Bully Herbig: „Da kommen dunkle Zeiten auf uns zu“

Der „Schuh des Manitu“ ist der erfolgreichste deutsche Kinofilm aller Zeiten. 21 Jahre später würde die Kult-Komödie auf keinen Fall mehr gedreht werden. Für Regisseur Bully Herbig ist die „Comedy-Polizei“ zu streng geworden – und er sieht gar dunkle Zeiten auf uns zukommen. Das berichtet eXXpress.at.

IMAGO / Eventpress
Archivfoto, aufgenommen am 6. Dezember 2009
Er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Die Debatte um den „Winnetou“ hat auch den deutschen Komiker und Filmemacher Bully Herbig erreicht, so eXXpress.at. „Das nimmt einem ein bisschen die Unschuld. Und die Freiheit“, sagte er in einer Talkshow. Nicht ohne hinzuzufügen: „Ich finde gewisse Entwicklungen total richtig. Dass man über Dinge spricht, die man heute vielleicht so nicht mehr sagen würde wie vor 20 Jahren, da habe ich absolut Verständnis für.“

Generell sei es heute sehr viel schwieriger, Komödien zu drehen als noch zu Zeiten der „Bullyparade“, so Herbig. Und er führte aus: „Weil man den Leuten inzwischen viel schneller auf die Füße tritt. Wir haben damals nach der Philosophie gelebt, wenn wir diejenigen zum Lachen bringen, die wir auf den Arm nehmen, haben wir alles richtig gemacht. Heute ist es dahingehend schwierig, dass, wenn mir jemand das Totschlagargument entgegenschleudert ‚Du hast meine Gefühle verletzt‘.“

Auf die Freiheit der Kunst sieht Herbig dunkle Zeiten zukommen. „Wenn es dann irgendwann mal einen Katalog gibt, in dem steht, über die Person darfst du Witze machen, über diesen Menschen oder Kulturkreis aber nicht, dann kommst du in so ein Fahrwasser. Also ich hätte dann keinen Spaß mehr daran. Und ich sehe, wenn in so eine Richtung weiter galoppiert wird, sehr dunkle Zeiten auf uns zukommen. Dann wird es irgendwann Leute geben, die sagen, ‚Ich mache keine Komödien mehr, das ist mir zu heiß‘.“


Dieser Beitrag erschien zuerst bei eXXpress.at.

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Kommentare ( 33 )

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Walter Eiden
1 Jahr her

Das Problem ist doch dass zumeist nicht die Gefühle des Betroffenen verletzt werden sondern Dritte bestimmen wann dessen Gefühle verletzt sein sollen. Das geht noch über den (völlig bescheuerten) Begirff Kulturaneignung hinaus. Das ist Kulturbestimmung!

Tizian
1 Jahr her

Es muß wirklich schlimm um Schland stehen, wenn man schon den ansonsten nicht regimekritischen Herbig zitieren muß… 😉 Und ja, er windet sich wie ein Aal… Wirklich schlimm und traurig.

Last edited 1 Jahr her by Tizian
Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
1 Jahr her

„Der Schuh des Manitu“ ist ja in doppelter Hinsicht aus woker Sicht problematisch. Das spielt nicht nur bei den Indianern, sondern es wird sich über Homoexuelle lustig gemacht.

H. Priess
1 Jahr her

Lieber Herr Herbig, ich danke ihnen! Ich danke ihnen für so viel Lachflash die ich hatte. Egal welcher Film, ich habe mich köstlich amüsiert und kann heute noch über ihre Gags lachen. Warum stellen sie das jetzt in Frage? Nicht mehr Zeitgemäß? Was soll das? Ihr Wortwitz in der Bullyparade ist unerreicht, intelligente Spielerei mir Worten, ob es Hellas ist oder die drei mit den Hüten, das muß man können! Sie und ihr Team konnten das, warum entwerten sie das jetzt? Meine Meinung zu Humor ist, alles ist erlaubt! Wer sich selber einen Maulkorb umbindet sollte es lassen. Dieses, ach… Mehr

