Die Corona-Politik hat die Menschen „tödlich“ einsam gemacht

Die Corona-Politik hat die Einsamkeit in Deutschland verstärkt. Das berichtet die Telefonseelsorge. Politik und staatsnahe Medien üben sich in Anteilnahme – ohne ihren eigenen Anteil an der Entwicklung anzusprechen.

IMAGO / Bihlmayerfotografie

Es war ein fester Termin, den nie jemand ausgemacht hat: Mainz, 12.30 Uhr, am Rheinufer, Höhe Kaisertor. Keiner hatte sich je verabredet, keiner kannte sich vorher. Doch immer mehr waren täglich da. Gegen 12.30 Uhr. Mit den Hunden. Erst zehn Menschen und Minuten, dann 20, 30… Der Herrchen- und Frauchen-Treff wurde zur festen Institution während der Pandemie. „Die Wissenschaft“ hatte gesagt, wir müssen Kontakte reduzieren. Politik und Verwaltung setzten es stur um. Einzuwenden, sozialer Umgang gehöre zum Bedürfnis und zur Gesundheit des Menschen, war verpönt.

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Christian „die Wissenschaft“ Drosten hat nun die Pandemie für beendet erklärt. Karl Lauterbach (SPD) widerspricht ihm darin. Das ist jetzt erlaubt. Wer Drosten jedoch 2020 oder 2021 widersprach, war auf dem besten Weg, zum Staatsfeind zu werden: SPD, ARD, CDU, ZDF, Grüne und Zeitungen mit Staatsanzeigen im Blatt drückten den Sünder in die rechte Ecke. Jan Böhmermann fragte Markus Lanz öffentlich, warum der Virologen mit anderen Meinungen überhaupt zu Wort kommen lasse. Er musste sich dafür rechtfertigen. Also Lanz. Nicht Böhmermann. Menschen ausschließen und diskreditieren war 2021 hipp – und staatlich gewollt. Das hässliche Deutsche trägt schütteres Haar und eine eigenwillige Barttracht.

Nun ist die Pandemie weg. Die Trümmer liegen da. Die Politiker sind fast immer noch die gleichen, die diese Trümmer verursacht haben – aber beim Wegräumen wollen sie so tun, als ob sie nichts damit zu tun hätten: „Jeder sollte sich fragen, ob er einen einsamen Menschen kennt, den er heute anruft oder besucht. Einsamkeit kann tödlich sein“, schrieb Lauterbach an Weihnachten auf Twitter. Damit hat der Gesundheitsminister einerseits Recht – betreibt aber andererseits eine Heuchelei, die ihresgleichen sucht: Lauterbach gehörte erst zu den Scharfmachern und später zu den Verantwortlichen, die den Deutschen eben das ein Jahr vorher noch verboten haben, nämlich einsame Menschen zu besuchen.

„Einsamkeit kann tödlich sein.“ Lauterbach hat Recht. Aber tödlich war Einsamkeit auch schon 2020 und 2021. Da gehörte Lauterbach zu den Hetzern, die jeden verdammt haben, der vor tödlicher Einsamkeit gewarnt hat. Da gehörte Lauterbach, der schon als Abgeordneter die Aufmerksamkeit der Kanzlerin genoss, zu denen, die Kinos und Gaststätten schließen ließen. Die Familienbesuch unter Strafe stellten. Die Nachbarn aufforderten, „illegale“ Partys und Besucher zu melden. Die dafür sorgten, dass alte Menschen einsam in Heimen und Krankenhäusern starben. Ohne ihre Kinder und Enkel, die draußen bleiben mussten. Alt und einsam, nach tagelanger Isolation verstorben, wie sie ein Rechtsstaat nicht einmal seinen Schwerverbrechern zumuten würde.

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Einsamkeit ist tödlich. Keine und keiner, die Einsamkeit befohlen haben, sind dafür je in politische Verantwortung genommen worden – geschweige denn in juristische. Die Presse schweigt dazu. Zumindest der Teil der Zeitungen, der gegen viel Geld Anzeigen aus Lauterbachs Ministerium abdruckt.

Oder der Teil der Presse, der Millionen von der Gates-Stiftung erhält, wie zum Beispiel der Spiegel. In einem Text über die Telefonseelsorge zitiert das Blatt deren Sprecher Ludger Storch: „Während der Lockdowns war das natürlich besonders deutlich.“ Nun hätten die Betroffenen Schwierigkeiten, „mit anderen Menschen wieder in Kontakt zu kommen“. Sie wüssten nicht, wie sie eingeschlafene Beziehungen wieder beleben sollen.

