Haßelmann bei Maischberger: Feuer frei aufs Mittelohr!

Maischberger springt nochmal auf den langsam ausrollenden Zug zum Thema „Stadtbild“ auf. Debatten um den heißen Brei, ein Kampfjet-Hersteller, der findet, dass Deutschland unbedingt Kampfjets braucht. Und dazu jede Menge schrill präsentiertes Grünzeug. Von Brunhilde Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Zu berichten, was Britta Haßelmann so sagt, ist stets ein schmerzhaftes Unterfangen. Denn dafür muss man ihr zuhören, was rein körperlich durchaus strapaziös ist. Grund: Die Grünen-Fraktionsvorsitzende nimmt mit schriller Stimme gezielt das Mittelohr unter Beschuss, mit all seinen kleinen, wehrlosen Gehörknöchelchen. Immer mit dem Hammer auf den armen Amboss, und der Steigbügel, der kleinste aller menschlichen Knochen, der kriegt mal ordentlich die Sporen – manche sagen, bis es blutet.

Nun gut, für ihre schmerzende Stimme kann Haßelmann selbstmurmelnd (wenn sie doch nur murmeln würde …) nichts. Aber zum Körperlichen kommt beim Zuhörer ja vor allem noch der intellektuelle Schmerz. Im Streitgespräch mit dem CSU-Abgeordneten Stephan Mayer etwa zählt sie mit ermüdender Ausdauer auf, was man alles diskutieren könne, wenn man denn unbedingt wolle: „Sie können über die Polizeipräsenz reden, Sie können über Drogenkonsumräume reden, über Streetwork, über Sozialarbeit“, betet sie herunter. Und sie hat noch mehr im Köcher: „organisierte Kriminalität“ etwa, „Drogenkriminalität“, „Kartelle“, „Geldwäsche“ und sogar „die Frage von Cyber“, was auch immer sie damit meint. Dann schließlich kommt der entscheidende, der schmerzhafte Satz: „All diese Fragen müssen wir ganz konkret angehen, aber nicht über eine Stadtbild-Debatte, die im Kern doch suggeriert, dass es irgendwie was zu tun hat mit Migration.“

Wiederbelebung der Wehrpflicht
Die Regierung Merz scheitert am großen Wurf – und drückt sich vor dem kleinen
Das „Stadtbild“ des Merz, da ist es wieder. Dem Kanzler der zweiten Wahl hängt sein böses Wort seit Wochen wie Hundekot am Hacken. Auch Maischberger geht nochmal ordentlich mit dem Nudelholz drüber. Die ganze Sendung lang. Die Dreier-Journalistenrunde, Haßelmann, Mayer, alle sollen sich bitteschön dazu äußern. Stadtbild – ob das wohl rassistisch gedacht war? Ob damit auch die Syrer gemeint waren? Ob der Kanzler am Ende jemanden diskriminiert hat? Mayer wird es irgendwann zu viel: „Wir führen jetzt seit drei Wochen diese Debatte“, stöhnt er. „Deutschland hat doch wirklich derzeit andere Probleme.“ Er selbst habe von den Menschen da draußen eine einhellige Rückmeldung bekommen: „Er hat Recht. Wenn man sich die Gegenden um die Bahnhöfe ansieht, dann muss sich was verändern. Aber damit ist doch nicht Rassismus verbunden oder Diskriminierung.“

Maischberger frohlockt: „Dann ist es doch gut, dass er’s gesagt hat“, ruft sie, und „dann ist es doch gut, dass wir debattieren“. Leicht verdientes Moderatoren-Honorar an diesem Abend. Einfach auf den Zug aufspringen, so lange er noch ein kleines bisschen rollt. Man spürt ihre stupide Satisfaktion.

