Zuckerbergs Kehrtwende und der Kampf um den Platz an der KI-Sonne

Mark Zuckerbergs politische 180-Grad-Wende soll durch die Entwicklung einer Open Source KI von Meta unterstrichen werden. Doch Kritiker weisen darauf hin, dass diese trotz vollmundiger Versprechungen nicht den Ansprüchen an eine Open Source KI genügt.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Algi Febri Sugita

Der plötzliche und medial ausgebreitete Wandel von Mark Zuckerberg vom Saulus zum Paulus der Meinungsfreiheit mag zwar Vielen ein müdes Lächeln ins Gesicht zaubern, nichtsdestotrotz wurden damit neue Tatsachen geschaffen, die – wenn sich der Staub der Aufregung gelegt hat – festen Schrittes weiter in die Zukunft weisen. Eine Zukunft, in der Zuckerbergs Meta sich im Kampf um den Platz an der Sonne der Tech-Gurus nicht einfach Google oder Musks X geschlagen gibt, sondern in dem er hofft, selbst einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil herauszuschlagen.

Den Grundstein dafür legte Zuckerberg bereits vor längerer Zeit. Schon im Vorjahr verkündete der Meta-Chef in einem Artikel, der die Bedeutung und die Vorteile von Open Source AI für Entwickler, Unternehmen und die Gesellschaft im Allgemeinen betont. Darin zieht Zuckerberg Parallelen zwischen der historischen Entwicklung von Unix und Linux und der heutigen Situation in der AI-Forschung. Damals setzten große Technologieunternehmen auf geschlossene Systeme, doch Linux zeigte, dass Open Source durch seine Modifizierbarkeit, Kosteneffizienz und breite Unterstützung schließlich zur Branchennorm wurde. Der Gründer von Facebook argumentiert, dass Open Source AI ähnliche Vorteile bringen wird, insbesondere in Bezug auf Innovation, Sicherheit und die Unterstützung durch eine globale Entwicklergemeinschaft.

Metas Absicht, Open Source AI zur Branchennorm zu machen, wird durch Projekte wie die hauseigene Meta-KI “Llama” untermauert. Die nächste Generation dieser Modelle, die 2025 erwartet wird, soll die fortschrittlichste KI in der Branche sein. Schon jetzt führt Llama in Bereichen wie Offenheit, Modifizierbarkeit und Kosteneffizienz, was Unternehmen wie Scale.AI, Dell und Deloitte dazu verleitet, Firmen bei der Übernahme und Anpassung dieser Modelle zu unterstützen. Die Hoffnung ist, dass Open Source AI die Entwicklung innovativer Anwendungen beschleunigen und demokratisieren kann.

Zuckerberg wirbt damit, dass Open Source AI durch die kollektive Arbeit der Entwicklergemeinschaft Innovationen beschleunigen könne. Dies führe im Idealfall zu einer erhöhten Sicherheit und Transparenz, da Sicherheitslücken schneller entdeckt und behoben werden könnten. Außerdem soll dieser Ansatz Unternehmen und Einzelpersonen den Zugang zu fortschrittlichen Technologien ohne die Last hoher Lizenzzahlungen bieten.

Mangelnde Transparenz und Openwashing

Trotz der genannten Vorteile gibt es Diskussionen über die tatsächliche Offenheit von Metas KI-Modellen. So hat die Open Source Initiative (OSI) eine neue Definition für KI nach Open Source Prinzipien eingeführt, die erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen wie Meta haben könnte. Die OSI hat gemeinsam mit einer Vielzahl von Akteuren, darunter Forschern, Anwälten und Vertretern von Tech-Riesen, festgelegt, dass KI-Systeme, um als Open Source bezeichnet zu werden, transparenten Zugang zu ihren Trainingsdaten bieten müssen. Diese Anforderung erfüllt Metas Llama allerdings nicht, sodass Nutzer nicht wüssten, ob sie mit voreingenommenen Daten konfrontiert würden.

Stefano Maffulli, der Leiter der OSI, sagte, dass Tech-Unternehmen, im Hinblick auf die Herkunft ihrer Daten gerne vage auf “das Internet” verweisen. Doch die „wirkliche Innovation“ und die Art und Weise, wie KI-Modelle besser funktionieren können, liegt, so Maffulli, in der Art und Weise, wie die Trainingsmaschinen mit Datensätzen gefüttert werden. „Wenn man mit den Unternehmen spricht, wollen sie den Code nicht freigeben“, sagte Maffulli. Doch die Innovation finde genau dort statt.

Die neue Definition der OSI zielt darauf ab, die Praxis des „Openwashing“ zu bekämpfen, mit der Unternehmen ihre nicht vollständig offenen KI-Modelle als Open Source bewerben. Diese Praxis, so die Befürchtung, könnte die Entwicklung von KI, die wirklich von Nutzern kontrollierbar ist, behindern. Maffulli äußert die Sorge, dass eine Übermacht von nur wenigen Unternehmen die Innovation im KI-Bereich beeinträchtigen könnte, wenn nicht klar definiert ist, was Open Source KI tatsächlich bedeutet. Die Definition der OSI zeigte auch erste Wirkung: Unternehmen wie Microsoft und Google reagierten bereits, indem sie von der Nutzung des Begriffs „Open Source“ für ihre nicht vollständig offenen Modelle Abstand nahmen.

Sinneswandel oder doch nur Opportunismus?

