„The Economist“-Logo aus Weimer-Events entfernt

Nach Anfragen von TE bei The Economist hat die Weimer Media Group das Logo des renommierten Magazins von seinen Events entfernt. Doch während das Unternehmen die Spuren tilgt, tauchen neue Fragen über die möglicherweise unbefugte Nutzung einer der angesehensten Medienmarken der Welt auf.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld, Screenprint LEG - Collage: TE

Die Affäre um Wolfram Weimer hat in den vergangenen Wochen eine Geschwindigkeit und Tiefe erreicht, wie man sie im deutschen Medienbetrieb in einer solchen Dimension noch nie erlebt hat. Den Anfang machten die Recherchen von Alexander Wallasch zum systematischen Urheberrechtsmissbrauch beim Weimer-Portal The European. Eine wachsende Zahl bekannter Autoren erklärte, ihre Texte seien ohne Zustimmung und ohne ihr Wissen veröffentlicht worden. Kurz darauf verschwanden große Teile des Archivs in einer hektischen Löschaktion – ein Vorgang, der die Glaubwürdigkeit des gesamten Hauses erschütterte und bereits zu mehreren Anzeigen führte.

Parallel dazu wurden die Strukturen der Weimer Media Group sichtbar: überzeichnete Reichweiten, fragwürdige und aufgepumpte Medienbeteiligungen, biographische Überhöhungen und widersprüchliche Angaben gegenüber staatlichen Stellen. Besonders schwer wog die Erkenntnis, dass Veranstaltungen wie der Ludwig-Erhard-Gipfel politisch instrumentalisiert wurden. Sponsoring-Unterlagen und Korrespondenzen legen nahe, dass Weimer – Kulturstaatsminister und laut Handelsregister weiterhin zu 50 Prozent Eigentümer der WMG – seine eigene Regierungsposition als monetarisierbares Gut anbot. Zahlenden Kunden wurden garantierte Podiumsauftritte, exklusive Abendessen und Zugang zu hochrangigen Regierungsmitgliedern versprochen – ein beispielloser Bruch von Grundregeln.

Hinzu kommen wirtschaftliche Unregelmäßigkeiten, der Verdacht der Bilanzmanipulation und die kurz darauf erfolgte Übertragung von Weimers Unternehmensanteilen an einen Treuhänder zu rein kosmetischen Zwecken: Auch in einer Treuhandlösung bleibt Wolfram Weimer der wirtschaftlich Begünstigte und kann Weisungen an den Treuhänder erteilen, der in seinem Auftrag zu handeln hat. Die Gesamtdynamik macht deutlich: Was als Presseskandal begann, hat sich zu einem vielschichtigen politischen, juristischen und publizistischen Filz-Komplex ausgeweitet. An dessen Ende steht ein Bild umfassender Selbstinszenierung – und einer politischen Umgebung, die über Jahre bereit war, diese Inszenierung nicht nur zu akzeptieren, sondern erheblich daran mitzutragen und mitzuwirken. Auch in Form von steuerlichen Subventionen wie Corona-Hilfen und staatlicher Förderung durch Bayern und Hessen (CSU- und CDU-geführt). Ein gigantischer Amigo-Spezl-Filz, bisher nur übertroffen durch die Maskendeals von Jens Spahn.

Ein besonders sensibler Teil dieses Weimerschen Geflechts betraf stets die sogenannten „Medienpartnerschaften“. Eine absolute Vielzahl dieser Partnerschaften machten dabei meist die massiv überhöhten und aufgepumpten Beteiligungen Weimers aus: The European, Börse am Sonntag, Business Punk, Anlage Punk, Markt und Mittelstand, Wirtschaftskurier, Weimer TV, etc. – eine suggerierte Medienphalanx, die im Monat wohl deutlich weniger Menschen konsumieren als durch WMG kolportiert wurde.

Weimer schmückt seine Gipfel und Projekte auch gern mit Logos renommierter Häuser wie der FAZ. Einige dieser Partnerschaften schienen bei näherem Hinsehen überraschend lose, andere wurden von den betroffenen Häusern offenbar gar nicht bestätigt.