daniela kirnes
1 Jahr her

„Heute ist es schwieriger Komödien zu drehen“, da hat er recht. Wie selten sind Deutsche Komödien wirklich unterhaltend ? Das Rezept „Torte ins Gesicht“ funktioniert eben nicht mehr, da braucht es schon mehr Talent. Und das ist halt zu selten vorhanden. Deutsche Komödien sind meist langweilig und sicher auch ein Grund dafür, dass Kino bald Geschichte ist. Der Autoren Film bedient auch nur noch Klischees um Filmförderungen zu erhalten und die von Amazon und Netflix produzierten Deutschen Comédie Unterhaltungsshows sind eben auch keine Brüller. Da sollte sich Herbig übrigens mal selbst an die Nase fassen, Kultfiguren die Geschichte geschrieben haben… Mehr

Peter Schulze
1 Jahr her

Die Liste gibt es schon. Alle Formate wie heute show; extra3; Böhmermann und wie sie alle heißen dürfen gefühlt in jeder Sendung die katholische Kirche voll aufs Korn nehmen. Aber niemals den Islam. Dieter Nuhr hat sich das vor einiger Zeit mal getraut. Macht er heute auch nicht mehr.

kasimir
1 Jahr her

Mein Gott, da hat Bully aber einen Eiertanz hingelegt. Soll er doch mal sagen, was Sache ist: Witze dürfen nur noch gemacht werden, wenn es um alte weiße Cis-Männer geht. Wenn man dieses Thema aufgreift, steht man sicher auf der richtigen Seite. Da gibt es aber Berufskollegen, die sich klarer geäussert haben: Lisa Fitz und Monika Gruber z.B…. Aber es ist schon klar, die meisten haben Angst, daß danach ihre Karriere durch einen medialen Shitstorm beendet ist und sowas geht ja heute schon über Nacht: einmal abends etwas vermeintlich Unkorrektes getwittert und man ist raus…Früher haben sich die Leute noch… Mehr

Lotus
1 Jahr her

„Dann wird es irgendwann Leute geben, die sagen, ‚Ich mache keine Komödien mehr, das ist mir zu heiß‘.“

Lieber Bully, es gibt bereits heute Millionen Bundesbürger, die sagen: „Ich äußere meine ehrliche Meinung nicht mehr, das ist mit zu heiß.“ Ich weiß genau, wovon ich da rede, denn im Kreis meiner eigenen Verwandtschaft überlege ich mir hinsichtlich gewisser Themen sehr genau, was ich wie sage. Und lasse vieles um des lieben Friedens Willen ungesagt. Herr Herbig, herzlich willkommen im Neuen Deutschland.

Dr.Remberg
1 Jahr her

Ich habe schon vor einiger Zeit im SWR eine interessante Sendung „Bloß nichts Falsches sagen“ in der Reihe Nachtcafé von Michael Steinbrecher gesehen. U.a. mit Harald Schmidt. Seine damalige sehr erfolgreiche tägliche Late-night-show würde heute so nicht mehr gesendet werden dürfen. Denn „political correctness“ und der Satz „Du hast meine Gefühle verletzt“ können heute von jedermann (m/w/d) beliebig reklamiert werden und für einen Shitstorm sorgen.   Aber man windet sich – ja, das mit den Benachteiligten, das sei ja alles zu verstehen, und man müsse heute eben alles neu bewerten und abwägen. Aber warum sprechen Harald Schmidt, Bully Herbig und Co.… Mehr

Maunzz
1 Jahr her

Das hat Herbig seine Sicht der Dinge sehr diplomatisch ausgedrückt. In einer Gesellschaft, in der nur noch extremistisch diskutiert wird, wird sein Statement im Winde verwehen. Es begann mit „Alternativlosigkeiten“ einer Bundeskanzlerin, die man immer wieder wählte und gewählt hätte, stände sie weiter zur Wahl. Dass man Gefühlsverletzung zur ungeschriebenen Grundgesetzpräambel macht, zeigt den zerfallenden, gesellschaftlichen Zustand. So gesehen haben Scholz und Grüne Recht, wenn diese nicht von Revolution reden, aber revolutionär die Gesellschaft faktisch umbauen. Solange es niemand merkt, geht das so weiter. Das Grundgesetz ist dann das, was in der DDR die Verfassung war. Auch Sowjetunion und DDR… Mehr