Der Kiez, die Linke und die Handgranate

Die Terroristin Daniela Klette hat in Berlin-Kreuzberg ein linkes Spießbürgerleben geführt. Dass sie dort wie ein Fisch im Wasser abtauchen konnte, zeigt, wie normal politische Gewalt in der linken Szene ist.

IMAGO / PEMAX
Hier wurde am Montag, 26.02.2024, die 65-jährige Daniela Klette (RAF) verhaftet

Die Nachbarn erzählen, sie sei oft Fahrrad gefahren. Eigentlich hätte das Daniela Klette verdächtig machen müssen. Denn wer schon einmal gesehen hat, wie Linke in Berlin-Kreuzberg radfahren, der weiß, dass sie zu jedem Mord bereit sind: Für andere sind sie selbstverliebte Egoisten, die jederzeit bereit sind, Alte oder Kinder über den Haufen zu fahren – in der Eigenwahrnehmung betrachten sie sich als Social Warrior, die sich für die Verkehrswende einsetzen.

Über Jahre hat die Polizei nach den mutmaßlichen RAF-Terroristen Klette, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub gefahndet. Immer wieder überfielen die Geldtransporter. Dabei sind sie mit brutaler Gewalt vorgegangen und waren bereit, den Geringverdiener am Steuer und seinen Kollegen jederzeit zu töten. Linke können das. Sie fühlen sich dabei sogar wie „die Guten“.

Um sich das schönzureden, genügt ein einfacher Griff zum Zauberkasten von RAF-Mama Ulrike Meinhof: Der Geldbote repräsentiert nicht den Menschen, sondern den Geldtransporter. Der steht wiederum für den Kapitalismus. Den zu bekämpfen befreit die Unterdrückten. Also – Abrakadabra – tötet man keinen Arbeitnehmer, sondern befreit die Unterdrückten. „Und natürlich darf geschossen werden.“ Hokospokus Fidibus.

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Die Fahndung nach der „Rentner-RAF“ lief auch mehrfach auf „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Erst wieder in der letzten Sendung am Valentinstag. Da hatte es den entscheidenden Hinweis wohl schon gegeben, wie die Ermittler heute sagen. In der Sendung am Valentinstag wies Moderator Rudi Cerne auf die Gefährlichkeit der Täter hin – und dass es daher nicht angemessen sei, sie aus politischen Gründen zu decken. Solche Texte schreibt Cerne nicht selber. Sie entstehen in Abstimmung mit den Ermittlern.

Es ist kein Zufall, dass Klette in Kreuzberg abgetaucht ist. In der Sebastianstraße. Nahe der ehemaligen Mauer. Da traf beides aufeinander: Das Westberliner Milieu aus durchgedrehten Bürgerkindern, die sich den Wahn vom gerechten Kampf ausgedacht haben, der es rechtfertige, Menschen zu ermorden. Und der real existierende Sozialismus in Ost-Berlin, in dem viele RAF-Terroristen abtauchten, nachdem sie registrierten, dass das Volk sie hasst – und nicht im Geringsten darauf wartet, von ihnen befreit zu werden.

Als erste Generation der RAF gelten die Gründer wie Meinhof, Andreas Baader oder die Will-Vesper-Verlegerin Gudrun Ensslin. Zur zweiten Generation gehörten Vertreter wie Peter-Jürgen Boock oder Stefan Wisniewski, die daran scheiterten, Baader und Co aus dem Gefängnis zu befreien. Über die dritte Generation, der Klette mutmaßlich angehörte, ist deutlich weniger bekannt. Anders als ihre Vorgänger hatten sie kaum noch Unterstützung außerhalb linker Löcher wie Kreuzberg. Trotzdem mordeten sie mit einer Präzision und Effizienz, wie es die ersten beiden Generationen nicht kannten. Viel spricht daher dafür, dass die Ost-Berliner Staatssicherheit maßgeblich an ihren Morden beteiligt war. Auch die Wahl eines der letzten Opfer, des Treuhand-Chefs Detlev Karsten Rohwedder.