Die FAZ hat sich nun spät, aber immerhin, distanziert und erklärt nach Anfrage der Jungen Freiheit: „Auch wenn die Website der Veranstaltung ‚Frankfurt Future & Finance Summit‘ den Anschein erweckt: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung war weder 2024 noch 2025 Medienpartner dieser Veranstaltung. Wir haben weder eine entsprechende Vereinbarung über eine Medienpartnerschaft abgeschlossen noch der Weimer Media Group die Verwendung des FAZ-Logos gestattet.“

Wie aber kann ein Unternehmen wie die FAZ das so lange übersehen haben wollen?

TE hatte zuvor Klassik Radio wegen der Ausweisung der Logos Klassik und Beats Radio angefragt, in welcher Form eine Medienpartnerschaft bestehe. Kurz zusammengefasst: Bartergeschäft = erwähnst Du mich, erwähne ich Dich.

Damit rückt eine Frage ins Zentrum, die für die Bewertung des Skandals essenziell ist: Hat es die vielen behaupteten Kooperationen jemals gegeben? Und wenn nicht – wieso ließen Spitzenpolitiker, Wirtschaftsführer und Regierungsmitglieder zu, dass ihre Auftritte auf Veranstaltungen standen, die mit nicht autorisierten Medienmarken beworben wurden? Genau diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Presseanfrage, die TE bereits am 20. Oktober 2025 an The Economist gerichtet hatte – damals ohne Antwort. Die seither eingetretenen jüngsten Entwicklungen machen eine erneute Darstellung jedoch zwingend notwendig.

Seit Jahren wirbt die Weimer Media Group für ihre Veranstaltungen mit dem Logo des renommierten Wirtschaftsmagazins The Economist. Ebenfalls seit Jahren wird auf der Webseite von The European eine „Kooperation“ mit dem Economist prominent aufgeführt.

Statt einer Antwort an TE erfolgten allerdings die Löschungen des Economist-Logos aus allen Weimer Events, für den Ludwig-Erhard-Gipfel, auch nachträglich für den Frankfurt Finance Summit, auf dessen Webseite das Logo ebenfalls entfernt wurde. Nach wie vor wird der Economist aber noch als Kooperationspartner für The European ausgewiesen. Vielleicht auch, weil niemand da ist, der weiß, wie man an den Footer der Webseite kommt.

Screenshot Frankfurt Finance Summit 2025 – 10. Oktober 2025:

Screenshot Frankfurt Finance Summit 2025 – 21. November 2025:

Screenshot Ludwig Erhard Gipfel 2025 – 29. Juli 2025:

Screenshot Ludwig Erhard Gipfel Medienpartner 2024 – 27. August 2024:

Angesichts der neuen Hinweise auf die womöglich unbefugte Nutzung des Economist-Markenzeichens und der Entfernung aller Logos von den Weimer-Veranstaltungen hat TE das Magazin erneut um Klärung gebeten.

Hintergrund sind die sich verdichtenden Belege, dass Weimer die Glaubwürdigkeit internationaler Medienmarken gezielt nutzte, um seinen Gipfeln ein höheres Prestige zu verleihen. Ob dies gegen das Wissen oder gegen den Willen dieser Medienhäuser geschah, ist nun von zentraler Bedeutung.

Die relevanten Fragen betreffen mehrere Ebenen:

– Hat es jemals eine echte, vertraglich oder informell bestätigte Zusammenarbeit zwischen der WMG und The Economist gegeben?

– Wurde dem Unternehmen die Verwendung des Logos erlaubt – oder erfolgte sie ohne jede Autorisierung?

– Wurden Inhalte des Economist jemals durch Weimers Plattformen reproduziert – und wenn ja, erfolgte dies mit oder ohne Zustimmung? Wurden Inhalte von The European vom Economist verwertet?

– Gab es Sponsoring, Austausch von Materialien oder irgendeine Form gegenseitiger Leistung (Barter)?

