Nachhilfe für die ZDF heute-show in Kriminalitätsstatistik

Nachdem Dunja Hayali in ihrer Sendung schon erzählt hat, dass das Bauchgefühl über Unsicherheit im öffentlichen Raum falsch ist, legt das ZDF nochmal nach und erklärt die „komplexen Zusammenhänge“ – und entblößt sich mit unwissenschaftlichem Nonsens, rechnet Daniela Seidel vor.

Screenprint via YouTube / ZDF heute-show

Na? Haben auch Sie den Eindruck, im sichersten Deutschland aller Zeiten zu leben? Gerade im Rückblick auf die jüngsten Ereignisse? Falls nein, so hat die stets so treuherzig dreinschauende Frau Dunja Hayali ja bereits unlängst ihr Bestes getan, um Sie von Ihrer wahrgenommenen Realität zu entkoppeln, und Sie darauf hingewiesen, dass sie einfach nur falsch bauchfühlen. Sollte das allerdings noch keine Früchte getragen haben, wird uns jetzt in der hochverdienten ZDF heute-show obendrein beigebogen, dass wir falsch rechnen! Sprich: Für nur 18,36 pro Monat werden uns „komplexe Zusammenhänge“ von einem engagiert gendernden Zappel-Peter Lustig auf Red Bull erklärt.

Das aktuelle Video in seiner ganzen propagandistischen Pracht sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Ich verrate Ihnen aber schon mal den vorletzten Satz: „Einfach nicht rechts wählen!“.
Aber steigen wir mal bei Minute 9:16 ein.

ÖRR im Endstadium
ZDF über innere Sicherheit - in einem Potemkinschen Dorf
Wenn man die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) um die illegalen Grenzübertritte bereinigt (warum eigentlich?) entfallen bei den übrig gebliebenen Tatverdächtigen immer noch 35,4 Prozent aller angezeigten Delikte auf Nicht-deutsche, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur 14,8 Prozent beträgt. Setzt man diese Anteile ins Verhältnis, ergibt sich aus den Rohdaten ein relatives Risiko von etwa 3,16. Anders gesagt: Nicht-deutsche erscheinen gut dreimal so häufig in der Kriminalstatistik, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entsprechen würde. Dieses Vorgehen setzt stillschweigend voraus, dass Tatverdächtige mit deutschen und nicht-deutschen Pässen in einer gemeinsamen Grundgesamtheit um denselben Anteil an Straftaten konkurrieren. Sozusagen.

Dass einem strammen Demokratieverteidiger das nicht gefällt, ist naheliegend. Wenn man australische Austauschstudenten jetzt rausrechnet und einem die extreme Überrepräsentation immer noch zu plakativ ist, hätte man allerdings zum Beispiel zunächst eine elegante Verhältniskalkulation innerhalb einer Zweierverteilung durchführen können. Rechnet man die Anteile der Straftaten auf diese um, entfallen 21,6 Prozent der Tatverdächtigen auf Nicht-deutsche (statt 35,4 Prozent) und 78,4 Prozent auf Deutsche. Verglichen mit den Bevölkerungsanteilen (14,8 Prozent vs. 85,2 Prozent) ergibt sich so nur noch ein relatives Risiko von 1,58. Demnach erscheinen Nicht-deutsche um rund 58 Prozent häufiger in der Kriminalstatistik, als es proportional zu erwarten wäre. Arithmetisch formuliert:

  • Nicht-Deutsche: 21,6 % ÷ 14,8 % = 1,45921
  • Deutsche: 78,4 % ÷ 85,2 % = 0,92078
  • Das Verhältnis dieser beiden Werte (also das besagte Risikoverhältnis, oft RR genannt) ist dann RR = 1,459/0,920 = 1,58.

Bei einer Fallzahl von knapp 2,2 Millionen ist aber auch dieser Unterschied noch statistisch hochsignifikant und lässt sich nicht auf Zufall zurückführen.