Der Telefonseelsorge geht es so eindringlich um Corona, dass der Spiegel an dem Thema nicht vorbeikommt. In den Überschriften findet sich das böse Wort „Corona“ aber denoch nicht in Verbindung mit tödlicher Einsamkeit. Die lauten: „Die größte Volkskrankheit in Deutschland“ und „Jeder vierte Anruf bei der Telefonseelsorge zum Thema Einsamkeit“. Nicht einmal im Vorspann erwähnt der Spiegel die Pandemie, mit der Pfizer Milliarden Dollar verdient hat und mit Pfizer der Anteilhaber und Spiegel-Geldgeber Gates. Die Pandemie ist vorbei. Kann mal jemand die Trümmer wegräumen? Aber ohne darüber zu reden. Lauterbach und der Spiegel haben sich längst selbst verziehen, was sie während der Pandemie alles angerichtet haben.

300.000 der 1,2 Millionen Anrufe gingen laut Telefonseelsorge auf Einsamkeit zurück. In einem Land, in dem der Bundeskanzler von „You’ll never walk alone“ schwadroniert – und sein Wirtschaftsminister mit seiner Energiepolitik dafür sorgt, dass der Besuch von Kino oder Kneipe so teuer wird, dass sich den kaum noch einer leisten kann. Die 300.000 sind eine Zahl. Manche mögen sie für beeindruckend halten – andere nicht. Aber sie ist ohnehin nur ein Symptom. Nicht jeder, der einsam ist, ruft bei der Telefonseelsorge an.

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Einsamkeit sucht sich ihre Wege. Manche wehren sich gegen staatlich befohlene Einsamkeit, indem sie mit ihren Hunden mit mehr Menschen am Mainzer Rheinufer zusammenstehen bleiben, als es das Gesetz erlaubt. Andere sind wehrlos. Bleiben zu Hause oder suchen sich ihre Gespräche. Lokalredakteure können davon berichten. Zwischen 15 und 17 Uhr kommen die Anrufe von Menschen, die sich vermeintlich über einen Text beschweren – aber sich eigentlich nur mal ausquatschen wollen. Die Zeit ist neuralgisch für Einsame: Mit Frühstück, Putzen und Mittagessen ist der strukturierte Tagesablauf abgearbeitet und was das Fernsehen zu der Stunde bringt, ist für Menschen mit Verstand nicht zu ertragen.

Lauterbach hat Recht: Einsamkeit kann tödlich sein. Sie lässt sich nur im Privaten lösen. Mit Nachbarn reden oder mit Passanten. Menschen besuchen. Der Staat ist keine Lösung. Nicht nur dann nicht, wenn er Besuche unter Strafe stellt und Nachbarschaften zerstört, indem er erfolgreich zur Denunziation aufruft: Berlin entwickelt gerade ein neues Verkehrskonzept, das zu häufige Besuche in anderen Stadtteilen unterbinden soll. Corona heißt jetzt (wieder) Klimaschutz und ihm ist alles unterzuordnen – fordert „die Wissenschaft“. Freundschaften zerstören und Einsamkeit befördern kann eine solche Politik ja nicht. Falls doch, schreibt man wieder einen Tweet. Einmal im Jahr. An Weihnachten. Das muss dann auch mal reichen an Verantwortung.


Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.


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Kommentare ( 10 )

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Julischka
1 Jahr her

Mir gehts genauso, der Stachel sitzt tief, sehr tief! Aber ich warte nicht auf eine Entschuldigung, sondern eine Aufarbeitung mit allen rechtlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen! Aber auch das ist vergeblich, ich weiß!

H. Priess
1 Jahr her

Jemand schrieb, der gesamtgesellschaftliche Schaden wird größer sein als der Wirtschaftliche. Ich stimmen dem zu! Nur leider sieht man die meißten Schäden nicht, auch haben die Betroffenen keine Stimme, nirgendwo außer in einigen sozialen Medien wie Tichy oder Wallasch. Über die überfüllten psychatrischen Kliniken, heillos überbuchten Therapeuten, Menschen die vom Hausarzt mit irgendwelchen Psychoblockern versorgt werden spricht man nicht. Viele schämen sich auch überhaupt darüber zu reden. Ich weiß wovon ich rede, kommt dann noch Einsamkeit, erzwungen oder durch das Schicksal hinzu, ist der Weg in eine Depression fast unausweichlich. Die, wie jeder weiß, in vielen Fällen zum Suizid führen… Mehr

Marc Je
1 Jahr her

Man kann es auch so formulieren: Die Politik der Spaltung macht die Menschen einsam und das scheint durchaus gewollt zu sein. In der Corona Zeit wurde das ganz besonders im Zusammenhang mit dem staatlichen Impfdruck deutlich.

