereit ist. Er könnte mit ihr den Politikern aus einer bestimmten den Marsch blasen. Vermutlich befürchtet er jedoch, dass Anhänger einer bestimmten politischen Richtung bei ihm ihre Mitgliedschaft kündigen würden. Oder was sonst als Grund für die Zurückhaltung, die ich nicht erst jetzt zum ersten Mal feststelle, denkbar?

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

So lange die Münchner rotgrün wählen, bekommen Sie geliefert was sie bestellt haben. Ich habe da kein Mitleid und bin zum Glück weit weg von dieser Stadt.

bfwied
1 Jahr her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Kein Mitleid! Diejenigen, die die wählen, sind, abgesehen von ein paar unverbesserlichen Unpolitischen und Sozialberufler, Leute, die nicht viel leisten, jung und v. a. ungebildet sind. Sie wählen ihresgleichen, und sie werden auch nach einem etwaigen Zusammenbruch Rotgrün wählen, weil sie so einfach gestrickt sind. Intelligenzunterschiede gibt es nun mal!

greenout
1 Jahr her

Jetzt sollten aber die München umgebenden Landkreise das gleiche beschließen.
Nach dem Motto: wenn kein Stinker nach München rein darf braucht auch keiner raus

Autour
1 Jahr her

Ich finde es gut!
Denn: Die Bewohner der Stadt München wollen es genau so!
Es wurde Rot-Grün gewählt und nun darf man sich auch nicht beschweren, wenn solche „kranken“ Ideen umgesetzt werden. Der gemeine Deutsche lernt nur durch Schmerz.

Mausi
1 Jahr her

Das, was sich im Berufsverkehr in München an Arbeitnehmern in Autos bewegt, kann der ÖRR nicht auffangen. Überhaupt keine Chance. Jedes Unternehmen, das den Schuss gehört hat, wird sich, wenn es schlau ist, aus München wegbewegen. So wie die Industrie und auch die Dienstleistungen sich aus D wegbewegen. Meine Ärzte sitzen im nächsten Städtchen. Nicht jeder bietet eine Sprechstunde an, in der Zeit, wo man kostenlos parken kann. Oder überhaupt einen Parkplatz findet. Wirklich lästig. Ich hatte bereits den Gedanken, dass es Sinn macht, Praxen dorthin zu verlegen, wo es Parkplätze gibt: Die Orte, an denen Aldi und Co. zusammen… Mehr

Sonny
1 Jahr her

Wie geht das? Vor allem wider jeglichen gesunden Menschenverstand?
Wie können die die Bevölkerung einer Großstadt und deren Umland einfach so enteignen?
Wie ist das möglich, ohne dass Staatsanwälte und Richter einschreiten?

haasel
1 Jahr her

In der Corona Lockdown Zeit war die Messung die Abgase am Mittleren Ring eindeutig höher, obwohl die Verkehrslast eindeutig niedriger war! Das ignoriert Herr Reiter. Und da ist es wieder – das Gefühl, daß es nicht um Umweltwerte geht, sondern um Willkür!