Bei Maischberger: Im Paralleluniversum der Ricarda Lang

Ricarda Lang verkauft verwässertes Heizungsgesetz als Sieg. Sie selbst heizt mit Gas. Und Wagenknecht behauptet, dass die Ukraine Nordstream sprengte. Von Fabian Kramer

Screenprint ARD
Die Berliner Politiker leben in einer Blase. So heißt es im Volksmund. Die grüne Partei und ihre Vertreter leben nicht in einer Blase, sondern in einem Paralleluniversum. Anders kann man sich den Auftritt von Grünen-Chefin Ricarda Lang bei Maischberger nicht erklären.

Zunächst offeriert Lang offenherzig, wie sie Zuhause heizt. „Ich wohne in einer Mietwohnung in einem Haus, dass noch mit Gas betrieben wird“, berichtet sie. Sie habe als Mieterin keinerlei Einfluss darauf, wie geheizt würde. Am eigenen Leib erfährt die Politikerin also, was es bedeutet, Mieterin zu sein, und dass Wärmepumpen nicht überall reinpassen. Da muss man sehr optimistisch sein, um dann ein Zwangsgesetz für ein ganzes Land machen zu wollen, wenn man schon in den eigenen vier Wänden scheitert.

Die Grüne ist mit dem überarbeiteten Gesetzesentwurf zur Heizungsanlage trotzdem ziemlich zufrieden. „Es wurde eine praktikable Lösung gefunden“, verkündet sie stolz. Es sei sogar auf Betreiben ihrer Partei verhandelt worden. „Wir wollten die ganze Zeit verhandeln“, bindet sie dem Zuseher einen Bären auf. In Wahrheit hat die FDP auf bockig geschaltet und die Grünen zu Konzessionen gezwungen.

Maischberger kommt auf die Parteizentrale von Langs Grünen zu sprechen. Dort versuchen die Ökos seit Jahren vergeblich, eine Wärmepumpe zu installieren. Diesen peinlichen Umstand erklärt Lang so, dass man an einer komplexen Geothermie-Anlage arbeite, die praxisnah sei. Erneut wirft ihre Aussage Fragen auf. Wenn schon eine Öko-Partei mit ordentlich finanziellen Mitteln in der Rückhand und gutem Willen an einer neuen Heizung scheitert, wie soll es der Otto-Normalverbraucher bewerkstelligen?

Regieren um jeden Preis

Wie wichtig den Grünen Ämter und Posten sind, offenbart Lang in der Sendung. „Ich will, dass wir weiter regieren“, betont sie, als Maischberger auf den Asylkompromiss der EU zu sprechen kommt. An der Grünen-Basis käme zwar vieles nicht so gut an, aber wenn sie mit der Basis spreche, freuen sich alle. Dann ist ja alles in Butter. Vielleicht sollte Lang zu Abwechslung mehr mit dem Bürger kommunizieren. Ob dieser sich freut, sei dahingestellt.

Die Panikmache der Grünen hat einen Öl- und Gasheizungsboom ausgelöst. Aber Lang ist sich sicher: „Der reißende Absatz wird runtergehen.“ Da der CO2-Preis steige, lohne sich eine solche Heizung nicht. Alles außer Wärmepumpe ist aus ihrer Sicht schlichtweg Teufelszeug. „Öl- und Gasheizungen sind Kostenfallen“, stellt sie klar. Eine Kostenfalle, die der Staat mittels steigender CO2-Abgeben stellt. Die grüne Parteichefin ist außerdem felsenfest überzeugt, dass das neue Gesetz eine Signalwirkung habe. „Wir dürfen nicht unterschätzen, welche Signalwirkung das Gesetz hat“, betont sie. Da dürfte sie richtig liegen. In den nächsten Jahren wird der fossile Heizungsmarkt nochmal ordentlich Auftrieb erhalten – dank grünem Dickkopf.

Bemerkenswert ist es, wie positiv Lang die Niederlage der Grünen verkauft. In aller Seelenruhe spult sie ihre Floskeln ab. „Man kann nicht alles schön reden“, sagt Lang. Es aber zu versuchen, scheint ihr Motto zu sein.

Hat die Ukraine Nord Stream gesprengt?

Sahra Wagenknecht ist an diesem Abend Teil der Sendung. Es geht um den Ukrainekrieg. Die Galionsfigur der Linken kommt auch auf die Sprengung von Nordstream zu sprechen. Sie vermutet die Ukraine dahinter. „Es wurde uns weis gemacht, die Russen hätten ihre eigene Pipeline gesprengt“, sagt sie ironisch. „Es scheint klar, dass es ein ukrainisches Kommando war“, bekräftigt sie. Auf ihre Anfrage habe die Bundesregierung nicht reagiert. „Wir finanzieren den halben Haushalt der Ukraine und als nette Gegenleistung sprengen Sie uns einen relevanten Teil unserer Infrastruktur“, ärgert sich Wagenknecht.

