Tichys Ausblick Talk: „Energiekrise spitzt sich zu – letzte Rettung Kernkraft?“

Zur heutigen Sendung „Tichys Ausblick“ begrüßt Roland Tichy den Kernenergetiker Manfred Haferburg, den Dual-Fluid-Gründer Götz Ruprecht und den Physiker und Politiker Philipp Lengsfeld.

 
Strom und Gas werden knapp und immer teurer, die Lage wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Immer mehr Länder in Europa setzen wieder auf Kernkraft als preiswerte und umweltschonende Energiequelle. Ist das die Lösung unserer Probleme? Ginge das überhaupt? Oder ist der Zug in Deutschland schon längst abgefahren? Über dieses dringende Thema diskutiert Roland Tichy heute Abend mit seinen fachkundigen Gästen in der neuen Ausgabe unserer Talkshow Tichys Ausblick.

Zu Gast ist Manfred Haferburg, er ist Maschinenbauingenieur, Kernenergetiker und Autor. Bevor er nach einem Fluchtversuch aus der DDR in Hohenschönhausen inhaftiert war, war er Oberschichtleiter im Kernkraftwerk Greifswald. Inzwischen hat er von den 190 gegenwärtig laufenden Kernkraftwerken 121 von innen gesehen.
Haferburg beklagt: „Man hat im Prinzip die Forschung auf dem Gebiet in Deutschland untersagt.“ Sollte man die deutschen Kernkraftwerke jetzt doch wieder in Betrieb nehmen wollen, ginge das gar nicht so einfach. Man könne so ein Kernkraftwerk nicht einfach an- und ausknipsen – außerdem habe Deutschland gar nicht mehr das Personal, das aufwändig und über Jahre ausgebildet werden müsste, so Haferburg. Die deutsche Energiepolitik hält er nicht nur für falsch, sondern auch gefährlich. Wenn Wind und Sonne ausfallen, fällt auch der Strom ersatzlos aus. Er sagt: „Wir sind keine Vorreiter, wir sind Geisterfahrer.“

Interview TE 11-2021
Professor Ruprecht: Verbot der Atomenergie ist falsch
Das Problem der mangelnden Forschungsförderung für Kernkraft kennt auch Dr. Götz Ruprecht nur zu gut. Er ist promovierter Kernphysiker und hat das viel beachtete Start-Up „Dual Fluid“ gegründet, das einen neuartigen Kernreaktor entwickelt. Mit diesem zukunftsträchtigen Projekt ist man in Deutschland kaum mehr willkommen, beklagt Ruprecht. Kanada nimmt das Projekt nun mit offenen Armen auf. Die deutsche Energiepolitik charakterisiert er so: „Man sagt ja: Wenn du in einem Loch sitzt, hör auf zu graben. Wir machen das Gegenteil.“

Dr. Philipp Lengsfeld ist promovierter Physiker und war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordneter der CDU. Zusammen mit Fritz Vahrenholt hat er das Institut re:look climate gegründet. Er sagt: „Man braucht den Atomstrom dringend, wenn wir eine Industrienation bleiben wollen.“ Dramatisch steigende Energiepreise würden der deutschen Wirtschaft massiv schaden. Die nötige Energie mit Wind und Sonne zu ersetzen, sei kaum möglich. Die Folge: „Wir machen uns also wieder in jeder Hinsicht absichtlich abhängig.“ Zum Abschluss verlangt Philipp Lengsfeld gar nicht viel: „Es würde schon reichen, wenn wir von dieser arroganten Haltung ‚Die anderen sind alle blöd‘ ablassen würden.“

Wer ist denn jetzt der Geisterfahrer – wir oder alle anderen? Und werden wir immer weiter graben, oder kommen wir aus unserem Loch wieder heraus? Darüber diskutiert Roland Tichy heute mit seinen Gästen.


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Kommentare ( 23 )

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peter sponsel
2 Jahre her

Passt doch –
wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. müssen Strom und Gas teurer werden.
Nur irgendwann lässt sich das nicht mehr finanzieren. Es kommt zur Überlastung (neudeutsch „Blackout“).
Zumindest nichts Neues für unsere Neubürger: Sie wissen aus den Herkunftsländern, wie man damit umgeht …

Freiheit im Kopf
2 Jahre her

Wieso sitzt dort einer aus der CDU, welcher letztendlich die Misere ins Rollen gebracht hat und nun auf die eine mögliche neue Koalition schimpft…
Grundsätzlich kann ich das Schimpfen über die neue mögliche Regierung nachvollziehen, allerdings sollte man nicht mit Steinen werfen wenn man im Glashaus sitzt.
Die beiden anderne Herren sind sehr interessant. An Herrn Dr. Philip Lengsfeld sieht man letzlich nur, wieso das Vertrauen in Politiker immer weiter abnimmt. Kein Profil kein Standing und keine klare Haltung sowie Meinungsänderung wie der Wind weht. Deutschland 2021!

teanopos
2 Jahre her

Warum Kernenergieausstieg?
Politisch ideologischer Irrsinn, bzw. es ist schon Geisteskrankheit.
Deutschland soll eingehegt und in Europäische Abhängigkeit getrieben werden.
Das ist ursprünglich eine linke und grüne Idee die mit der linken Merkel-CDU zur Ausführung/Umsetzung gebracht wurde.
Alles für die EU.

