Hart aber Fair: Annalena im Wettbewerb um die üblere Fake-News gegen Trump

Baerbock beweist deutsche Kanzler-Kompetenz, indem sie ein globales Zensurnetzwerk nach deutschem Gesetz andenkt und die Gültigkeit des Grundgesetzes kurzerhand auf die USA ausweitet. Doch eine US-Politologin übertrifft sie noch.

Screenshot ARD: Hart aber Fair

Nachdem man sich bei „Hart aber Fair“ mit dem Corona-Thema beim letzten mal ja gehörig verstolpert hat, wollte man gestern wohl auf Nummer sicher gehen. Daher genossen wir gestern für Sie wieder die Sendung im gewohnten ÖRR-Format „Fünf Stühle, eine Meinung“. Um sich auch möglichst weit von jeder verdächtigen Positionierung zu entfernen, spielt man sich in der WDR-Redaktion den ultimativen Softball zu: Es geht um die USA. „Die letzten Tage des Donald Trump: Gelingt ein Machtwechsel ohne weitere Gewalt?“ ist der Titel der gestrigen Sendung. Eingeladen hat man sich natürlich zur Sicherheit keinen, der auch nur ansatzweise aus der Anti-Trump-Einheitsfront ausbrechen könnte, na klar.

Frank Plasberg beginnt die Sendung direkt in angemessener Art und Weise: Mit einem Clip von Trumps Rede vom 6. Januar. Der ist natürlich so geschnitten, dass Trumps Aufruf, den Protest friedlich zu halten, fehlt. Damit ist die Runde eröffnet – und der Wettbewerb, wer die hanebüchenste Anklage gegen den Präsidenten formulieren kann, auch. Mit der Wahrheit werden es da einige nicht so genau nehmen.

Heft 02-2021
Tichys Einblick 02-2021: 2021 - Endlich wieder leben
Das beginnt mit Peter Altmaier, der neben Grünen-Chefin Annalena Baerbock, dem Europakorrespondenten des US-Magazins „Politico“ Matthew Karnitschnig, dem „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni und der Harvard-Politologin Cathryn Clüver-Ashbrook einer der Gäste ist. Er erklärt mit Blick auf Trumps Aufforderung an die Demonstranten, Abgeordnete unter Druck zu setzen, sowas habe es in einer Demokratie „noch nicht gegeben“. Damit offenbart er ein bemerkenswertes Demokratieverständnis: Im Politikunterricht habe ich noch gelernt, dass Demonstrationen eben genau diesen Zweck erfüllen sollen.

Clüver-Ashbrook erklärt direkt daran anschließend, Trump habe die „Justiz auseinandergenommen“ – indem er Richter ernannt habe. Dass es in den USA die Amtspflicht des Präsidenten ist, Bundesrichter zu ernennen, sollte gerade sie als Politologin an Amerikas wohl renommiertester Universität wissen. Aber es soll nicht der letzte und bei weitem nicht der schlimmste Unsinn sein, den die aus Boston zugeschaltete Frau noch von sich geben wird.

Eine echte Freundin findet die politisch wohl ungebildete Politologin wenig überraschend in Annalena Baerbock. Die beiden Frauen wetteifern zwar gewaltig, wer mehr Vögel an diesem Abend abschießen, ja geradezu massakrieren kann, erklären aber zum Schluss beide, sie würden sich gegenseitig gerne zum Essen bei Joe Biden einladen. Baerbock erklärt, die AfD, die Corona-Demonstranten ins Parlament gebracht habe, sei mit dem gewalttätigen Sturm aufs Kapitol zu vergleichen. Ohnehin, so Baerbock, habe sich das Gift des „Sexisten“ und „Faschisten“ Donald Trump tief in die Demokratie gefressen, auch in Deutschland. Der Versuch, verzweifelt eine seltsame Faschismus-Brücke über den Atlantik zu schlagen, wird ein Markenzeichen des Abends werden.

Trump verstößt gegen deutsches Gesetz – Causa finita

Die Sendung driftet schnell dermaßen nach Absurdistan ab, dass sogar Peter Altmaier zur Stimme der Vernunft wird. Der weist immerhin daraufhin, dass auch Demokraten in der Vergangenheit Wahlen gerichtlich angefochten haben. Auch die anderen Herren der Runde müssen dort nachhelfen. Ingo Zamperoni, der Familie in den USA hat, bringt dankenswerterweise die Monate lange Gewalt der „Black Lives Matter“-Bewegung in die Diskussion und schafft so etwas Perspektive in einer Debatte, die bisher Trump zur Wurzel alles Bösen in den USA verklärt. Auch der Korrespondent des eigentlich eher linksgerichteten Magazins „Politico“ wird zum Vertreter der Ausgewogenheit.