Aber das wäre zumindest mal eine redliche Herangehensweise und Diskussionsgrundlage gewesen. Aber nein, es gibt ja eine (!) Studie, veröffentlicht im Jahre des Herrn 2009 (wohlgemerkt), auf die hier (und offenbar immer wieder, wenn es sich um dieses Phänomen dreht) Bezug genommen und die in Folgestudien stets zitiert wird. Und zwar handelt es sich vermutlich um „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt. Erster Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des
Bundesministeriums des Innern und des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen“, Seiten 45 f. Diese Quelle und die daraus entnommenen Daten wurde lapidar erwähnt, aber leider unter dem Beitrag, trotz des ansonsten durchaus umfassenden Verzeichnisses, nicht angegeben.

Nach Chrupalla-Interview
Das ZDF verbreitet Falschbehauptungen – schon wieder
Auf diese stützt sich dann wiederum unter anderem Bliesener (2018) in: Ausländer- und Zuwandererkriminalität. So heißt es dort auf Seiten 12 f.:

„Es nicht unplausibel, dass Opfer von Straftaten bei fremdländisch wirkenden Tätern eher dazu neigen, die Straftat anzuzeigen, so dass mehr Taten dieser Gruppe vom Dunkel- ins Hellfeld geraten und registriert werden (Mansel & Albrecht, 2003). Die Befundlage hierzu ist jedoch keineswegs eindeutig. Baier, Pfeiffer, Simonson und Rabold (2009) berichteten von einer deutlich erhöhten Anzeigebereitschaft von Jugendlichen gegenüber Tätern mit vermutetem Migrationshintergrund. Bei Gewaltdelikten lag der Anteil angezeigter Vorfälle bei 19,5 %, wenn Täter und Opfer Deutsche waren. Deutsche Opfer zeigten die Tat jedoch zu 29,3 % an, wenn beim Täter ein Migrationshintergrund vorlag. Hatten Opfer und Täter einen Migrationshintergrund wurden 21,2 % der Delikte zur Anzeige gebracht (ähnlich Köllisch 2004). Killias et al. (2011, Grundriss der Kriminologie: Eine europäische Perspektive) verweisen dagegen auf einige Studien, die keinen Nachweis für diese These erbracht haben, d.h., deren Ergebnisse die Anzeigebereitschaft der Opfer als unabhängig von der (vermuteten) Herkunft der Täter sehen.“

Mal abgesehen davon, dass 29,3 jetzt nicht so ganz das Doppelte von 19,5 ist (wie man bei Sichtung der zufällig nicht angegebenen Quelle leicht hätte nachlesen können), ist es mehr als nur ein Denkfehler, sondern methodisch nachgerade lächerlich, einfach die Fälle der (angezeigten) Migrantendelikte spornstreichs zu halbieren (siehe im Video ab Minute 9:45) und damit munter weiterzuoperieren. Als wäre das ein Fakt.

Und mit so einem unwissenschaftlichen Nonsens den peinlich unterbelichteten, stets tumb ins Bild trampelnden blauen Wolfgang in die wundersame Welt der relativen Zahlen einführen zu wollen, ist nicht nur mathematisch schwach. Aber der ist ja eh ein Rassist und zeigt ständig grundlos Asylbewerber an, daher ja auch die Statistik. Logisch.

Zerstörung der inneren Sicherheit
10 Jahre Grenzöffnung: importierte Gewaltkriminalität
Zwar konnten Mansel und Albrecht (2003) in einer Bevölkerungsbefragung zeigen, dass Opfer und Zeugen Delikte eher anzeigen, wenn der Täter als nicht-deutsch wahrgenommen wurde. Ähnliche Befunde lassen sich auch bei Köllisch (2004) „Vom Dunkelfeld ins Hellfeld“ nachzeichnen.

Allerdings sind all diese Ergebnisse von erheblichen Einschränkungen geprägt. Sämtliche Arbeiten beruhen nicht auf amtlich verifizierten Herkunftsdaten, sondern auf der Wahrnehmung der Befragten. Damit wird das Merkmal „deutsch/nicht-deutsch“ zur Zuschreibung, die fehleranfällig ist und von Stereotypen beeinflusst werden kann. Die gemessene Effektstärke kann dadurch sowohl über- als auch unterschätzt sein. Hinzu kommt, dass die Daten auf retrospektiven Selbstberichten beruhen. Ob eine Tat angezeigt wurde, wird im Nachhinein erinnert, und auch die Zuschreibung der Täterherkunft erfolgte rückblickend. Erinnerungslücken, soziale Erwünschtheit und Selektion sind hier erhebliche denkbare Verzerrungen.