– Und: Wurde eine etwaige Partnerschaft nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet – oder hat sie nie existiert?

Besondere Brisanz erhält das Thema durch den Umstand, dass The Economist offiziell zwar schweigt, faktisch aber bereits reagiert hat: Die Entfernung aller Logos spricht eine deutliche Sprache. Gleichzeitig führt The European das Magazin weiterhin als Kooperationspartner. Diese Diskrepanz lässt sich nicht ohne weitere Erklärungen auflösen und wirft grundlegende Fragen nach der Rechtmäßigkeit der Darstellung der Weimer Media Group auf.

Sollte sich herausstellen, dass The Economist sein Logo nie freigegeben hat, wäre dies keine Randnotiz, sondern ein weiterer Beleg für ein Muster: die systematische Aneignung fremder Reputation zur Aufwertung eigener Veranstaltungen und Produkte. Für ein Medienunternehmen, das sich selbst als ordnungspolitischen Leuchtturm inszenierte, wäre dies ein verheerender Befund.

Der Fall Weimer hat inzwischen alle Ebenen überschritten, die man einem Medienunternehmer normalerweise zuschreibt. Er berührt das Urheberrecht, die politische Integrität, die unternehmerische Sorgfaltspflicht – und nun die Frage, ob die Marke eines der wichtigsten internationalen Magazine unberechtigt genutzt wurde. Die Entfernung des Economist-Logos ist dabei weniger ein Detail als ein Symptom: Die Fassade des großen Netzwerks bricht zusammen.

Die entscheidende Frage lautet jetzt: Welche politischen Konsequenzen werden jene tragen, die diesen Veranstaltungen über Jahre Legitimität verliehen haben – Regierungsmitglieder, Ministerien, Landesregierungen, Parteiführungen? Die Affäre betrifft längst nicht mehr nur die WMG. Sie betrifft das Umfeld, das sie möglich machte und das sie stützt und weiterhin fördert.

Wenn eine Antwort von The Economist doch noch eingeht, werden wir diese anfügen.

Übrigens: Auch das Logo von CNBC ist aus der Abteilung „Medienpartner“ verschwunden. In Weimers grandiosem Medienreich geht ein Licht nach dem anderen aus.

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Kommentare ( 37 )

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Privat
22 Tage her

Die so genannten Fachkräfte in der Regierung Merz taugen nur noch zum abgewöhnen

Nibelung
22 Tage her

Er ist nun mal das zuletzt erkannte Aushängeschild aller Vorteilsnehmer und wahrlich nicht der einzige, der sich mit dieser Methode selbst begünstigt und solange diese Unsitte anhält, wird sich daran auch nichts ändern, denn Schopenhauer sagte schon, der Mensch sei per se schlecht und nun wird uns erneut ein Schauspiel niederster Instinkte vorgeführt und das läßt nicht hoffen, daß aus unserer Spezies jemals was anständiges wird, von den wenigen Heiligen abgesehen, die es ja auch noch geben soll. Welch ein Glück, daß vieles aller Schändlichkeiten im verborgenen bleibt, denn das würde schnurstracks in die Revolution führen und die Zweiklassen-Gesellschaft ist… Mehr

Dundee
22 Tage her

Alte deutsche Bauernregel:
Was dem Habeck sein Graichen, das ist dem Merz sein Weimer.

MartinKienzle
22 Tage her

Das ist ebenso Symptom für den aktuellen Verfall unserer Heimat: Man beschäftigt sich andauernd mit irgendwelchen BRD-Politikern (hier: Weimar), die allerdings unwichtig sind, da jene keinerlei Macht besitzen (https://www.youtube.com/watch?v=3zuO_Ed__KA); um den gegenwärtigen Verfall unserer Heimat stoppen zu können (worum es im Kern geht), muss vielmehr der Grund hierfür eruiert werden, der in der angestrebten Errichtung der sogenannten „Neuen Weltordnung“ liegt (https://www.epochtimes.de/politik/ausland/die-neue-weltordnung-ist-der-weltkommunismus-a2191312.html),die auch Ursache für die beiden sogenannten „Weltkriege“ begründet, die Kommunisten initiierten (https://www.reddit.com/r/AlternativeHistory/comments/8ies6q/albert_pike_a_33rd_degree_freemason_wrote_a/?tl=de&rdt=41202)), um damit die christlich-patriarchale (erfolgreiche) Gesellschaftsordnung Deutschlands zu zerschlagen, das bis heute weiterbetrieben wird, da der sogenannte „Erste Weltkrieg“ aufgrund der fehlenden Friedensverträge bis heute tobt (www.ewigerbund.org/eb/was-stimmt-hier-nicht/… Mehr

