Der Verfall des deutschen Bildungswesens in Zahlen

Die Noten der Schüler werden immer besser und der Anteil der Abiturienten immer größer. Hinter dieser Inflation verfallen die Bildungsstandards in Deutschlands in beängstigender Weise. Das sind Indizien für den ökonomischen Niedergang des Landes.

© Getty Images
Erneut erinnere ich an den dramatischen Verfall der Bildungsstandards bei uns. Weniger Menschen, verfallende Infrastruktur und schlechte Bildung sind die Zutaten für einen garantierten Niedergang des Landes. Die F.A.Z. berichtet von einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln:

  • „Im Jahr 2014 lag der Anteil der Einser-Abiturienten an der Bevölkerung im entsprechenden Alter bei 3,3 Prozent. Das waren fast doppelt so viele wie 2006, damals lag der Anteil der Einser-Abiturienten an der Gesamtbevölkerung noch bei 1,7 Prozent.“ – Stelter: Das kann doch nur damit zusammenhängen, dass bei uns die Jugend immer intelligenter und fleißiger wird.
  • „2017 hatten 53,3 Prozent der 20 bis 24 Jahre alten Deutschen eine Hochschul- oder Fachhochschulreife, bei den 40 bis 44 Jahre alten waren es 39 Prozent und bei den 60 bis 64 Jahre alten nur 26,1 Prozent.“ – Stelter: Und die ganze Bevölkerung wird immer klüger! Wenn der Trend anhält, dürften auch die Nobelpreise der Zukunft nur noch nach Deutschland gehen und Berlin dürfte zu altem Glanz zurückfinden. Ist das nicht schön!
  • „Wie rasch die Bildungsexpansion voranschreitet und das Abitur oder die Fachhochschulreife zum Abschluss für mehr als die Hälfte der Bevölkerung wurde, zeigt der Vergleich mit dem Jahr 2006. Damals war der Anteil der 20 bis 24 Jahre alten mit Abitur oder Fachhochschulreife noch um über 15 Prozent niedriger und lag bei 37,4 Prozent.“ – Stelter: Ich finde, unsere Kultusminister verdienen ein ganz besonderes Lob für diesen Erfolg!
  • „(…) im Bundesdurchschnitt (machten) im Jahr 2017 mehr als doppelt so viele Abiturienten wie im Jahr 2006 den Abiturdurchschnitt 1,0 (…) Der (…) Anteil der Einser-Abiturienten (…) liegt in Niedersachsen mit 1,9 Prozent weniger als halb so hoch wie in Brandenburg und Thüringen mit jeweils 5,3 Prozent. (…) Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind die Länder mit den wenigsten 1,0-Abiturienten. Ganz anders Berlin und Brandenburg sowie Thüringen, wo es eine sagenhafte Intelligenzschwemme gegeben haben muss. Jedenfalls wuchs dort der Anteil der Einser-Abiturienten (1,0 bis 1,4) von einem Prozent auf 4,7 (Berlin), von 1,8 auf 5,3 (Brandenburg) und von 2,8 auf 5,3 Prozent in Thüringen.“ – Stelter: Ich empfinde es auch so. Immer mehr Intelligenz umgibt einen und macht jeden Tag aufs Neue eine intellektuelle Freude!

Dumm ist nur, dass es da noch so was wie internationale Vergleiche gibt:

  • „Wenn es sich wirklich um eine Leistungssteigerung handelte, müsste sich eine solche Entwicklung in Lernstandserhebungen und Pisa-Tests zeigen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Gruppe der Spitzenschüler bei Pisa-Studien wird kontinuierlich kleiner. So war der Anteil der 15 Jahre alten Schüler, die das Höchstniveau im Pisa-Test erreichten, in den Jahren 2006 bis 2015 in Mathematik von 4,5 Prozent auf 2,9 Prozent gesunken. (Es ist also) ein Rückgang der Leistungsanforderungen.“ – Stelter: Auch in diesem Bereich ruiniert die Politik die Zukunft des Landes!

Nicht nur werden mehr Schüler Abiturienten, die es eigentlich nicht sind. Die sinkenden Standards führen auch dazu, dass die Spitze, die man fördern und fordern sollte, ebenfalls schrumpft. Damit entfällt die Grundlage für Wohlstand in der Zukunft. Denn die, die rechnen können, werden als erste merken, dass sie hier im falschen Boot sitzen!

Hier das aktuelle Ranking der Mathematikleistungen:

Quelle: OECD, Professor Gunnar Heinsohn


Zuerst erschienen bei Think Beyond the Obvious.

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Kommentare ( 128 )

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josefine
4 Jahre her

Und wir lassen uns das gefallen.
Oder sind wir so staatsgläubig, dass wir die Gefahren nicht sehen?
Wenn wir sie für uns nicht sehen (wollen), dass aber doch für unsere Kinder.
Lasst uns nach Frankreich schauen!