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1998 löste sich die RAF offiziell auf. Da hatte sie ihre Unterstützer in der DDR verloren und auch jede Schlagkraft. Klette und die RAF-Rentner raubten weiter. Der Präsident des Landeskriminalamts Niedersachsen, Friedo de Vries, bemüht sich, in den Medien zu betonen, dass deren Taten nicht politisch motiviert gewesen seien, sondern dem Lebensunterhalt gedient hätten. Das Verständnis scheint unbegrenzt, das deutsche Behörden linken Straftätern entgegenbringen. Das geht soweit, dass der Präsident des Inland-Geheimdienstes, Thomas Haldenwang (CDU), es okay findet, wenn Extremisten Ministerien oder Flughäfen stürmen. Die kleinen Racker wollten ja nur die Politik zum Handeln auffordern.

In Kreuzberg lebte Klette in einer Sozialwohnung. Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte war ihr Vermieter. Parkst du in Deutschland falsch oder bezahlst nicht für ÖRR-Propaganda, verfolgt dich der Rechtsstaat mit aller Härte und Konsequenz. Bist du eine linke Terroristin, verschafft dir der Sozialstaat noch günstigen Wohnraum. Man kennt sich in Berlin, man hilft sich. Und wem hat die Mieterin Klette denn schon geschadet?

In ihrer Wohnung fanden die Einsatzkräfte eine Handgranate. Nach der Verhaftung musste das mehrgeschossige Gebäude geräumt werden, um die Granate zu entsichern. Gut. Unangenehm. Aber sonst ist sie den Nachbarn angenehm aufgefallen: ging mit dem Hund spazieren, fuhr Fahrrad und überfiel Geldtransporter. Aber damit wollte sie ja die Unterdrückten befreien und der Geldbote repräsentiert halt den Kapitalismus. Und der ist böse – nicht eine 65-Jährige, die zu Weihnachten Kekse in der Nachbarschaft verschenkt. Linke Spießer sind nur mit Zynismus zu ertragen.

500 Meter von Klettes Wohnung entfernt, in der Alten Jakobstraße, verhafteten im Dezember Ermittler einen Anhänger der Mörder- und Vergewaltigerbande Hamas. Der linke deutsche Terror und der arabische gingen schon immer Hand in Hand. Der Kriegsdienstverweigerer Baader lernte von ihnen schießen und um ihren Kumpel Andreas aus dem Knast zu holen, einigten sich deutsche und arabische Terroristen darauf, die Lufthansa-Maschine Landshut zu entführen. Um die Menschheit zu befreien. Wohlgemerkt. Und natürlich dürfen Unschuldige in die Luft gesprengt werden.

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Aber es hat ja in Deutschland nichts mit nichts zu tun: Arabische Mörder sind Einzelfälle, die Gefahr kommt von rechts und sie setzen sich doch nur für Palästina ein. „Ja, aber Israel…“ wird der Gute in Deutschland wohl noch sagen dürfen. Und linke deutsche Terroristen? Rauben für den Lebensunterhalt. Stürmen Flughäfen, um Politiker zum Handeln aufzufordern. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

Gut. Die DGB-Gewerkschaft GdP sagt, dass Klette in Kreuzberg so bequem untertauchen konnte, sei ein Zeichen dafür, wie gut vernetzt die linksradikale Szene in Deutschland sei. Aber die werden bestimmt auch bald auf Linie gebracht. Die von der GdP. Denn die Gefahr kommt von rechts und wer da nach links schaut, wird im Faeserland zum Volksfeind. Auch wenn es das Volk anders sieht. Aber das Volk war für Linke nie mehr als eine Chiffre, um sich selbst alle Freiheiten rausnehmen zu dürfen. Solange das Volk diese Freiheiten nicht einsieht, wird es halt als Geldbote oder Mallorca-Tourist der Lebensgefahr ausgesetzt, bis es befreit ist.

Der Linke rechtfertigt seine Taten durch seinen eigenen bedingungslosen Einsatz. Für die Befreiung der Menschheit kämpft er bis zuletzt. Oder er zieht sich in seine Kreuzberger Sozialwohnung zurück, backt Kekse, besucht Pilates-Kurse, geht mit dem Hund raus, fährt Fahrrad und schießt auf Arbeitnehmer für das Geld, mit dem er sich sein linkes Spießerleben bezahlt. Der Staat ist schuld. Wenn er schon untergetauchten linken Terroristen Sozialwohnungen besorgen kann, dann sollte Bürgergeld ja wohl auch noch drin sein. „Und natürlich darf geschossen werden.“


