Profit vor Pride: Wenn der Pride Monat zum verlängerten Wochenende verkümmert

Seit Jahren schon dröhnt im Juni das Hohelied der Pride. Doch dieses Jahr ist etwas anders. Bereits nach wenigen Tagen verschwanden stillschweigend die Regenbogenlogos einiger Konzerne, manch andere machten gar nicht erst mit. Während der Pride-Zenit überschritten scheint, kommen die Gegenbewegungen erst in Schwung.

Wie jedes Jahr rüsten sich bereits ab Ende Mai Bürgerinnen und Bürger mit gesundem Menschenverstand auf den Einschlag des Pride-Tsunamis, der jährlich pünktlich zum 1. Juni mit stets steigender Vehemenz über uns hinwegrollt. Die Realität überholt dabei mittlerweile im Privatjet die Satire, die währenddessen ihrerseits auf den Schienenersatzverkehr wartet. Bereits die letztjährige Version der Pride-Flagge erweckte den Eindruck, man hätte eine Meute Fünf-Jähriger mit Buntstiften auf sie losgelassen und dennoch gelang es mit einer psychedelischen Farbexplosion, dies heuer noch zu übertrumpfen. Selbstverständlich waren auch diesmal, wie es sich für eine anständige Graswurzelbewegung gehört, wieder alle multinationalen Konzerne daran beteiligt. Also, fast alle. Zumindest für ein paar Tage.

Dass BMW und andere Konzerne bereits seit Jahren die Be-Pride-ung ihrer Logos primär auf das europäische und nordamerikanische Publikum beschränken, ist nichts Neues, sondern höchstens ein wiederkehrend amüsantes Beispiel für die Doppelmoral (bzw. den Opportunismus) der Konzerne. Neu ist aber, dass die Ablehnung in der Bevölkerung für die Zwangsindoktrinierung durch den Pride Monat offensichtlich auch in westlichen Gesellschaften auf ein derartiges Niveau angestiegen ist, dass manche Firmen und Organisationen sich gezwungen sehen auf Distanz zum Regenbogen zu gehen, bzw. ihre Logos in den sozialen Netzwerken stillschweigend nach nur wenigen Tagen wieder auf die ursprüngliche Version zurück zu ändern.

Die auffälligsten Beispiele dafür finden sich dieses Jahr in den USA. Sowohl die professionelle Baseball-Liga MLB, als auch die US Navy erfüllten zwar ihre woke Pflicht, als sie am 1. Juni auf den sozialen Netzwerken eine Regenbogenversion ihres Logos einstellten, doch bereits einen Tag später, am 2. Juni, machten beide Organisationen die Änderung stillschweigend wieder rückgängig. Die Autorennserie NASCAR setzte ebenfalls einen Twitter-Post zum Pride Monat ab, wurde dafür aber mit Boykottaufrufen seines Publikums belohnt.

Nun ließe sich einwenden, dass sowohl MLB, als auch NASCAR und die US Navy traditionell ein tendenziell konservatives Publikum ansprechen und es sich hier nur um Ausnahmen handelt. Doch die Zurückhaltung ist allerorten spürbar, auch in progressiveren Milieus. So änderte der Twitter-Account der Spielkonsole XBOX von Microsoft sein Logo bereits nach 4 Pride-Tagen wieder um, diesmal allerdings zu einer Variante, die ein neues Spiel bewarb, was dann auch als angenehme Erklärung dafür galt, dass die Regenbogenfeierlichkeiten der Firma eher als ein verlängertes Wochenende, denn als Monat ausgelegt wurden. Noch mutiger war die Konkurrenz von Sonys Playstation, die von vornherein auf die Einfärbung ihres Logos verzichtete.

Ganz nebenbei liefert die Spieleindustrie dieser Tage noch ein weiteres Beispiel dafür, dass die kulturelle Hegemonie von Links durchaus durchbrochen werden kann. Nur wenige Tage nachdem ein Trailer für das neue Spiel „Ecumene Aztec“ angekündigt wurde, in dem der Spieler als Azteke dem Angriff der spanischen Konquistadoren Widerstand leisten kann, wurde nach massivem Druck der Spielerschaft angekündigt, dass die Entwickler das Spiel dahingehend anpassen werden, dass man die Wahl hat, ob man auf Seiten der Azteken, oder der Konquistadoren spielen kann. Angesichts des dafür benötigten Entwicklungsaufwands, eine weitreichende Entscheidung, die aufzeigt, wie ernst die Unterhaltungsindustrie mittlerweile Boykottdrohungen nimmt.

