Neue Wähler haben Hofer und Van der Bellen gestern nicht gewonnen. Am Ende könnte es sein, dass die prominenten Unterstützer Van der Bellens ihn so deutlich zum Kandidaten des Establishments gemacht haben, dass Hofer davon profitiert.
Screenshot ORF
Den österreichischen Wählermarkt bei der Bundespräsidenten-Wahl kann man so einteilen. In die von Anfang an sicheren Stimmen für beide Kandidaten und die nicht endgültig Entschiedenen, ob und wen sie wählen. In der ersten Runde mit sechs Kandidaten schieden zwei parteiunabhängige Kandidaten mit 18,9 und 2,3 Prozent der abgegebenen Stimmen ebenso aus wie die Parteikandidaten der Regierungsparteien ÖVP mit 11,1% und der SPÖ mit 11,3%. Der Parteikandidat der FPÖ, Norbert Hofer errang 35,1 Prozent. Der Grüne Alexander Van der Bellen – mit dem selbst erklärten Anspruch ein unabhängiger Kandidat zu sein – kam auf 21,3 Prozent.
Die Ergebnisse der Nationalratswahl 2013 (Quelle Innenministerium) zeigen, dass die Hälfte der ÖVP-Wähler und fast zwei Drittel der SPÖ-Wähler nicht für den eigenen Kandidaten stimmten. Aus diesem Reservoir stammten ganz offensichtlich die Stimmen für Hofer und Van der Bellen. Von den FPÖ-Wählern haben sicher praktisch alle den eigenen Kandidaten gewählt, bei den Grünen wird das nicht anders gewesen sein. Dass Van der Bellen im ersten Wahlgang knapp vor Griss landete, haben in erster Linie, wenn nicht zur Gänze die NEOS zu verantworten, die es im Nebel ließen, ob sie mehr für Griss oder Van der Bellen sind. Merkwürdiger Weise spielt ein Aspekt der Bundespräsidenten-Wahl in den Medien und in der Politik – „bei denen da draußen in Wien“ – so gar keine Rolle, aber bei jedem Heurigen und an jedem Stammtisch: Alte wie Junge fragen, „zawos brauch’n mir soan“ – wozu brauchen wir so einen überhaupt? Jetzt haben wir schon ein Jahr lange keinen mehr und die Republik steht immer noch. Wo wir keinen Kaiser mehr haben, braucht’s auch keinen, der so tut, als ob er einer wäre.


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