Nachdenken in der CDU: Brücken statt Brandmauern zur AfD

Bundestagsabgeordnete der CDU wollen zusammen mit der Linken, den Grünen und der SPD die AfD verbieten. Exakt die andere Richtung schlagen nun ehemalige Amtsträger der Partei vor: Zusammenarbeit mit der AfD, um „Hass und Hetze“ zu bekämpfen.

picture alliance/dpa | Martin Schutt

Mario Voigt ist ein selbst erklärter Vordenker der CDU. Er engagiert sich in der „Denkfabrik R21“, um Wege aufzuweisen, wie moderner Konservatismus aussehen kann. Voigts Antwort in Thüringen: Zusammen mit linken Parteien Gesetze soweit umbiegen, dass linken Parteien die Macht garantiert ist und sie dafür im Gegenzug die CDU tolerieren. Etwa einen handzahmen Visionär wie Voigt als Ministerpräsidenten, dessen Willen die Zukunft zu gestalten, befriedigt ist, wenn er für sich selbst Amt, Bezüge und Dienstwagen gesichert hat.

Das ist die Lösung für die Zukunft. Zumindest für die Zukunft von Mario Voigt. Sechs ehemalige Politiker der CDU sehen das exakt anders und haben daher einen offenen Brief geschrieben. Im Umgang mit der AfD fordern sie Brücken statt Brandmauern. „Die CDU kann als Partei der Mitte auf Dauer nicht nur mit links von ihr stehenden Parteien zusammen arbeiten, ohne ihre eigene freiheitliche und marktwirtschaftliche Identität zu riskieren“, heißt es in dem Brief.

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Verfasst haben den Brief die ehemalige Bundestagsabgeordnete Angelika Pfeiffer, die ehemaligen Landräte Gerhard Gey, Manfred Graetz und Robert Schöpp sowie die ehemaligen sächsischen Minister Manfred Kolbe (Justiz) und Frank Kupfer (Landwirtschaft). Sie sagen: „Rund 30 Prozent der Sachsen haben die AfD gewählt und der Respekt vor den Wählern fordert, auch mit den von diesen gewählten Abgeordneten zu reden.“

Interessant: CDU-Politiker wie der ehemalige Ostbeauftragte Marco Wanderwitz rechtfertigen ihre Zusammenarbeit mit Linken, Grünen und SPD um ein AfD-Verbot herbeizuführen mit einem Kampf gegen „Hass und Hetze“. Genau aus dem gleichen Motiv heraus wollen die Brief-Autoren mit der AfD zusammenarbeiten: „Immer weniger Menschen, insbesondere im Osten Deutschlands, vertrauen der Demokratie.“ Deshalb brauche es eine „neue politische Kultur des Miteinanders“. Dafür müssten die Christdemokraten mit Gegnern reden, die Gewalt ablehnten und vor allem demokratisch gewählt seien. „Auch mit der AfD.“ Brandmauern und Redeverbote seien nicht nur „unsouverän, sie vertiefen den Graben, leisten einer weiteren Radikalisierung Vorschub und werden von den Menschen nicht verstanden“.

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Kommentare ( 31 )

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Johann Thiel
1 Monat her

Absteigen vom toten Pferd. Mit der CDU ist es vorbei. Sie existiert schon lange nicht mehr.

RauerMan
1 Monat her

„Werden von den Menschen nicht verstanden“.
Die Menschen und nicht nur im Osten haben verstanden und wählen deshalb entsprechend.
Die Meinungsdiktatur links-grüner Platzhalter schreckt immer mehr Denkende ab.

Unglaeubiger
1 Monat her

Radikalisierung ist erwünscht! Der Deutsche ist viel zu obrigkeitshörig und langmütig, aber wenn ihm der Gedudsfaden reißt, schlägt er alles kurz und klein, auch das was er noch dringend benötigen würde (sinngemäß nach F. Weitzsäcker).Um das zu verhindern und zu erschweren, benötigen wir die vielen jungen „Akademiker“, die sich dann auf Seiten der „Polizei“ einem rasenden (kann ich mir nicht vorstellen) deutschen Volk entgegenstellen, sofern man den naiven Menschlein nicht schon vorher durch Zermürbungsmaßnahmen die Schneid abgekauft hat.

Axel Fachtan
2 Monate her

Voigt ist kein Vordenker. Er beerdigt die Demokratie mit seinen widerlichen Auftritten gemeinsam mit Andreas Bühl.

Fritz Mueller
2 Monate her

Wer die CDU wählt, erhält Rot-Grün. Die geben dann den Ton an.
Das alles nur, weil Frau Merkel, die aus der DDR stammt, ihren eigenen antifaschistischen Schutzwall, genannt Brandmauer, aufbauen musste.
Wer die Demokratie erhalten will, muss die Brandmauer abreißen.

Sonny
2 Monate her

Ach nee…
Na wenigstens gibt es noch eine Restanzahl von anständigen Menschen in der cdu, die versuchen, dass Beste für die Menschen in ihrem (Bundes-) Land zu erreichen und nicht nur ihre eigenen Taschen im Blick haben.
Hätte ich so, ehrlich gesagt, nicht erwartet.

W aus der Diaspora
2 Monate her

Das sind ein paar vernünftige Politiker! Die machen Hoffnung, Hoffnung darauf, dass es irgendwann wieder etwas besser wird. Gut werden wird es vorläufig nicht mehr. Mit jedem Tag an dem die etablierten Politiker uns regieren wird es schlimmer. Und das inzwischen seit über 20 Jahren. Nehmen wir nur mal das Beispiel kaputte Brücke. Wird eine defekte Brücke nicht repariert oder neu erstellt, sondern einfach gesperrt für Teile oder den gesamten Verkehr, dann werden die zwei nächstgelegenen Brücken stärker frequentiert und somit schneller defekt werden. Wenn man nun überlegt, dass wir immer weniger Ingeneure haben, die überhaupt Brückenbau beherrschen und selbst… Mehr

Biskaborn
2 Monate her

Diese CDU Mitglieder ohne Amt und demzufolge ohne Wirkmacht schreiben einen Brief. Schön und gut, nur wer wird diesen Brief ernsthaft lesen? Richtig, Niemand. Schon gar nicht die linken Hardliner in der CDU wie Wüst, Günter, Wanderwitz und natürlich viele weitere ehemalige Merkelaner, Merz ist hier eher nicht auszunehmen! Also, gut und richtig was die da schreiben aber völlig nutzlos, diese CDU mit diesem Führungspersonal wird eher Grün und Rot überholen, anstatt sich grundlegend zu ändern!

Freigeistiger
2 Monate her

Diese paar ehemaligen CDU-Politiker werden kein Umdenken in der Partei bewirken, da sind die Wähler gefragt. Wenn Letztere verstanden haben, daß sie mit einem Kreuz für die CDU stets linksgrüne Politik bekommen, werden sie sich neu orientieren. Erst wenn die CDU stark an Zuspruch verliert wird sie die Brandmauer einreißen, um mit der dann stärsten Partei: der AfD, regieren zu können. Spätestens bei der übernächsten BT-Wahl dürfte es so weit sein.

Peter H.
2 Monate her

Es ist unfassbar wie diese PolitClowns von CDU /SPD /GRÜNE und LINKE /BSW ständig von Demokartie schützen rerdebn und behaupten sie seien gegen Hass und Hetze, aber selber praktizieren sie täglich das krasse Gegenteil und beschädigen die Demokratie und dspalten die Gesellschaft ! Merken denn die das wirklich nicht ?