Sollen die syrischen Migranten denn nun wieder in ihre Heimat zurückkehren? Jan Philipp Burgard („Welt“) sieht „keine Gründe“ für einen weiteren Aufenthalt in Deutschland: „Der Krieg ist beendet.“ Und wenn Außenminister Johann „Jo Whatafool“ Wadephul Syrien für unbewohnbar erklärt, wirkt er auf Burgard „nicht wie ein Weltpolitiker, sondern wie ein Politiker, der in seiner eigenen Welt lebt“. Der Chefredakteur kritisiert eine „Außenpolitik wie im Stuhlkreis“ und empfiehlt: „Ein deutscher Außenminister darf nicht emotional werden. Er muss genau wissen, was er sagt. Er hat da mal eben im Vorbeigehen die Migrationspolitik, auf die sich ja SPD und CDU geeinigt haben, in Frage gestellt. Und das ist unprofessionell.“ Hubertus Meyer-Burckhardt stößt ins selbe Horn: „Dass Wadephul von seinen Emotionen sich hat wegreißen lassen als Chef der Diplomatie, halte ich für einen schweren Fehler.“ Schon an Annalena Baerbock habe den TV-Produzenten etwas ganz Ähnliches gestört: „das emotionale Engagement vor Ort“ und „der Welt zu erklären, wie es zu sein hat“. „Wir haben Sehnsucht nach Klaus Kinkel“, sagt Meyer-Burckardt süffisant.

Mancher Zuschauer hat in solchen Momenten Sehnsucht nach Klaus Kinski …

„Lieb sein.“
Wadephul allein zu Hause
Baerbock, das „Gossip-Girl“ („Bild“) vom Hudson-River, ist später nochmal Thema: als Maischberger den Münchner Merkur zitiert. Der schrieb: „Wadephul klingt zu oft wie Annalena Baerbock.“ Das sei nicht als Kompliment gemeint, sagt die Moderatorin zu Haßelmann, um es ihr sicherheitshalber zu erklären: „Ich weiß“, sagt die, nur um dann anzufügen: „Ich weiß nicht, was an der Außenpolitik von Annalena Baerbock schlecht gewesen sein soll.“ Genau das könnte das Problem sein.

Es fehlen noch ein paar typische Buzzwords in der Sendung, und dafür wurde Jagoda Marinić gebucht. Die Stern-Kolumnistin (und ARD-Moderatorin, was die Redaktion unterschlägt) nimmt Wadephul in Schutz: Empathie (check!) sei kein Wert, für den man sich schämen müsse. Außerdem sollten die Syrer unbedingt in Deutschland bleiben, denn „62 Prozent von ihnen haben systemrelevante Berufe“ (check!). Das ist zwar falsch, aber weiter im Takt: „Wir leben in einer Zeit, in der wir Fachkräftemangel (check!) haben.“ Burgard wirft ein, es gebe „über 300.000 Syrer, die Bürgergeld beziehen“, doch Marinić ficht das nicht an. Die ganze Stadtbild-Debatte empfindet sie als rassistisch (check!). Es seien „Diskussionsketten, die uns keinen Meter weiterbringen. Wo dann Frauen benutzt (check!) werden, um zu sagen wir hätten (check!) Angst.“

Auch Meyer-Burckhardt hat noch einen herrlich absurden Satz: „Wir brauchen 330.000 Menschen mit Migrationshintergrund jährlich, die in die Sozialsysteme gehen, um unseren Wohlstand zu garantieren“ (check!). Burgard bleibt dabei: „Wir haben ein Kriminalitätsproblem in Deutschland nachweislich, das mit Migration zusammenhängt.“ Immer mehr Weihnachtsmärkte müssten abgesagt werden, und „der Anteil muslimisch geprägter Straftäter“ sei überproportional. Statt einer Stadtbild-Debatte „sollten wir mal eine Zielbild-Debatte machen“, fordert er.

Auch beim zweiten Thema das Abends – der angeblichen Bedrohung der ganzen Welt durch Russland – wird Burgard sehr konkret. „Wenn Deutschland tatsächlich in einen Krieg gegen Russland verwickelt werden würde, dann könnten pro Tag etwa tausend deutsche Soldaten entweder getötet oder verletzt werden. Und dann kann man eben berechnen, wie groß die Reserve sein müsste.“

Abbau demokratischer Rechte
Regierung Merz schafft das Stellen unbequemer Fragen ab
Damit sich da niemand um ein bisschen Menschenmaterial verrechnet, ist ein Fachmann im Studio: René Obermann. Der Airbus-Aufsichtsratsvorsitzende muss gar nicht lange substrahieren. „Ein Abnutzungskrieg wie in der Ukraine, den können wir uns nicht leisten“, sagt er. Und auch er hat die üblichen Buzzwords, die für die Kriegstüchtigkeit der Bevölkerung im Allgemeinen und des Maischberger-Publikums im Speziellen dienlich sind: Deutschland habe eine „Fähigkeitenlücke“ und sei zu sehr abhängig von „amerikanischer Technologie“ (check!). Wichtig sei, „dass wir in Europa eigenständig sind“ (check!), und zwar „auch nuklear“ (check!). Europa müsse „seine Kraft bündeln“ (check!). Dazu gehöre ein eigenes Satellitensystem, denn sich auf Elon Musks Starlink zu verlassen, sei ein schwerwiegender Fehler.

