China und sein schwieriger Weg in die Moderne

Für China war im 19. Jh. der durch die industrielle Revolution ausgelöste Aufstieg westlicher Grossmächte und Japans ein grosser Schock. „Chinas Geschichte im Comic“ von Jing Liu verhilft westlichen Lesern zu einem Perspektivenwechsel.

Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hat China einen rasanten Aufstieg zur Weltmacht hingelegt, was nicht wenigen Menschen im Westen Unbehagen bereitet. Aus chinesischer Perspektive handelt es sich hierbei um eine Rückkehr an die Weltspitze, an die Wiedereinnahme eines wohlverdienten Platzes in der Weltordnung, den China in der Vergangenheit bereits innehatte.

Für China war hingegen ab dem späten 18. Jahrhundert die Begegnung mit der Übermacht westlicher Grossmächte ein harter Schock. Im 19. Jahrhundert strauchelte es dann immer wieder bei Versuchen, durch Modernisierung und Reformen den damaligen Rückstand zum Westen aufzuholen.

Der in Kalifornien ansässige chinesische Künstler Jing Liu schildert in „Der Weg in die Moderne“, dem vierten Band der von ihm geschaffenen Reihe „Chinas Geschichte im Comic“, diesen schmerzhaften Weg eines in alten Traditionen erstarrten Landes in die Moderne. Westlichen Lesern bieten sich dadurch Möglichkeiten des Perspektivwechsels, Einblicke in die „Sichtweise der anderen“.

Wie der chinesisch-amerikanische Historiker Huang Renyu (Ray Huang) oder auch der britische Historiker Ian Morris ist Jing Liu der Auffassung, dass es letztlich nicht einzelne grosse historische Figuren sind, die die Geschichte von Zivilisationen prägen und diese vorwärts treiben, sondern dass es die geographischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umstände und Voraussetzungen sind, die auf die Geschichte einwirken und ihren Fortgang bestimmen, die geschichtliche Entwicklung in ihre Bahnen lenken.

Jing Liu äussert sich dazu in einem Interview wie folgt:

»Eines der Hauptthemen der Reihe ist es zu illustrieren, wie sich die Geschichte vorwärtsbewegt. Anders ausgedrückt, was sind die treibenden Kräfte hinter der Geschichte? Ein chinesischer Gelehrter des Altertums beschrieb in seinen Gedichten die Geschichte als einen Fluss:

„Tausende von Jahren fliessen vorbei,
gleich einem Strom, der ostwärts fliesst.
Die Wellen der Zeit reissen selbst den grössten Mann mit sich fort.“

Herrscher betrachteten sich selbst zumeist als die herausragendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Chinesische Kaiser behaupteten so stets von sich, das Mandat des Himmels zu besitzen, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen. Chinesische Philosophen glaubten dagegen, dass das Mandat des Himmels als Mandat des Volkes verstanden werden sollte. Sie argumentierten, dass ein Herrscher zwar einem gewöhnlichen Bürger übergeordnet sein mochte, aber dass er sich dem Volk als Ganzem unterzuordnen habe. Die Menschen müssten in der Lage sein, ihre Leben zu führen und innerhalb einer stabilen Umgebung nach Glück zu streben. Die herrschenden Eliten müssten eine vernünftige gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen. Allerdings führen interne Probleme wie etwa soziale Ungleichheit oder externe Bedrohungen durch feindliche Mächte häufig zur Destabilisierung von Gesellschaften. Die Menschen aller Schichten müssen sich häufig an ständige Veränderungen anpassen, was zu neuen sozialen Bewegungen führt.

Wir lernen aus der Geschichte, dass es mehrere Generationen oder sogar noch länger dauern kann, bis sich eine historische Bewegung aus ihrem Frühstadium hin zu ihrer vollständig ausgebildeten Form entwickelt hat. Was für eine Generation wie ein aussichtsloser Kampf erscheinen mag, kann einige Generationen später zu einem unausweichlichen Schritt vorwärts in Richtung von etwas Besserem werden, von dem viele Menschen profitieren werden.

