BKK-Verwaltungsratsmitglied: „Das war wie eine Hexenjagd“

Marco Altinger war dabei, als der Verwaltungsrat der Krankenkasse BKK ProVita deren Chef Andreas Schöfbeck feuerte. Um dessen Argumente und sachliche Fragen der Impfnebenwirkungen ging es nicht, sondern offenbar nur um die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite.

IMAGO/phototek

„Das war wie eine Hexenjagd“, sagt Verwaltungsratsmitglied Marco Altinger von der Krankenkasse BKK ProVita gegenüber der Berliner Zeitung. Der Gejagte war der Chef der BKK Andreas Schöfbeck, der sich mit einem spektakulären Schreiben ans Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gewandt hatte, in dem er von einem „heftigen Warnsignal bei codierten Impfnebenwirkungen nach Corona-Impfungen“ gesprochen und die Daten seiner eigenen Krankenkasse mit denen aller deutschen Betriebskrankenkassen in einer Datenanalyse erhoben sowie auf alle Deutschen hochgerechnet hatte.

Laut Schöfbeck müsste es rund drei Millionen Menschen mit Impfnebenwirkungen geben. Das PEI erfasse aber nur 250.000. TE berichtete. Die Diskrepanz ist vermutlich dadurch zu erklären, dass das PEI nur besonders schwere Nebenwirkungen erfasst. Schöfbeck war daraufhin unter anderem vom Vorsitzenden des Virchow-Bundes scharf kritisiert worden („kompletter Unfug“) und dann am Dienstag spektakulär vom eigenen Verwaltungsrat entlassen worden.

Nun berichtet Altinger, als FDP-Politiker und Unternehmer auch ehrenamtliches Mitglied im Verwaltungsrat, er habe mit zwei weiteren Mitgliedern gegen die Entlassung gestimmt. Doch die Mehrheit der 13 anderen habe gestanden – samt schon vorbereiteter Amtsenthebungsurkunde.

Die problematisierten Statistiken des gefeuerten BKK-ProVita-Vorstands sind laut Berliner Zeitung bereits von der Internetseite gelöscht, was die Zeitung so interpretiert: „Offenbar soll nichts mehr an Schöfbeck erinnern, der 21 Jahre lang die Geschicke seiner Krankenkasse als Vorstand geleitet hat. Denn der Tenor bei der Verwaltungsratssitzung am Dienstag lautete: Schöfbeck schade dem Unternehmen.“

Krankenkassenchef entlassen
Nach Analyse zu Impfnebenwirkungen: Chef der Krankenkasse BKK ProVita gefeuert
Altinger berichtet über eine „rein emotional stimmungsgeladene Sitzung“. Es sei nicht um die Sache, also Impfnebenwirkungen, gegangen, sondern nur darum, Schöfbeck loszuwerden, vor allem mit, wie er es sagt, „unsachlichen, emotionalen“ Begründungen. Schöfbeck sei als Impfgegner dargestellt worden, dessen Aktion vor allem Beifall bei Querdenkern und AfD-Wählern ausgelöst habe. Die Befürchtung sei gewesen: „wenn man ihn nicht entlasse, habe man ‚die Massen‘ gegen sich“.

Schöfbeck sei, so Altinger laut Berliner Zeitung, erst nach einer Stunde zur Online-Sitzung des Verwaltungsrates geladen worden und habe sich etwa 15 Minuten lang verteidigen dürfen. Doch seine Argumente hätten „niemanden mehr interessiert“, und er selbst sei aus der Sitzung abgeschaltet worden.

Die BKK Pro Vita äußerte sich laut Berliner Zeitung zu den Vorgängen nicht – aus „Gründen des Persönlichkeitsschutzes“.


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Kommentare ( 83 )

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Gerdt Novak
2 Jahre her

Ich werde bei meiner Krankenvesicherung nachfragen, wie dort die Erfahrungen sind. Sollte ich keine befriedigende Antwort bekommen, dann gibt es ja die Möglichkeit des Wechsels. Andererseits werden auch anderen KK in ähnlicher Weise betroffen sein.

