Das Wohngeld wird zur nächsten sozialpolitischen Bombe der SPD

Tue Gutes, aber rede besser nicht drüber. Diese Devise gilt für die schwarz-rote Regierung, wenn es ums Wohngeld geht – denn das entwickelt sich sonst zur nächsten sozialpolitischen Bombe, die von der SPD gelegt wurde.

picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE

Dass der Staat Empfängern von Bürgergeld die volle Miete bezahlt, dürfte allgemein bekannt sein. Weit weniger wissen, dass auch Menschen mit geringem Einkommen einen Anspruch auf Geld vom Staat haben: Studenten, Rentner und auch Beschäftigte mit geringem Einkommen. Unter Umständen auch dann, wenn ihnen die Wohnung gehört, in der sie leben. Es ist durchaus im Sinne der Regierung, wenn die Betroffenen nicht wissen, dass ihnen da Geld zusteht – denn der laufen die Kosten fürs Wohngeld schon jetzt weg. Noch so eine sozialpolitische Bombe, die hochgehen und jeden Effekt der laufenden Schuldenorgie wegsprengen könnte.

Im vergangenen Jahr haben Bund und Länder laut Statistischem Bundesamt 4,7 Milliarden Euro an Wohngeld ausgezahlt. Demnach haben rund 1,2 Millionen Haushalte das Geld bezogen. Im Schnitt knapp 300 Euro im Monat. In Bayern erhielten nur 1,7 Prozent der Haushalte Wohngeld, in Mecklenburg-Vorpommern waren es 5,6 Prozent. Die Ausgaben von rund 4,7 Milliarden Euro entsprechen einem Anstieg im Vergleich zum Jahr 2023 um 9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

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Das Problem: Schon von 2022 auf 2023 haben sich die Ausgaben fürs Wohngeld erhöht. Um 137 Prozent. Seinerzeit von 1,8 auf 4,3 Milliarden Euro. Grund für diese massive Steigerung war ein Gesetz von SPD, Grüne und FDP. Unter Finanzminister Christian Lindner (FDP) erweiterte der Bund nicht nur die Menge der Berechtigten, sondern führte auch zusätzliche Zahlungen für Heizkosten und „Klimakomponenten“ ein.

Mit mittlerweile knapp fünf Milliarden Euro verantworten SPD, Grüne und FDP damit nicht nur ein teures Projekt. Wie seit Jahrzehnten üblich hat hier eine Regierung den Abbau von Bürokratie versprochen – aber neue Bürokratiemonster geschaffen: Für 1,2 Millionen Berechtigte müssen nun Beamte Mietkosten erfassen, Grundbuchauszüge verwalten, Heizkosten prüfen oder „Klimakomponenten“ freigeben. Wohlgemerkt für 1,2 Millionen anerkannt Berechtigte. Denn es ist von einer hohen Zahl auszugehen an Berechtigten, die ihren Anspruch bisher nicht erhoben haben. Sei es, weil sie sich schämen, Geld vom Staat zu nehmen – oder weil sie schlicht von dieser potenziellen Zahlung nichts wissen.

Bisher sind etwas mehr als die Hälfte der Bezieher von Wohngeld Rentner, 44 Prozent sind Familien. Vor allem Alleinerziehende. Der entsprechende Antrag geht an die lokale Wohngeldbehörde. Diese prüft, wie viele Personen in einem Haushalt leben, wie viele Einnahmen welchen Ausgaben für Mieten, Hauserhaltung oder Heizkosten gegenüberstehen. Auch wenn der Antragssteller in Klimaschutz investieren will oder muss, entscheidet die Wohngeldbehörde über den Zuschuss.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass rund zwei Millionen Anspruch auf Wohngeld haben – wenn denn alle den entsprechenden Antrag stellen. Entsprechend würden dann die Gesamtkosten nochmal steigen. Das ist die eine sozialpolitische Bombe, die unter dem Wohngeld liegt. Laut Bauministerium ist zum Jahreswechsel aber auch die Höhe der Zahlung allgemein gestiegen.

Die Höhe wird zwar individuell ausgerechnet. Doch ohne Sonderzahlungen wie Heizkosten oder Klimaschutzinvestitionen hatten die Empfänger laut Bauministerium bisher einen monatlichen Anspruch von180 Euro pro Monat. Künftig werden es 370 Euro sein. 190 Euro mehr. Also eine satte Verdopplung des grundsätzlichen Anspruchs. Überschlägt man die beiden möglichen Anstiegsgründe – bisher nicht gestellte Anträge und Erhöhung der Basiswerte – dann können die gesamten staatlichen Kosten fürs Wohngeld schnell in den zweistelligen Milliardenbereich schießen.