Militärexpertin Florence Gaub möchte keinen klaren Pipeline-Saboteur benennen. Wenn aber, dann hat sie eher die Russen im Verdacht. „Wir wissen, dass Russland in der Vergangenheit Pipelines sabotiert hat“, entgegnet sie Wagenknecht.

Wagenknecht sieht Stellvertreterkrieg

Alles böse unter der Sonne kommt aus den USA. So zumindest in Teilen, sieht Wagenknecht die Welt. Die nicht zustande kommenden Verhandlungen haben aus ihrer Sicht vor allem mit den USA zu tun. „Solange der Westen und die USA Selenskyj in seinen Maximalforderungen bestärkt, können Verhandlungen nicht gelingen“, urteilt sie. Der Westen trage eine Mitverantwortung an der verfahrenen Situation.

Die alte Leier des russischen Opfermythos spielt sie ergänzend. „Die NATO-Osterweiterung hat Russland bedroht“, stellt sie in den Raum, ohne zu erklären, warum russische Sicherheitsinteressen über Souveränität und Sicherheitsinteressen der Ukraine stehen sollen. Gaub hält dagegen. „Waffenstillstand und Friedensverhandlungen sind nicht dasselbe“, äußert sie sich. Die Ukraine müsse erst in eine Position der Stärke kommen, um verhandeln zu können, meint sie. „Gibt es überhaupt Verhandlungsmasse?“, fragt sich die Forscherin. Diese Frage scheint offen zu sein. Die Front ist verhärtet und die Stärke der jeweiligen Kriegspartei schwer einzuschätzen.

Wagenknecht kommt in allen Fällen nicht von ihrem strikten Antiamerikanismus los. Sie mag die USA zurecht kritisieren, aber es waren die USA, die den eigenständigen ukrainischen Staat durch Waffen ermöglichten. Aber Eigenständigkeit ist ein umstrittener Wert wenn er sich nicht den imperialen Wünschen unterwirft.


Fabian Kramer schreibt für  Tichys Einblick  als freier Autor.

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Kommentare ( 46 )

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Peter Gramm
10 Monate her

Frau Lang von den Grünen erzählt halt gerne etwas damit etwas erzählt ist. Sinn muß es nicht machen. Im Berliner Politikbetrieb nicht unüblich.

Jan Frisch
10 Monate her

Ich weiß nicht warum immer alle auf Ricarda Lang herumhacken, sie ist der Idealtypus des modernen Politikers, denn das „Enorme“ signalisiert den Artgenossen, dass sie schon länger an den Futtertrögen des Systems hängt und man sich besser nicht mit ihr anlegt.

Entenhuegel
10 Monate her

Wikipedia als Quelle? Oh, mein Gott…

Wenn Sie sich etwas besser informierten, wüssten Sie, dass der „Holodomor“ in der ganzen Sowjetunion umgesetzt wurde und nur deswegen besonders Ukrainer betraf, weil dort die Kornkammer des UdSSR lag. Es sind also auch Russen, Kasachen etc. verhungert, und eifrige Mittäter waren auch ukrainische Politbonzen. Hintergrund all dessen war nämlich kein gezieltes Vorgehen gegen bestimmte Bevölkerungsteile, sondern ein Verkauf des Getreides an den (Werte-) Westen zwecks Devisenbeschaffung für die Industrialisierung der UdSSR.

Entenhuegel
10 Monate her

Eines hat das Ganze wenigstens: Jeder, der selbständig denkt und beobachtet, kann deutlich erkennen, dass die einzigen Kompetenzen dieser „Frau“ darin bestehen, massenweise Hamburger zu verdrücken und an ihrem Sessel bzw. Fleischtopf zu kleben. Außerhalb der Berliner Politblase würde ihre „Fülle“ an Qualifikationen bestenfalls für die Teilnahme an Ess-Marathons reichen. Und sie ist ein „gutes“ Beispiel für die Qualifikationen des Politpersonals unserer Berliner Republik… Zu Wagenknecht ist nur zu sagen, dass ihr einziger echter Fehler darin besteht, dass US-Märchen einer ukrainischen Täterschaft des North-Stream-Terroranschlages allzu willig zu übernehmen. Zu ihrem „strikten Antiamerikanismus“ hat sie hingegen reichlich Gründe. In praktisch jedem… Mehr

Dellson
10 Monate her

Sorry, da spricht die reine Realsatire. Frau Lang wäre zu früheren Satiriker Zeiten eines D. Hildebrandt oder H. D. Hüsch usw. einfach nur live mit versteckter Kamera abgefilmt worden und das Publikum hätte vor Lachen getobt! Heute werden solche Menschen in allen ÖR Medien verkauft, als ernst und fachlich erfahrene Experten, die den Bürgern viel beibringen können. Es ist die absolute Offenbarung wenn Frau Lang etwas von Ernährungsberatung erklärt und auf dem Studiostuhl Schwierigkeiten hat die Füße auf die Erde zu kriegen! Und wenn man aktuell an uneffektive, überdimensionierte, heiße Luft, Luft Wärmepumpen denkt, wenn hat man da wohl vorm… Mehr