„Wir als Gesellschaft sollten uns was schämen“, sagt Obermann. Soldaten würden „für relativ kleines Salär ihren Kopf hinhalten“. Seine Lösung? Nicht etwa Kriegsdienstverweigerung, sondern – Tusch!: „Die Leute müssen vernünftig ausgestattet sein.“ Damit sich der Tod zumindest vom Feeling und den Features her lohnt? Meint er das? Maischberger fragt nicht nach.

„Unsere Perspektive muss heißen: Lufthoheit“, sagt Obermann. Wen wundert’s, seine Firma baut schließlich Satelliten und den Eurofighter. Säße hier der Chef der Taurus Systems GmbH, müsste unsere Perspektive selbstverständlich Marschflugkörper heißen.

Obermanns Appell: Man solle die aktuelle Regierung doch bitte endlich mal mehr unterstützen. So schlecht sei sie doch gar nicht. Denn, ganz wichtig: „Die Alternative, die wollen wir nicht wirklich.“

AfD-Bashing – wäre das also auch abgehakt. Finaler Check.

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Kommentare ( 32 )

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32 Comments
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November Man
10 Tage her

Die grüne Haßelmann kennt unser fürchterliches und gefährliches Stadtbild ganz genau. So blind kann nicht mal ein Grüner sein. Aber sie will das nicht sehen, nicht wahrhaben und schon gar nicht zugeben. Die Haßelmann braucht wie die Göring-Eckardt, die Künast, die Roth, die Lang und einige Andere auch keine Sorgen haben das ihnen etwas passiert. Andere dagegen schon.  

Dr. Rehmstack
10 Tage her

Also Frau Haßelmann ist für mich immer noch das schärfste Schwert der AfD, unbedingt mehr davon.

Kontra
10 Tage her

Kennen Sie noch das Geräusch und was es mit einem machte, wenn damals in der Schule die Fingernägel auf einer Schiefertafel längs schabten? Einen ähnlichen Effekt verursacht die Stimme von B. Haßelmann.

Brauer
10 Tage her

Der Ursprung des Deutschen Wahnsinns nennt sich Merkel.

Kassandra
10 Tage her
Antworten an  Brauer

Wiewohl er insgesamt noch nicht stark bedeckt irgendwo geschlummert haben muss – bei der Masse derer, die erneut das Hurra schreien – wenn sie auch diesmal beide Arme heben, um alles für die Nachwelt zu fotografieren!

yeager
10 Tage her

Was für eine absurde Aussage, dass z.B. Kriminalität absolut nichts mit „Migration“ zu tun habe. Das Problem bei solchen dummen Sprüchen fängt ja schon damit an, dass mal wieder nicht zwischen dem finnischen Gaststudenten und dem angeblich asylsuchenden unkontrolliert Eingereisten unterschieden wird. Die Zusammenhänge zwischen unkontrollierter Massenmigration, bzw. den massenweise eingeflogenen Afghanen und Kriminalität werden in den Polizeistatistiken offenbar. Wenn Maischberger also behauptet es bestünde kein Zusammenhang, dann ist das faktisch falsch, so falsch, dass das nicht mal als Meinung durchgehen kann. In Wirklichkeit setzt Maischberger da also ein Sprachverbot: Diese Zusammenhänge dürfen nicht ausgesprochen, nicht diskutiert werden. Und von… Mehr