Was sind also schlussendlich die Triebkräfte hinter der Geschichte? Die Reihe „Chinas Geschichte im Comic“ versucht diese Frage dahingehend zu beantworten, indem sie aufzeigt, wie die Geschichte von ökonomischen, sozialen und kulturellen Kräften angetrieben wird, wobei all diese Kräfte von ihrem geographischen und historischen Umfeld konditioniert werden. Dieses Thema galt vor tausenden von Jahren und hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.«

Ian Morris spricht in seinem historischen Werk „Why the West rules – for now“ von fünf „Apokalyptischen Reitern“ und meint damit Faktoren, die zum Zusammenbruch von Zivilisationen führen können: Völkerwanderungen bzw. Invasionen durch fremde Volksstämme, Hungersnöte, Seuchen, Klimawandel und Naturkatastrophen. Das Muster dieser „Apokalyptischen Reiter“ lässt sich im Verlauf der chinesischen Geschichte vielfach nachweisen.

Traditionelle chinesische Historiker gehen gar von einem Konzept eines „dynastischen Zyklus“ aus, um den sich wiederholenden Aufstieg und Fall von Dynastien zu erklären, was Jing Liu im ersten Band der Reihe eingehend erklärt. Hauptthema der chinesischen Philosophie war es stets, wie man ein Staatswesen aufbauen könnte, das Krisen überdauert, um einen Staatszerfall abzuwenden, worauf verschiedene Strömungen wie Konfuzianismus, Daoismus oder Legalismus zu teils diametral entgegensetzten Antworten fanden.

Es zeigen sich in diesen Mustern viele Parallelen zwischen der chinesischen und der europäischen Geschichte. Die Beschäftigung mit chinesischer Geschichte kann dadurch für uns im Westen als ein Spiegel dienen, um durch einen Ausbruch aus westlichen Denk- und Erklärungsmustern unsere eigene Geschichte neu einzuordnen und vielleicht sogar zukünftige Entwicklungen prognostizieren zu können.

Viele Historiker glauben, dass China am Ende der Song-Dynastie im 13. Jahrhundert kurz davorstand, in die Phase einer eigenen industriellen Revolution einzutreten.

Dies bildet auch eines der Hauptthemen im dritten Band der Reihe von Jing Liu.
Dieser hausgemachte Entwicklungssprung, vor dessen Schwelle China damals stand, wurde jedoch durch die Invasion von Nomadenvölkern – zunächst der Jurchen, später der Mongolen – aus den Steppengebieten nördlich der Mauer abgewürgt, wodurch die Song-Dynastie zu Fall gebracht wurde und worauf hunderte Jahre relativer gesellschaftlicher Stagnation folgten. (Dies ist ein in China im Übrigen über die Jahrtausende wiederholt aufgetretenes Muster, bei dem der Zusammenbruch von Dynastien neben gleichzeitig auftretenden Naturkatastrophen oder Bauernrebellionen durch die Invasion von Nomadenstämmen aus der Steppe befeuert wurde.)

Eine langfristige Spätfolge der Fremdherrschaft durch die Mongolen war die Herausbildung eines Abwehrreflexes gegenüber allem Fremden in der chinesischen Bevölkerung. Dies sollte sich nach der späteren Begegnung mit dem Westen und der Konfrontation mit ausländischen Grossmächten, die danach dürsteten, China zu ihrer Einflusssphäre zu machen, für die Chinesen und deren Modernisierungsversuche als ein Hemmschuh erweisen.

Der gerade erschienene Band 4 „Der Weg in die Moderne“ setzt zu Ende der Yuan-Dynastie ein, also noch unter der Fremdherrschaft der Mongolen, und erzählt wie es Zhu Yuanzhang, dem Begründer der nachfolgenden Ming-Dynastie, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammte, gelingen konnte, die Fremdherrschaft der Mongolen zu stürzen.

Der US-Historiker Alam Baumler schreibt in seiner Einführung dazu:

»Während der späten Kaiserzeit der Ming und Qing hatte die Herrschaftsform durch einen Kaiser ihren Höhepunkt erreicht, stiess damit an ihre Entwicklungsgrenzen und die gesellschaftliche Entwicklung geriet in eine Sackgasse.

