Neuer Rekordwert für die AfD – Die Selbstverzwergung der Union

Neues Allzeithoch für die AfD, die Union verliert weiter. Die Diskussion über die Brandmauer könnte sich bald von allein erledigt haben. Denn die Vorstellung, dass die Union dahinter verschwunden sein könnte, ist nicht mehr gänzlich von der Hand zu weisen.

picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

Einen halben oder ganzen Prozentpunkt nach oben oder unten ist für sich genommen ohne Bedeutung. Ein anhaltender Trend ist jedoch nicht bedeutungslos. Und der Trend zeigt für die AfD kontinuierlich nach oben und für die Union ebenso kontinuierlich nach unten. Und damit verschiebt sich langsam, aber stetig, die politische Tektonik in Deutschland.

Laut dem neuesten INSA-Sonntagstrend erreicht die AfD mit 27 Prozent ein neues Allzeithoch und baut ihren Vorsprung auf die Union aus. CDU und CSU folgen mit 25 Prozent, die SPD stagniert bei 14 Prozent, die Grünen verlieren weiter und liegen nur noch bei 11 Prozent. FDP und Bündnis Sahra Wagenknecht dümpeln bei vier Prozent.

— Wahlrecht.de (@Wahlrecht_de) October 18, 2025

Eine parlamentarische Mehrheit für die schwarz-rote Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz ist Geschichte. Zusammen kämen CDU/CSU und SPD nur noch auf 39 Prozent – zu wenig, um regierungsfähig zu bleiben. Die Brandmauer gegen die AfD mag in den Parteizentralen noch halten, in der Wählerrealität ist sie längst eingerissen.

Seit Wochen führt die AfD die Umfragen an, stabil vor der Union. In den Redaktionen und Parteizentralen wird es verschwiegen oder hochmoralisch kommentiert. Beides Zeichen einer vollständigen Rat- und Hilflosigkeit. Die Strategie ausgrenzen, diffamieren, ignorieren, funktioniert immer weniger. Denn die Wähler laufen weiter in Scharen davon. Eigentlich wäre es nicht schwer, den Trend zu stoppen. Es würde ausreichen, die katastrophale Politik auf allen Feldern zu ändern. Aber auf diese naheliegenden Antwort kommen die Strategen und Fachleute der Union offenbar nicht.

Wer wird wen „wegregieren“?
Die „Brandmauer“ zieht die CDU in die Tiefe
Während die wirtschaftliche Lage sich zuspitzt, die Sozialkassen geplündert werden, die Migration wieder Rekordwerte erreicht und die Energiepreise weiter steigen, liefert die Bundesregierung noch nicht mal Symbolpolitik. Und die Union? Sie duckt sich weg, gefangen in der selbstgebauten Brandmauer. Parteichef Friedrich Merz wiederholte in der FAZ am Sonntag, die AfD sei der „Hauptgegner“ der Union.

Im eigenen Lager regt sich zaghaft Unmut. Ehemalige wohlversorgte Politiker, die in ihrer aktiven Zeit fleissig beim Zerstören dabei waren, fordern nun einen etwas nüchternen Umgang mit der AfD. Nicht im Sinne einer Koalition, sondern einer politischen Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Doch die Parteispitze verweigert jede Kurskorrektur. Die Folge: Die CDU verliert weiter an Profil, während die AfD sich als einzige Stimme der Unzufriedenen inszeniert. Dabei sollte die Union die Zeit nutzen, denn mit der Augenhöhe könnte es bald vorbei sein.

Ein Ausweg bleibt
Die Zwickmühle, in die sich die CDU manövriert hat
Auch in den Ländern bröckelt die Machtbasis. In Baden-Württemberg etwa fällt die CDU in der Umfrage von Infratest dimap auf 29 Prozent. Fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Spitzenkandidat Manuel Hagel bleibt zwar stärkste Kraft, doch auch hier ist der Trend nicht der Freund der Union.

Die AfD gewinnt in den Umfragen seit der Bundestagswahl 2025 ungefähr sechs Prozentpunkte hinzu, die Union verliert etwa drei. Während Merz über Haltung spricht, verliert seine Partei die Mitte und die Wähler. Die Union will die Brandmauer halten, doch sie hat längst vergessen, wovor sie eigentlich schützen soll. Vor der AfD? Oder vor der Erkenntnis, dass viele ihrer ehemaligen Wähler inzwischen dort sind?

Der Trend ist unübersehbar und vielleicht unumkehrbar. Hätte die Union charismatische und mutige Politiker von Kontur, hätte sie längst den einzigen Ausweg, der ihr noch bleibt, erkannt. Die Minderheitsregierung. Aber dazu bräuchte es Mut, Entschlossenheit und die Fähigkeit zu kühlem strategischem Denken. Und man kann der Union viel vorwerfen. Das aber nicht.

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