Kassandra
10 Tage her
Antworten an  yeager

Hasselmann kennt das: Danisch veröffentlicht dazu eine neue Betrachtung über die Zeit – wobei da meiner Meinung nach lange nicht alles erfasst ist – und illegaler Grenzübertritt bei uns lange nicht mehr als Straftat gewertet wird: https://www.danisch.de/blog/2025/10/31/gewaltstatistiken/#more-71900 Auch hier: „Schrecken 10 Jahre Willkommenspolitik: 2024 fast 64.000 Frauen Opfer sexueller Gewalt“ „Aus offensichtlichen Gründen zensieren die deutschen Woke-Medien die jüngsten Schockstatistiken zur sexualisierter Migranten-Gewalt gegen Frauen in Deutschland. 2024 wurden 1173 Frauen Opfer von Mord, mehr als 265.000(!) Übergriffen und mehr als 155.000 Verbrechen gegen die persönliche Freiheit. Die Linksmedien tolerieren das offensichtlich… Denn: Laut Statistik sind seit 2015 rund eine… Mehr

ramses82
10 Tage her

Haßelmann: schon wieder am Thema vorbei. Sie bezweifelt, dass die Stadtbild-Debatte irgendwie was mit Migration zu tun hat. Ja mit was denn sonst. Diese, für mich nur schwer erträgliche Frau, lebt wie so viele Grüne in einem Wolkenkuckucksheim, wo Milch und Honig fließt und alle Menschen in ewiger Liebe verbunden sind. Vor ein paar Wochen in der Bundestagsdebatte um die Gottseidank nicht Verfassungsrichterin gewordene Frau Brosius-Gersdorf hat Haßelmann es fertiggebracht, in ihrer bekannten Diktion (hochroter Kopf, schrille Stimme) der CDU/CSU antifeministische Gründe für die Ablehnung der Kandidatin vorzuwerfen. Sie verstieg sich dabei zu dem Aufruf: „Deutsche Frauen wehrt Euch“. Wenn… Mehr

Minusmann
10 Tage her

Die Grünen haben nun mal, so Leid es mir tut, die besten Strategien. Ein Beweis dafür ist Dauerpräsenz der 11%-Partei im deutschen Laberfernsehen. Wahre Meister aber sind sie darin, Nebelkerzen zu werfen, Placebothemen zu lancieren und damit von allem abzulenken, was wirklich essenziell ist. Sie überfluten die Gesellschaft mit Gendergaga, Klimaapokalypse, Dönerpreisdeckel und Stadtbild-Diskussion, um im Hintergrund ihr links totalitäres Machtsystem zu festigen, Posten zu erschleichen und das Land Dauerempörungsmodus zu halten. Alle, aber auch wirklich alle, springen über die Stöckchen, die ihnen von den grünen Schreckschrauben hingehalten werden. Es tut einfach weh…

mediainfo
10 Tage her

… und sogar „die Frage von Cyber“, was auch immer sie damit meint.

Erheiternd, die Inkompetenz, die aus dieser Formulierung spricht. Aber auch erschreckend, wenn man bedenkt, dass dies eine Person ist, die Einfluss auf wichtige politische Richtungsentscheidungen hat.

MartinKienzle
10 Tage her

Die Problematik geht wesentlich tiefer: Sogenannte „emanzipierte Frauen“ wie Haßelmann finden innerlich keinen Frieden, keine Ruhe, das bewirkt, dass sie emotional dahingehend überschießen, dass sie den infantilen Glauben hegen, dass man sogenannten „Männern“ wie kleinen Kindern helfen müsse, da jene Flüchtlinge seien – jener Irrwitz wird erst mit der gänzlichen Annullierung des sogenannten „Feminismus“ enden, der gesellschaftszersetzend wirkt, das sogenannte „emanzipierte Frauen“ wie Haßelmann alltäglich beweisen!

Guzzi_Cali_2
10 Tage her

Was, wenn man die Frau Haß-el-mann mal ketzerisch fragen würde, warum die von ihr gewünschten Dinge, wie Frauenhäuser, Drogenkonsumräume, Polizeipräsenz, Streetwork, Sozialarbeit etc. zu Zeiten, als das Land noch funktionierte (ich würde sagen bis Anfang der 90er) überhaupt gar nicht brauchte? Es werden Milliarden und Abermilliarden für vollkommen unproduktive, bürokratische Dinge ausgegeben (nicht: investiert), die dem Wirtschaftskreislauf das dringend benötigte Geld entziehen. Und dann in den Taschen von „Hilfsorganisationen“ (= NGOs) landen. Wie es diese Frau in diese Position geschafft hat, kann einem nur ein GrünInn erklären. Sie ist in jeder Hinsicht unsympathisch, vorlaut, ungebildet und darüber hinaus noch aggressiv,… Mehr