Die Coronavirus-Pandemie – aber was danach?

Es sind vor allem zwei schmerzhafte Lektionen, die wir heute aus der Coronavirus-Krise ziehen sollten, um die morgigen Verwerfungen besser bestehen zu können: Demut und Verantwortung.

Pablo Monsalve / VIEWpress via Getty Images
New York ist ein Epizentrum der Corona-Pandemie

Die Coronavirus-Pandemie beherrscht zur Zeit die Medien in einem Ausmaß, das man bislang für unmöglich gehalten hätte. Alles scheint ausschließlich auf die Frage fixiert, wie wir diese Seuche so schnell wie möglich hinter uns bringen und endlich wieder ein normales Leben beginnen können; die wenigen Wochen erzwungener Einschließung zu Hause erscheinen vielen gar schon so, wie anderen mehrere Jahre Krieg.

Dabei wird allerdings vergessen, dass es für uns wohl keine Rückkehr zu einem „normalen Leben“ geben wird. Nicht etwa, weil das Coronavirus an sich unserem Alltag auch noch in einem oder zehn Jahren dauerhafte Beschränkungen auferlegen würde; denn wenn wir die Gefahr der Seuche auch nicht kleinreden wollen, so steht doch zu erwarten, dass durch die früher oder später erreichte allgemeine Immunität sowie durch bessere Heilmittel die Krankheit halbwegs unter Kontrolle gebracht werden wird. Nein, die schlimmsten Konsequenzen werden wirtschaftlicher und politischer Art sein, und wir täten alle gut daran, den erzwungenen Stillstand zu nutzen, um zur Ruhe zu kommen und uns schon jetzt auf das Leben „danach“ einzustellen – materiell wie seelisch.

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Sollte der allgemeine Lockdown der westlichen Welt, wie es zu erwarten steht, noch mehrere Wochen andauern, dürften die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie wohl alles in den Schatten stellen, was Europa in den letzten zwei Jahrhunderten an Börsencrashs außerhalb von Kriegssituationen erlebt hat. Zwar mögen einige die quarantänebedingte Arbeitspause in den meisten Betrieben zu einem ungewollten Zwangsurlaub ohne langfristige Konsequenzen schönreden; es darf aber nicht vergessen werden, dass jetzt schon viele Zulieferungsketten unterbrochen, Mieten nicht gezahlt, mittelständische Kredite in arge Bedrängnis gebracht werden und die chinesische Konkurrenz in vielen Bereichen mächtig und nachhaltig in die Bresche tritt – sollte dieser Zustand andauern und auf die Coronavirus- eine Pleiten-Pandemie folgen, wird das vielbeschworene „Hochfahren“ der Wirtschaft völlig illusorisch werden, zumal wir uns aller Erwartung nach in Anbetracht der schwierigen Situation in Italien und Spanien bald auch auf eine ausgewachsene Euro-Krise vorbereiten dürfen.

Dies leitet zu den politischen Folgen über: Ein völlig freier Markt wird die kommende Krise nicht regeln können, ohne dass sich Verhältnisse wie in den 1920er Jahren wiederholen, zumal der gesamte Euroraum fragiler ist als je zuvor, da man der latenten Eurokrise nur mit dem Drucken von Geld und somit der indirekten Abwälzung auf den Steuerzahler und Verbraucher begegnet ist, ohne das System von Grund auf zu sanieren und vor allem in Infrastruktur, Bildung und Forschung zu investieren. Wie aber eine politische Lösung der Krise aussehen wird, scheint mittlerweile in Anbetracht der zahlreichen Vorschläge und Forderungen unübersehbar: einseitige Corona-Abgaben zu Lasten der Wohlhabenderen, Bargeldabschaffung, Zwangsimpfung, staatsfinanzierte Stundung von Rechnungen und Mieten, dauerhafte polizeiliche Überwachung des Bürgers, harte Bestrafung sogenannter „Fake News“ und somit jeder Opposition, Zwangsrequirierung überlebensnotwendiger Firmen, Selbstentmachtung der Parlamente zugunsten der Regierungen, Verstaatlichungen, Corona-bonds, mehr Macht für die Brüsseler Kommission, ja vielleicht gar für eine „Weltregierung“, und das alles unter Fortsetzung der irrsinnigen Politik der Massenimmigration – die mit jedem Tag des Lockdown sich verschärfenden Konsequenzen der Krise werden all das beflügeln, was konservative Europäer seit Jahren befürchten, und jene Spirale von Niedergang, Repression und Gewalt in Gang setzen, die viele schon lange erwartet haben.