Entsprechend schlagen die ersten zuständigen Minister jetzt Alarm. So wie Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) in Nordrhein-Westfalen. Sie rechnet für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Kosten ihres Landes von 645 auf 707 Millionen Euro, wie sie gegenüber der Bild sagte. Gleichzeitig spricht die Christdemokratin sich dafür aus, die Verfahren zu vereinfachen. Einerseits wäre es gerechter, wenn alle Berechtigten das ihnen zustehende Geld erhielten – nur geht die sozialpolitische Bombe dann erst recht hoch.

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Kommentare ( 75 )

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pcn
2 Monate her

Die Sozialleistungen wären locker aus dem regulären Haushalt zu finanzieren, wenn man nicht, 1. Den Windmühlenbaronen Strom bezahlt, auch wenn er nicht gebraucht wird. Und dann noch für teures Geld verklappt werden müsste, weil ansonsten ein Brownout oder gar Blackout droht. 2. Die Aberhundertausenden an Wirtschaftsflüchtlingen geradezu importiert, weil man sich nicht an Gesetze hält.Und letztlich jeder bleiben darf, der nur das Wort „Asyl“ stammeln kann. 3. Die Zig-Milliarden für einen Krieg, den wir für Selenskiy abgepresst bekommen. 3. Unsinnigste Finanzleistungen für ebenso unsinnige Projekte für die Entwicklungshilfe. 4. Die Gelder für die systematisch zerstörende Deindustrialisierung, gennant Subventionen. Und vieles… Mehr

Paprikakartoffel
2 Monate her

Ohne Wohngeld funktioniert aber die deutsche Spezialität nicht, wonach der Steuerfreibetrag deutlich unter den Subsistenzkosten liegt. Wenn das Wohngeld fällt, muß also der Grundfreibetrag auf die jährlichen Grundbedarfskosten erhöht werden. Blöderweise dann für alle. Das wird noch teurer.

Rosalinde
2 Monate her

Diese ganzen Sozialkosten können bei Billionen Schulden nicht mehr bezahlt werden, weil die Einwanderer ins Bürgergeld auch bezahlt werden müssen. Da wird einer von den beiden Bedürftigen verzichten müssen.
Wer könnte das denn sein?

Privat
2 Monate her

Bezahlt mal schön ihre Wähler der CDU/CSU und der CDU.
Aus Schaden wird man klug- sagt ein altes Sprichwort.

Klaus D
2 Monate her

Das Wohngeld….wir sind nun mal ein land wo die löhne für viele sehr niedrig und die kosten wie mieten sehr hoch sind. Das wohngeld ist ja nur ein durchlaufender posten sprich es fließt direkt zum vermieter der sein glück kaum fassen kann. Man stelle sich vor du hast ne wohnung aber keiner kann sie mieten weil er nicht genug geld für die miete hat. Das erleben wir ja schon länger in den USA so wo die leute dann in ihrem auto oder in zelten wohnen/leben müssen*. *In den USA leben immer mehr Menschen dauerhaft in ihren Autos, weil sie sich… Mehr

Kampfkater1969
2 Monate her
Antworten an  Klaus D

Deshlab wird ja nicht mehr gebaut, weil die Vermieter wissen, dass sich die meisten so eine Wohnung nicht mehr leisten können. Das liegt aber nicht an den Mietern, sondern an den Kosten einer neuen Wohnung. Die CO2-Steuer macht bauen so unendlich teuer. Zudem sind da noch die ganzen überzogenen Vorschriften, die zu ändern sich die neue Regierung beharrlich weigert!
In den USA haben die Dems ebenso gewütet unter Obama und Biden!

Klaus D
2 Monate her
Antworten an  Kampfkater1969

Ich glaube das man (die lobbys) garnicht mehr bauen will denn das würde zu sinkenden mieten führen bzw diese nicht weiter steigen lassen. Stellen sie sich vor sie hätten 10.000 wohnungen hätten sie dann interesse daran das die mieten sinken oder steigen?

Don Didi
1 Monat her
Antworten an  Klaus D

Das ist zu statisch gedacht. 10.000 Wohnungen zu 1000€ Miete vs 20.000 Wohnungen zu 800€ Miete?
Ist nur aktuell nicht wirtschaftlich, weil die zusätzlichen 10.000 Wohnungen weder bei 800€, noch bei 1200€ Miete die Erstehungskosten decken.

