Die Operation „Wärmepumpe“ steht unter Beschuss

Die SPD will das Heizungsgesetz aufweichen, eine Studie bezeichnet den Entwurf als verfassungswidrig und in Erding gehen die Bürger gegen die grüne Klimapolitik auf die Straßen. Selbst in der eigenen Parteizentrale will der Einbau des tückischen Geräts nicht gelingen.

IMAGO / Chris Emil Janßen
Dass die Wärmepumpe die Grünen vom Heizungs- in den Umfragekeller getrieben hat, steht außer Frage. Bemerkenswert bleibt, welche Nachrichten den Vorgang begleiten. Seitdem der Entwurf des Heizungsgesetzes an die Öffentlichkeit gelangte, haben zahlreiche Medien ihre Liebeserklärungen für die Grünen aufgehoben und hat sich der Wind in den sozialen Medien auf nahezu wundersame Weise gewendet. Die hilflosen Versuche, selbst eine vermeintliche „Klimakatastrophe“ wie die Flut in der Emilia-Romagna für politische Zwecke zu vereinnahmen, sind ebenso gescheitert wie die Ablenkung auf Nebenschauplätze.

Es bleibt dabei: Außerhalb der Anhängerschaft der Grünen bleibt der Heizungsaustausch unpopulär. Und nun droht das Gesetz, das man mit aller Mühe noch vor der Sommerpause durch den Bundestag peitschen will, in entscheidenden Punkten aufgeweicht zu werden. Der Kompromiss, den die SPD vorgeschlagen hat, ist für die grünen Ideologen alles andere als verdaulich. Sie stehen den Ratschlägen aus grünen Think-Tanks und der Weltenretterattitüde entgegen, vermutlich, weil die Sozialdemokraten den Verlust ihrer Wählerschaft befürchten.

Wie sieht der Vorschlag der SPD aus? Geht es nach der Kanzlerpartei, dann sollen Wärmepumpen und ähnliche „klimaschonende“ Anlagen nur in Neubauten verpflichtend sein. In Bestandsgebäuden bleibt der Austausch von Öl- und Gasheizungen freiwillig, bis 2030 würde sich der Staat finanziell beim Umstieg auf solche Anlagen beteiligen. Die Förderung solle gestaffelt ausfallen, um die Lasten für die unteren Einkommensschichten möglichst abzufedern.

Die SPD dürfte damit auch auf eine Beruhigung innerhalb der Koalition abzielen. Ein solcher Kompromiss wäre gesichtswahrend für den liberalen Koalitionspartner, der sich diesem anschließen und behaupten könnte, die Bürger zuletzt vor dem Schlimmsten bewahrt zu haben. Zugleich ist dies ein Test für die Grünen, wie viel Realitätssinn dort noch vorhanden ist. Leider steht zu befürchten, dass die Grünen auf diesen Vorschlag mit anderen Maximalforderungen antworten könnten. Möglicherweise auch auf anderen Themenfeldern als der Wärmepumpe.

Bundeskanzler Olaf Scholz geht weiterhin von einer schnellen Lösung aus. Es sei eine „unveränderte Zuversicht“ beim Kanzler zu erkennen, dass das Gesetz noch die kommende Woche seinen „Gang“ gehen werde, so Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Demnach soll bereits in den kommenden Tagen die erste Lesung im Bundestag stattfinden.

Business as usual? Die Begleiterscheinungen kann auch ein Regierungssprecher nicht schönreden. Neben der monatelangen Diskussion innerhalb der Ampel sorgt das Gesetz bei Verbänden für Protest. Kai Warnecke, Vorsitzender des Eigentümerverbands Haus und Grund, warnte am Freitag davor, das Gesetz vor der Sommerpause zu verabschieden. Die Diskussion der vergangenen Wochen habe gezeigt, dass das Vorhaben doch noch in vernünftige Bahnen gelenkt werden könne. Heißt: Ganz offensichtlich wollen die Grünen das Gesetz schnell verabschieden, bevor am Ende etwas herauskommt, was gegen ihre grünen Verarmungs- und Transformationspläne spricht.