Es gilt daher für den Einzelnen, sich bereits jetzt auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten, so schwer ihm dies in der Situation der Einschließung in den eigenen vier Wänden auch fallen wird. Dies betrifft nicht etwa nur strategische Fragen der Bevorratung, der Vermögensaufteilung oder der Arbeitsorganisation, sondern auch und vor allem unsere seelische und geistige Verfassung. Die Welt, in die wir eines Tages entlassen werden, wenn die Quarantänemaßnahmen aufgehoben werden, wird bereits eine andere sein und sich dann von Tag zu Tag noch stärker von der entfernen, die wir bislang kennengelernt haben. Wir werden alle in den nächsten Jahren vor politische, kulturelle und wirtschaftliche Entscheidungen gestellt werden, die wir bislang als unmöglich betrachtet haben, und oft nur noch die Möglichkeit haben, zwischen Teufel und Beelzebub zu wählen. Daher müssen wir uns bereits jetzt, wo wir in der Mitte der Krise stecken und Gelegenheit zur Reflexion haben, auf jene veränderten Parameter menschlichen Handelns einrichten; denn nur, wenn wir heute das ganze Ausmaß der anstehenden Transformationen ausmessen, werden wir fähig sein, morgen realistische und moralische Entscheidungen zu treffen und nicht willenlos von den Ereignissen überrollt zu werden.

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Krankheit und Tod bis in nächsten Familienkreis hinein sollten uns unsere menschliche Zerbrechlichkeit neu bewusst machen und von der gefährlichen Hybris kurieren, alles und jedes nach rationalen Kriterien steuern und kontrollieren zu können; der nahende wirtschaftliche Bankrott sollte uns zeigen, dass selbst das Werk unserer Hände nur geringen Bestand hat, wenn sich die äußeren Bedingungen ändern, und dass wir im Krisenfall eben nur bestehen können, wenn wir es vermögen, auch außerhalb unserer materiellen Mittel gleichmütig und standhaft zu bleiben; und die Leichtigkeit, mit der eine gesamte Gesellschaft von einem Tag auf den nächsten das völlige Außerkraftsetzen grundlegender Freiheitsrechte akzeptiert, sollte uns sowohl unsere Ohnmacht als einzelner Bürger vor Augen führen, als auch die unglaubliche Macht, welche der Staat immer noch auszuüben imstande ist – zum Guten wie zum Bösen.

Daher sind es vor allem zwei schmerzhafte Lektionen, die wir heute aus der Coronavirus-Krise ziehen sollten, um die morgigen Verwerfungen besser bestehen zu können: Demut und Verantwortung. Demut, denn einmal mehr zeigt uns die Erfahrung der Kontingenz unsere menschliche Begrenztheit, in der allein auch die Möglichkeit zur inneren Größe und zur Erfahrung der Transzendenz liegt; Verantwortung, denn gerade die Auswirkungen und Konsequenzen der Krise zeigen uns den immensen Spielraum, über den wir als Gesellschaft trotz allem weiterhin bei der Gestaltung unserer Zukunft verfügen könnten, wenn wir nur entschlossen genug für unsere Rechte, Pflichten und vor allem unsere abendländische Identität einstehen würden.


David Engels ist Professor für Römische Geschichte an der Freien Universität Brüssel und Forschungsprofessor am Instytut Zachodni in Posen (Polen). 

Mit freundlicher Genehmigung von Tysol.pl, der Internetplattform des
„Tygodnik Solidarność“, wo zunächst eine polnische Fassung dieses
Textes erschien.

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Kommentare ( 35 )

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horrex
3 Jahre her

3856 Menschen sind in 31 Tagen seit Mitte März gestorben. Angeblich alles „CoronaTote“. – Macht 124/d. – Bei im Tagesdurchschnitt von 2500 Toten/Tag (im langjährigen Schnitt mehrerer Jahre). – Also 5% MEHR als „normal“. – Und zwar „in der Saison“!!! Jeder der irgendwo im Gesundheitswesen tätig ist weiß, dass es in den ersten warmen Tagen jeden Jahres eine Häufung von unklaren Todesfällen (Kreislauf?) nicht nur bei Älteren gibt. – Wobei darüber hinaus völlig unklar(!) ist, wie hoch der Anteil Derer an den angeblich Corona-Toten ist, der ursächlich dem Virus zum Opfer fiel. (Das sagte nicht nur der Chef der Onkologie… Mehr

schukow
3 Jahre her

Ich mag es nicht, wenn jemand von »wir« spricht, aber nicht sagt, wen der damit meint. Mich jedenfalls nicht.

Franz Schroeder
3 Jahre her

Unser Bundesdesgenosse Stonemayr hält eine Rede an „sein Volk“.

……… Die Welt nach Corona wird eine andere sein.
……oder sollen wir wieder in den gleichen Trott verfallen….

Und so kommt was kommen muss.
Der Umbruch zum UmweltsozialistenStaat beginnt…..jetzt…..

Es lebe die Gemeinschaft der hl. Zweifaltigkeit:

Corona und der hl. durchsichtige Geist CO2

Sie werden uns aus dem ewigen Dillemma des Wohlstandes führen, und uns die Augen öffnen, denn wird tragen Schuld seit 75 Jahren.

