Der Zahlungsverkehr in Deutschland verlagert sich immer stärker ins Digitale. Die Zukunft des Bargelds ist ungewiss, vor allem vor dem Hintergrund, dass schon bald die Einführung des digitalen Euros bevorstehen könnte. Die Bundesbank warnt nun vor einer Knappheit des physischen Zahlungsmittels.
IMAGO
Die Bargeldversorgung in Deutschland ist derzeit alles andere als stabil. Schon vor einigen Wochen machte die Bundesbank auf drohende Engpässe aufmerksam. In manchen Regionen der Republik könnte der Zugriff auf Bargeld bald zur echten Herausforderung werden.
Burkhard Balz, der im Vorstand der Bundesbank den Bereich Bargeld verantwortet, äußerte sich kürzlich zu dieser Entwicklung. Im Gespräch mit t-online stellte Balz klar, dass Bargeld hierzulande nach wie vor als ein Zeichen der Freiheit angesehen werde. Außerdem erwähnte er, dass Bargeld gerade in unsicheren Zeiten Sicherheit und Verlässlichkeit biete – und zudem in der Zahlungsinfrastruktur unersetzlich sei, etwa um gegen Cyberattacken resistent zu bleiben.
Sinkende Zahl von Geldautomaten und Bankfilialen
Dass der Zugang zu Bargeld zunehmend erschwert wird, liegt vor allem an der stetig schrumpfenden Zahl von Geldautomaten und Bankfilialen. Mit Blick auf aktuelle Daten ist der sukzessive Rückgang eindeutig zu erkennen. Während es Statista zufolge bundesweit im Jahr 2015 noch knapp 59.000 Bankautomaten gab, waren es im ersten Halbjahr 2024 nur noch 51.000.
Bei den Bankfilialen ist die Situation noch prekärer. Während es im Jahr 2013 noch über 36.000 Filialen in Deutschland gab, sank die Zahl bis Ende 2023 auf 19.501 – also fast eine Halbierung innerhalb von zehn Jahren.
Dass Filialen und Automaten zunehmend verschwinden, liegt in erster Linie an einem veränderten Kundenverhalten. Die Zahl der Bürger, die Bargeld nutzen und daher auf Bankfilialen und Geldautomaten angewiesen sind, nimmt immer weiter ab, vor allem aufgrund des Trends hin zu digitalen Zahlungsmethoden.
Zwischen 2008 und 2023 ist der Anteil der Barzahlungen am gesamten Zahlungsvolumen in Deutschland von etwa 83 Prozent auf 51 Prozent gefallen. Währenddessen haben Kartenzahlungen immer stärker an Bedeutung gewonnen.
Die kartengestützten Umsätze im Einzelhandel erreichten 2023 einen Rekordwert von rund 300 Milliarden Euro, was etwa 61,8 Prozent des Gesamtumsatzes von 485 Milliarden Euro entspricht.
Insgesamt ist die Anzahl der Kreditkartentransaktionen von 437 Millionen im Jahr 2007 auf über 1,7 Milliarden im Jahr 2021 angestiegen – also fast eine Vervierfachung in gut 14 Jahren. Auch der Kreditkartenumsatz ist in den letzten Jahren förmlich explodiert: Der Umsatz in Deutschland stieg seit 2007 von knapp 40 Milliarden Euro auf 139 Milliarden Euro im Jahr 2023. Aktuellere Daten stehen derzeit nicht zur Verfügung. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sowohl die Anzahl der Transaktionen als auch der Umsatz mit Kreditkarten seither weiter gestiegen sind.
Der digitale Euro: Steht die vollständige Kontrolle bevor?
Dass ein wachsender Anteil der Bevölkerung dem Bargeld den Rücken kehrt bzw. auf digitale Zahlungsmethoden umsteigt, spielt der Agenda der politischen Entscheidungsträger auf EU-Ebene in die Hände, die ein digitales, staatlich kontrolliertes Finanzsystem etablieren wollen.