Weil das anscheinend schon wieder zu viel Sachlichkeit ist, schaltet sich Cathryn Clüver-Ashbrook wieder in die Debatte ein. Sie war vergleichsweise lange still geblieben: Zum Nachdenken oder Abwägen ihrer Worte hat sie diese Zeit aber offensichtlich nicht genutzt. Stattdessen nennt sie Trumps Behauptungen über Wahlfälschungen wortwörtlich „Hitler-Goebbels’sche Lüge“, was einen als Zuschauer mit offenem Mund zurücklässt. Lediglich einen der beiden NS-Öbersten zu bemühen, ist beim Thema Trump wohl nicht mehr genug. Die Gewinnerin des Wettbewerbes um die absurdeste Aussage ist damit jedenfalls gefunden. Dieser NS-Vergleich geht dann auch Plasberg zu weit, der die Politologin relativ eindeutig dafür zurechtweist. Sie macht jedoch unbeirrt weiter und erklärt kurz darauf mit kaum verhohlener Freude, Amerika sei nun auf einem „progressiven Weg“ – weil Weiße in den USA bald zur Minderheit würden. Joe Biden, erklärt die Politologin mit noch mehr Freude, werde für „bestimmte Bevölkerungsgruppen“ liefern. Gemeint sind alle, die nicht Weiße sind. Mit welchen historischen Politikern man einen solchen euphorischen Rasse-Fokus vergleichen könnte, sei mal dahingestellt.

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 Solche absurden Aussagen kann selbst Annalena Baerbock nicht übertreffen – was nicht heißt, dass sie es nicht versucht. Sie kritisiert lautstark Trumps Lügen und Fake-News und fragt, warum Twitter Trump nicht von vornherein gesperrt hätte. Direkt daran anschließend behauptet sie, der Präsident habe zum Sturm auf das Kapitol aufgerufen und die Mauer an der Grenze zu Mexiko wäre gebaut worden – Achtung Falschaussage, aber Plasberg lässt es so stehen. „Faktencheck“ kommt, wenn überhaupt, ja erst nach der Sendung. Und so kann Baerbock minutenlang absurdeste Behauptungen in den Raum stellen. Mit Blick auf den Twitterbann des Präsidenten erklärt sie, „Hass und Hetze“ und Volksverhetzung seien Straftaten. Dass deutsche Gesetze nicht in den USA gelten, versteht sie nicht. Deswegen geht die Rechnung, gemeinsam mit den USA eine Art Behörde zur Kontrolle von sozialen Medien (zum Kampf gegen Hass und Hetze, versteht sich) aufzubauen, in ihrem Kopf auch auf: Amerikaner, die das als „Zensurbehörde“ kritisieren, will sie dann mit einem Verweis auf das deutsche Grundgesetz ruhig stellen – kein Witz. Mit jeder Minute, dia Annalena Baerbock bei „Hart aber Fair“ redet, wächst die Vorfreude auf ihre Kanzlerkandidatur.

Nach dieser Sendung sitzt man leicht verdusselt vor seinem Bildschirm und fragt sich, was man da gerade eigentlich gesehen hat. Eine Kanzlerkandidatin, die den USA das Grundgesetz und den Volksverhetzungsparagraphen aufoktroyieren will, und einen Moderator, der für eine Sendung über den bösen Lügner Trump erstaunlich viele Falschaussagen durchgehen lässt. Die Anwesenheit von Altmaier, Zamperoni und Karnitschnig hat man fast schon wieder ausgeblendet, weil sie das kleine Einmaleins einer deutschen Trump-Talkshow nicht verinnerlicht haben. Man kann Trump nie genug kritisieren – der Wahrheitsgehalt ist dabei sekundär bis Jacke wie Hose. Aber wenn es darum geht, diesen US-Präsidenten als Lügner zu überführen – was zählt da schon die Wahrheit?

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Kommentare ( 72 )

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Andrea Dickerson
3 Jahre her

Was die Bemerkungen von Clüver Ashbrook betrifft, weckte gerade die Fassungslosigkeit des Autoren meine Neugier. Baerbock kann man abwählen, aber Clüver ist ein Marsch durch die internationalen Eliteschulen, Institutionen, NGOs, Stiftungen, Medien, fellowships, zu meinem Entsetzen auch konservativen. Die Dame ist rundum so gut vernetzt und aufgestellt, diese Anywhere mit links-grünem Hyperdrall werden Sie nicht mehr los. Roland Berger läßt grüßen… Cathryn Clüver Ashbrook | Belfer Center for Science and International Affairs Der Faschismustunnelblick läßt sich vielleicht mit der Tätigkeit des Vaters erklären, Henning Clüver ist im Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden tätig… Ihr Gatte verlor seinen… Mehr

MartinKienzle
3 Jahre her

Es reicht! Allen politisierten Frauen Deutschlands (und des Westens) muss sofort der Mund verboten werden, da ihre Hysterie fähig ist, Deutschland (und den Westen) komplett ins Chaos zu führen, das jedoch im Wesen der Frau liegt, sodass man stets versuchte respektive versucht, Frauen kein politisches Mitspracherecht zu gewähren.