Ronald Henss
4 Jahre her

Um der Diskussion eine sachliche Grundlage zu geben, habe ich mal die brandneuen PISA-Ergebnisse zusammengestellt. Erst einmal die Nachricht, die die meisten hier erfreuen wird: • Deutschland hat in PISA 2018 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Und nun die Nachricht, die die meisten nicht wahrhaben wollen: • Der Rückgang ist statistisch bedeutungslos und Deutschland befindet sich im Länderranking nach wie vor ganz weit oben. Und nun die zugehörigen Tatsachen. In den einzelnen Teilbereichen sind folgende Länder statistisch signifikant besser als Deutschland: • Lesekompetenz: P-S-J-Z-China, Singapur, Macau (China), Hongkong (China), Estland, Kanada, Finnland, Irland, Korea, Polen • Mathematik: P-S-J-Z-China, Singapur,… Mehr

relief
4 Jahre her

Die Flutung mit illegalen Migranten tut ein Übriges. Immer mehr nicht/kaum Deutsch sprechender Schüler machen regelmäßigen Unterricht unmöglich. Lehrer sprechen meist nicht davon. Aber wenn der Anteil dieser Migrantenkinder bzw. Kinder mit Migrationshintergrund mehr als ein Drittel beträgt, dann hat der Lehrer keine Chance. Er tut dann nur noch so als ob er unterrichten würde. Vernünftige Leistungsüberprüfung – unmöglich. Der Lehrer kämpft vor allen Dingen um sein psychisches Überleben. Da er seinen Job nicht verlieren will schweigt er und kassiert jeden Monat sein Salär.

Kalle Wirsch
4 Jahre her

In meiner Stammkneipe arbeiten oft Studenten als Aushilfskellner, die sich gern ein paar Euro dazuverdienen. Ich kann Ihnen versichern, niemand von denen ist in der Lage, einen Bierdeckel im Kopf aufzuaddieren.

revoxb77
4 Jahre her
Antworten an  Kalle Wirsch

Warum nicht zusammenrechnen?

Templeton Peck
4 Jahre her

Ich fordere einen Kultusminister David Precht!

Solange solcherlei Witzfigürchen Bücher verkaufen und Quote machen darf man sich um nix wundern.

Aljoschu
4 Jahre her

Soll ich es sagen? Darf man so was (überhaupt noch) sagen? – Ich sag’s trotzdem: Unser Bildungssystem – wie unsere gesamte Politik – ist der Effeminierung, der Verweiblichung anheim gefallen! Überall führen Frauen das Wort, geben Ton und Tonlage vor, bekommen Bevorzugungsquoten, dürfen ihre Meinungen kundtun, ohne dass sie mit Widerspruch zu rechnen hätten, weil sie eben Frauen sind und somit zu den Entrechtete, den Unterdrückten dieser Ausbeutergesellschaft angehören. Bei allen geschichtlichen Schandtaten haben sie gefehlt oder waren selbstverständlich ebenfalls Opfer. Nach 30 Jahren in der Industrie, war ich als Gymnasiallehrer noch drei Jahre im Schuldienst – weitgehend einer Weiberwirtschaft… Mehr

Nibelung
4 Jahre her
Antworten an  Aljoschu

Sie nennen das Kind beim Namen und das ist auf nahezu alle Gesellschaftskreise zu übertragen, mal ganz von dem abgesehen, daß der Zeitgeist der holden Weiblichkeit seit Jahrzehnten von wem auch immer gefördert wurde und wer nun glaubt, mit den Frauen an der Spitze würde die Welt besser werden, der hat zu wenig die Vergangenheit betrachtet, denn auch sie waren maßgeblich an vielen unsäglichen Entwicklungen beteiligt und reden deshalb gerne von der Befreiung des männlichen Diktats, obwohl sie ebenso Verantwortung hinsichtlich des eigenen Versagens tragen, wie das männliche Geschlecht, es aber auf ihre Art und Weise besser verstecken können um… Mehr

josefine
4 Jahre her
Antworten an  Aljoschu

Ziel der Politik war und ist es seit einigen Jahren: viele Abiturienten mit einem immer besseren Notendurschnitt zu schaffen, egal, wie. Da werden Bildungspläne verändert, also angepasst an das geistige Vermögen der Schüler, und es schaffen auf diese Weise Schüler/ innen ein respektables Abitur, die früher bereits das Gymnasium spätestens nach der 8. Klasse Gymnasium verlassen mussten. Vorgabe klar – und die Schulen halten sich daran: viele Abiturienten, egal, ob sie die Reife besitzen oder nicht. Noch schimpfen die Profs wegen fehlender Grundlagen der Studenten, nicht lange hin, dann werden auch dort die Forderungen und Standards geändert. Ich habe 1973… Mehr