Last edited 2 Jahre her by teanopos
Maja Schneider
2 Jahre her

Wieder eine äußerst aufschlussreiche Debatte mit echten Experten, die uns darin bestätigt, dass wir nicht nur hinsichtlich der Energiepolitiik von wahren Traumtänzern und Realitätsleugnern regiert wurden und auch künftig regiert werden!

Kindermund
2 Jahre her

Herr Tichy, warum laden Sie nicht mal die Energieexpertinnen der Grün*Innen ein und fragen sie direkt, warum „wir“ diesen Mist machen und wie sie sich das mit der angebotsorientierten Stromversorgung vorstellen?

kasimir
2 Jahre her
Antworten an  Kindermund

Ja, das wäre sicherlich ganz unterhaltsam.
Aber ich glaube nicht, daß Baerbock oder Hofreiter freiwillig hingehen würden. Die haben nämlich ausser ein paar sozialromantischen Phrasen nicht viel zu sagen. Binnen kürzester Zeit hätte Herr Tichy sie mit ihrer Unwissenheit konfrontiert und das wissen sie ganz genau…

Edmund
2 Jahre her

Ich sehe noch die scheidende Bundesumweltministerin Svenja Schulze in einer PK verkünden, dass „das funktioniert!“. Sie machte genau so einen euphorischen Eindruck wie seinerzeit Schäuble, als er uns dasselbe 1990 bzgl. des Euro versprach.

AP
2 Jahre her

Hochinteressant und kurzweilig moderiert. Dass Herr Dr. Ruprecht jetzt in Kanada die Dual Fluid – Forschung weiterbetreiben muss und es nicht in Deutschland tun kann, ist eine Schande. Hypermoral, fundamentlose Ideologie und Idiotie bestimmen über unser Land. Dazu ist es unter Merkel gekommen und wird jetzt fortgesetzt bis zum bitteren Ende um nicht zu sagen Endsieg. Wieder einmal.

Herr Schmidt
2 Jahre her

Der Talk hätte auch vor 20 Jahren so stattfinden können. Einziger Unterschied wäre gewesen das damals alle Hoffnung auf der CDU/CSU gelegen hätten sich für eine sichere Stromversorgung auch mit Kernkraft einzusetzen .Nur hat in der Realität die CDU/CSU den Ausstieg aus der Atomkraft und die stärkere Förderung der Verspargelung noch mal beschleunigt und obendrauf noch den Ausstieg aus dem Diesel/Benzin-Auto beschlossen. von den ganzen anderen Sachen wie Euro, Zuwanderung, etc gar nicht zu sprechen.

Johann Thiel
2 Jahre her

Sehr interessante Runde. Nur ein Windkraftlobbyist oder ein Grüner hat in der Runde gefehlt, diese hätten Herr Tichys verzweifelte Fragen, warum wir so einen Mist bauen, sicher beantworten können. Aber im Grunde hat das Ganze doch Hand und Fuß. Es soll weniger Energie verbraucht werden, und damit dies gelingt, wird einfach weniger davon produziert. Es soll weniger Auto gefahren werden, also erlaubt man nur noch unbrauchbare Autos oder macht sie unbezahlbar. Wer glaubt Kernkraftwerke durch Windräder und Autos durch Lastenfahrräder ersetzen zu können, der wird auch nicht verstehen wozu man ständig Stahl und Aluminium produzieren muss, wo die Schrottplätze doch… Mehr

Lucius de Geer
2 Jahre her

Große Klasse, wie Herr Tichy hier immer wieder den Finger in die Wunde legt und mehrfach nachfragt, warum die deutsche Regierung mit der kategorischen Ablehnung der Kernkraft einen offensichtlich irrationalen Weg beschreitet. Herrlich, wie der fahrig und unsicher wirkende CDU-Mann in Phrasen ausweicht „müssen uns ehrlich machen“ und am Ende frech in die Runde sagt: „kann sich doch jeder seine eigenen Gedanken drüber machen“. Wenn dieser Lengsfeld einmal Bundestagsabgeordneter war, wird einem noch klarer, welch‘ leichtes Spiel Merkel mit ihrer zerstörerischen Politik hatte. Der jungenhaft wirkende Götz Ruprecht erinnerte mich an Wernher von Braun, der nach der Mondlandung auf die… Mehr