Anne, Cem und Wolfgang bauen eine Sandburg

Es war interessant, es war unterhaltsam, bisweilen sogar ausgesprochen lustig. Nur eines war die Veranstaltung nicht: relevant.

Das ist das Schöne am Spielen im Sand: Man kann beim Kuchenbacken wie beim Bau von Sandburgen der Phantasie freien Lauf lassen, kann dies und jenes ausprobieren, kann alles und jedes ständig verändern. Und am Ende bleiben nicht einmal Spuren im Sand.

So war das auch am Sonntagabend, als Anne Will mit Wolfgang Schäuble und Cem Özdemir 60 Minuten lang über Schwarz-Grün plauderte. Man unterhielt sich prächtig, parlierte auf Schwäbisch wie Alemannisch und war sich eigentlich einig: An Schäuble und Özedmir wird Schwarz-Grün nicht scheitern. Anders ausgedrückt: Wenn jemand 12 Jahre nach dem Ende von Rot-Grün endlich mal wieder regieren will, dann Özdemir. Und wenn jemand fast jeden Kompromiss als Fortsetzung lupenreiner CDU-Politik verkaufen kann, dann Schäuble, Merkels wichtigster Mann in Partei und Kabinett.

Es war interessant, es war unterhaltsam, bisweilen sogar ausgesprochen lustig. Nur eines war die Veranstaltung nicht: relevant. Denn keine einzige Umfrage sieht Schwarz-Grün auch nur in der Nähe einer absoluten Mehrheit der Sitze. Wenn die ARD nach diesem Muster weitermacht, dann folgt am nächsten Sonntag ein Duett zwischen Katrin Göring-Eckardt und Martin Schulz. Thema: Das Regierungsprogramm von Rot-Grün. Immerhin kommen SPD und Grüne zusammen auf gut 30 Prozent. Man weiß ja nie.

Alice Weidel hat gemailt, hat nicht gemailt, hat …

Hat die AfD-Spitzenkandidatin per Mail üble „rassistische“ Sprüche abgesondert? Hat das angeblich „liberale Gesicht“ der Rechtsaußen-Partei die Regierenden als „Schweine“ und „Marionetten der Siegermächte“ bezeichnet? Ja, sagt die Zeitung Die Welt unter Berufung auf eine allerdings anonyme Quelle. Nein, sagen Weidel und die AfD. So richtig lohnt der Streit aber nicht. Die Äußerungen in der angeblichen Weidel-Mail entsprechen durchaus dem, was innerhalb der AfD zum „normalen“ Spektrum zählt. Ob sie selber das geäußert hat oder nicht, spielt deshalb eine untergeordnete Rolle. Weidel ist Spitzenkandidatin einer Partei, in der „rassistische“ Äußerungen und Verschwörungstheorien durchaus akzeptiert sind. Viel Lärm also – um sattsam Bekanntes.

Vizekanzlerin Angela Merkel?

Martin Schulz hat Angela Merkel die Vizekanzlerschaft angeboten. Ein Akt der Höflichkeit? Eher ein lächerlicher Versuch, sich irgendwie im Spiel zu halten. Natürlich ist die Wahl längst nicht entschieden. Gut möglich, dass CDU/CSU und SPD noch Stimmen zu Lasten der vier kleinen Parteien verlieren. Aber dass die SPD noch stärkste Partei wird, gehört eindeutig ins Reich der Träume. Da können die Genossen auch in der Erinnerung an den Wahlkampf 2005 keinen Trost finden. Gerhard Schröder hat damals kräftig aufgeholt, aber Merkel ging als Erste durchs Ziel. Und Schröder war im Vergleich zu Schulz der ungleich bessere Wahlkämpfer.

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Wahlkampfweisheit zum Tage: Alles zu geben, was man hat, ist manchmal viel zu wenig.

