Alle Berliner Amtsärzte fordern Ende der inzidenzbasierten Lockdownpolitik

In einer Stellungnahme kritisieren die 12 Leiter der Berliner Gesundheitsämter die Koppelung von Coronamaßnahmen an die Zahl der Neuinfektionen. Für die gesunde Bevölkerung müssten Lockerungen erfolgen.

IMAGO / Rüdiger Wölk

Nach Berichten des Tagesspiegels soll beim Berliner Senat ein Schreiben aller 12 Berliner Amtsärzte eingegangen sein, die scharfe Kritik am gegenwärtigen Kurs der Regierung äußern.

Vor allem die Orientierung der Corona-Maßnahmen an den Infektionszahlen sei falsch. Es sei „nicht zielführend, Eindämmungsmaßnahmen an Inzidenzen von 20/35/50“ zu koppeln. „Diese Inzidenzen bilden nicht das wirkliche Infektionsgeschehen ab“, weil die Zahlen auch von den Testkapazitäten abhängen und vom Willen der Menschen, sich testen zu lassen. Auch Clusterausbrüche würden zu Verzerrungen führen. „Dadurch kommt es zu Schwankungen, die nicht die infektiologische Lage widerspiegeln“, heißt es weiter.

Die Amtsärzte der Berliner Bezirke leiten die Gesundheitsämter und sind damit die führenden Mediziner im Verwaltungsapparat. Ihre Kritik trifft die Corona-Politik der Bundesregierung an der Wurzel, da diese sich darauf beruft, der Wissenschaft zu folgen.

Kritik an dem willkürlichen Richtwert der Neuinfektionen gibt es seit Monaten. TE wies immer wieder auf dieses Problem hin und darauf, dass die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen somit auch durch die Testpolitik steuerbar ist.

Die Amtsärzte fordern: Die politischen Maßnahmen müssten sich vielmehr an konkreten Faktoren orientieren und auch berücksichtigen, ob die Infektionen bei Hochrisikopatienten oder etwa Schulkindern stattfinden. Neben „intensiven Maßnahmen der Infektionsprävention“ für Alte und Kranke, sollen die Maßnahmen ansonsten abgemildert werden. Die NoCovid-Strategie werde „den Lebenswirklichkeiten nicht gerecht“, heißt es. Diese Modelle würden andere Fragen der öffentlichen Gesundheit völlig außer Acht lassen.

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Kommentare ( 22 )

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Julius Schulze-Heggenbrecht
3 Jahre her

Mediziner, die den Kurs der Merkel-Regierung in der Corona-Krise unkritisch öffentlich unterstützen: „Hochkompetente wissenschaftliche Experten, auf die man hören muss, da sie den wissenschaftlichen Konsens repräsentieren!“
Mediziner, die den Maßnahmen und der Corona-Politik der Merkel-Regierung kritisch gegenüberstehen und sich öffentlich äußern: „Unbedeutende Einzelmeinungen, die dem wissenschaftlichen Konsens aus Geltungsdrang oder Inkompetenz widersprechen! Fragwürdige Interpretationen der Corona-Forschung! Diese Mediziner überschreiten ihre medizinische Kompetenz! Wasser auf die Mühlen der Rechten! Unverzeihlich!“

Germer
3 Jahre her

Ich bin gespannt, ob die kritischen Amtsärzte mittelfristig noch im Dienst sein werden.

Julius Schulze-Heggenbrecht
3 Jahre her
Antworten an  Germer

Diese unverantwortlich handelnden sogenannten Mediziner müssen natürlich rückgängig gemacht werden! Alles andere wäre unverzeihlich!

Klaus Kabel
3 Jahre her

Dazu gehört Mut in der Merkeldiktatur und ihrem Laut schreienden Mob

Wilhelm Roepke
3 Jahre her

Respekt vor den Amtsärzten, die ja davon ausgehen können, dass das schräge Berliner Wahlvolk die nächsten 30 Jahre linke Regierungen wählt. Dass die Mainstreammedien zu dämlich sind für viele Kritiken – geschenkt. Das ist nochmal ein ganz anderes Problem.

elly
3 Jahre her

„ kritisieren die 12 Leiter der Berliner Gesundheitsämter „ haben die schon ihren Softwarestreik aufgegeben? Wohlgemerkt befinden wir uns auch deswegen im lockdown, weil die Gesundheitsämter laut lamentierten, sie kämmen bei der Kontaktnachverfolgung nicht mehr nach. Gleichzeitig erlauben sich aber die Gesundheitsämter im Lande, eine in afrikanischen Ländern gut funktionierende Software die zudem in D entwickelt, in ihrem Amt zu nutzen. Dann lieber die guten alten Zettel, verwaltet in Kartons. Immerhin sichert diese Methode Arbeitsplätze und viele Mitarbeiter machen den Leiter wichtiger. Das Volk geht ja gerne in den lockdown, wenn die Zettelwirtschaft wieder einmal zu viel wird. „KONTAKTNACHVERFOLGUNG: Gesundheitsämter im Software-Streik“… Mehr

stefan4712
3 Jahre her

Ich vermisse seit Jahren die NoKrebs-Strategie. Milliarden wurden zur AIDS-Forschung umgeleitet, weil diese am lautesten geschrien haben und die Krebsforschung mußte um jeden Euro kämpfen. Aber keine Bundesregierung hat jemals das Ziel NoKrebs ausgegeben, an dem jedes Jahr >100.000 Menschen in Deutschland sterben. Von den Todeszahlen sind wir bei den Covid-Toten noch sehr sehr weit entfernt !!

Renegade
3 Jahre her

Im November 2020 gab es auch schon mal ein Strategiepapier von namhaften Medizinern (u.a. Streeck und Gassen), das Alternativen zu, Lockdown aufgezeigt hat. Das wurde damals von den merkeltreuen Medien niedergemacht. Inzwischen scheint mir aber selbst bei den MSM ein leichtes Umdenken eingesetzt zu haben, deshalb könnte diesmal mehr daraus werden.

Fred Schneider
3 Jahre her

Der etwa 2000 Jahre alte sogenannte Eid des Hippokrates wiegt offensichtlich schwerer als der blinde Gehorsam zu einem Unrechtsregime.

Walli
3 Jahre her

Eure Berichte sind Top wenn ich das mal so sagen darf. Ich kann nur nicht verstehen warum auf eurer Seite Werbung unseriösen Callcenter gemacht wird, die Menschen um ihr Geld betrügen. Geht gar nicht, tut mir leid. Da müsst ihr umbeding was machen. Da geht es mir um die Amazon Investition die bei euch zu sehen ist. Da fallen viele drauf rein.

CIVIS
3 Jahre her

Meine Hochachtung vor den Berliner Amtsärzten, die ihre politischen und ideologischen Scheuklappen abgesetzt haben und sich erfreulicherweise zu einem gemeinsamen sach- und fachbezogenen Arbeiten zusammen gefunden haben, …auch wenn Frau Merkel dies wohl als „nicht hilfreich“ ansehen wird.

Ein wirklich erfreuliches Zeichen in Sachen „Bekämpfung der Pandemie“ und nicht -wie seit einem Jahr üblich- im „Kampf gegen die Bevölkerung“ !

Last edited 3 Jahre her by CIVIS