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Kommentare ( 36 )

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Waldorf
9 Monate her

Die gleiche Mischung aus selbstgerechter Borniertheit bei gleichzeitiger Spießigkeit und totaler Humorlosigkeit, vereint zur zeitgeistigen – mal wieder – Weltrettungsberufung, lebt bis heute weiter, in der hysterischen Klimablase. Wurde linkes Kaderdenken früher – gemäß der damals noch gültigen, reinen Lehre des Marxismus, auf Klassenkampf und Weltrevolution begründet, ist es heute Klimaaktivismus. Die selbstgerechte, ultra-spassfreie, total verspießte Attitüde ist geblieben: wieder tummeln sich (Groß) Bürgertöchter gerne „in der Szene“ oder im Fernsehen, schwingen wenig mitreißende Erklärbär-Reden zum nahen Ende der Zeit, über gefühlte Kipppunkte (der Intelligenz?) und fühlen sich dabei (wieder) wie eine Mischung aus Che und Jesus. Und wieder einmal… Mehr

Ulrich
9 Monate her

Nun ja, die Stasi und Rohwedder. Kurz vor seiner Ermordung äußerte sich der Treuhandchef sinngemäß, dass ihm die neuen Seilschaften mehr Sorgen machen als die alten. Unter seiner Nachfolgerin nahm dann das richtig an Fahrt Schwung auf, was unter „Vereinigungskriminalität“ läuft. Unter diesem Aspekt fallen mir ganz andere Hintermänner:innen ein.

Der Person
9 Monate her

„Claudia Ivone“…Anfängerin! Mit dem richtigen Namen hätte sie ihren Beruf nie aufgeben müssen und wäre jetzt immer noch bzw. schon wieder frei. Außerdem klingt es doch viel schöner…“Miri Remmo“…

wackerd
9 Monate her

„Schwere Waffen“ bei der RAF Rentnerin gefunden! Na dann, ab damit zur Fregatte Hessen (muss wegen Munitionsmangel sonst Einsatz abbrechen!) oder in die Ukraine (sonst verliert diese gegen Putin noch). F.J. Wagner BILD hat mit „Liebe Fregatte Hessen“ heute eine Ode an das schöne Schiff und seine Deutschland verteidigenden Soldaten*Innen*Diverse geschrieben. Was für ein schöner Tag heute!

nachgefragt
9 Monate her

Was ich an der Sache nebenbei sehr beachtlich finde und hier mal einen echten Nutzen für Jedermann sehe: Das ganze funktioniert übrigens garantiert genauso gut umgekehrt. Klette wurde ja vom RBB über Facebook-Bilder unter Vorlage des Fahndungsfotos identifiziert. Das heißt umgekehrt und das ist wirklich neu: Wenn irgendwer bei irgendwem einbricht, was stiehlt, andere Vergehen und Delikte begeht, es aber ein Foto der Person dabei gibt, dann funktioniert es offensichtlich jetzt, dass man die Person anhand alter Fotos im Netz identifizieren kann. Schließlich hat(te) doch so gut wie jeder Depp ein Facebook-Konto oder Konten bei anderen Netzwerken. Bekanntlich vergisst das… Mehr

Last edited 9 Monate her by nachgefragt
Waldorf
9 Monate her
Antworten an  nachgefragt

Jeder der jemals einen Ausweis, Pass oder Führerschein besaß, also alle, mußte dem Staat ein (heute biometrisches!) Photo von seinem Gesicht überlassen. Und diese Dokumente werden nur für ein paar Jahre herausgegeben oder durch andere Geschichten zum Umtausch, zur Erneuerung gedrängt – warum wohl? Die Datenbasis existiert damit schon lückenlos, nur zögern noch einige Staaten, die bereits existierenden technischen Möglichkeiten der Auswertung flächendeckend übers Land zu werfen. Kameras mit Gesichtserkennungssoftware an strategisch wichtigen, für jedermann faktisch unvermeidbaren Punkten (Straßenbahn/U-Bahn Haltestellen, Supermarkt-Eingängen etc. können/könnten schon heute faktisch lückenlose Bewegungsprofile von jedermann erstellen, inklusive der Identitätsklärung. Kombiniert mit Verboten der Gesichtsverdeckung/-Vermummung wäre… Mehr