Insbesondere in Bayern rumort es. Von dort stammt ein Gutachten, welches das Heizungsgesetz als teilweise verfassungswidrig einstuft. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der das Gutachten in Auftrag gab, spricht von einem Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz Artikel 3 Grundgesetz. So würden Menschen ab 80 Jahren willkürlich anders behandelt, weil sie von einer Austauschpflicht befreit seien, Menschen unter 80 Jahren aber nicht.

Noch einmal Bayern: In Erding findet heute eine Demonstration gegen die Klima-Politik im Allgemeinen und die „Wärmewende“ im Besonderen statt. Sie wird maßgeblich von der Kabarettistin Monika Gruber unterstützt, die den Initiator Fritz Widmann in seiner Protestaktion gegen die „Grüne Heizungsideologie“ bestärkt hat. Aiwanger will daran teilnehmen, ebenso der FDP-Landeschef Martin Hagen. Zuletzt hatte sich auch Ministerpräsident Markus Söder angekündigt. Die Polizei rechnet mit 10.000 Teilnehmern. Die AfD will zusätzlich ihre eigene Demonstration veranstalten.

Das Ausland leistet derweil Schützenhilfe bei der Entlarvung der Energie-Scharlatanerie. Schwedens Energieministerin Ebba Busch kritisiert die Wärmepumpen-Richtlinie, die auch in Brüssel auf die Tagesordnung kommt. Die Christdemokratin erklärt gegenüber der BILD, dass die Umsetzung der Wärmewende-Strategie gar nicht möglich sei – denn man habe nicht genügend Strom. „Wir brauchen mehr Produktion – nuklear und erneuerbar.“ Atomkraft sei unentbehrlich bei der Wärmepumpenstrategie.

Just diese unentbehrliche Atomkraft hat Deutschland vor wenigen Wochen endgültig abgeschaltet. Kürzlich hat Vonovia-Chef Rolf Busch mitgeteilt, dass wegen des fehlenden Netzausbaus gar nicht genug Strom zur Verfügung stünde, um die angepeilten 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu installieren. Und RWE-Chef Markus Krebbe sagt deutlich: In Deutschland wird der Strom knapp. „Deutschland hat als Industriestandort ein ernstes Problem: Uns steht nicht so viel Energie zur Verfügung, wie gebraucht wird“, sagte er gegenüber dem Focus. „Diese Lücke führt zu den hohen Preisen und damit zu den berechtigten Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit.“

Auf die berühmte chinesische Baustelle folgt also die Habeck’sche Baustelle: fünf Wärmepumpen, aber nur eine Steckdose. Trotz dieser Begleitmusik wollen die Grünen ihr Projekt „durchziehen“, wie es Robert Habeck erst kürzlich angekündigt hat – im Zweifel gegen die Mehrheit, um diese zu „dynamisieren“, heißt, diese durch Gesetze gefügig zu machen. Und ist der Pöbel nicht willig, so braucht es Gewalt. Merkels Diktum aus Habecks Mund lautet: Scheitert die Wärmepumpe, dann scheitern die Grünen. Ein Menetekel dafür existiert bereits. Laut Spiegel kämpft die Parteizentrale bereits seit Jahren darum, eine Wärmepumpe in ihrem Altbau zu installieren. Vergeblich.

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Kommentare ( 96 )

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Hieronymus Bosch
10 Monate her

Nach der Wärmepumpe wird uns jetzt die Fernwärme wie Sauerbier angedient! Jede Woche wird eine neu Sau durchs Dorf getrieben!

fatherted
10 Monate her

Wie man aus Brüssel hört, winkt Frau v.d.L. gerade eine neue Heizungs-Verordnung durch…..die erlaubt nur noch Heizungen mit mindestens 125% Heizleistung…..das schafft weder Pellet noch E-Fuel Heizung….nur Wärmepumpe….also muss Habeck sich gar nicht mehr anstrengen….das Gesetz kommt aus Brüssel….und dann können sich alle zurücklehnen…..und die Pleite eines ganzen Landes genießen.