Selbst in den aufwendigen Arbeiten, etwa bei Mansel und Albrecht, die zahlreiche Kontrollvariablen berücksichtigen, bleibt ein Restrisiko unkontrollierter Faktoren bestehen. Zudem sind die genannten Studien stark kontextgebunden. Köllisch wie auch die KFN-Schülerstudie beziehen sich ausschließlich auf Jugendliche. Ob ihre Befunde ohne Weiteres auf Erwachsene oder auf andere Deliktarten übertragbar sind – etwa Sexualdelikte oder Eigentumsdelikte – bleibt offen. Zudem gibt es vergleichbare Forschungsfelder und internationale empirische Befunde, die zeigen, dass Anzeige-/Meldeverhalten grundsätzlich vom Verhältnis „In-group vs. Out-group“ beeinflusst wird, und zwar sowohl aus der Perspektive einheimischer als auch aus der migrantischer Opfer (differentielle Meldebereitschaft, abhängig von Kontext, Vertrauen und Nachbarschaftszusammensetzung).

Vorwärts und schnell vergessen
Vorstellung der Kriminalstatistik: Gewalt, die nichts aufhält – auch nicht diese Faeser-Ausreden
Anders ausgedrückt: Eine Krähe hackt der anderen oft kein Auge aus. Manchmal aber auch doch. Und Fremdgruppenmitglieder werden besonders gern und oft angeschwärzt. Das gilt aber für alle Ethnien und dürfte erhebliche Neutralisierungseffekte nach sich ziehen.

Besonders gravierend sind jedoch die zeitlichen und historischen Rahmenbedingungen. Die KFN-Erhebung wurde 2007/08 durchgeführt. Seitdem haben sich die gesellschaftlichen und rechtlichen Umstände erheblich verändert. Neue digitale Anzeigewege, Social Media und Smartphones so wie die Migrationsbewegungen ab 2015 haben deutliche Spuren hinterlassen. Wer die Daten von 2007/08, in denen der Migrationsanteil in Schulklassen wohl noch nicht bei teilweise 90 Prozent lag und mit erheblichen Einschüchterungen zu rechnen war, ungebrochen auf die heutigen Gegebenheiten überträgt, riskiert daher gravierende Fehlinterpretationen.

Und wer diese Befunde für die aktuelle Debatte über „Migrantengewalt“ heranzieht, sollte vielleicht klugerweise eher deren Grenzen kennen, als andere damit ihrer Beschränktheit überführen zu wollen.

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Kommentare ( 47 )

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47 Comments
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CaTo23
2 Monate her

Es ist nicht das erste Mal, dass von der „Heute-Show“ die Wahrheit verdreht wird. Ich habe das beim ZDF bereits mehrfach gerügt. Es kommt dann immer die selbe Antwort. „Ich solle es nicht so genau nehmen, denn schließlich sei die Heute-Show lediglich ein satirisches Unterhaltungsformat, da könne das schon mal vorkommen“

Ben Clirsek
2 Monate her

An den Händen Hayalis, Restles, Böhmermanns und anderer bestens alimentierter TV Clowns klebt meines Erachtens Blut bestialisch ermordeter Menschen und massenhaft vergewaltigter Mädchen, weil sie den unbedarften Mainstreamseher glauben machen alles wäre paletti. Und somit die Fortsetzung der Gewaltspur quer durch Deutschland erst möglich machen, da massiver Protest, der die Politik zum Einlenkenden bringen würde, unterdrückt wird.

Sven.Fischer
2 Monate her

Zwangsgebühr und dann noch umfangreich belogen. ÖRR gehört endlich abgeschafft oder auf einen Sender und ein Radioprogramm reduziert.

Maunzz
3 Monate her

TE mokiert sich über einen Beitrag eines Satirikers. Da es nicht nur rechtslastige Satire gibt, ist linkslastige Satire das Normalste der freiheitlichen Welt. Ich mag z.B. Reschkes Satire oder Hayalis eingeengtes Weltbild nicht. Muss ich deshalb alle belabern? Man kann jederzeit die Zwangszahlung an ARD und ZDF mit entsprechend juristischer Begründung auf Eis legen. Was ich nicht tue ist, Betreuer und Maßregler für diejenigen zu sein, die linke Satire gut finden.

