Die EU hat genehmigt, Insekten in gemahlener Form einer Vielzahl von Lebensmitteln beizumischen. Dieser Genehmigung haften mehrere Eigentümlichkeiten an. Der Verdacht, dass die Lebensmittelindustrie erfolgreiche Lobbyarbeit betrieben hat, steht im Raum. Von Siegfried F. Franke

Dieser Genehmigung haften mehrere Eigentümlichkeiten an. Zum einen die Versicherung, dass das hygienisch und gesundheitlich völlig unbedenklich sei. Etwas kleinlaut kam der verschämte Hinweis, dass Allergiker womöglich auf der Hut sein müssen und die Liste der Inhaltsstoffe auf den Verpackungen genau lesen sollten. Wie aber sollen wir, die wir wohl in der Mehrzahl nicht zu den regelmäßigen Insektenverzehrern zählten, wissen, ob wir beim Biss ins Frühstücksbrot eine allergische Reaktion mit möglicherweise schweren Folgen erleiden?
Was wäre das für eine Esskultur?
Die Brotindustrie versicherte sogleich, dass das Mehl aus dem getrockneten Getreideschimmelkäfer weitaus teurer sei als übliches Getreidemehl und sich deshalb überhaupt nicht rechne. Das mag im Einzelfall so sein, aber es gibt sicher zahlreiche andere Fälle, wo gemahlene Insekten, welche Art auch immer und wie teuer, möglicherweise andere Zusatzstoffe, die bislang noch teurer waren, ersetzen. Der Verdacht, dass die Lebensmittelindustrie erfolgreiche Lobbyarbeit betrieben hat, steht auf jeden Fall im Raum.
Sicher, es gibt Forscher, die schon lange darauf hingewiesen haben, dass alle notwendigen Vitamine, Ballaststoffe, Kohlenhydrate und Proteine in Pillenform zu sich genommen werden können. Ohne lange darüber zu disputieren: Was wäre das denn für eine Esskultur?
Und mag der Metabolismus der Menschen nicht auch von der Veranlagung sowie den klimatischen und geographischen Besonderheiten ihres jeweiligen Lebensraumes abhängig sein? So hält sich bislang jedenfalls der Rohfleisch- und Rohfischverehr in westlichen Ländern gemäßigten Klimas eher in Grenzen, während er anderswo üblich ist. In anderen, meist wärmeren oder auch heißeren Gegenden hingegen kommen auch ausgewählte Insekten in begrenztem Umfang auf den Tisch, die in manchen Ländern gesundheitlich fundierte Ekelreflexe auslösen.
Wo bleibt das Tierwohl?
Um das zu überwinden, muss diese Art der proteinhaltigen Speise in ihrer Ursprungsform nicht mehr auch nur annähernd erkennbar sein. Ob dadurch wirklich klammheimlich und ohne Zwang der Fleischkonsum in absehbarer Zeit deutlich zurückgedrängt werden kann, ist indessen zweifelhaft, ja eher eine Mähr. Nehmen wir zum Beispiel einen Teller mit Vollkornspaghetti, denen Insekten beigemischt wurden, darüber eine geschnittene Tomate und ein bisschen Pfeffer, dazu noch etwas Butter (aber Vorsicht: Cholesterinspiegel beachten). Dann hätte man ein vitamin- und ballaststoffreiches und mit Protein versetztes Gericht. Bleibt es dabei? Oder wäre es nicht doch verführerisch, noch eine schmackhafte Hackfleischsoße oder ein zartes Kotelett dazu zu nehmen?
Hinzu kommt die Überlegung, dass Insekten in der vorgesehenen Form ja nur dann beigemischt werden können, wenn sie ebenfalls in Massen gehalten werden müssen. Wo bleibt da das Tierwohl? Und welcher zusätzlicher staatlicher Stellen bedürfte es, um zu kontrollieren, ob die Hygienevorschriften auch peinlich genau eingehalten werden. Schließlich ist auf den Widerspruch hinzuweisen, dass getötete Insekten, also Tiere, auch veganen Produkten beigemischt werden dürfen.
