Wall Street im Plus, DAX mit Sommerloch

In Deutschland mehrt sich die Zahl der "zittrigen Hände“ - also jener, die Kursrückgänge fürchten. Vielleicht kommen ein paar mutige Hände demnächst aus der Sommerfrische gestärkt zurück und kaufen, was wie Bayer in den Keller geprügelt wurde.

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Die Wall Street hat zum Wochenschluss an ihre Vortagesgewinne angeknüpft. Die wichtigsten Aktienindizes drehten am Freitag nach einem verhaltenen Start ins Plus. Am Ende überwog unter den Anlegern wieder die Zuversicht, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und China in der nächsten, für Ende August vereinbarten Verhandlungsrunde entspannen wird.

Der Dow Jones Industrial schloss am Freitag 0,4 Prozent höher bei 25 669 Punkten. Am Donnerstag hatte der US-Leitindex mit einem Plus von gut 1,5 Prozent den höchsten prozentualen Tageszuwachs seit April eingefahren. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Gewinn von 1,4 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,3 Prozent auf 2850 Punkte nach oben. Der technologielastige Auswahlindex NASDAQ 100 schloss praktisch unverändert bei 7378 Punkten.

Die zweite volle Augustwoche zeigte, wofür der Monat traditionell an der deutschen Börse steht: für ein Minus. Insbesondere der Bayer-Crash im Zuge des Schadenersatzurteils gegen die US-Tochter Monsanto zur Wochenmitte erinnerte Börsianer daran, wie sich stark fallende Kurse anfühlen. Die Risiken rückten auch sonst in den Blick: Die Lira-Krise legte auch die Schwächen in den Emerging Markets offen, flaue Konjunkturdaten aus China verstärkten den Eindruck, den fallende Preise bei Industriemetallen bereits vermittelt hatten. Viele Börsianer sind zudem noch in den Ferien, der DAX ist im Sommerloch. Daran dürfte sich auch in der kommenden Woche nicht viel ändern.

Chinas Wachstum verliert an Schwung. Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal betrug das Wachstum noch 6,8 Prozent. Investoren bereitet das Sorgen, da diese Daten größtenteils erhoben wurden, bevor der Zollstreit mit den USA ausbrach. China scheint also auch schon ohne die Auswirkungen des Handelskonflikts zu schwächeln. Bereits seit längerer Zeit gehen die Auslandsaufträge zurück. Das entsprechende Barometer fiel im Juli den vierten Monat in Folge und erreichte den niedrigsten Stand seit Juni 2016. Das schürt die Angst vor den kommenden Konjunkturdaten. Chinesische Offizielle mauern jedoch: Die Wirkung der von den USA verhängten Zölle sei „kontrollierbar“, sagte der Sprecher der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Cong Liang. Peking bekräftigte, das Wachstumsziel von 6,5 Prozent für das ­Gesamtjahr werde erreicht. Die Regierung ist offenbar entschlossen, die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts aktiv zu dämpfen. So gab sie im Juli ihr Okay für Infrastrukturmaßnahmen in Milliardenhöhe. Im Vergleich zum Juni wurden die Investitionen damit fast vervierfacht. Auch Unternehmenssteuern sollen gesenkt werden.

Wie skeptisch die Märkte den Aussagen der Chinesen gegenüberstehen, lässt sich am Kupferpreis ablesen. Die Notierungen für das Metall, das als Barometer für das Wachstum der Weltwirtschaft und insbesondere Chinas steht, sind seit Anfang Juni von 7324 auf unter 6000 US-Dollar pro Tonne gefallen. Auch die Preise der anderen Industriemetalle haben nachgegeben. Schwellenländer-­Aktien sind ebenfalls in den Sog von Handelskrieg, Türkei-Krise und starkem Dollar geraten. Der MSCI Emerging Markets Index hat seit Januar 20 Prozent abgegeben und ist damit vergangene Woche in einen Bärenmarkt eingetreten.

Tief im roten Bereich notieren auch Bitcoins. Nachdem die US-Börsenaufsicht die Entscheidung über die Zulassung eines Bitcoin-ETFs auf 2019 verschob, fiel der Kurs der Kryptowährung zeitweise unter 5200 Dollar.

Amerikanische Wandelanleihen haben sich dagegen seit Anfang des Jahres genauso gut entwickelt wie der S & P 500. Während Unternehmensanleihen mit guten Kreditratings 5,8 Prozent verloren und Hochzins-­Bonds um 2,4 Prozent nachgaben, liegen die Wandler 2018 fünf Prozent im Plus. Ein Grund dafür ist der hohe Anteil von Technologiefirmen unter den Emittenten — Techaktien ent­wickelten sich an der Börse zuletzt überdurchschnittlich und Wandelanleihen können in Aktien des begebenden Unternehmens umgetauscht werden. Darüber hinaus entwickeln sich Wandelanleihen typischerweise in Phasen steigender Zinsen besser als andere Assetklassen: „In jeder der bisher acht Perioden, während der die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen um mindestens einen Prozentpunkt stieg, konnte man mit Wandelanleihen mehr verdienen als mit Staatsanleihen oder gut bewerteten Unternehmensbonds“, schreibt die „Financial Times“.


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