Amerikas Truppenabzug ist Konsequenz deutscher Politik

Die USA haben angekündigt, den größten Teil ihres aus Deutschland abgezogenen Militär-Kontingents nach Polen und in andere östliche Bündnisländer zu verlagern. Von einer Gefährdung der Stabilität des Bündnisses kann also keine Rede sein. Nur von der Schwächung Deutschlands.

imago images / Sven Eckelkamp
Panzerhaubitzen der US-Armee in Deutschland

Bedauern, Befremden, überrascht, besorgt – auf diesen mehrheitlichen Nenner lassen sich die ersten Reaktionen der politischen Akteure in Berlin auf die Ankündigung eines Abzuges von immerhin fast einem Viertel der in Deutschland stationierten US-Truppen bringen. Wenn es wirklich so wäre, muss die Naivität des politischen Establishments grenzenlos sein. Da das aber nicht sein kann, ist Scheinheiligkeit an der Spree wohl die zutreffendere Bewertung. Dass die USA nach einer ganzen Reihe von Brüskierungen bis hin zu offen feindlichem Verhalten Berlins gegenüber Washington einmal zurückschlagen würden, war zu erwarten und überfällig.

Gemeint ist damit nicht die ostentative Ablehnung und Schmähung der amerikanischen Regierung und insbesondere ihres Präsidenten Trump. Das lässt Washington kalt.

Das Entscheidende ist das offene Konterkarieren amerikanischer Interessen. Beispiel Iran: die USA verhängen Sanktionen gegen die nuklearen Ambitionen des Mullah-Regimes in Teheran. Berlin verurteilt das nicht nur, sondern schafft juristisch trickreiche Strukturen, um europäischen Unternehmen das Durchbrechen der Blockade zu ermöglichen.

Wiederholt haben die USA gemeinsam mit Großbritannien und Frankreich Deutschland aufgefordert, sich aktiv an der Eindämmung der russisch-unterstützten Aktivitäten der Diktatoren in Damaskus und Teheran militärisch zu beteiligen – die Antwort war nach einigem Zieren immer ein kaltes Nein.

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Ähnliches gilt für die Nahostpolitik Trumps und dessen enges Bündnis mit Israel. Amerikanische Diplomaten berichten über das ständige Bemühen ihrer deutschen Kollegen bei der UNO, US-Vorstöße zu behindern und möglichst ins Leere laufen zu lassen. Ähnliches hört man aus Nato-Kreisen bezüglich des jahrelangen Bemühens, ein der aggressiven Haltung der Russen entsprechendes neues Nato-Konzept zum Schutz der östlichen Natopartner zu entwickeln. Deutschland verzögere immer wieder notwendige Schritte, hintertriebe und blockiere damit Entscheidungen. In Berlin verweist man bei solcher Kritik immer wieder auf die klare Haltung Angela Merkels beim Beibehalten der Sanktionen gegen Moskau infolge der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim. Doch was heißt das schon, wenn die Bundesrepublik sich zeitgleich und ungeachtet aller Warnungen auch europäischer Bündnispartner in die Energieabhängigkeit des Kremls begibt.

Auch zum Verdruss in Washington hat die unentwegte Kritik Deutschlands an der amerikanischen China-Politik geführt. Nicht nur, dass Peking eine höchst aggressive Außenpolitik betreibt, die die geopolitische Dominanz über ganze Regionen und Staaten anstrebt, sondern darüberhinaus durch das zielgerichtete Unterwandern internationaler Organisationen seine ideologischen Ziele, z. B. zur Behandlung der Menschenrechte durchsetzt, muss zwangsläufig eine Antwort der westlichen Führungsmacht finden. Wenn die USA dann ihre Geldzahlungen einstellen und die Gremien verlassen, ist die Empörung in Berlin immer besonders groß.

Gleichzeitig übt sich Deutschland selbst in Leisetreterei gegenüber den Menschenrechtsverletzungen in China und nicht zuletzt dem Druck auf Hongkong. Wirtschaftliche Interessen gegen jede Moral.

Die nächste Konfrontation im Bündnis zeichnet sich schon ab. Die gegen alle Vereinbarungen erfolgte Stationierung eines neuen Typs russischer Mittelstreckenraketen in Kaliningrad erfordert einen Ausgleich durch den Westen. Schon sträubt sich der sozialdemokratische Teil der Koalition gegen entsprechende Absichten. Ganz zu schweigen davon, dass Deutschland immer noch weit von der Erfüllung seines bereits 2014 gegebenen Versprechens entfernt ist, die Militärausgaben auf 2 % des BSP zu erhöhen.