Obwohl es ein wenig gedauert hat, bis sich die Einsicht „get woke, go broke“ durchsetzte, häufen sich die Warnsignale für Konzerne. Bereits seit Jahren führen explizit woke Filme in Hollywood zu Millionenverlusten und erst kürzlich wurde bekannt, dass der Bierhersteller Bud Light aufgrund einer Werbekampagne mit einem Transaktivisten einen Umsatzrückgang von 25% zu verzeichnen hatte. Auch die Supermarktkette Target beschloss vor wenigen Wochen aufgrund öffentlichen Drucks spezifische „Trans-Produkte“ aus ihrem Sortiment zu nehmen.

Während aber ein Großteil dieses Widerstands in den USA beheimatet zu sein scheint, gibt es auch Hoffnung, dass die im woken Stechschritt marschierenden Firmen auch diesseits des großen Teichs demnächst ihre Position überdenken. Denn während in vergangenen Jahren lediglich die regenbogenlosen Firmenlogos türkischer oder mittelöstlicher Dependancen von Konzernen auffielen, bemerkt man bei genauerem Hinsehen nun, dass die Regenbogenlogos mittlerweile fast nur noch im angelsächsischen und deutschen Raum zu finden sind. Im Fall von Volkswagen, zum Beispiel, erscheinen lediglich die Twitter-Logos der Hauptseite, sowie deren Ableger in Großbritannien, Irland und Kanada, in Regenbogenfarben gehüllt. Die Dependancen in Frankreich, Italien, den Niederlanden, aber auch in Japan und Australien hingegen verzichten 2023 auf das Bekenntnis zur Pride.

Auch beim Klassiker der selektiven Pride, BMW, sind lange nicht alle nationalen Ableger auf Linie. Auffallend ist hier vor allem der Verzicht von BMW USA auf einen Regenbogenanstrich. Wirklich verwundern darf diese Entwicklung aber nicht, denn die Zahlen scheinen zu belegen, dass die LGBTQI+ Lobby den Bogen tatsächlich überspannt hat. Einer neuesten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge hat die Akzeptanz in der Bevölkerung für LGBT-Rechte in den letzten beiden Jahren – trotz, oder gerade wegen, dauernd laufender Kampagnen – merklich abgenommen. Zwar sind noch immer 62% der Befragten der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland legal heiraten dürfen sollten, allerdings sind das 6% weniger als noch vor zwei Jahren. Auch die Überzeugung, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder genau so gut wie heteronormative Eltern aufziehen können, erfreut sich zwar noch immer einer Mehrheit, ist aber ebenfalls rückläufig. Ähnliche Tendenzen sind der Umfrage zufolge auch in Italien, Großbritannien, Kanada und den USA zu erkennen.

Während also die Pride im Jahr 2023 mittlerweile leicht verkatert wirkt, blühen die Gegenbewegungen in den sozialen Netzwerken auf. Der Hashtag #Stolzmonat erfreut sich auch nach fast einer Woche noch immer reger Beliebtheit, die Variation #StolzstattPride liegt zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen auf Twitter offiziell im Trend. Aber auch im katholischen Raum erinnert man statt des Pride Monats an die jahrhundertealte Tradition des Monats Juni als Herz-Jesu Monat, dem auch viele Widerstandskämpfer der Geschichte – darunter Andreas Hofer – ihren Einsatz für das Gute, Wahre und Schöne weihten. Anlässlich des Herz-Jesu Monats organisieren unter dem Hashtag #Feuerherz z.B. die Alpenvereinsjugend, die Bauernjugend, die Jungschützen und die Katholische Jugend Südtirols ein gemeinsames Projekt, bei dem mit den traditionellen Herz-Jesu Feuern dem Herz-Jesu Monat und dem Freiheitskampf der Tiroler gedacht wird. Diesem Andenken widmen sie sich ganz ohne moralischen Zwang von Lobbys und ganz ohne die Solidarisierung großer Konzerne. Dafür aber wahrscheinlich den ganzen Monat Juni lang.

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