Biden endgültig bestätigt – Trump kündigt geregelte Übergabe an

Biden wird der neue US-Präsident - das hat nun auch Donald Trump anerkannt. Seine Amtszeit endet, wie sie war: Mit vielen überzogenen Worten, aber eben nicht mit überzogenen Taten. Und der von vorzugsweise deutschen Medien fantasierte Coup war nur ein Märchen.

imago images / ZUMA Wire
Der Kongress hat nach der Unterbrechung durch eindringende Demonstranten die Abstimmung über mögliche formelle Anzweifelungen am Wahlergebnis fortgesetzt und Joe Bidens Wahl zum neuen Präsidenten abschließend bestätigt. Einige Republikaner stimmten für solche “Objections”. Sie wurden allerdings in beiden Kammern abgelehnt. Auch viele derjenigen, die zuvor erklärt hatten, sie würden das Ergebnis anzweifeln, änderten ihre Meinung nach den Geschehnissen.

Vizepräsident Pence hat das Ergebnis verkündet. Joe Biden wird damit Ende Januar seinen Posten antreten. Trump versuchte bis zuletzt, das Ergebnis zu kippen, mit Vorwürfen des Wahlbetrugs. Zwar gab es Fälle von Fehlern und Ungereimtheiten und das US-amerikanische Wahlsystem ist in vielen Bundesstaaten nicht besonders sicher, aber der Beweis für systematischen Wahlbetrug gelang dem scheidenden Präsident bis zuletzt nicht.

Protestieren und Prozessieren ist sein gutes Recht und viel von dem jetzigen Chaos wäre allen erspart geblieben, hätte man von Seiten der Democrats von Anfang an auf lückenlose Aufklärung der Anwürfe gesetzt – so werden Millionen von Amerikanern auf ewig glauben, diese Wahl sei gestohlen worden. Und Trump tut sein Übriges: Tägliche Twitter-Durchsagen in schärfstem Ton, jeder und alles ist ein Verräter, zuletzt sogar sein Vizepräsident Pence, dessen einzige Qualifikation es bisher war, (außer dass er harter Abtreibungsgegner ist) der Treueste der Treuen zu sein. Trump schäumt die Masse auf und hatte damit sicherlich Anteil an dem Sturm auf das Kapitol – wenn auch keine direkte Schuld, er hat nicht zu diesen Straftaten aufgerufen, sondern zu ihrer Unterlassung.

Doch bis auf Drohgebärden, überspitzte Reden, und große Töne hat Trump nichts Gesetzwidriges unternommen. Und so ist seine Erklärung zur Wahl von Biden eben typisch Trump:

„Auch wenn ich mit dem Wahlergebnis überhaupt nicht einverstanden bin und die Fakten mich bestätigen, wird es am 20. Januar dennoch einen geordneten Übergang geben. Ich habe immer gesagt, wir würden unseren Kampf fortsetzen, um sicherzustellen, dass nur legale Stimmen gezählt werden. Dies ist zwar das Ende der größten ersten Amtszeit in der Geschichte der Präsidenten, aber erst der Beginn unseres Kampfes, um Amerika wieder großartig zu machen!“

Es ist sicherlich ein Novum, dass der scheidende US-Präsident seinem Nachfolger nicht gratuliert. Das ist alles andere als staatsmännisch. Aber der seit Jahren heraufbeschworene Trump-Putsch – er bleibt am Ende aus. Trump wird seinen Platz räumen, er wird weiter twittern, er wird weiter poltern. Aber es gibt in Amerika ein Recht auf Poltern und Twittern. Die US-amerikanische Demokratie ist am Ende stärker, als man in Deutschland auf beiden Seiten meint, das Weiße Haus wird friedlich geräumt und neu bezogen.

Die harte Kern der Trump-Anhänger hingegen wird sich zwangsläufig radikalisieren. Die Chance, das Land mit diesem Lager zu versöhnen, wurde nicht genutzt, und das wird sich als letzter schwerer Fehler des Präsidenten Trump und als erster schwerer Fehler des Präsidenten Biden erweisen.

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Kommentare ( 34 )

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Fabian S.
3 Jahre her

Was wäre nur, wenn es anders herum gewesen wäre!? Überall hätte man nachgebohrt, nun wird alles dreist vom Tisch gewischt. Auch der Skandal um Hunter Biden wäre bis ins kleinste Detail enthüllt und verbreitet worden, wäre es nur der Sohn von Trump gewesen. Machen wir uns nichts vor, die Demokratie in den USA ist genauso gescheitert und vorbei wie in DE und wie in vielen anderen Staaten. China ist das grosse Vorbild! Justiz, Medien und die meisten Menschen (von reiner Propaganda und Umerziehung getrieben) beklatschen das alles noch, was linke Ideologen und Diktaturen ihnen vorschreiben.