Diese Zeitepoche wird vom ersten Ming-Kaiser Zhu Yuanzhang beherrscht, der durch seinen Einfluss der ganzen Ära seinen Stempel eingeprägt hat, wie auf nur wenigen Seiten geschildert wird. Zhu, Chinas einziger Bauernkaiser, war ein Produkt der schrecklichen Armut, die Millionen ums tägliche Überleben kämpfende und dabei von den Eliten ignorierte einfache Leute plagte. In dieser einen klassischen Figur entwirft Jing den starken Archetyp eines revolutionären Autokraten, der die Grundlagen für die grosse Macht der späteren Ming- und Qing-Kaiser legte.«

Zhu Yuanzhang sah sich aufgrund seiner Herkunft als Beschützer der Armen. Um die arme bäuerliche Bevölkerung zu entlasten, senkte er die Steuern und zahlte seinen Beamten niedrigste Gehälter, scheiterte aber auf tragische Weise in seinen Bestrebungen nach mehr Verteilungsgerechtigkeit, da die geringen Beamtengehälter zu einer grassierenden Korruption führten. Steigende Staatsausgaben, die durch die niedrigen Steuereinnahmen nicht gedeckt werden konnten, verleiteten spätere Ming-Kaiser fatalerweise dazu, grosse Mengen an Banknoten drucken zu lassen, wodurch gigantische Inflationswellen losgetreten wurden, die die Währung letztendlich wertlos machten.

Gegen Ende der Ming-Dynastie im frühen 17. Jahrhundert traten mehrere unglückliche Umstände (oder eben „Apokalyptische Reiter “) zusammen: Ein Krieg mit Japan, eine temporäre Klimaveränderung in der „kleinen Eiszeit“ und die Expansion des Steppenvolkes der Mandschuren im Nordosten Asiens. Als eine Rebellenarmee unter dem Rebellenführer Li Zicheng die Hauptstadt Beijing belagerte und der Kaiser sich das Leben nahm, fasste ein Armeegeneral der Ming den verheerenden Entschluss, eine Allianz mit den Mandschuren einzugehen, um die Rebellen auszumerzen. Die Mandschuren ergriffen daraufhin die Macht und riefen ihre eigene Dynastie, die Qing-Dynastie, aus. China geriet einmal mehr unter Fremdherrschaft.

Bald kam es zu vermehrten Kontakten mit dem Westen. Jesuiten zählten zu den ersten Europäern, die nach China reisten.

Alan Baumler äussert sich hierzu:

»Der Abschnitt über den westlichen Imperialismus ist oft einer der am schwierigsten zu behandelnden Abschnitte in der chinesischen Geschichte. Der Autor verwendet mehrere Handlungsstränge, um ein Agrarimperium darzustellen, das von ausländischen Industriemächten in die Enge getrieben wird, und eine Bevölkerung, die völlig verwirrt darüber ist, wie sie darauf reagieren soll.«

Grossbritannien stieg im 18. Jahrhundert durch seine industrielle Revolution zur führenden Weltmacht auf, und blieb dies bis weit ins 19. Jahrhundert. Ende des 18. Jahrhunderts wies Grossbritannien aufgrund der Nachfrage der Briten nach chinesischer Seide und chinesischem Tee ein starkes Handelsdefizit gegenüber China auf. Um dieses zu beseitigen, ging die Ostindienkompanie, eine Handelsagentur der britischen Regierung, dazu über, Opium aus Indien nach China zu verkaufen. Die Qing-Dynastie brachte dies jedoch in arge Schwierigkeiten: Millionen von Chinesen wurden opiumabhängig. Das Opium wurde mit Silber bezahlt, was zu grossen Silberabflüssen aus China führte. Dies brachte insbesondere chinesische Bauern in grosse Bedrängnis, die ihre Steuern in Silber zu entrichten hatten. Als sich die Qing-Kaiser dazu entschlossen, den Opiumhandel zu unterbinden und chinesische Beamte das Opium britischer Händler beschlagnahmten und vernichteten, kam es zum Ausbruch des ersten Opiumkrieges (1839-1842).

Die Qing-Regierung musste sehr rasch einsehen, dass ihre Streitkräfte den waffentechnisch überlegenen britischen Truppen nichts entgegenzusetzen hatten.