Atheist46
10 Monate her

Sollte ich meine infrarot beheizte Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1987 auf diese irrsinnige Wärmepumpe umrüsten müssen, bedeutete das: alle Fußböden (Beläge vor 13 Jahren erneuert) in drei Etagen herausreißen und mit Fußbodenheizung versehen; alle Fenster erneuern; Außendämmung anbringen; Dach erneuern (nur Dämmung nachrüsten wäre bei einem 35 Jahre alten Dach unsinnig); und dann noch eine Wärmepumpe. Kosten geschätzt ca. 150.000 €. Für eine Einsparung von bestenfalls 2.500 €/Jahr. Schon in 60 Jahren (!), wenn sogar schon meine (Erben) Kinder das Zeitliche gesegnet haben, würde sich der Aufwand amortisiert haben – welch wirtschaftliche Großtat! „Herr, so es dich gibt, lass Hirn… Mehr

Last edited 10 Monate her by Atheist46
Dieter Rose
10 Monate her
Antworten an  Atheist46

Für das Überleben der Menschheit muss man halt schon in den sauren Apfel beißen, Sie Egoist! (zwinker, zwinker).
Ich bin übrigens auch einer von der Sorte.

89-erlebt
10 Monate her

Dieser ganze Heizungs Irrsinn ist doch schon im Ansatz völliger Blödsinn:
Was soll das mit den „65 % Regenerativ“?
Weil abends der Strom zu meist 90 % aus Gas, Kohle und Ausland kommt
Fernwärme wird hier im Land zu ca 80 % aus Gas / Kohle gewonnen.
Öffentliche Gebäude werden von dem ausgenommen was gut für den Bürger sein soll!
Alles ein Witz, gemacht von Gestörten.

unbelievable
10 Monate her

Anderswo gelesen, es wird wieder, wie bei Corona versucht, den großen Druck der vielen Menschen durch Verteilung der Zwangsmassnahme über einzelne Jahre zu entspannen. Immer daran denken, alle sollen gezwungen werden!
Wie bei Corona gilt auch hier: Keine Zwangsmassnahmen gegen den Willen und das Eigentum der Menschen!!

Energieingenieur
10 Monate her

Heizen mit Wärmepumpe verursacht mehr CO2-Ausstoß als meine Gasheizung:   In den Wintermonaten muß geheizt werden.  Dabei erreicht die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen im Winter nur ca. 10 % ihrer Nennleistung (ca. 15 kWh/m2), nachts 0 %. Bei einer Dunkelflaute muß der Strom für die Wärmepumpenheizung aus mit fossilen Brennstoffen befeuerten Kraftwerken kommen. Diese haben einen maximalen Wirkungsgrad von 45%. Meine Gasheizung hat einen Wirkungsgrad von 90%. Damit erzeugt die Habeck’sche Wärmepumpenidee in der Hauptheizungsperiode doppelt soviel CO2 wie der Direkteinsatz von Gas in der Gebäudeheizung. Hinzu kommt, daß die Kosten einer Wärmepumpenheizung ein Mehrfaches einer Gasheizung betragen. Wie kann man diesen… Mehr

Michael M.
10 Monate her
Antworten an  Energieingenieur

Eben, denn hätten wir in den Wintermonaten die selbe Sonneneinstrahlung wie in den Sommermonate, dann wäre ja eh Sommer und eben nicht Winter 😉. Dummerweise ist es deswegen auch noch im Winter kalt und der Wind weht an der Küste auch nur wenn er will und in windarmen Gegenden eh fast gar nicht.
Ich vermute ja die Physik wurde von den Rechten/Konservativen erfunden 🥳.
Der Winter ist das Problem und wenn es in Summe ein paar Grad wärmer werden würde (was keineswegs gesichert ist), dann würde sich das Problem auch reduzieren.

Last edited 10 Monate her by Michael M.
Rainer Schweitzer
10 Monate her
Antworten an  Michael M.