Alf
3 Jahre her

er hat nicht zu diesen Straftaten aufgerufen, sondern zu ihrer Unterlassung? Glauben Sie das wirklich? Man muß nicht Öl ins Feuer gießen, es geht auch subtiler. Soll sich jeder seine eigene Meinung bilden. „Wir werden zum Kapitol gehen und unsere tapferen Senatoren und Kongressabgeordneten anfeuern, und wir werden wahrscheinlich einigen von ihnen nicht so sehr zujubeln.“ „Wir werden nicht zulassen, dass sie eure Stimmen zum Schweigen bringen.“ „Man wird unser Land niemals mit Schwäche zurückerobern, man muss Stärke zeigen und man muss stark sein.“ „Wir werden niemals aufgeben, wir werden niemals die Niederlage einräumen. Man gibt sich nicht geschlagen, wenn… Mehr

Endlich Frei
3 Jahre her

Na bitte, hätte Trump auch nicht anders eingeschätzt.
Er nutzt seine Aufmerksamkeit als Präsident, um massive Schwächen im Wahlsystem der USA anzuprangern – und das ist aus Sicht derer, die die Demokratie verteidigen wollen – auch vollkommen richtig so.
Als US-Präsident verfügt er über ganz andere Informationsquellen als Otto-Normal und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er über alle Widerstände hinweg das System verteidigt. Bei uns herrscht das Gegenteil: Jeder bidert sich einem System an, welches Richtung China driftet.

A_Hussain
3 Jahre her

Wie immer wird man nur bei TE sachlich über die Geschehnisse in den USA informiert. Es ist leicht, sich über den Mob zu erheben und einen Staatsstreich zu phantasieren. Es ist leicht, sich über Trump zu erheben und ihm zu unterstellen, er wäre eine Gefahr für die Demokratie. Die Randalierer vor dem Capitol fühlen sich einfach betrogen – und das zu Recht – von einem Establishment, das längst in einer anderen Welt lebt. Welche Möglichkeiten hat denn das Volk noch, seine Stimme zu erheben, wenn sie tagaus, tagein als Klimasünder, Frauenhasser und Faschisten beleidigt werden? Donald Trump mit all seinen… Mehr

martin ruehle
3 Jahre her

Der gestrige Tag hat viele Opfer gefordert, viele Lügen (Putschversuch) werden verbreitet und dazu genutzt werden Präsident Trump in den Schmutz zu ziehen. Seine Strategie, ein letztes Mal über die Mobilisierung zehntausender Anhänger Druck auf die Demokraten aufzubauen, die Wahlen einer fundamentalen Prüfung zu unterziehen, ist durch das Eindringen vieler seiner Anhänger in das Capitol final gescheitert. Der größte Verlust aber ist der Tod der jungen Frau, die im Capitol von einem Sicherheitsmann erschossen wurde. Sie war erkennbar unbewaffnet und wollte durch ein Fenster steigen, als sie augenscheinlich ohne Vorwarnung (!) erschossen wurde (Siehe Video!) https://twitter.com/Andy_Comte/status/1347190323395629056 Ashli Elisabeth Babbitt (35)… Mehr

traene im ozean
3 Jahre her
Antworten an  martin ruehle

Leider kann ich nur ein Like vergeben!
Der Tod der jungen Frau ist ein Stich ins Herz aller patriotischen Amerikaner. Zumindest bei Ihnen wird ihr Name nicht vergessen werden ? RIP

November Man
3 Jahre her

– Trump schäumt die Masse auf und hatte damit sicherlich Anteil an dem Sturm auf das Kapitol –
So kann man es natürlich nachträglich auch darstellen.
Die Ursache für den Sturm auf das Kapitol passierte schon vorher – und zwar während den Wahlen und den offensichtlich begangenen Wahlbetrügereien von Seiten der linken Demokraten.
Und wenn die amerikanische und die deutschen Lügenpresse jetzt so weiter lügt, hasst, hetzt und aufstachelt, weiterhin ihre alternativen Fakten und Fakes verbreitet, wird es noch zu einem Bürgerkrieg in Amerika kommen.

Michaelis
3 Jahre her
Antworten an  November Man

Das sehe ich sehr ähnlich: nicht Trump ist verantwortlich für den politischen Hass in den USA und die Spaltung der Gesellschaft, sondern die unentwegte und brutale Hetze der pseudolinken Fanatiker, einschließlich ihrer extremistischen, ja faschistoiden Ideologien und Programme!!

Johann Thiel
3 Jahre her

„Die US-amerikanische Demokratie ist am Ende stärker, als man in Deutschland auf beiden Seiten meint, das Weiße Haus wird friedlich geräumt und neu bezogen.“

Ja, wenn alles friedlich abläuft, dann muss es wohl Demokratie sein. So, jetzt setzt der Michel brav wieder seine Schlafmütze auf und träumt selig davon wie die Demokratie am Ende immer gewinnt.

jugend_attacke
3 Jahre her

Jeder der so genannten „Konservativen“, „Libertären“, „echten Liberalen“ wird sich noch umschauen.

Biden wird innerhalb eines Jahres abtreten und dann wird man unter Harris ganz andere Seiten aufziehen.

Beobachterin
3 Jahre her

„Dies ist zwar das Ende der größten ersten Amtszeit in der Geschichte der Präsidenten, …“
Mr. Trump ist wirklich schrill. Aus seiner Formulierung entnehme ich aber noch etwas: Er tritt für eine zweite Amtszeit an. – Great! – Vermutlich gräbt er jetzt erst einmal 2 oder 3 Golfplätze eigenhändig um. Er wird mir fehlen.

Andreas aus E.
3 Jahre her

Meine Prognose: Die Sache wird vorerst untern Teppich gekehrt werden – aber vor sich hin schwelen, und irgendwann kommt der Betrug ans Licht (etwa zu den midterm-elections). Bis dahin werden Biden (falls der dann noch lebt) und Harris so viel Sozialistenmist verzapft haben, daß Wut überkochen wird.