Fieselsteinchen
10 Monate her

Man arbeite an einer „komplexen Geothermie-Anlage, die praxisnah ist“… die Lang muss sich mal reden hören. Da steht eine ganz normale Wärmepumpe, halb zugewuchert von grünem Unkraut und die faselt was von Geothermie! Ha! In Berlin – „die Stadt des Sumpfes“, auf Sand gebaut wurde – technisch und mental. Diese hohle N…ss! Geothermie in Island, ja gut, oder in der Nähe des Vesuvs oder Ätnas, schön warm. Aber in Berlin!!!!! Die denken wirklich, die können den Leuten allen bullshit auftischen, aber bei der überbordenden Gesamtdummheit kein Wunder! 100 m und relativ niedrige Gesamtwärme, mit ’ner Erdwärmepumpe schon mal vorgefühlt, ob… Mehr

Vielfahrer
10 Monate her

Es wäre vielleicht mal eine gute Idee, wenn Sie sich mit Entstehung und Verlauf der nuklearen Doktrin etwas näher befassen würde. Wer hat denn hier wen was vor die Nase gesetzt? Wie war das doch gleich mit den Jupiter-Raketen in Italien und der Türkei, welche die Amerikaner 1958/59 dort stationierten und diese erst 1964 als Gegenleistung für die Beilegung der Kubakrise abzogen? Seit den Atombombenabwürfen 1945 setzten die Amerikaner ihr Atomwaffenpotenzial äußerst aggressiv als Drohkulisse ein! Und da erwarten Sie, dass sich das Gott und alle Welt gefallen lassen und die Schnauze halten muss? Träumen Sie mal ruhig weiter!

Gerro Medicus
10 Monate her

Zitat: „Die alte Leier des russischen Opfermythos spielt sie ergänzend. „Die NATO-Osterweiterung hat Russland bedroht“, stellt sie in den Raum, ohne zu erklären, warum russische Sicherheitsinteressen über Souveränität und Sicherheitsinteressen der Ukraine stehen sollen.“ Hmm…. wie man an den verkündeten Kriegszielen der Ukraine und des Westens sieht (Vernichtung Putins, Zerschlagung der Russischen Föderation) waren die Sicherheitsbedenken Russlands wohl nicht ganz unbegründet. Wohingegen bisher nicht zu hören war, dass Russland erst die Ukraine und dann Polen besetzen will. Außerdem ist die obige Formulierung eine Verdrehung der Tatsachen. Mit Aufnahme der Ukraine in die Nato und Etablierung von Militärstützpunkten der USA (wie… Mehr

Lars Baecker
10 Monate her
Antworten an  Gerro Medicus

Der Autor heißt Fabian Kramer. Gastautoren werden immer am Ende der Artikel genannt.

H. Hoffmeister
10 Monate her
Antworten an  Gerro Medicus

Gibt es eine Quelle, die die Eigentumsverhältnisse der ukrainischen Agrarflächen – 40% Blackrock – belegen ?

Ali Mente
10 Monate her

Die Auftritte von Lang, Habeck, Baerbock, Özdemir, Roth usw. demaskieren die Überforderung dieser Personen mit ihren Ämtern und die Unfähigkeit der Grünen Partei für die Regierungsverantwortung. Reichte es in den Jahren der Opposition immer nur schön zu schwätzen und von den willigen Medien ins beste Licht gerückt zu werden, kann ihr völliges Versagen in Regierungsämtern selbst von den findigsten grünsten Journalisten nicht mehr kaschiert werden. Baerbock wird weltweit verspottet, gemassregelt und versetzt, Habeck ruiniert die Wirtschaft, versorgt aber Verwandte und Freunde großzügigst, in Interviews fehlt ihm häufig jegliches Basiswissen zu seinen Themen, ähnlich auch bei Özdemir, ein Wehrdienstverweigerer, der sich… Mehr

November Man
10 Monate her

Was nun ihr Grünen?
Eine aktuelle juristische Expertise stellt fest, dass der Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), auch als Heizungsgesetz bekannt, in mehreren Punkten gegen die Verfassung verstößt. Prof. Dr. Meinhard Schröder von der Universität Passau und sein Mitarbeiter Alexander Frammersberger haben ein Gutachten zur “Grundrechtsschutz bei rechtlichen Vorgaben zur energetischen Modernisierung des Gebäudebestands” erstellt. Dieses zeigt deutlich auf, dass das Heizungsgesetz gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes (GG) verstößt.
Die Grünen richten in unserem Land nur Schaden an. Es wird Zeit das die wieder verschwinden.