Brotfresser
3 Monate her

Als ich las „Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen“ dachte ich sofort an Pfeiffer (mit drei f). Der Mann war ja auch immer zur Stelle, wenn irgendwo bei ARD oder ZDF Ausländerkriminalität dringend relativiert werden musste!
Jetzt erkenne ich erst, wie „grundlegend“ seine – methodisch nicht immer unumstrittenen – Studien waren; alle beziehen sich immer gerne darauf.
Der Mann hat Großes geleistet – für die Asylindustrie!

Guenther Adens
2 Monate her
Antworten an  Brotfresser

Natürlich hat Pfeiffer Grundlegendes geleistet. Die weltweit größte Leistung des „Kriminologen“ – Leiter des Kriminologischen Instituts Hannover – war doch, daß er aufgrund eines Bildzeitungsaufreißers von Hannover aus feststellte, daß über 50 Neonazis in Sebnitz den 6 jährigen deutsch-irakische Jungen Joseph Kantelberg (- Abdullah) aus Rassenhass in Gegenwart hunderter Badegäste ertränkt hätten. Daß diese Fehlbehauptung letztlich als eines der größten Skandale für Justiz und Politik (von Biedenkopf bis Schröder) entpuppte, an dem der „Kriminologe“ Pfeiffer wesentlichen Anteil hatte, wurde dann schnell unter den Teppich gekehrt. Übrigens erzählt man sich bei uns im Hannoverschen, daß es für die Leitung und Mitarbeiter des… Mehr

Mausi
3 Monate her

Für solche Sendungen ist es wichtig, dass die Bevölkerung feministischer Mathematik anhängt und daher nicht bewandert ist in Mathe. Oder Statistik. Das hat unser Bildungssystem in den letzten Jahrzehnten bei den Nachwachsenden und durch die grenzenlose Migration in ein marodes, unvorbereitetes Bildungssystem auf jeden Fall geschafft. Und es ist wichtig, dass die Bevölkerung zusätzlich bzw. als Ersatz für die Bildung auch das richtige feministische Bauchgefühl für Zahlen bekommt. Sollte jemand gegen eine solche Sendung vor Gericht ziehen, sitzen dort Richter mit dem richtigen Bauchgefühl – die tun sich am leichtesten mit ihrem „Richterspruch“ – oder solche, die mathematisch nachweisen, dass… Mehr

Last edited 3 Monate her by Mausi
Martin Mueller
3 Monate her

Lügen, Täuschen, Manipulieren, Hetzen ….

Das muss man schon neben der woken, linksgrünen Gesinnung drauf haben als Journalist beim Wahrheitsrundfunk.

Last edited 3 Monate her by Martin Mueller
tiptoppinguin
3 Monate her

Ich fände es interessant zu erfahren, wie hoch jeweils bei den sogenannten Volksdeutschen, den Paßdeutschen, den Doppelstaatlern und den sogenannten Nichtdeutschen der Anteil mit rechtskräftiger Verurteilung oder Strafbefehl ist. Hierbei bitte auch die Bagatelldelikte wie Majestätsbeleidigung berücksichtigen.

Ombudsmann Wohlgemut
3 Monate her

Wie halt immer einer der wichtigsten Punkte vergessen wird:
Der Anteil der „Ausländer“ wäre sogar noch höher, würden diese nicht massenhaft den deutschen Pass hinterher geworfen bekommen, obwohl sie teils weder Deutsch sprechen noch sich integrieren wollen.
Und das mit der Anzeigehäufigkeit trifft nur teilweise zu, denn von behördlicher Seite aus ist es häufig sogar deutlich andersrum. Es gibt nämlich mehrere Berichte, dass mancherorts eine grünversiffte Order an die Polizeisklaven besteht, einige Fälle migrantischer Kriminalität gar nicht erst aufzunehmen.

h.milde
3 Monate her

„Man kann nicht, nachdem man Millionen Juden ermordet hat, auch Jahrzehnet später Millionen Menschen in´s Land lassen, die Juden noch mehr hassen“

„Wer sich immer noch auf ARD & ZDF verläßt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“

-nach Karl „le Magne“ Lagerfeld-