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Trump: Massiver Abzug von US-Truppen aus Deutschland?
Man stelle sich vor, die nächste Bundesregierung nach der Wahl 21 werde zur Verhinderung der AfD durch eine Machtbeteiligung der Linkspartei gebildet. Auch das liegt ja bereits in der Luft. Der einzige, der über den Abzug der Amerikaner ehrlich seine Freude ausdrückte, war der SED-Altkader Dietmar Bartsch, ein treuer Vertreter russischer Interessen. Er wünschte sich den Abzug aller Amerikaner aus Deutschland, wobei sie ihre Atomwaffen nicht vergessen sollten.

Nur dass sich dieser Wunsch wohl nicht ganz erfüllen wird. Die Vereinigten Staaten haben bereits angekündigt, den größten Teil ihres aus Deutschland abgezogenen Kontingents nach Polen und in andere Bündnisländer dieser Gegend zu verlagern. Von einer Gefährdung der Stabilität des Bündnisses kann also keine Rede sein. Nur die Rolle und der Einfluss Deutschlands werden entsprechend schwächer. Und noch eines zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein und dem Großlazarett Landshut: Natürlich sind diese Standorte für das Bündnis und insbesondere die Amerikaner wichtig. Aber in einer unsicheren Umgebung könnten am Ende allein die Standorte zum Problem werden.

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Kommentare ( 167 )

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E. Thielsch
3 Jahre her

Nehmen Sie Ihren Aluhut ab.
Deutschland HAT längst einen Friedensvertrag, er wurde am 12. September 1990, also vor 30 Jahren, als ‚Zwei plus Vier Vertrag‘ unterzeichnet. Seitdem ist Deutschland ein vollständig souveräner Staat.

Old-Man
3 Jahre her

Ich habe mir sehr viele Kommentare hier durch gelesen,und war erstaunt über soviel Naivität,oder ist es gar Dummheit?,die vielen Daumen nach unten sind durch aus berechtigt. Einige schwafeln noch immer von „Besatzungsmacht“,das dürfte für die Amerikaner,Franzosen und Britten nur teilweise gestimmt haben,wurde aber mit der Wiedervereinigung auf ein Minimum reduziert. Das so traurige Gestalten wie Steinmeier,Maas,Bartsch und Co die Amerikaner beeindrucken?,mit nichten,denn in den Staaten kennt die kaum ein Amerikaner,und die,die mit diesen,sagen wir einmal freundlich tumben Sozialisten der alten Schule zu tun haben,ja diese Amerikaner amüsieren sich ehr über über diese Gestalten,denn die nimmt keiner ernst. Es wird irgendwann… Mehr

Schonclode
3 Jahre her

Das ist von den Torheiten in der SPD und der CDU doch so gewollt und mit aller Kraft wurde darauf hingearbeitet. Allein was diese Personalie Saskia Esken da politisch absäuert ist gesellschaftlich nicht einmal grenzwertig. Es ist debil und der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

Marie M
3 Jahre her

Herr Gafron hat nie verhehlt, dass er ein 120%iger Atlantiker ist. Da er dabei ein ziemlich propagandistischen Schreibstil pflegt, hat ihn Harald Martenstein (TSP) einmal als „Gottseibeiuns“ des deutschen Journalismus bezeichnet. Ich meine, er hatte damit nicht unrecht.

Joerg Baumann
3 Jahre her

Die Frage ist doch nur, wie will so einen DDR 2.0 auch nur kurzfristig überleben? Die Wirtschaft wird schnell abwandern und damit auch viele Menschen die heute diesen Staat finanzieren. Echte „Bündnispartner “ wird eine DDR 2.0, die dann rapide finanzschwächer wird, auch nicht finden. Die globalen Player, China, USA und Russland werden an so einem Deutschland nicht mehr interessiert sein. Militärisch ist diese DDR 2.0 auch jetzt schon vollkommen bedeutungslos usw. Eine DDR 2.0 würde sich ziemlich schnell von alleine auflösen, da die Starken gehen werden und die Schwachen bleiben. Eine Mauer 2.0 wird es wohl nicht geben. Das… Mehr

Daniela F.
3 Jahre her
Antworten an  Joerg Baumann

Eine Mauer existiert schon. Keine aus Stein, sondern aus Moral, die uns die „Gutmenschen“ aufzwingen wollen.