Schließlich ist auf die Art und Weise hinzuweisen, wie das EU-Parlament Hand in Hand mit dem EU-Rat unter Missachtung jeglicher Transparenz diese „Novel-Food-Verordnung“ beschlossen hat, getreu dem Motto des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, zunächst etwas heimlich in den Raum zu stellen und warten, ob es ein Geschrei gibt. Insekten haben zuweilen die Eigenschaft, klein, aber überaus lästig zu sein. Man kann nur hoffen, dass sie diese Lästigkeit auch in getrockneter und gemahlener Form beibehalten, sodass Junckers kaltschnäuziger Zynismus diesmal auf ein gehöriges Geschrei und Widerstand stößt.
Gleich zwei EU-Kommissare befassen sich hauptamtlich mit der demokratischen und rechtsstaatlichen Transparenz politischen Geschehens, und zwar Vĕra Yourová und Didier Reynders. Vielleicht sollte Frau Yourová ihre Nase nicht fortwährend in den Souveränitätsbereich von Mitgliedstaaten, vorzugweise Ungarn stecken, sondern mal Witterung aufnehmen, um zu prüfen, ob im Brüsseler Sumpf überhaupt noch rechtsstaatliche Reste wahrzunehmen sind.
Prof. em. Dr. Siegfried F. Franke lehrte an der Universität Stuttgart und ist Gastprofessor an der Andrássy Universität Budapest.
Der TE-Talk zum Thema:
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Wenn Insekten in hygienisch einwandfreier Herstellung zu teuer sind, dann wird sich das kurzfristig durch „Prozessoptimierung“ (Kostensenkung zu Lasten der Hygiene) ändern.
Wer kontrolliert die einzig zugelassene Produktion durch einen Vietnamesischen Hersteller?
Selbst wenn in diesen Ländern zu den Shrimps auch noch Insekten etc produziert werden, die Korruption hält mich vom Verzehr dort produzierter Lebensmittel ab. Für ein paar Dollars bekommt man in Afrika, Lateinamerika uns Süd-Ost-Asiens viel zu oft jedes Ökozertifikat. Und ausgerechnet dort, kann man jede Art von Gift und Medikamenten rezeptfrei in jedem Laden erwerben.
Das erinnert an: „Brust oder Keule“, von/mit dem großartigen Louis de Funés, war nmM. nicht sein bester, aber offensichtlich zukunftsahnend…..
Thailand Urlaub, ich habe verschiedene probiert, nichts dabei für mich.
Auch wenn sie jetzt einem erzählen, pulverisierte Insekten seien teuerer als Mehl … entweder gelogen oder irgendwann werden schon noch so billig sein, dass es sich lohnt, Mehl und andere Lebensmittel mit Insektenpulver zu strecken.
Willkommen bei Insekten Lebensmittel Liste für Deutschland, Österreich, Schweiz https://ilblist.com/ DERZEIT IN DER EU ZUGELASSENE INSEKTEN FÜR DEN EINSATZ ALS „LEBENSMITTEL“… „Mögliche Reaktionen des menschlichen Körpers auf den Verzehr von Insekten sind unter anderem: Allergien oder anaphylaktische Reaktionen (gegen verschiedene Teile der Insekten oder gegen das Substrat, das an die Insekten verfüttert wird; besonders betroffen sind Menschen, die bereits gegen Krebstiere, Krustentiere, Weichtiere und Hausstaubmilben allergisch sind) – Vergiftungen aufgrund toxischer Materialien wie Chitin und Tannine – Erkrankungen durch gefährliche Parasiten im Verdauungsapparat der Insekten (vor allem wenn diese vor ihrer Tötung und Verarbeitung keiner ausreichend langen Futterkarenz ausgesetzt waren,… Mehr
Bei unseren Schlachttieren kann man das Einzelstück noch per Auge kontrollieren – wie sieht das aber bei Millionen von Insekten ,Maden oder sonstigen Winzlingen aus? Wie wird da gegen Krankheiten vorgegangen. Da wird dann gleich alles an Verbotenem, Hormonen, Medikamenten und Schutzmitteln per Futter und Wasser zugeführt.