Polit-Legastheniker
3 Jahre her

Ich möchte mich bei Frau Profesor Cathryn Clüver-Ashbrook hier herzlich bedanken. (Mist, habe ich *inn vergessen). Sie hat mir richtig geholfen das Wort „Harvard“ endgültig zu entzaubern.
Welche „Eliten“ aus diesen Institutionen in den nächsten 10-20 Jahren ausgespuckt werden kann man aus dem Buch von Caroline Fourest : „Generation Beleidigt“ erfahren. Ein Buch, der keine „konservative rechte“, sondern eine ganz „normale“ Feministin geschrieben hat.  Etwas Schadenfreude habe ich dabei schon gehabt, muss ich zugeben.

Ego Mio
3 Jahre her

Für die Grünen soll das deutsche Grundgesetz wohl in den USA gelten, aber in den hiesigen Bundesländern, in denn sie mitregieren, ist denen das Grundgesetz irgendwie ständig im Weg.

Anti-Merkel
3 Jahre her

Wenn es wenigstens noch so wäre… Den meisten geht es nichtmals darum, wann sie wieder in Urlaub fahren können, sondern eher darum, wann die geliebte Führerin endlich den Lockdown verschärft, um sie vor dem imaginären Killervirus zu schützen.

Anti-Merkel
3 Jahre her

Das war Plasbergs Entschuldigung für die erträgliche Sendung der Vorwoche.

Rob Roy
3 Jahre her

Wenn man jemanden wie Baerbock auch nur ansehen, geschweige denn anhören muss, sehnt man sich geradezu nach jemandem wie Andrea Nahles zurück.

Robin Wood
3 Jahre her
Antworten an  Rob Roy

Das hielt ich vor 2 Jahren noch für unmöglich.

Dill Schweiger
3 Jahre her

Ist doch immer wieder der selbe „Seier“. Quizkönige wie plasberg und Konsorten verstehen nur eine Sprache; einstellung der Zwangsgebührzahlung.

Polit-Legastheniker
3 Jahre her
Antworten an  Dill Schweiger

Mit Zwangsgeld kann man zwar jeden Krieg finanzieren aber nicht jeden Krieg gewinnen.

a.bayer
3 Jahre her

Nun, es war zumindest kein Abend, der Zuschauer, die Frauen in der Politik eher für überflüssig halten, vom Gegenteil hätte überzeugen können.

Korner
3 Jahre her

Mit gerade einmal 2,75 Mio. Zuschauer ab 3 Jahren (an 14 Jahren gar nicht mehr gelistet) ist die Zustimmung und das Interesse unbedeutend. Das ZDF kann eigentlich insgesamt wegen Zuschauermangel abgestellt werde. Eine Sendeminute auf einen Zuschauer umgerechnet, liegt bei 6.300.- Euro. Ist es das wirklich wert?

Westried
3 Jahre her
Antworten an  Korner

Also dann sollte zumindest auf TE das Niveau erhalten bleiben.
Die 6.300 Euro pro Minute wären schon für alle Zuschauer. Sonst würde die Sendung 1.6 Billionen Euro kosten.

Korner
3 Jahre her
Antworten an  Westried

Bezogen auf die Zuschauer zwischen 14 und 69 Jahren. Die 2,75 Mio. sind alle eingeschalteten Fernseher. Die 3 Jährigen etc. sind selbstredend rauszurechnen. Deshalb die Eingrenzung.

Last edited 3 Jahre her by Korner
Westried
3 Jahre her
Antworten an  Korner

Ich meinte nur, die Sendung kostet 6500 Euro/Minute. Aber nicht noch pro Zuschauer.
Die ARD ist verpflichtet die Meinungsvielfalt abzubilden: https://m.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/medienpolitik/237014/bildungsauftrag-und-informationspflicht-der-medien …Außerdem gilt es, in politischen Talkshows die Gäste möglichst so auszuwählen, dass sie alle für den Konflikt oder das Themenfeld relevanten Gruppen und zugehörigen Positionen repräsentieren. .. Man kann sich bei der Hart aber Fair Redaktionsleitung und dem WDR Programmdirektor schriftlich beschweren, dass die Sendung zu einseitig war. Wobei das Verhalten Trumps nach der Wahl schon ein schwieriges Thema ist.

Polit-Legastheniker
3 Jahre her
Antworten an  Korner

Trotzdem, meine ich, sind diese Sendungen nützlich. Man kann viel Erfahren, wie diese s.g. „Eliten“ ticken. Wie sich die Ideologie von denen kondensiert. Nur so kann man Abwehr Strategien entwickeln und durchdenken. Um überlegen zu handeln, muß man Sprache des Gegners kennenlernen. Sonst eines Tages kann man, wie die Polen sagen: „mit der Hand im Nachttopf aufwachen“.