Für die Chinesen begann damit ein „Jahrhundert der Demütigungen“ durch ausländische Grossmächte, woran sie sich bis heute bitter erinnern und womit es dem chinesischen Regime bis zum heutigen Tag stets hervorragend gelingt, nationalistische Gefühle und Ressentiments gegenüber dem Westen in der Bevölkerung zu schüren.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts erschütterte zudem die Taiping-Rebellion das Land. Die Taiping waren eine christlich inspirierte, egalitäre Sekte, angeführt von einem Mann namens Hong Xiuquan, der mehrfach an der chinesischen Beamtenprüfung gescheitert war und sich nach einem Erweckungserlebnis in verquerer Weise als Bruder von Jesus betrachtete. Die Niederschlagung der Rebellion kostete eine enorme Zahl an Menschenleben, die Schätzungen reichen von 20 bis 30 Millionen.

Während die Qing und die Taiping damit beschäftigt waren, einander zu bekämpfen, nutzten dies westliche Grossmächte dazu, ihre Einflusssphären in China weiter auszudehnen und ihre Interessen in China immer rücksichtsloser durchzusetzen. Der zweite Opiumkrieg (1856 – 1860) gipfelte in der Einnahme von Beijing durch britisch-französische Truppen, die den kaiserlichen Sommerpalast in Schutt und Asche legten. China wurde dazu gezwungen, den Vertrag von Tianjin zu unterzeichnen, einer der ersten in einer ganzen Reihe „ungleicher Verträge“, in denen China sich verpflichten musste, hohe Reparationszahlungen zu leisten. Russland gelang es im Chaos, grosse Flächen chinesischen Territoriums zu annektieren.

Nachdem es den Qing 1864 gelungen war, die Taiping-Rebellion endgültig zu zerschlagen, wurde eine „Kampagne zur Selbststärkung“ ins Leben gerufen, die auf die Modernisierung und Industrialisierung durch Aneignung westlicher Technologie und Wissenschaft setzte, um sich aus dem Zangengriff ausländischer Mächte zu befreien.

Anhand der Figur des Amerikaners Thilo McGiffin, der als Militärausbilder und Berater dabei half, die Matrosen der sich im Aufbau befindenden chinesischen Marine auszubilden, und später im ersten japanisch-chinesischen Krieg (der in einer vernichtenden Niederlage für die Chinesen enden sollte) ein aus Deutschland importiertes Schlachtschiff der Chinesen kommandierte, erzählt Jing Liu auf tragikomische Weise, wie das Land damals an seiner Unfähigkeit litt, sich an den Wandel der Zeiten anzupassen und verknöcherte Strukturen aufzubrechen.

Zwischen 1861 und 1872 führte die Kaiserinwitwe Cixi als Regentin das Land für zwei minderjährige Kaiser, zuerst für ihren Sohn, der ohne Erben starb, und später für ihren Neffen Guangxu. Der junge Kaiser Guangxu hatte ein offenes Ohr für die Anliegen der Reformer, wie etwa die Einführung einer konstitutionellen Monarchie nach dem Vorbild Grossbritanniens, jedoch scheiterte seine „Hundert-Tage-Reform“ im Sommer 1898, da Cixi sich auf die Seite der konservativen Fraktion im Kaiserhof schlug, ihren Neffen unter lebenslangen Hausarrest stellte und führende Reformer verhaften und hinrichten liess.

Die lokalen Beamten und der Landadel betrachtete die westliche christliche Missionarstätigkeit zunehmend als Bedrohung für das soziale Gefüge ihrer Gemeinden, denn Konvertiten zum Christentum hielten sich nicht länger an konfuzianische Traditionen.

Daraus entstand die Boxerbewegung, eine Volksbewegung zur Abwehr des Imperialismus und ausländischer Einflussnahme, es kam zu Pogromen an Missionaren und chinesischen Konvertiten.

In der Annahme, sich damit der Einflussnahme der ausländischen Grossmächte entledigen zu können, taktierte die Kaiserinwitwe mit den Boxern. Als diese jedoch im Juni 1900 die ausländischen Diplomatenviertel in Beijing belagerten, bot dies den ausländischen Mächten abermals einen Anlass, militärisch zu intervenieren; eine Allianz aus acht Nationen zog in Beijing ein, wobei es zu Plünderungen und Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung in der Hauptstadt kam.

Die anschliessend im Boxerprotokoll China auferlegten immensen Reparationen führten zu riesigen Staatsschulden. Um einen Kredit ausländischer Banken zum Begleichen der Kriegsschulden zu erhalten, verstaatlichte die Qing-Regierung private Eisenbahnunternehmen. Die Proteste der enteigneten Investoren arteten dann zu einer Anti-Qing-Protestwelle aus, die in die von Sun Yatsen (Sun Zhong-shan) angeführte Revolution und dem Sturz des letzten noch minderjährigen Qing-Kaisers Puyi im Jahr 1911 münden sollte.