Ostfale
2 Jahre her

Zitat 1: „Marco Altinger war dabei, als der Verwaltungsrat der Krankenkasse BKK ProVita deren Chef Andreas Schöfbeck feuerte. Um dessen Argumente und sachliche Fragen der Impfnebenwirkungen ging es nicht, sondern offenbar nur um die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite.“
Zitat 2: „Die Angst vor dem ‚Beifall von der falschen Seite‘ ist nicht nur überflüssig. Sie ist ein Charakteristikum totalitären Denkens.“
(Hans Magnus Enzensberger)

eschenbach
2 Jahre her

Spätestens seit 2015 steht im Zentrum der deutschen Debattenkultur -zumindest im Mainstream und im ÖRR- fast ausschließlich die Vermeidung des Applauses „von der falschen Seite“! Das ist so ermüdend, so lähmend- einfach unerträglich! Gut, dass es Servus TV gibt…

Last edited 2 Jahre her by eschenbach
Lotus
2 Jahre her

Wieder wurde ein für jeden verständliches Exempel statuiert. Es wundert mich schon lange nicht mehr, dass es beispielsweise in dt. Medien kaum noch Redakteure und Journalisten gibt, die gegen den befohlenen Strom schwimmen.

Jens Frisch
2 Jahre her

„Noch „erfolgreicher“ als der Marsch durch die Institutionen war der Marsch durch die Definitionen.“ – Roland Baader „Totgedacht“

Teiresias
2 Jahre her

Als damals Norbert Blüm die Sicherheit der Rente beschwor, prägte ein Kabarettist den Begriff des „Sozialverträglichen Frühablebens“.

Kann es sein, daß die „Impf“strategie der Regierung – neben den bekannten „Great Reset“ interessen – auch darauf abzielt, das Rentensystem zu stabilisieren?

Last edited 2 Jahre her by Teiresias
Gerdt Novak
2 Jahre her
Antworten an  Teiresias

Im Coronaausschuß vom 04.03.2022 sagte ein Betreuer von Bewohnern eines Pflegeheims, sinngemäß:
Früher sei es schwierig gewesen für einen pflegebedürftigen Menschen einen Platz im Heim zu bekommen, jetzt habe er eine Person sofort unterbringen können.
Das ist zwar nicht repräsentativ, könnte aber zum Anlaß genommen werden diesen Anspekt näher zu beachten.

Aljoschu
2 Jahre her

Alles Passend!

Diese BKK passt zu diesem Bundespräsidenten.
Dieser Bundespräsident passt zu diesem Krankheitsminister.
Dieser Krankheitsminister passt zur FAZ.
Diese FAZ passt zu Annalena.
Annalena passt zum Impfpass.
Der Impfpass passt zur EZB.
Die EZB passt zum Ukrainekrieg.
Der Ukrainekrieg passt zu den ÖRR.
Die ÖRR passen zu Merkel.
Merkel passt zu allem.

Aljoschu
2 Jahre her

Ich würde gerne aus meiner BKK austreten. Welche BKK ist bereit, Ihre Zahlen zu Impfnebenwirkungen gleichfalls zu veröffentlichenchen? Bei denen würde ich gerne eintreten!

Waehler 21
2 Jahre her

Wir leben im finsteren Mittelalter. Es gibt nur noch die oder wir. So kann es nicht weitergehen. Scharfmacher und Panikverbreiter und als Scharfrichter der ÖRR, welcher im Übrigen gerne zu Spenden aufruft, aber von seinen 10 Milliarden nicht ein Millönchen abgibt. Alles Heuchler.Allesamt.

Karl Schmidt
2 Jahre her

Eine Krankenkasse als „Unternehmen“. Für so viel Inkompetenz und Dummheit muss jedes – wirklich jedes – Mitglied des Verwaltungsrates augenblicklich gefeuert werden. Wer nicht einmal weiß, was er da verwaltet (§ 29 SGB IV könnte eine Hilfestellung geben), hat dort nichts zu suchen. Gar nichts. Die Ahnungslosigkeit, die diese Republik inzwischen kennzeichnet, diese Schaumschläger, die sich überall festgesetzt und keinen Bezug zu Sachfragen haben, die immerzu falsche Bezüge herstellen und sich dabei noch klug vorkommen, die schon sprachlich ihr Unvermögen zum Ausdruck bringen – unter ihresgleichen damit aber nicht auffallen – beschädigen das gesamte System und sind eine Belastung für… Mehr