Hundefan
1 Jahr her

Puh…es ist schwer,Worte zu finden…wenn beim Lesen diesen Artikels der Blutdruck wieder derart in Wallung gerät..Ich versuche es dennoch: Ich erinnere mich gut, sehr gut sogar. Mit einem Mal war es ein Akt von Egoismus,Rücksichtslosigkeit…und jemand ein potenzieller Oma-und Opamörder…wenn man den Wunsch nach Nähe,nach vis a vis Kontakten verspürte. Dieses Bedürfnis ist wirklich für uns soziale Wesen ein Grundbedürfnis…wie essen und trinken, atmen und S*x. Wir vertrocknen innerlich, wenn wir dieses nicht bekommen. Ja, ich erinnere mich gut…wo Flyer in Kitas vorher verteilt wurden…wie es sich ziemte…gesellschaftlich akzeptiert (um nicht geächtet zu werden) zu handeln., in Flyern oder Piktogrammen… Mehr

Julischka
1 Jahr her

Die Folgen der (staatlich verordneten) Einsamkeit sind Alkoholmissbrauch, Essstörungen, Depressionen bis hin zum Suizid und alles im Namen der „Gesundheit“! Wer davor gewarnt hat war Verschwörungstheoretiker! Dazu kommen all die Erkrankungen, die auf das Konto der Langzeitschäden gehen aufgrund der Nötigung sich „Impfen“ zu lassen, denn im Unterbewusstsein ist gespeichert „eigentlich will ich das garnicht!“ Die Psyche kann man nicht austricksen und vorallem sie ist eng mit dem Immunsystem verbunden! Das ist Allgemeinbildung!

Schoenberg
1 Jahr her

Für mich ist die Corona-Politik bisher ungesühnt, aber äußerst lehrreich. Man hat gesehen, wie leicht eine totalitär gesinnte Regierung die in der Mehrheit verdummte Bevölkerung dieses Land mit der Waffe moderner Propaganda manipulieren und den Staat übernehmen kann. Diese Erfahrung ist jetzt da und wird seitens der Politik genutzt werden – siehe letzter Absatz.

elly
1 Jahr her

Berlin entwickelt gerade ein neues Verkehrskonzept, das zu häufige Besuche in anderen Stadtteilen unterbinden soll.“
das ist doch das Konzept der „no Covid“ Ideologen. Frau Professor Brinkmann, Dr Viola Priesemann und weitere Fanatiker in ihrem „Strategiepapier“ vorstellten.
Neben Brinkmann und Meyer-Hermann gehört unter anderem auch der Wirtschaftswissenschaftler und Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest zu den Autoren der Strategie;“
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/coronavirus-strategie-no-covid-positionspapier-neuinfektionen-lockdown
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/no-covid-strategie-coronavirus-initiative-lockdown/komplettansicht

Mr.Bolp
1 Jahr her

Tja, die eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, kann ich da nur sagen. Abgehalfterte, alimentierte Medienhäuser treffen auf zweitklassige Politiker, und umgekehrt. Typen wie Lauterbach oder Drosten, die sich für unheimlich gerissen halten, kommen ja nicht wirklich wegen ihrer eigenen Genialität mit allem durch. Lauterbach hat nachweislich mehrfach gelogen, kam damit durch, die Kumpanei funktioniert. Auch Drosten konnte frei flottierend schwadronieren, der Wahrheitsgehalt seiner Meinungen wurde auch nie in Frage gestellt. Und er hat hauptsächlich Meinungen verbreitet, wirkte auf mich deshalb stets unseriös. Es muss in Deutschland eine Kehrtwende geben sonst wird das nix mehr.

Nibelung
1 Jahr her

Nicht nur tödlich einsam, sondern auch tödlich in Folge und dafür werden sie noch haften müssen, es ist nur eine Frage von Zeit bis die ersten Klagen erfolgen und dann werden sich manche warm anziehen müssen, für ihre Fahrlässigkeiten mit Todesfolge oder anderen Schäden, die auch noch durch die Übernahme der Staatshaftung begünstigt wurden, was noch den Gipfel der Infamie darstellt und gegen alle Normen der Verantwortlichkeit verstößt.

GefanzerterAloholiker
1 Jahr her

Die Kinder sind ohnehin abgerichtet. Denn die „games“ sorgen dafür, sich dem Entwickler anzupassen. Nur so erreicht man das höhere Level.
Tatsächlich sammeln die nicht einmal mehr eine eigene Erfahrung. Wie das ausgeht, erleben wird gerade am noch so gerade lebendigen Leibe.