Doch die junge Republik China sollte niemals richtig vom Fleck kommen und das Land immer noch keinen Frieden finden, denn es war durch die De-Facto-Herrschaft zahlreicher regionaler Warlords fragmentiert. Weitere Bürgerkriege und Invasionen durch ausländische Mächte sollten bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts folgen.

Vieles deutet darauf hin, dass wir uns in Europa im frühen 21. Jahrhundert in einer tiefen gesellschaftlichen wie kulturellen Krise befinden, begleitet von einem Klima der existenziellen Verunsicherung. Diese Krise ist so gravierend wie einst im China der Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert, als China auf äusserst schmerzhafte Weise erfahren musste, dass es nicht mehr nach seinem bisherigen Selbstverständnis das „Reich der Mitte“ und Zentrum der Welt, die fortschrittlichste Zivilisation war, sondern gegenüber dem Westen und Japan den zivilisatorischen wie wissenschaftlichen und technischen Anschluss verloren hatte.

Chinesen wissen im Allgemeinen weit besser über Europa und den Westen Bescheid, als Europäer über China, denn den Chinesen blieb in ihrer jüngeren Vergangenheit keine andere Wahl, sie mussten von Europa bzw. dem Westen lernen, um den Rückstand in der Entwicklung aufzuholen.

Wir sind in Europa heute an einem Punkt angelangt, an dem wir mehr über China und die Chinesen wissen müssen und sogar manches von den Chinesen lernen sollten, schon aus Eigeninteresse, um uns auf den unabwendbaren Aufstieg Chinas und Ostasiens einzurichten und für uns das Beste aus den geopolitischen Veränderungen zu machen.

Da sich ein tiefgreifenderes Verständnis des heutigen Chinas aus seiner Geschichte ergibt, bietet sich eine Beschäftigung mit der Geschichte als sinnvoller Ausgangspunkt an.

Es ist bewundernswert, wie es dem Autor Jing Liu in seiner Reihe „Chinas Geschichte im Comic“ gelingt, den roten Faden in der komplizierten chinesischen Geschichte ausfindig zu machen und die inneren Zusammenhänge hinter komplexen Entwicklungen aufzuzeigen. Jing Liu arbeitet gegenwärtig am fünften Band der Reihe.


Jing Liu, Chinas Geschichte im Comic. China durch seine Geschichte verstehen. Vier Bände – vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis ins 20. Jh. nach Chr. – jeweils 18,00 €.


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Kommentare ( 24 )

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gdg
3 Jahre her

was ist auf dem 1. Bild zu sehen?

askja
3 Jahre her

Lieber Herr Hans Peter,
habe ihren Kommentar mit großem Interesse gelesen. Schreiben Sie doch einen Gastkommentar.

Hans Peter
3 Jahre her

Ich möchte hier eines noch hinzufügen. Ich bin jemand, der China kennt und Chinesisch spricht. Seit vielen Jahren. Aber sich NICHT mehr dort aufhält. Warum? Der Text oben ist informativ und sehr anschaulich geschrieben. Ich habe ihn gerne gelesen. Doch eines ist falsch: die Passage vom „unabwendbaren Aufstieg Chinas“. Derselbe Aufstieg wird nämlich nicht kommen, er ist vielmehr schon wieder im Abstieg begriffen, beschleunigt seit ca. 2017. Im Folgenden ein paar ungeordnete Gedanken: 1. Brainpower Mir ist klar, dass viele im Westen sozialisierte Chinesen sehr intelligent sind. In China werden Schüler in den Städten bis zum Gehtnichtmehr gedrillt, in „Schulen“,… Mehr

Fritz Goergen
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Wie wäre es mit einem Gastbeitrag?

Lili Moon
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Großartiger Text – vielen Dank.
Ohne China zu kennen, um mehr zu erfahren und aus purem Interesse – habe ich „Die lautlose Eroberung“ (Olive Hamilton, Marike Ohlberg) als Hörbuch derzeit „in Arbeit“. Mein Eindruck beim Hören deckt sich mit dem von Ihnen Geschilderten.