Waehler 21
3 Jahre her

Welchen Einfluss hat Deutschland in der NATO denn je gehabt? Es ist ein Märchen, dass Deutschland wirklichen Einfluss bei wichtigen Nato-entscheidungen gehabt hat.

John Stier
3 Jahre her

„die USA verhängen Sanktionen gegen die nuklearen Ambitionen des Mullah-Regimes in Teheran. Berlin verurteilt das nicht nur, sondern schafft juristisch trickreiche Strukturen, um europäischen Unternehmen das Durchbrechen der Blockade zu ermöglichen.“ Manchmal macht unsere Regierung auch mal was richtig. „Abzuges von immerhin fast einem Viertel der in Deutschland stationierten US-Truppen“ Besser wäre es wenn alle Truppen abgezogen würden und Ramstein geschlossen wird. Wir sind schließlich ein souveränes Land, oder? „er aggressiven Haltung der Russen“ Ja, ja die pösen Russen. „der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim.“ Es gab keine Annexion sondern ein Referendum. Das kann man sogar in der FAZ (MSM) nachlesen.… Mehr

Ein Mensch
3 Jahre her

Ich denke es ist gar nicht so kompliziert wie viele Kommentatoren das hier sehen. Der deutsche Staat wird von den USA als pol. wie militärischer Unsicherheitsfaktor angesehen, womit die USA absolut Recht haben. Nur unsere derzeitige (noch) wirtschaftliche Stärke lässt uns im Konzert der Großen mitspielen, pol. wie militärisch ist DE ein Zwerg. Ein Land das sich selbst hasst kann nie ein verlässlicher Partner sein und das haben sie in den USA schon lange erkannt, nur ist Trump eben jetzt derjenige der das auch deutlich ausspricht. Er hat hier eben keine Freunde auf die er Rücksicht nehmen muss. Dass dieses… Mehr

Genco Steins
3 Jahre her

Ami Go Home… mach’s jut, meiner! Dass man dem Besatzer auch noch hinterher heult, ist schon Ausdruck u. Zeichen völliger transatlantischer Verblödung. Vor welcher Gefahr uns die US-Armee schützen sollte, zeigt sich an dem Befehl, im Krisenfall alles US-militärische Personal zu evakuieren: Ground Zero Germany. Es fragt sich auch, von welcher militärischen Gefahr man hier immer ausgeht?! Trotzdem man versucht, den russischen Bär stets bis aufs Blut zu reizen, mag er einfach nicht um sich schlagen – und Franzosen, Deutsche, Briten, Italiener sind es leid, für die Interessen der Eliten auf einander zu schießen. Mag auch sein, dass sich die… Mehr

E. Thielsch
3 Jahre her
Antworten an  Genco Steins

Es ist ein Zeichen völliger Verblödung, wenn man den besten Freund, den Deutschland je hatte, der Westdeutschland jahrzehnte vor komunistischer Invasion schützte, derOstdeutschland befreite und die Wiedervereinigung ermöglichte (GEGEN den Willen Frankreichs und Großbritanniens!) zum Tufel wünscht.

AlNamrood
3 Jahre her
Antworten an  E. Thielsch

Die USA sind niemandem Freund außer sich selbst. Ebenso wie Russland oder China oder jeder andere Staat außer einigen verwirrten mittel- und nord europäischen Ländern

E. Thielsch
3 Jahre her
Antworten an  AlNamrood

Das ist jetzt eine Behauptung.
Liefern Sie auch eine Begründung?Im übrigen können wir auch sagen, die USA seien dr nützlichste Staat gewesen, den Deutschland je hatte.
Passt auch.
Denn die USA haben uns vor den sowjets geschützt, Ostdeutschland befreit und die Wiedervereinigung ermöglicht, gegen den Willen Frankreichs, Großbritanniens und Gorbatschows.
Das ist übrigens eine Begründung. Das unterschidet meinen Kommentar qualitativ von Ihrem. Ihrer ist nur eine Phrase.

Karl Wolfgang
3 Jahre her

Alles richtig Herr Gafron. Nur die US Armee hat keine Panzerhaubitze 2000. Die Haubitze wird von einigen Ländern benutzt aber nicht von den USA. (Quelle Wikipedia)