Physik, Thermodynamik u. dgl., das sind alles eindeutig rechte und Querdenkernarrative. Bei uns gilt gottseidank der Primat der Politik. Man hört ja, daß im Hause Agora, vormals „Bundeswirtschaftsministerium“, schon an einem Gesetz zur Reduktion der Schwerkraft gearbeitet wird. Stellen Sie sich vor, was das an Treibstoff und damit CO2 einsparen könnte, wenn man die Gravitation um ein paar Prozent reduzierte! Täglich warte ich auf die Ankündigung des „Schwerkraftwumms“ durch Robert den Unrasierten oder Olaf den Vergesslichen. Ähnlich verhält es sich natürlich mit der Strömungsdynamik. Auch da muß der Gesetzgeber dringend ran. Es kann ja nicht sein, daß die Aerodynamik der… Mehr

ketzerlehrling
10 Monate her

Viel wichtiger wäre, dass Scholz diesen unfähigen Märchenrobert rausschmeisst.

pcn
10 Monate her

Selbst wenn die Grünen das Land von heute auf morgen in die Steinzeit katapultiert…den Klimawandel juckt das nicht.

Wenn Idiotie zum Wahn wird, am Ende hilft das der AfD, die zurecht darauf setzen, dass mittlerweile die Wähler erkennen, dass es sich bei den Grünen um eine Art Sekte handelt, die hoch gefährlich ist, weil sie das Land in den Sozialismus und am Ende in den Ökokommunismus führen wird, wenn man denen nicht gewaltig Knüppel in die Speichern wirft

Chemiker89
10 Monate her
Antworten an  pcn

China: 30% der Welt-CO2-Produktion.
Deutschland: 2% der Welt-CO2-Produktion.

Deshalb ist China auch die Fabrik Der Welt. Und dabei, zu expandieren.

Man könnte meinen, es stecke eine Agenda Pekings dahinter.

89-erlebt
10 Monate her
Antworten an  Chemiker89

Die Teile für die angepriesene E Wende kommen zu mehr als 90 % aus China, das für deren Produktion im Wochentakt Kohlekraftwerk NEU in Betrieb zu nehmen.

moorwald
10 Monate her

Man sollte öfter auch mal das äußere Erscheinungsbild Habecks betrachten.
Der will doch sicher mit diesem leicht gammellookartigen Aussehen etwas signalisieren. „harmloser, kindlich-lieber Naturbursche“ – oder so ähnlich?
Er jammert ja auch ziemlich schnell, wenn ihm mal jemand auf die Füße tritt.
„Wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte nicht Koch werden“ (angeblich Ausspruch von G. Schröder)

Chemiker89
10 Monate her
Antworten an  moorwald

Das mit der Küche kommt von CHURCHILL.

Ich sage zu Habeck: „wer ständig die Suppe versalzt, sollte nicht mehr kochen dürfen“.

Caroline Hoelzl
10 Monate her

Ich habe mich wieder grün und blau geärgert, als ich mir gestern Abend zufällig die Tagesschau angeschaut habe. Da wurde die Demo in Erding wieder in zusammenhang mit der AfD gebracht. Zitat: “ Die Übergänge zur AfD sind fließend“. Nach dem Motto: Demonstrationen gegen die Heizungspolitik sind rechtsradikal. Das Verhalten von den ARD Journaillen finde ich nur noch ekelhaft und widerlich. Das ist nicht mehr auszuhalten, diese Überheblichkeit und Realitätsverweigerung. Die Mehrheit als Extremisten abstempeln, aber weiter die Gebühren erhöhen wollen Sie. Das bedeutet für mich: Meine Anschauung finden diese Journaillen verachtenswert, aber fürs Geld blechen sind wir noch gut… Mehr

Last edited 10 Monate her by Caroline Hoelzl
Chemiker89
10 Monate her
Antworten an  Caroline Hoelzl

Was erwarten Sie von linksdrehenden Journalisten ? Kommunismus war schon immer die Herrschaft einer gewaltbereiten, lügenden Elite über die Mehrheit.

Siehe Russland und China. Und Venezuela, Kuba, Kambodscha.