So oder so ähnlich habe ich ihn verstanden.

Berlindiesel
3 Jahre her

Es wird sich nichts ändern und auch nichts anders werden. Und zwar, weil die Menschen „nach Corona“ immer noch die gleichen sind wie vorher. Die Verluste und der Einschnitt sind viel zu gering und zu kurzfristig, um mehr zu sein als ein lästiges Ereignis wie vier Wochen 40 Grad im Sommer. Es müsste schon in einer Dimension liegen wie der 30jährige Krieg (selbst die beiden Weltkriege haben die Deutscghen und ihre Lebensweise nicht nachhaltig geändert – siehe die heutige Wohlstandsdekadenz), da fiele mir als Vergleich nur ein Atomkrieg ein. Corona – das ist nur eine Krise unter anderen, die, wie… Mehr

Franz Schroeder
3 Jahre her

Das größte Problem das es derzeit laut aktuellen Nachrichten gibt, ist wohl die Angst vor Rechts.
Warum wohl ist vom Verfassungsschutz gerade jetzt die Warnung vor vermehrten rechtsradikalen Anschlägen herausgegeben worden?

Natürlich um die konservative bürgerliche Mitte unter Generalverdacht stellen zu können, um im Falle eines Falles noch strengere, sogenannte Coronaschutzmasnahmen, durchzusetzen zu können.

Ganz nach der neuen Verfassung die es zu schützen gilt.

Alle Macht geht vom Politbüro und dessen Politschergen aus.

Coco Perdido
3 Jahre her

Die Herausforderung besteht darin, sowohl vor Ansteckung zu schützen als auch zu Wirtschaften.

Darauf sollte sich das Interesse konzentrieren. Lösungen sind prinipiell möglich. Man muss eben bald damit beginnen anstatt faul herumzulamentieren.

Heike
3 Jahre her

Erinnert ihr euch an das angewiderte Gesicht von Merkel als sie die Deutschlandfahne von der Bühne warf? Erinnert ihr euch noch an die Aussage „ich wüsste nicht was ich hätte anders machen sollen“? Mit einer noch so großen Anstrengung ist es mir nicht möglich dieser Person und ihren Entscheidungen demütig gegenüber zu treten. Nein, ich habe eine riesengroße Wut in mir! Da ich aus Sachsen komme, muss ich neuerdings mit Internierung rechnen…..am schlimmsten empfinde ich die Unfähigkeit vieler, nicht zwischen Demut und Verblödung zu unterscheiden. Demut gegenüber der Schöpfung ist meine Lebensbasis. Auflehnen und Kampf gegen Willkür und Unrecht ist… Mehr

Mayor Quimby
3 Jahre her

Abendländische Kultur und Identität sind nur so lange wichtig, wie es Abendländer gibt. Man könne es dabei belassen. Oder man könnte noch anfügen, daß das auch umgekehrt gilt, das Siechtum aber bereits mit der „Weltöffnung“ Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann. Dazu braucht man sich nur das „abendländische“ Unterhaltungsprogramm in allen Medien anzutun (die Sprache spielt dabei keine Rolle). Es kommt ja nicht nur darauf an, auf was man stolz sein kann oder nicht – das gehört ins Museum oder in Denkmäler gegossen – sondern auf was man künftig stolz sein WILL. Die deutsche Wiedervereinigung wenig später war… Mehr

Tizian
3 Jahre her

Demut und Verantwortung … da lacht sich der Parteisoldat und der Politikkarrierist am neufeudalen Hofstaat doch kaputt. Genau das wollen sie doch, nur keine Unruhe bei den Bürgern, nicht zur Verantwortung gezogen werden, für Fehler, Mißmanagement und Staatsversagen, das könnte den Verbleib an den vom Bürger stets voll zu haltenden Töpfen und Näpfen und die heißbegehrten und lukrativen Privilegien, Posten und Pöstchen gefährden. Demut und Verantwortung heißt doch nur, weiter so wie bisher, die Köpfe runter und schweigend zur Arbeit marschiert, damit das ganze kranke und kaputte, aber für viele Nutznießer äußerst komfortable und privilegierte System weiterlaufen und man sich… Mehr

BOESMENSCH
3 Jahre her

Nach der Coroma-Krise wird man uns wieder versuchen zu indoktrinieren, dass durch Ämderung unseres Lebensstils und durch Verzicht die Sekundärprobleme, die durch das Primärproblem ÜBERBEVÖLKERUNG entstanden sind, lösbar sind.

Und so wird man weiterhin folgenden Problemen den Kampf ansagen, auch wenn dieser Kampf nicht gewonnen werden kann:
Artensterben
Klimawandel
Bienensterben
Waldrodungen
Flächenfrass
Massentierhaltungen
Überdüngung
Überfischung
Wassermangel
Rohstoffknappheit
Massenexodus aus Afrika
Verteilungskämpfe

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