Bayerischer Verwaltungsgerichtshof: Bars und Beisl dürfen ab sofort innen öffnen

Früher haben sich Regierungen vor Regelungen versichert, dass sie rechtssicher sind. Rechnen Politiker heute nicht mehr damit, dass Gerichte unanhängig Recht sprechen?

IMAGO / Ralph Peters

Beisl (außerhalb Bayerns und Österreichs auch Kneipen genannt) und Bars in Bayern dürfen ab sofort auch drinnen wieder bewirten. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) gab dem Eilantrag einer Wirtin aus Unterfranken statt.

Der  Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) begrüßt die „längst überfällige Entscheidung“, Schutz- und Hygienekonzepte funktionierten auch in Schankwirtschaften, er fordert auch die Öffnung von Clubs und Diskotheken.

Ministerpräsident Söder (CSU) will sich mit der Staatsregierung „den Gerichtsbeschluss genau anschauen und bis zur Kabinettsitzung am Dienstag ein Konzept mit Einschränkungen für Bars und Kneipen vorbereiten,“ berichtet der BR. Eine „reine Freigabe“ will Söder nicht und spricht von früherer Sperrstunde, anderen „Inzidenzschwellen“ und Alkoholverbot.

Der Verwaltungsgerichtshof urteilte, die bisherige Regelung verletze den Gleichheitsgrundsatz: Wenn die Innenräume „bei Speisewirtschaften unter Beachtung bestimmter Abstands- und Hygienemaßnahmen möglich“ wären, müsse dies auch bei reinen Schankwirtschaften gelten.

Außerdem wiege die Schließung von Bars und Kneipen für so lange Zeit schwer als Eingriff in die Berufsfreiheit. Das Urteil ist rechtskräftig, Rechtsmittel gibt es keine.

Übrigens: Früher haben sich Regierungen vor Regelungen versichert, dass sie rechtssicher sind. Rechnen Politiker heute nicht mehr damit, dass Gerichte unanhängig Recht sprechen?

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Kommentare ( 22 )

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Tacitus
2 Jahre her

Die Frage danach, ob Politiker nicht damit rechnen würden, dass Gerichte heute unabhängig Recht sprechen (könnten), darf man als NEGATIV bewerten.
Politikerinnen und Politiker haben sich offensichtlich von der Gewaltenteilung und demokratischen Grundordnung verabschiedet.
Es bleibt ein Staatsrats-System, wie es in der DDR üblich war.

Silverager
2 Jahre her

Nicht vergessen, Herr Söder:
Selbst bayerische Könige wurden schon mal für unzurechnungsfähig erklärt, gell?

Stefferl
2 Jahre her

In einem Land, in dem sich nicht einmal mehr das Bundesverfassungsgericht an das Grundgesetz hält, muß eine Regierung gar nichts fürchten.

Evero
2 Jahre her

Nichts soll vergessen sein. Die Maßnahmen über 2 Jahre schon, waren weit überzogen. An Grippe sterben mehr Menschen, als an diesem synthetisch scharf gemachten Chinavirus. Dieser Virus wird uns erhalten bleiben und weitere Mutanten bilden. Wollen uns die Vereinigten Sozialisten noch Jahrzehnte einsperren?
Es ist für mich klar: das Virus wird weltweit benutzt, um die Bevölkerung einzuschüchtern und zu gängeln.
Deswegen: wenn wir noch eine Demokratie haben, dann darf diese Freiheitsberaubung nicht ohne juristische Nachbetrachtung bleiben.

ketzerlehrling
2 Jahre her

Nein, müssen sie nicht. Denn die Urteile, die der Regierung in Berlin, oder in den Bundesländern nicht genehm wird, werden von der nächst höheren Instanz kassiert, in der Regel. Niemand schert sich um Gesetze, Recht oder Unrecht in diesem Land. Alles ist erlaubt und gesellschaftsfähig, jede Rechtsordnung, jede Rechtssicherheit aufgehoben. Diktatoren sind das Gesetz. Und Deutsche tun in der Regel das, was man ihnen sagt und erlaubt, da macht die Justiz keine Ausnahme.

Martin Mueller
2 Jahre her

Oha, nicht dass die Staatsanwaltschaft jetzt gegen die Richter ermittelt…

Vielleicht ist das Urteil nicht regenbogenkonform, oder man findet einen anderen Grund.

Heutzutage – in Zeiten der Halbdemokratie – ist alles gefährdet, was nicht in den farbenfrohen politische und ideologischen Kontext passt…

Milton Friedman
2 Jahre her

Und? Haben die bayerischen Verwaltungsrichter schon Kaffee und Kuchen bereitgestellt für die Staatsanwälte, welche ihnen demnächst die Haustür aufbrechen lassen?
So ein Rollkommando hat Hunger!

Last edited 2 Jahre her by Milton Friedman
Jean B.
2 Jahre her

Kleine sprachliche Richtigstellung: der Begriff “ Beisl“ ist auf Österreich beschränkt, in Bayern findet er keine Verwendung. Hier gibt es die „Boazn“, was aber mittlerweile einen abwertend Beigeschmack hat.

Evero
2 Jahre her

Die Regierenden in unseren Landen sind nicht die Freunde des Volkes, sondern der sozialistische Diktator. Kaum fängt der Sommer an und die Leute treffen sich, fahren in Urlaub und gehen in Konzerte und in den Biergarten, da schlagen die Mainstreammedien schon wieder Alarm. Hilfe, der Inzidenzwert ist auf 11 gestiegen. Die machen tatsächlich mit diesem bköden nichtssagenden Inzidenzwert weiter, wie bisher. Ich dachte, wenn so und do viele geimpft sind, wären wir gerettet? Doch nicht? Ich wette schon jetzt, dass die Politik reagiert und entgegen ihrer Versprechungen keinen Lochdown mehr zu verhängen, Mitte September, exakt vor der Bundestagswahl wieder die… Mehr

JamesBond
2 Jahre her

Ein Sieg für die Freiheit und schon wird Söder wieder aktiv und will Einschränkungen durchsetzen – gut das der nicht Kanzler wird. Dann ginge die Ausbeutung der Bevölkerung in die nächste Rund – Privilegien nur für sich und seine geliebte Industrie.

Weiss
2 Jahre her
Antworten an  JamesBond

Beim Söder mußten anscheinend auch die letzten Wochen die Innenräume bei reinen Bars- und Schankwirtschaften weiter geschlossen bleiben, während gleichzeitig Innenräume in Restaurants, Kinos, Vereinen und Theatern unter bestimmten Voraussetzungen geöffnet werden durften. Die Betreiberin eines Bistros in Bayern hatte das anscheinend nicht mehr verstanden, warum sie ihr Bistro weiter geschlossen halten mußte und das Restaurant um die Ecke stattdessen im Innenbereich öffnen durfte ? Sie fühlte sich also gegenüber den Restaurantbetreibern im Ort ungerechtfertigt benachteiligt und das in meinen Augen auch völlig zu Recht, weil ich den sachlichen Grund für die unterschiedliche Behandlung dieser Einrichtungen auch nicht mehr verstehen… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Weiss
Stefferl
2 Jahre her
Antworten an  JamesBond

Eigentlich müssten jetzt auch die Dümmsten verstehen, dass es nicht um irgendwelche Coronamaßnahmen geht, sondern nur um die Gängelung der Bürger. Wie gesagt: „eigentlich“!