Knatterton
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Lieber Hans Peter, bitte mehr davon!
Unterstütze Herrn Goergen, ein Gastbeitrag wäre wunderbar!

Grumpler
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Zitat Hans Peter: „Vielleicht ließt das ja jemand.“ — Na hoffentlich ließt das jemand!

Aus einen völlig anderen Grund heraus habe ich kürzlich das „Vergnügen“ gehabt, mir die langfristige Absichtserklärungssammlung der rot-chinesischen Regierung — auch „Dreizehnter Fünf-Jahresplan“ genannt — zu Gemüte zu führen.
Sie bzw. er stellt vielleicht für den einen oder anderen Interessierten eine Ergänzung zu dem hervorragenden Beitrag von Hans Peter dar.
Der 210-Seiten-Spaß (in englischer Version) ist (u.a.) unter der Adresse (ich hoffe, sie kommt durch)
https://www.uscc.gov/research/13th-five-year-plan
zu finden.

Grumpler
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Noch ein Nachtrag:

Zitat Hans Peter: „China steckt zu Teilen hinter der linken Antifa (zur Destabilisierung), Genderscheiß, vielleicht sogar teils hinter dem Klimahype.“

Zu dem Thema Antifa sowie auch Unterwanderung und wo eigentlich die Eliten der DDR hin „verschwunden“ sind, hat sich kürzlich (der eine oder andere wird es verfolgt haben) ein „emotional sehr beteiligter“ (oder schlicht formuliert auch „sichtlich angefressener“) Hans-Georg Maaßen in einem Vortrag geäußert.
Eine Aufzeichnung dürfte bei YouTube unter dem Titel „30 Jahre deutsche Einheit“ zu finden sein.

Ralf Poehling
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Fantastischer Kommentar. Ich kann nicht alles beurteilen was Sie da schreiben, da China nicht mein geopolitischer Schwerpunkt ist, aber was ich beurteilen kann, deckt sich eins zu eins mit meiner Einschätzung. China exerziert derzeit einen Staatskapitalismus mit Gleichschaltungssystematik, der in der Tat stark an den Nationalsozialismus erinnert. Was letztlich nicht wundert, denn die Ausgangsbasis die dies hervorgerufen hat, ist durchaus vergleichbar, mit dem Deutschland kurz nach Reichsgründung und dem daraus folgenden wirtschaftlichen und machtpolitischen Wildwuchs. Man entwickelt sich plötzlich zu einer geopolitischen Macht, es fehlt aber an gesellschaftlicher Reife, diesen Wildwuchs in die richtigen Bahnen zu leiten. Einfach ausgedrückt: China… Mehr

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Hans Peter

Ob das so wirklich schnell zusammenbricht? Ich habe Zweifel. Wir sehen China immer durch die Filter unserer westlichen Sozialisation. Die Chinesen uns umgekehrt durch ihre. Was bei uns nie und nimmer funktioniert, kann woanders schon funktionieren. Wo blüht schon die Kultur in einer strengen Klassen bzw. Kastengesellschaft unter einer fremdenfeindlichen, isolationistischen Militärjunta? Im japanischen Mittelalter war das der Fall. Und China existiert auf seine verquere Weise auch schon seit Jahrtausenden. Chinesen denken hierachisch, Konfuzius sei dank. Also herrschten damals Mandarine und tun es heute wieder. Chinesen sind kollektivistischer als Westler, doch das trifft auf ganz Asien zu. Die Chinesen sind,… Mehr

rolf finger
3 Jahre her

Pardon…“ASIATISCHE“ dürfte wohl korrekter sein….

rolf finger
3 Jahre her

Um das zu untermalen gestatte ich mir Ihnen ein Buchtip anheim zu stellen, der das asiatische einschließlich China vortrefflich erklärt und für unsere Zukunft mit Asien interessante Überlegungen darbietet.
Parag Khanna…“Unsere ASIATICHER ZUKUNFT“

Alex70
3 Jahre her

China braucht gar nicht mehr in die „Modern“. Weil die Moderne im Westen gerade den Weg Chinas zurück in die Tyrannei geht. Da trifft man sich dann bestenfalls in der Mitte. Ich fürchte aber noch schlimmer: ganz unten!

