Tichys Ausblick Talk: „Migrantenansturm auf Polens Grenze – lässt Deutschland Europa im Stich?“

Zu Gast bei "Tichys Ausblick" sind der Ungarische Botschafter in Deutschland Dr. Péter Györkös, der polnische Journalist Wojciech Osiński und TE-Autor Matthias Nikolaidis.

 
Die Krise an der weißrussisch-polnischen Grenze spitzt sich immer weiter zu: Angelockt und gesteuert vom Regime in Minsk versuchen Migranten die EU-Außengrenze zu überwinden. Deutschland springt seinem östlichen Nachbarn nicht zur Seite, stellt dafür große moralische Ansprüche. Lässt Deutschland damit Europa nicht im Stich? Darüber diskutiert Roland Tichy in der heutigen Ausgabe der Talkshow Tichys Ausblick.

Der ungarische Botschafter in Deutschland, Dr. Péter Györkös ist im Studio und erläutert die ungarische Position in der Debatte. Er sagt, wenn er die Bilder sehe, habe er ein „Déjà-vu” der Krise von 2015. Er vermisst in Deutschland die „Bereitschaft, die Realität anzuerkennen“. Stattdessen würde man Polen und Ungarn hierzulande zu schlechten Menschen erklären, weil „sie die Außengrenzen nicht mit Blümchen und Plüschtieren schützen“. Der erste Schritt müsse nun sein, „dass man die Flüchtlingswelle stoppt.“ Die Herangehensweise der ungarischen Regierung der letzten Jahre sei weiterhin die Richtige. Györkös warnt: „Die EU kann erpresst werden, weil die EU nicht in der Lage ist, die Außengrenze zu schützen.“ Wenn Deutschland solche Migration haben wolle, so müsse man eine Lösung finden – allerdings ohne Ungarns Recht zu beschneiden, eine solche Migration abzulehnen. Ungarn sei hier zur Diskussion bereit, Györkös unterstrich das Angebot Viktor Orbáns, „Korridore“ für Migranten einzurichten. Er findet aber: „Wer zu uns kommt mit gutem Willen, kommt nicht über die grüne Grenze.“

Wojciech Osiński, Deutschland-Korrespondent des Polnischen Rundfunks, vermutet: „Diese humanistische Krise wird von irgendwo aus gesteuert.” Migranten würden als menschliche Schutzschilder missbraucht. Die Zuspitzung sieht Osinski als „gezielt und geplant”. Er sieht eine Spaltung Europas kommen, Schritt um Schritte würde der Osten ausgegrenzt – dafür sei die gegenwärtige Migrationskrise nur ein Symptom.

TE-Autor Matthias Nikolaidis erklärt unter anderem, wie unterschiedlich Griechenland und Deutschland mit Migration umgehen. So werden Asylbewerber zwar auch in Griechenland umsorgt, aber: „Wenn das Asylverfahren zu Ende ist, dann ist auch diese Verpflichtung zu Ende.” Anders als Deutschland, wo auch abgelehnte Asylbewerber weiter geduldet werden, nimmt Griechenland seine eigenen Regelungen ernst. Nikolaidis kritisiert die deutsche Führungslosigkeit in dieser Krisensituation.


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Kommentare ( 49 )

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Johann Thiel
2 Jahre her

Fast alle Länder der EU haben einen im wesentlichen von Deutschland initiierten und von vielen Kräften in der EU betriebenen Migrationspakt unterschrieben, der genau diese Situationen erzeugt. Eine politische Willenserklärung zur nachträglichen Legitimierung einer völlig verantwortungslosen Grenzöffnung 2015 durch die deutsche Bundeskanzlerin. Erhebung des Unrechts zu offizieller europäischer Politik durch ideologisch verblendete europäischer Regierungen bzw. durch solche, die sich mit EU-Geldern für solche Projekte haben kaufen lassen. Es geht bei dem Ganzen nur um den Heiligenschein der Scheinheiligen. Ideologische One-World-Spinnereien die von der Realität eingeholt werden und für die dann Schuldige gesucht werden. Erdogan, Putin, Lukaschenko. Aber diese sind genauso… Mehr

giesemann
2 Jahre her

Problem: Fällt DE, dann fällt der Rest der EU gleich mit. Das wissen unsere zahlreichen Nachbarn. Reussiert DE aber mit seiner Moslemfreundichkeit auf dem muslimischen Riesenmarkt, aus alter Tradition seit Hadschi Mohammed Kaiser Wilhelm Zwo, dann haben sie auch was davon. Deshalb ist auch Österreich etwa so schwankend. Das Ganze ließe sich auflösen mit einer klaren Ansage an die Immigranten, dass sie in großer Zahl zumindest hier nicht willkommen sind. Ist wie mit den Ungeimpften: Machen wir ihnen den Aufenthalt in Europa, der EU so unbequem wie möglich – das genügt. Wir brauchen ein paar schlauere von denen als Vertriebler,… Mehr

AlpenLady
2 Jahre her

Eine sehr gute Talk-Show. Soetwas sollte in den ÖR zur Hauptzeit gesendet werden.
Und mein Kompliment an den ungarischen Botschafter! Mit einem fein ziselierten (Wort-)Hämmerchen traf er immer den Nagel direkt auf den Kopf.