Dr. Rehmstack
2 Monate her

Die Aussage von Friedrich Merz, dass „wir über unsere Verhältnisse gelebt hätten“, ist an Falschheit nicht zu überbieten, heißt es doch übersetzt: wir Politiker haben in unverantwortlicher Weise das uns anvertraute Steuergeld der Bürger veruntreut, um uns persönliche und politische Vorteile zu verschaffen. Das ist der Inhalt dieser Anklage, dieses wäre mal ein wirklich würdiger Vertreter des „Unwort des Jahres“.

amendewirdallesgut
2 Monate her

Pauschales Wohngeld für alle , oder für keinen , macht die Sache zwar nicht besser , aber LEISTUNGSGERECHTER !

Jens Frisch
2 Monate her

Der Grundfreibetrag in Deutschland liegt derzeit bei 11.784 Euro – also weniger als 1000 Euro brutto im Monat! So kommt es immer häufiger vor, dass Arbeitnehmer erst Lohnsteuer bezahlen, nur um anschließend wohngeldberechtigt zu sein:
„Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.“ – William Shakespeare

humerd
2 Monate her

heute alleine auf Zeit:
Kinderarmut:
Teilhabezuschüsse erreichen nur eine Minderheit der KinderEin Zuschuss von 15 Euro im Monat soll Kindern mit wenig Geld Zugang zu Bildung und Kultur ermöglichen. Eine Studie zeigt: Das Geld kommt nur bei wenigen Betroffenen an. https://www.zeit.de/wissen/2025-09/paritaetischer-gesamtverband-studie-kinderarmut
Anteil der Fachkräfte in Kitas nimmt in vielen Bundesländern abLaut der Bertelsmann Stiftung beschäftigen Kitas immer häufiger fachfremde Angestellte.  https://www.zeit.de/familie/2025-09/kita-fachkraefte-erzieher-mangel-bertelsmann-stiftung
Oder auch: wir haben zu viele NGOs.

Innere Unruhe
2 Monate her
Antworten an  humerd

Mit 15 Euro im Monat kann man pro Kind nicht viel bewegen.
Besser wären günstige – kostenlose Kulturzentren für Kids – Tanzunterricht, Schach, Kunst, Basteln… alles unter einem Dach und günstig.
Das wäre langfristig wesentlich bessere Investition als die Kohle in Kleckebeträgen an die Eltern auszuschütten.

der Albaner
2 Monate her
Antworten an  humerd

und was hat ihr Kommentar genau mit dem Artikel zu tun?

Nibelung
2 Monate her

Wenn man dem Nachwuchs von anfang an nicht klar macht, was es bedeuted, sich nicht rechtzeitig über Arbeit so zu definieren, um ein auskömmliches Leben zu haben, dann muß man sich doch nicht wundern, wenn in bestimmten Kreisen, die immer größer werden der Schlendrian Einzug hält und man glaubt, andere sollen ihre Misere ausgleichen. Der Staat wäre nur gehalten, die Grundlagen zu schaffen um über Angebot und Nachfrage eine gute Voraussetzung zu schaffen und da auch diese Typen total versagt haben, sind wir im Empfängerstaat gelandet und das ist auch eine Frage der inneren Einstellung, wo sich früher so mancher… Mehr

Innere Unruhe
2 Monate her
Antworten an  Nibelung

Naja, in DE wird Menschenwürde über alles gestellt.
Dabei ist Eigenarbeit ein wesentlicher Anteil dieser Würde. Wer dauerhaft in Alimentierung rutscht, kann nicht alles auf die Gesellschaft schieben. Insbesondere junge Menschen sollen nicht zu lange versorgt werden. Gerade sie sollen den Unterschied zwischen Arbeiten und Nichtarbeiten deutlich spüren.

Klaus D
2 Monate her
Antworten an  Nibelung

Siehe auch subventionen an die wirtschaft. Warum sollte man sich noch wirklich anstrengen wenn der sozial-staat einem viel geld gibt.

Paprikakartoffel
2 Monate her
Antworten an  Klaus D

Stimmt natürlich. Wozu sollte jemand ein geschäftliches Risiko eingehen, wenn er auch Windräder oder Solarpanels mit auf zwanzig Jahre garantierten Abnahmepreisen aufstellen kann.

Britsch
2 Monate her
Antworten an  Nibelung

Es wird doch nur noch gefordert, Andere soillen machen und gefälligst bezahlen.
Dies von einer immer größer werdenden Zahl, die selbst gar nichts arbeitet, oderunnötiges macht und sich somit auch von Anderen aushälten läßt