usalloch
3 Jahre her

Wenn man vor 40 Jahren Asien außerhalb Chinas besuchte und des späten Abends durch ein malaysisches oder indonesisches Städtchen spazierte war in einigen Hütten noch Arbeitsgeräusche zu hören. Falls man sich dann vergewisserte wer dort werkelte, war klar das es dort Chinesen waren. Nach den schlechten Erfahrungen , vor allem beginnend 1842 durch die Europäer und speziell den Briten, ist es das Ziel der Gedemütigten, solange daran zu arbeiten bis sie uns die Hochtechnologie verkaufen , und wir ihnen die Haushaltsprodukte liefern. Sollten dann eines Tages einige chinesische Flugzeugträger zum Freundschaftsbesuch in einem europäischen Hafen vor Anker gehen, ahnen wir,… Mehr

askja
3 Jahre her

Als alter Tibetaktivist habe ich mich vor 20 Jahren intensiv mit China beschäftigt. Auf mehreren Tibet- und Chinareisen konnte ich auch ein klein wenig von China verstehen lernen. Vor 15 Jahren fragte ich einen gut befreundeten, in Deutschland lebenden Exiltibeter, wie groß die Wahrscheinlichkeit (Hoffnung) sei, dass China dasselbe Schicksal erleidet, wie die Sowjetunion. Mein tibetischer Freund antwortete: Lieber W, wenn du China verstehen willst, musst du dir immer folgender Tatsache bewusst sein. China hat historisch bedingt vor zwei Dingen panische Angst. Das sind Hunger und Chaos. Jede chinesische Führung wird alles tun um diese beiden Gefahren zu verhindern. Als… Mehr

Grumpler
3 Jahre her
Antworten an  askja

Zitat askja: „war man dort ja nicht mal in der Lage Eisenbahnlinien, die die Kolonialverwaltungen hinterließen in einem bestandserhaltendem Zustand zu warten.“

Richtig! Das tun jetzt auch die Chinesen. Und sie bauen zusätzlich neue. Die westliche Welt schaut zu und wirft noch „Entwicklungshilfe“ hinterher.

Onan der Barbar
3 Jahre her

Daran stimmt alleine, dass der Chinese gerne nach dem Prinzip „caveat emptor“ vorgeht. In der Pharmazie jedenfalls werden chinesische Unternehmen (Wirkstoffhersteller) regelmäßig von westlichen Offiziellen inspiziert und schneiden heute dabei üblicherweise besser ab als ihre europäischen Pendants. Ich habe etliche Jahre in dieser Branche mein Geld verdient und gesehen, dass die Chinesen sehr wohl „Qualitat können“, wenn es sich unter dem Strich für sie auszahlt.

Grumpler
3 Jahre her
Antworten an  Onan der Barbar

Die Chinesen „können Qualität“, bspw. immer dann, sobald die alten verschlissenen Werkzeuge durch neue ersetzt werden. Die Kritik an mit den schlechteren Werkzeugen hergestellten Produkte samt der Fertigungserfahrung fließt in die Konzeption der neuen Werkzeuge (und des Fertigungsprozesses insgesamt) mit ein. Zitat Onan der Barbar: „Ich habe etliche Jahre in dieser Branche mein Geld verdient und gesehen, dass die Chinesen sehr wohl „Qualitat können“, wenn es sich unter dem Strich für sie auszahlt.“ Eben! In vielen (wenn auch nicht in allen) Produktionsbereichen geht diese Entwicklung in Stufen voran. Sobald sich die Kosten für alte Anlagen etc. amortisiert haben, wird in… Mehr

StefanH
3 Jahre her

Bezüglich des Fazits: Nichts anderes predige ich schon seit 20 Jahren. Nur will es keiner hören. Man dünkt sich immer noch überlegen in Europa, obwohl man selbst gegenüber Teilen Südamerikas allmählich den Anschluss verliert, geschweige denn gegenüber Asien. Und auch die europäische Geschichte in Dynastien bzw. im fernöstlichen Denken betrachtet birgt so manch interessante Idee. Es wäre es wert, dies in Buchform zu bringen … Als das Ganze studiert Habender, asiatischer Sprachen Mächtiger und in Asien gelebt Habender möchte ich zur derzeitigen „Verfassung“ Chinas Folgendes anmerken: Für mich ist die Herrschaft durch das Erbkaisertum (wiewohl da immer ziemlich viele potenzielle… Mehr