Das Börsenjahr 2020 hatte es in sich: Dem härtesten Crash seit über einem Jahrzehnt folgte die rasanteste Rally des DAX aller Zeiten. Auch zum Abschluss Pauken und Trompeten: Der Leitindex schaffte mitten im zweiten Lockdown mit 13.790 Punkten ein neues Allzeithoch. Die Börse kennt eben nur eine Blickrichtung: in die Zukunft.
Da findet fast sicher ein Aufschwung statt, zudem wurden soeben noch ein paar Stolpersteine wie ein harter Brexit oder ein US-Shutdown beiseitegeräumt. So gesehen dürfen wir uns auf ein gutes neues Jahr freuen. Setzt sich die Börsenrally fort? Zu Silvester mal ein Blick in die Glaskugel: Die Fünf-Tage-Regel besagt, dass die Entwicklung in den ersten fünf Handelstagen im Januar die Tendenz des gesamten Börsenjahres anzeigt. 2020 etwa sprang zum Jahresstart ein kleines Plus für den DAX heraus, die letztlich moderat positive Jahresperformance passt dazu. Im Jahr davor zog der Leitindex anfangs fulminant an und brachte dann auch in der Endabrechnung ein starkes Plus. Seit 1987 traf die Regel beim DAX in mehr als zwei Dritteln der Fälle zu.
Geht es nach dem Großteil der Analysten, dürfen sich Anleger tatsächlich auf steigende Kurse einstellen. Besonders optimistisch sind die Experten von M. M. Warburg sowie der Unicredit, die dem deutschen Bluechip-Index im neuen Jahr ein Potenzial von 150.00 bis 15.500 Punkten einräumen. Damit markieren die beiden das obere Ende der jährlichen Umfrage unter Banken.
Da die Aktienmärkte die Konjunkturerholung zu einem großen Teil bereits vorweggenommen haben, wird im Wesentlichen die Entwicklung der Unternehmensgewinne über das weitere Potenzial der Kurse entscheiden. Dekabank-Experte Joachim Schallmayer ist diesbezüglich zuversichtlich: „Wir sind sehr guter Dinge, dass die Aktien in die erhöhten Bewertungen hineinwachsen können.“ Kollege Christian Stocker von der Unicredit sieht das ähnlich. Er geht davon aus, dass die Bewertungsniveaus zwar hoch bleiben, aber niedriger sein werden als im Jahr 2020. Den Konsensschätzungen zufolge werden die DAX-Gewinne in 2021 das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 bereits wieder übertreffen und im Folgejahr um weitere 16 Prozent anziehen.
Wie immer die Grünen bei der Bundestagswahl auch abschneiden werden, Ökoaktien dürften 2021 hoch in der Anlegergunst stehen. Denn weltweit ist der politische Wille zur Bekämpfung des Klimawandels groß. Daran partizipieren sollten Nordex und SMA Solar. Die beiden profitieren unter anderem von der jüngsten Erhöhung der EU-Klimaziele. Bis 2030 sollen mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase in die Atmosphäre entweichen als 1990, bislang lag das Ziel bei minus 40 Prozent. Darüber hinaus hat sich die deutsche Regierung zuletzt auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien verständigt. Die genaue Zielmarke wird im Frühjahr 2021 festgelegt. Auch der Nebenwert PVA Tepla reitet mit seinen Kristallzuchtanlagen für die Solarindustrie auf der grünen Welle.
Konjunktursensitive Firmen könnten im neuen Jahr ebenfalls zu den Outperformern zählen. Aus der Gattung der Zykliker bevorzugen Analysten im DAX den Autoriesen Volkswagen sowie den Kunststoffhersteller Covestro. Letztgenannter sollte von einer spürbar steigenden Nachfrage nach Chemikalien profitieren. Das Brokerhaus Jefferies erwartet, dass sich das Gewinnwachstum des Sektors bereits im ersten Quartal 2021 positiv entwickeln wird. Von einem möglichen Aufschwung in der Automobilindustrie dürfte nicht nur der Bluechip VW, sondern auch der Mid Cap Hella profitieren. Der Beleuchtungsspezialist gilt – ebenso wie der Batteriehersteller Varta – als Gewinner.
Die Deutsche Post und Qiagen gingen bereits 2020 als Gewinner aus der Corona-Krise hervor. Während die Corona-Tests bei dem Diagnostikspezialisten die Kasse klingeln ließen und das auch im neuen Jahr erst einmal so bleiben wird, sorgte beim Logistikkonzern der E-Commerce- Boom für eine Paketflut. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Hinzu kommt, dass die Deutsche Post auch beim Transport und der Verteilung der Impfstoffe eine wichtige Rolle spielen wird.
Die Vakzine werden wiederum dafür sorgen, dass die Pandemie allmählich ihren Schrecken verliert. Dies kommt DIC Asset zugute. Die Firma setzt auf gut laufende Büroimmobilien und legte daher kürzlich einen milliardenschweren Spezialfonds auf. Die SDAX-Aktie befindet sich nach dem Corona-Crash noch in einer Bodenbildung und besitzt erhebliches Aufholpotenzial.