Milton Friedman
22 Tage her

Wie schon Max Mannhardt von Apollo News korrekterweise erwähnte: Die erwähnten Praktiken sind in der Medienwelt gängige Praxis: Es geht Medien darum, Werbekunden (also auch jenen die politischen Einfluss kaufen wollen) Geld aus der Tasche zu ziehen. Und so muss aus der urinierten Litfaßsäule im Bahnhofsviertel eine einmalige Gelegenheit werden, die nur darauf wartet, dich zum nächsten Mark Zuckerberg zu machen. Aus einer popeligen Werbefläche mit 50.000 selbst errechneten „Blicken“ (per Monat und jeder Menge Fußnoten), wird so ein Fußballstadion an 50.000 zujubelnden Besuchern. Gähn. Für mich ist daher viel interessanter, warum jetzt wer diese Praktiken bei Herrn Weber auf… Mehr

gast
22 Tage her

Es ist nicht wichtig aber lustig. Eins seiner Kinder soll schon in der Chefetage der „Welt“ sitzen. Wieviele Kinder hat er und in welchen Chefetagen sitzen die gerade noch? Das ganze ist eine Show und ich befürchte nur, dass die politischen Teilnehmer der Show das gar nicht mehr bemerken. Sie leben da in einer Blase. Gefeiert und mit Orden umhängt.

Last edited 22 Tage her by gast
Klaus Uhltzscht
22 Tage her

Zu dem Loriot-Treffen am Tegernsee sagen leistungslose Wirtschaftskapitäne dem Friedrich Merz zwischen Topfpflanzen, veganen Schnittchen und Massagesesseln, das sie auch fürs Klima sind. Für dieses Erlebnis zahlen sie 80000 €.
Also für dieses Geld hätten sie bei den Bunga-Bunga-Partys von Silvio Berlusconi mehr bekommen.

ISC
22 Tage her

Die Frage hinter all dem ist doch: wo endet Selbstinszenierung und wo beginnt Hochstapelei und wann wird dann diese strafrechtlich relevant?
Wenn man gezielt suchen würde, gäbe es wohl weitere parteinahe Spezl-Vereine die sich gegenseitig finanzielle Förderung und öffentliche Aufmerksamkeit zuschieben.

Schmidtrotluff
23 Tage her

Zuerst dachte ich, der Weimer ist besonders geschmeidig im Umgang mit dem Regime, aber im Kern auf der Seite der Dissidenten. Nunmehr sieht es so aus, als ob die Geschmeidigkeit und Aalglätte nur preiswertester Ausdruck einer sehr simplen Natur ist. Es ist sehr lustig, wie die Parteigenossen die Lagerfeuerwärme des Rudels gesucht haben. Die, die ausgrenzen und darob sehr einsam geworden sind. KEINER WIRD DIESE CLIQUE JEMALS MEHR GRÜßEN, GESCHWEIGE DENN VOR IHNEN AUSSPUCKEN. Die CDU/ CSU- Genossen werden Aussätzige sein, denn sie sind schlimmer als die dummen Sozen und die behinderten Grünen. Sie haben sich selbst verleugnet und verkauft.… Mehr

PaulKehl
23 Tage her

Ausgerechnet dem Sudelblatt FAZ glaube ich nicht, daß Weimer sie unbefugt genannt hat, angesichts der Tatsache wie sich Hanstein für dessen Klitsche ins Zeug gelegt hat.