giesemann
2 Jahre her

Will ein Pole mal einen Landsmann so richtig beleidigen, dann sagt er zu dem: Du bist dumm wie ein Deutscher. Dann stutzt der, fragt: Wirklich sooo schlimm? Und dann lachen die beiden und es braucht mehr als zwei Flaschen Wodka, bis die sich wieder einkriegen, marne widoki!

giesemann
2 Jahre her

Warum nehmen Griechen und Polen und andere die Last auf sich, um die EU-Außengrenze zu schützen? Warum nicht einfach durchwinken? These: Die wissen genau, wenn DE zu einem islamischen Saustall wird, dann sind sie selber in der Bredouille. Wer soll sie dann noch finanzieren? Aber: Wenn die Deutschen ihre pole position auf dem Riesenmarkt der Moslems gut nutzen, dann nützt das auch den vielen Nachbarn, die DE umgeben. Wer recht hat, wird sich erst noch zeigen müssen.

bfwied
2 Jahre her

Gebilde wie die EU, die schleichend, unter Rechtsbrüchen, Nichtbeachtung von Verträgen, zu einem Reich zusammengeschlossen werden sollen, ungeachtet der letztlich immer vorhandenen kulturellen Unterschieden, waren und sind grundsätzlich dem Untergang geweiht, weil Menschen immer Gruppen bilden, in denen sie nach ihrer Facon leben wollen. Allein deshalb ist das Auseinanderbrechen programmiert. Je stärker der Versuch deutlich wird, den einzelnen Gruppen durch eine nicht einmal demokratisch legitimierte Exekutive vorzuschreiben, wie sie zu leben und sich zu organisieren haben, desto unzufriedener werden sie. Irgendwann entstehen neue Bündnisse, um gegen den Zwangsverein vorzugehen, und das ist dann der kurze Anfang vom Ende dieser EU.… Mehr

Dr. Slonina
2 Jahre her

Wer sein Haus nicht zu schützen vermag, dessen Haus wird untergehen.
Kernsatz gesprochen vom ungarischen Botschafter.
Gute Talkshow.
Ungarn und Polen haben 45 Jahre russische Besatzung nach dem 2. WK und in ihrer Geschichte zuvor unzählige Male weiterer Zeiten der Fremdherrschaft erleben müssen. Das bestimmt ihre heutige Einstellung gegenüber Brüssel und der Forderung der Eurokraten, haltungsgerecht und linientreu zu sein. Nein, sagen die Polen und Ungarn, das hatten wir alles schon zig mal. Wollen wir nicht nochmal. Und das ist gut so.!!

KorneliaJuliaKoehler
2 Jahre her

Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis die EU auseinander fällt, das Schengen-Abkommen keine Gültigkeit mehr hat und alle Grenzen derjenigen EU-Staaten, die noch über einen Selbsterhaltungstrieb verfügen, zum Selbstschutz wieder geschlossen werden müssen. Haben diese unkontrolliert eingewanderten Migranten erstmal einen Pass aus einem der EU-Staaten können sie sich auch EU-weit ohne große Probleme niederlassen. Wenn Deutschland in absehbarer Zeit erstmal pleite ist und dadurch hier der finanzielle Anreiz für die Migranten nicht mehr ganz so hoch ist, werden sicher auch Polen und Ungarn Zielländer für die unkontrollierte Migration werden. Überall in Europa ist es für diese jungen… Mehr

Last edited 2 Jahre her by KorneliaJuliaKoehler
H. Heinz
2 Jahre her

Einer der besten Ausblicke bisher bei Tichy. Ein Botschafter der klar sagt was ist, ohne Scheuklappen und sehr klar Dinge benennend die in Europa insbesondere in Deutschland schief laufen, dabei immer noch höflich und respektvoll ohne Polemik. Kennt man von deutschen Politikern eher weniger wenn es gegen Polen, Ungarn oder Kritiker der Migration geht. Herr Osinski trägt zur Aufklärung über die Grenzlage und die damit einhergehenden polnischen Empfindungen bei. Den deutschen MSM ist diesbezüglich ohnehin nicht mehr zu glauben. Dennoch glaube ich, dass Polen und die baltischen Staaten den Druck, insbesondere den moralischen aus Berlin und Brüssel heraus, nicht mehr… Mehr

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Ein Gedanke und Vorschlag! In dem vorigen TE-Sendehinweis war unter anderem folgendes Zitat zu lesen: „Führen wir in Deutschland Luxus-Debatten? Gefährdet der Hochmut aus Berlin den europäischen Zusammenhalt? Wie sieht man diese Phänomene in Ungarn und Polen?“ > Was ich nun an TE gerichtet fragen und vorschlagen möchte ist: Wie wäre es bzgl der seit 2014/15 anhaltenden „Fachkräfte-Flut“ und Um-/Ansiedlungspolitik auch mal eine Gesprächsrunde einzuberufen und zu zeigen wo dann (weitmöglichst)NICHT über irgendwelchen „europäischen Zusammenhalt“ oder sonstiges EU-Europäisches gefachsimpelt wird, SONDERN wo in der Sendung dann möglichst darüber geredet wird was diese „bereichernden“ und kulturfremden bunten „Fachkräfte“ in >vielerlei Hinsicht<… Mehr