Prataev
9 Monate her

Statt eine Schimpftirade gegen alles Linke loszulassen – sofern man das überhaupt pauschalisieren kann – wäre es interessanter gewesen zu erfahren, wie es möglich war, unterzutauchen. Mit welchen Papieren, Bankkonten usw.? Unter welchen Voraussetzungen erhält man eine Sozialwohnung usw.? Ist die gute Vernetzung der linksradikalen Kräfte wirklich eine Erklärung dafür, dass ein RAF-Terrorist so lange in Deutschland untertauchen kann? Oder ist es nur eine Schutzbehauptung der ahnungslosen Sicherheitskräfte?
Ein Verweis auf arabische Mörder oder Frau Meinhof hilft hierbei auch nicht weiter.

holuschi
9 Monate her
Antworten an  Prataev

Doch, der Verweis hilft sehr wohl weiter beim Erklärungsversuch gerade dieses Umfelds in dem es möglich war, so lange unter zu tauchen.

…wie es möglich war, unterzutauchen. Mit welchen Papieren, Bankkonten ..

Mit gefälschten Papieren natürlich, dann klappt es in Kreuzberg mit der Sozialwohnung.

Echoes
9 Monate her

Interessant auch, wie die niedersächsischen Zielfahnder die RAF-Terroristin hochnahmen:
Einen Einsatzwagen der Berliner anfordern und dann gleich klingeln um die Terrorstin festzunehmen – noch bevor die Berliner Polizei handeln konnte.
Scheinbar ist der Zustand der Berliner Polizei bundesweit bekannt.
Das Schweigen von Faeser, Haldenwang und dem Bundespräservativ ist dröhnend. Ist man in Trauer – oder hofft man, daß nicht irgendwelche „Hinweise“ auf den Unterstützerkreis bekannt werden?

Siggi
9 Monate her

Wie kommt man nun auf eine Handgranate. Das, was die Polizei aus der Wohnung trägt, ist unzweifelhaft eine Panzerfaust und keine Handgranate. Hat man die Handgranate zusätzlich gefunden, oder ist das nur der Unwissenheit geschuldet?

Der Waffenfund erinnert doch sehr an das Celler Loch. Warum sollte die Frau ein solches Risiko eingehen? Leider werden wir die Wahrheit wohl nicht erfahren.

Last edited 9 Monate her by Siggi
Ecke
9 Monate her
alter weisser Mann
9 Monate her

Da die seit 30 Jahren untergtauchte Klette ja nicht unter ihrem Echtdaten lebte, sondern als Italierin Claudia Ivone, die Fahnungsbilder etwas unaktuell sind und die Nachbarn nicht über RAF / Überfälle informiert sein konnten, ist das von begünstigendem Biotop partieller Schwachsinn.
Die hätte auch glatt neben Thurnes wohnen können und der hätte es auch nicht gemerkt. Untergetauchte sind alle die Nachbarn von irgendwem und trotzdem stellt sich da keine Schuldfrage. Außer in dezidierten Überwachungsstaaten oder bei nachgewiesener Mitwisserschaft.

Andreas Bitz
9 Monate her
Antworten an  alter weisser Mann

Nein, gerade dort gibt es das begünstigende Biotop und die passende Einstellung. Warum haben RBB-Recherche und NDR ihre länger zurückliegende Enttarnung der „Claudia Ivone“ nicht weitergegeben? Solche Leute leben nicht im luftleeren Raum sie haben eine breite Unterstützerszene. Und wer ruft da gerade in Kreuzberg mit Schriftzügen zur Unterstützung der 3 Terroristen auf („viel Kraft“, „viel Glück“)?

kasimir
9 Monate her
Antworten an  Andreas Bitz

Habe viele Jahre in x-Berg gearbeitet und kenne (glaube ich) diese links-grüne Klientel ganz gut. Selbst unter meinen älteren Kollegen hatte ich viele RAF-Sympathisanten, wir haben uns immer mal intensiv über dieses Thema unterhalten, da ich ihre Sympathien nicht nachvollziehen konnte. Das sind wohl gemerkt keine Terroristen, sondern normale Angestellte, viele von ihnen Akademiker.
Ich vermute, es gab vielleicht in Klettes Umfeld sogar Leute, die sie kannten und unterstützt oder jedenfalls geschwiegen haben.