Für Meta ist diese Frage noch nicht endgültig geklärt. Und doch: Ohne Transparenz in Bezug auf Trainingsdaten wird Meta nicht behaupten können, dass Llama ein Open Source Modell sei. Das Fehlen dieser Transparenz würde dann auch rechtliche und ethische Fragen aufwerfen, insbesondere in Bezug auf Urheberrecht und Datenverzerrungen.

Diese Ankündigung von Meta kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen eine Neuausrichtung entlang der sich verändernden politischen Landschaft erfährt. Nach Jahren der Kritik hinsichtlich Datenschutz, Zensur, Missbrauch von Nutzerdaten und der Einflussnahme auf politische Prozesse, möchte sich Meta nun wieder als Förderer einer offenen, transparenten und demokratischen Technologielandschaft präsentieren. Die Bemühungen um eine Open Source KI spielen in diese Bemühungen hinein, doch die Zweifel an der tatsächlichen Offenheit von Llama bestätigen die parallelen Zweifel am tatsächlichen Sinneswandel Mark Zuckerbergs.

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Kommentare ( 7 )

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Nibelung
19 Tage her

Auch KI ist nur eine menschliche Krücke und trägt die Heimtücke in sich, daß sie den menschlichen Geist zuerst vernebelt und immer schwächer werden läßt, was am Ende den Untergang der menschlichen Spezies bedeuted, denn wer den Geist um seine Autarki bringt vernichtet sich selbst und das wird nicht bedacht, bei allem Eifer, mal ganz von dem abgesehen daß heute schon psychische Schäden an vorderster Front stehen, als Vorbote was noch alles kommt, bis man nicht mehr existiert.

H. Priess
21 Tage her

Der Kretschmer in „the Länd“ hat es doch schon gesagt, es braucht keine Fremdsprachen mehr das machen kleine Geräte, genau wie lesen und schreiben lernen das ist sowas von uncool. Sämtliches Wissen kann man heute sofort abrufen da brauchts kein lernen mehr. Im Prinzip sagt er, wenn also einer am OP Tisch steht und eine Blinddarm OP ansteht, fragt der, der sich als Arzt fühlt bei ChatGPT nach wie das geht. Da er das Lesen auch nicht gelernt hat wird ihm alles diktiert. Das paßt übrigens genau zu den Linksgrünrotwoken die behaupten, daß jeder alles kann und Bildung nur Einbildung… Mehr

Autour
21 Tage her

Jaja die KI… die wird uns helfen… und jeder kann sie für seine Kreativität nutzen … blablabla… Es wird spannend, oder soll man besser sagen, jetzt tut sich nun wirklich die Schere auf, die entscheidet, wer wird der willenlose Zombie und wer wird die Fäden später in der Hand halten…? Man kann jungen Eltern nur raten ihre Kinder so lange wie möglich von all diesem digitalen Gedöns abzuhalten anderenfalls werden ihre Kinder zu intellektuellen Zombies so wie die neuen Jahrgänge an den Universitäten reihenweise sind… deren Kreativität geht gegen 0 weil man ja google hat… und chatgpt fragen kann… da… Mehr

MfS-HN-182366
21 Tage her

Als „Kleinst-User“ von Linux und KI habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht. Linux ist zu Microsoft eine Alternative, jedoch tummeln sich dort Freaks, welche Spaß daran haben, etwas zu ändern und zu verbessern, oft verschlimmbessern. Obwohl ich alle Windowssysteme ab Windows 3 genutzt habe, bin ich immer wieder zu Windows zurückgekehrt, bis zu W11 Pro. Zu „KI“ wird ein großer Tam-Tam gemacht und vollkommen überbewertet. Ich nutze ein KI-System zur Korrektur meiner Werke. Dabei kann ich nicht den Vorschlägen blind vertrauen, sondern muss sehr oft selbst entscheiden, was ich von KI übernehme. Ein Korrekturprogramm von WinWord macht es auch. KI… Mehr

Baron Fred
21 Tage her

Autor bleib bei deinen Leisten!
Was denn nun soll offen sein? Die Algorithmen oder die Trainingsdaten?
Was denn nun? Open Source oder Urheberrecht.
Eine Organisation (aus Forschern, Anwälten und Vertretern von Tech-Riesen), die Entwickler behindert ist wohl äußerst hilfreich.
Die Zeiten wo viele junge weiße Männer programmieren konnten sind auch eine Weile vorbei. AI ist so aufwendig, schon alleine wegen der Mega-Datenbanken, das wird auch keiner zu Hause in der Garage bewerkstelligen.
Meine persönliche Prognose: Das wird nix mit Open AI. Ein tot geborenes Kind.
Selbst Linux steckt wohl in einer Sackgasse mangels fähigen Entwicklern…

johnsmith
21 Tage her

Ich denke eher nicht, dass Open Source bei KI die Sicherheit fördert. Denn jeder Kriminelle oder Hacker erhält auf diese Weise sehr mächtige Instrumente an die Hand. Außerdem profitieren russische und chinesische Unternehmen direkt von den amerikanischen Milliarden, die Mark Zuckerberg in die Llama-Open-Source-Modelle investiert – die werden das mit Sicherheit auch im militärischen Bereich, z.B. bei der Drohnensteuerung und autonomen Waffensystemen einsetzen.

MfS-HN-182366
21 Tage her
Antworten an  johnsmith

Glauben Sie, dass die Russen und Chinesen nicht in der Lage sind, eigene Programme zu entwickeln? Und wenn diese »Open-Source-Modelle« nutzen, gegebenenfalls sogar weiterentwickeln, geht das doch in Ordnung, oder haben nur die Amerikaner das Recht dazu?