So ein Kennzeichen wie ein Tag im Ohr – geht ja kaum.
ob im Brüsseler Sumpf überhaupt noch rechtsstaatliche Reste wahrzunehmen sind. – Wir (Deutschland) werden mit Sicherheit nicht darum herumkommen, konsequent einen EU-Austritt vorzubereiten. Ob wir dies durchführen – dies ist sicherlich unklar. Aber wir sollten endlich diesen Weg beschreiten – raus aus diesem Sumpf. Ohne Deutschland ist die EU mit absoluter Sicherheit nicht überlebensfähig. Und die Tausende von hochbezahlten Bürokraten in Brüssel werden mit einem Austritt unseres Landes ihr Gehalt nicht mehr erhalten.
Du hast keine Traditionen – Du hast keine brauchbare Vergangenheit – Du musst keine Vorbilder verehren – Du bist da, um Platz zu machen – Du bist auf Dich alleine gestellt . Das zentrale Merkmal der EU ist das der Direktive. Kein Mitgliedsstaat kann sie ablehnen. Die EU ist angetreten um die obige Kette an Zuständen umzusetzen. Mögliche Gefahren sind Verunreinigungen wie Schwermetalle, Mykotoxine, Pestizidrückstände und Krankheitserreger. Eine Rolle spielt diese Idee in der EU für Hersteller, die den Bedarf des Rests der Welt decken. Eine andere die Abschaffung der lästigen Bauern. Die können hier keine Insekten züchten… Eine weitere… Mehr
Frei nach „Ein Münchener im Himmel“ … „Eure Würmer, die könnt Ihr alleine fressen“ …
In aller Kürze und ernst gemeint: Ein Aspekt, der bei der ganzen Diskussion „eklig oder gesund“ komplett vernachlässigt wird, ist die Frage, ob auch die betroffenen kleinen Tier Schmerzempfinden haben (was Tierschutzverbände wie der bmt zum Teil thematisieren). „Aber dürfen wir einfach annehmen, Insekten sind nur empfindungslose krabbelnde, kriechende oder fliegende Proteineinheiten, die keinerlei rechtlicher Vorgaben zum Schutz bedürfen? …“
Ich habe mal nach einer Liste der mit Insekten versetzten Produkte gesucht, da ich so etwas nicht essen möchte. Mein Beitrag mit einem Link zu einer gefundenen Website wurde leider nicht freigegeben.
Daher der Tipp für Google: „Insekten Lebensmittel Blacklist“ sollte den passenden Treffer liefern.
Dort kann man sowohl eine aktuelle Liste einsehen, als auch Produkte melden die noch nicht erfasst sind. Ich zumindest finde das für meine Einkäufe durchaus hilfreich.
Ich habe mir die Liste einmal angeschaut. Dort finden sich ausschließlich Lebensmittel, die mit E120 (Cochenille-Schildlaus) und E904 (Sekret weiblicher Lackschildlaus) verarbeitet wurden. Mit Verlaub, dies ist aber nun wahrlich nichts Neues; Schellack und Karmin werden schon seit Jahrzehnten (oder noch länger?) in Lebensmitteln verarbeitet, ohne dass dies bisher jemanden interessiert hat.
Aha, ok, das wusste ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Liste in Zukunft erweitert wird, es liegt ja an den Verbrauchern ob sie alles essen wollen oder nicht. Bevor das jetzt seitens der EU groß forciert wurde, hat mich das auch ehrlich gesagt nie wirklich interessiert. Aber da ich gerade der EU nicht mehr vertraue und sie auch nicht sonderlich mag, sehe ich das rückblickend betrachtet durchaus als Fehler an. Dieses Insektenthema hat jedoch dazu geführt, dass wir wieder mehr auf die Ernährung achten, insb. was wir im Haushalt genau essen. Vieles wird nun bei uns wieder… Mehr