Auf einen Index oder doch lieber auf Einzelaktien setzen? Das ist eine der großen Glaubensfragen unter Anlegern. Vielleicht sollte man sich einfach mal die Statistik genauer anschauen. Das hat Fondsmanager Sven Lehmann von HQ Trust getan. Im ersten Schritt seiner Analyse untersuchte er den Anteil der Titel des MSCI ACWI, die den Index auf ein Jahr geschlagen haben. Je höher der Anteil, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit Stockpicking gewinnt. Im zweiten Teil berechnete der Wirtschaftsmathematiker das Gleiche noch einmal auf Branchenebene — den Anteil der Titel eines Sektors, die den jeweiligen sektoralen MSCI-Index über ein Jahr geschlagen haben. Die Analyse umfasst die Jahre von 1999 bis heute. Ergebnis: Für Stockpicker haben sich die Chancen erheblich verschlechtert. „In der Spitze lagen knapp 72 Prozent der Aktien vor dem Index, zuletzt lag diese Zahl nur noch bei rund 40 Prozent.“ Und: „Im langfristigen Vergleich liegen die Sektoren relativ nah beieinander: Die Zahl der Aktien, die besser als der jeweilige Branchenindex abschneiden, ist im Bereich Health Care mit 54,0 Prozent am höchsten. In der IT ist sie mit 47,2 Prozent am niedrigsten.“ Aber: „Aktuell weichen die Zahlen erheblich vom langfristigen Schnitt ab.“ In der Energie- und Finanzbranche liegt der Anteil der Titel, die ihren jeweiligen Sektorindex schlagen, nun wieder oberhalb von 60 Prozent.
Die Notenbank der Türkei hat ihren Leitzins im Kampf gegen hohe Inflation und Liraverfall abermals angehoben. Der Schritt von 15,0 auf 17,0 Prozent fiel höher aus als von Ökonomen erwartet. Die Zentralbank hatte den Leitzins erst im November von 10,25 auf 15,0 Prozent erhöht, nachdem Staatschef Recep Tayyip Erdogan seinen Vertrauten Naci Agbal zum Zentralbankchef ernannt hatte. Erdogan, eigentlich erklärter Gegner höherer Zinsen, räumte damals ein, dass die Türkei im Kampf gegen die Inflation bittere Pillen schlucken müsse.
Die Meinungen von Wissenschaftlern sind in der Corona-Pandemie vermehrt gefragt. Dabei dominieren Naturwissenschaftler das öffentliche Bild. Nun melden sich aber auch vermehrt Wirtschaftswissenschaftler zu Wort wie der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr. „Was mich persönlich sehr irritiert, ist, dass beim Bekämpfen der Pandemie nicht auf Faktenbasis operiert wird“, sagte Felbermayr der dpa. Es sei immer noch unklar, wo sich Menschen wirklich infizierten. „Und darum sind wir jetzt wieder in einem sehr pauschalen Lockdown — ganz ähnlich wie in der ersten Welle.“ Das sei nur im Frühjahr verständlich gewesen, weil es 100 Jahre lang keine Pandemie gegeben habe. „Wir haben aus der ersten Welle scheinbar nicht viel gelernt und reagieren in der zweiten mit derselben, mittelalterlichen Methodik“, so Felbermayr. Bereits im April hätten Volkswirte für mehr Tests geworben, die Politik habe mit Zynismus geantwortet. „Ein Monat Lockdown kostet zehn bis 15 Milliarden Euro Steuergeld. Damit kann man gewaltige Testkapazitäten aufbauen und jeden testen — von mir aus auch vor dem Besuch eines Lokals.“
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Es wird Geld gedruckt, also wird der Aktienmarkt steigen und steigen und steigen…. bis er es irgendwann nicht mehr tut. Dann isch over.
Wir haben den schlimmsten Wirtschaftseinbruch der jüngeren Geschichte, aber der Aktienmarkt wird weiter steigen.
Die Staaten verschulden sich wie von Sinnen, aber der Aktienmarkt wird weiter steigen.
Die Zentralbanken drucken Geld als gäbe es keine Morgen, aber der Aktienmarkt wird weiter steigen.
Wer’s glaubt, wird selig.
Die großen Gewinner werden die Bitcoin Miner sein….Blockchain ist die Zukunft der Währung…auch wenn ich die Technik noch immer nicht ganz verstehe….es scheint sicherer und unabhängiger zu sein als die Landeswährungen….und wenn Bargeld eh abgeschafft wird, ist es doch egal ob ich EURO auf dem Handy habe oder Bitcoin.
Auf keinen Fall in „Öko-Aktien“ investieren. Viel zu sehr abhängig von ideologiegetriebener Politik.
Am besten in Nahrungsmittel, Arzneimittel…
Auch von Automobil-Aktien (VW!) würde ich die Finger lassen.
Das unterscheidet den „Finanzmarkt“ eben von einer Pokerrunde. In der Pokerrunde verteilen die Spieler ihr Vermögen unter sich um. An den „Finanzmärkten“ die nichts mit „Markt“ zu tun haben, verteilen die Spieler die Vermögen der nicht Teilnehmer um. Und zwar unter sich.
„Die Börse kennt eben nur eine Blickrichtung: in die Zukunft.“ Mit Verlaub, aber das ist hahnebüchener Unsinn. An der Börse wird nicht in die „Zukunft“ geblickt, sondern die generierte Kohle muss irgenwo hin. Und da keiner mehr davon ausgeht (außer die depperten Deutschen) das die bunten Scheine und Zahlen auf den Festplatten auf Dauer noch irgend einen Wert haben, ist es wichtig sie möglichst schnell in irgendetwas Reales zu tauschen. Und wenn es um größere Summen geht, bleiben da nur Immobilien und börsengehandelte Aktien, also leicht handelbare Firmenanteile. Ich wette darauf das die globale Geldmenge dieses Jahr locker noch mal… Mehr
Na bin ich aber froh – alles wird gut – im besten, schönsten und herrlichsten Deutschland allé Zeiten.
Ich bin zusammen mit Ihnen froh.
Damit sind wir schon zwei.