Imre
4 Jahre her

Es ist nicht nur der internationale Vergleich, der an der Weisheit des hiesigen Volkes zweifeln lässt. Welches vernunftbegabte Gemeinwesen wählt immer und immer wieder Reräsentanten, die das Land nachgewiesermaßen in die Pleite führen??!! Flankiert von einer Demagogenzunft in Presse und Fernsehen, welche die gezielt Sabotage betreibende Funktionärsclique hochjubeln.
Oder aus anderer Sicht: Die Freude der Wessis am selbstverschuldeten Untergang. Analog der drei Affen…

Karl Napf
4 Jahre her

Die Formel zur Berechnung des Verfalls des deutschen Bildungswesens:

Anzahl Jahre im Amt dividiert durch Anzahl SPD Kultusminister
> Je hoeher desto schlechter

Ronald Henss
4 Jahre her
Antworten an  Karl Napf

„Die Formel zur Berechnung des Verfalls des deutschen Bildungswesens: Anzahl Jahre im Amt dividiert durch Anzahl SPD Kultusminister > Je hoeher desto schlechter“ __________________ Ja, so ähnlich habe ich lange Zeit auch gedacht. Aber seit ich mir die Sache mal gründlich selbst angeschaut habe, weiß ich, dass das die Ursache nicht in der Bildungspolitik liegt. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern lassen sich nahezu vollständig durch den Anteil der Migranten erklären. Das habe ich in einer 10-teiligen Serie ausführlich dargestellt. https://splitter1.wordpress.com/2017/10/27/iqb-2012-mathematiklehrerinnen-1/ Das wichtigste Ergebnis findet sich hier: https://splitter1.wordpress.com/2017/10/30/iqb-2012-migranten-5/ Der Zusammenhang mit der SPD ergibt sich daraus, dass die SPD-Länder einen viel… Mehr

Marie-Jeanne Decourroux
4 Jahre her
Antworten an  Karl Napf

Wie das: Je mehr SPD-Kultusminister desto besser??? ?

Ronald Henss
4 Jahre her

„Deutschland müsste eigentlich auf Platz 7 oder 8 liegen (IQ 100).“ ________ Genau das tut es doch! Erstens muss man mal China, Hongkong, Taipeh und Macao zusammenzählen, denn dort sind es überall die Chinesen, die die sehr hohe Intelligenz aufweisen. Zweitens wurden in Deutschland 99,3 Prozent der Stichprobe erfasst. In zahlreichen Ländern, die ein paar Pünktchen vor Deutschland liegen, ist die Stichprobe jedoch verzerrt, weil ein erheblicher Teil gar nicht erfasst wurde. Damit werden diese Länder (zum Teil maßlos) überschätzt. Drittens sind die Abstände zu einigen Ländern, die vor Deutschland liegen, minimal und statistisch bedeutungslos. Fasst man all das zusammen,… Mehr

Harry Charles
4 Jahre her

DIE GESAMTSCHULE IST NICHT DIE LÖSUNG, SIE IST DAS PROBLEM Es ist schon interessant mit anzusehen wie nach der neuerlichen PISA-Katastrophe gerade jene die Bildungskrise für ihre Ideologie instrumentalisieren, die sie verursacht haben. Da ist dann von mehr Gesamtschulen oder Gesamtschulmentalität die Rede. Dabei ist es genau das was uns in die Krise geführt hat. Fakt ist: -es gab Vergleichsstudien schon immer, zumindest seit den 1970-er Jahren, auch wenn sie nicht PISA hießen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir immer mit in der Spitzengruppe des internationalen Vergleichs. Damals gab es aber eben auch noch keine oder kaum Gesamtschulen. -besonders Länder mit… Mehr

Ronald Henss
4 Jahre her
Antworten an  Harry Charles

„Fakt ist: -es gab Vergleichsstudien schon immer, zumindest seit den 1970-er Jahren, auch wenn sie nicht PISA hießen.“ ________________ Welche sollen das denn gewesen sein? Nennen Sie doch bitte ein paar. Das ist keine Floskel, das würde mich ernsthaft interessieren. Geben Sie dabei bitte auch an, wie viele Länder teilgenommen haben und aus welchen Regionen. Und worin besteht eigentlich die „neuerliche PISA-Katastrophe“? Fakt ist: Deutschland hat in PISA 2018 insgesamt so schlecht abgeschnitten wie noch nie. Fakt ist aber auch: Auch viele andere Länder haben sich verschlechtert und Deutschland befindet sich nach wie vor ganz weit oben. Fakt ist ferner:… Mehr