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Kommentare ( 49 )

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fred müller
6 Jahre her

Naja etwas Nachsicht.
Was man bei Herrn Müller-Vogg rauslesen kann, ist die Herkunft. Es ist zwar um Einiges Informativer und Offener, aber es ist und bleibt der typische Springer/FAZ Schreibstil mit dem natürlich keine direkte Nestbeschmutzung betrieben wird. Kritik gegen alte Gefolgsleute wird immer schön versteckt. Das macht die Sache mühsam und grossteils unglaubwürdig

Remix
6 Jahre her

Diese Mail will man einer erklärten Gegnerin Björn Höckes unterjubeln, der in seinen Positionen ja deutlich rechts von Weidel steht. Weitere Logikfehler lässt die Formulierung: „warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc ueberschwemmt werden“ erkennen. 1. aus der Logik der Aussage wäre zu erwarten gewesen, dass in der Aufzählung auch das Wort „Tuerken“ vorgekommen wäre (ist es aber nicht). 2. Die große Einwanderungswelle von „Arabern“ war im Jahr 2013 noch gar nicht abzusehen. Hat der Verfasser dieser mutmaßlichen Fake-Mail da einen Fehler gemacht? Wurden vielleicht die „Sinti und Roma“ hinzugefügt, um eine nicht nur islamkritische, sondern… Mehr

fred müller
6 Jahre her

Das bleibt abzuwarten ! CDU/SPD haben seit 70 Jahren bewiesen, dass sie auch weder logisch denken, noch etwas Nachhaltiges Erschaffen können, also ausser den Reichen die Taschen zu füllen. Aber als Marionette der Konzerne ist das eben so und ist einer von vielen Nachteilen einer angeblichen Demokratie

ThurMan
6 Jahre her

Applaus, Applaus… das wär knackig. Vielleicht outet sich der Herr nach dem 24.9.

Robert Bauer
6 Jahre her

So, so, Vizekanzlerschaft…
Wie man hört, hat Schulz sich bereits das dritte Augustwochenende 2018 in seinem Kalender freigehalten, um am Tag der Offenen Tür der Bundesregierung bei einem Besucherrundgang einmal das Kanzleramt von innen zu sehen..

Old-Man
6 Jahre her

Wählen Sie gerne weiter Grün oder Links,bei allen anderen wären Sie wohl nicht zu gebrauchen??

Andreas Lange
6 Jahre her

Natürlich wäre es vermessen, von einem Autor, der sich bereits als Intimus von Frau Merkel sowie diesem früheren Kompromiss-Bundespräsidenten der CDU, den keiner kannte („Horst WER???“) und, bis auf die damaligen Bundestagsabgeordneten, auch keiner gewählt hätte, kritische Beobachtung und analytisches Denken zu verlangen. Allerdings erwarte ich genau das angesichts des ansonsten sehr hohen Niveaus auf TE. Da bin ich halt verwöhnt. 😉 Diese Aneinanderreihung von Konjunktiven, die nur den Zweck haben, Frau Weidel mit genügend Dreck zu bewerfen, damit etwas hängenbleibt, entspricht leider nicht diesem Nveau. Aber natürlich bricht jetzt Hektik aus im „Qualitätsjournalismus“, wo ich Herrn Müller-Vogg immer noch… Mehr

Werner Baumschlager
6 Jahre her

Ich klicke solche Bullshit-Berichte gezielt nicht mehr an. Woraufhin wird Frau Weidel denn konkret Rassismus vorgeworfen?

Daniela Gmeiner
6 Jahre her

Inzwischen geistert durch den „Märchenblätterwald“, dass Alice Weidel,
mal Probleme mit Bulimie gehabt haben soll.
Wer keine Argumente gegen die Spitzenkanditatin der AfD hat, versucht sich in undemokratischer „Kaffeesatzleserei“. Na denn!!!

Jean-Luc Tilsman
6 Jahre her

Für solche Artikel braucht es keine Alternativ Medien, schon der Artikel zum Thema Wahlhelfer mit seinem hämischen Unterton hat mich sehr gestört.

Was solls, geh ich halt 1x mehr zu McDonalds.