Ihr Ziel ist es, das Bargeld vollständig aus dem Verkehr zu ziehen, um den Weg für die Einführung einer sogenannten CBDC (Digitalen Zentralbankwährung) zu ebnen. Eine CBDC ist im Grunde nichts anderes als eine digitale Form einer Fiat-Währung, die von der Zentralbank ausgegeben wird. Was im ersten Moment nach harmlosem technischen Fortschritt klingt, öffnet die Tür für Enteignung und finanzielle Repression.
Digitale Zentralbankwährungen unterscheiden sich von herkömmlichem Fiat-Geld bzw. Bankguthaben vor allem durch ihre Programmierbarkeit. Die Gefahr dahinter ist folgende: Programmierbares Geld kann in der Theorie so gestaltet werden, dass die Zentralbank oder staatliche Stellen direkt in das Vermögen der Nutzer eingreifen können. Beispielsweise könnten Guthaben eingefroren, beschränkt oder automatisch gekürzt werden – etwa durch Negativzinsen oder gezielte Abschöpfungen. Außerdem könnte programmierbares Geld an bestimmte Verwendungszwecke gebunden werden oder ein Verfallsdatum erhalten.
Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die finanzielle Freiheit des Bürgers an konformes Verhalten geknüpft werden. Das heißt: Wird der Bürger unbequem, etwa in Form von kritischer Meinungsäußerung oder Missachtung von Klimavorschriften, droht der potenzielle Entzug der Kontrolle über das eigene Vermögen. Transaktionen wie Gehaltszahlungen, Urlaubsbuchungen oder ähnliches könnten blockiert werden.
Was nach Dystopie klingt, könnte schon bald Realität werden. Die Einführung des digitalen Euros steht bereits vor der Tür. Die Vorbereitungsphase für das Zentralbankgeld, die im November 2023 begann, läuft noch bis Oktober 2025. Danach steht der Einführung praktisch nichts mehr im Weg. Noch vor Jahresende könnte im Euroraum eine Digitale Zentralbankwährung eingeführt werden.
Der Kampf gegen das Bargeld
Wie groß das Interesse der Entscheidungsträger im Hintergrund ist, eine digitale Währung zu etablieren, und wie gezielt tatsächlich auf die Abschaffung des Bargelds hingearbeitet wird, zeigt sich mit Blick auf die weitreichenden Einschränkungen, die auf EU-Ebene derzeit eingeführt werden.
Dazu gehört etwa die Implementierung einer Obergrenze für Bargeldzahlungen. So soll ab 2027 eine EU-weite 10.000-Euro-Obergrenze für Bargeldgeschäfte gelten. Jeglicher Zahlungsverkehr, der über diesen Betrag hinausgeht, wird rechtlich illegal. Die EU-Politiker greifen damit tief in die persönliche Freiheit der Bürger ein. Es stellt sich die Frage, wie man ein solches Verbot überhaupt rechtfertigen kann.
Doch das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Die finanzielle Gängelung geht weiter. Bereits Bargeldzahlungen ab 3.000 Euro sollen strengen Regularien unterworfen werden. Eine neue EU-Regelung sieht vor, dass bei Barzahlungen über 3.000 Euro die Daten der Käufer erfasst und gespeichert werden müssen, um eine spätere Rückverfolgung zu ermöglichen. Das gilt sowohl für gewerbliche als auch für private Transaktionen.
Auch das Bargeld im Umlauf soll weiter reduziert werden. Bereits 2016 hatte die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, die Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknoten einzustellen. Des Weiteren kursiert im EU-Parlament derzeit ein Vorschlag zur Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen. In einer öffentlichen Umfrage der EU-Kommission sprachen sich etwa 70 Prozent der Teilnehmenden für die Abschaffung dieser kleinen Kupfermünzen aus.
Was für viele belanglos erscheint, weil 1- und 2-Cent-Münzen tatsächlich kaum genutzt werden, ist in Wahrheit ein Warnsignal. Die Marschrichtung ist bedrohlich. Zuerst verschwinden die kleinen Kupfermünzen – doch was wird als Nächstes aus dem Verkehr gezogen? 10-Cent-, 20-Cent-, 50-Cent-Münzen, und schließlich vielleicht sogar die 1- oder 2-Euro-Münzen?
Fazit: Die Freiheit schwindet lautlos
Es scheint so, als dass der Trendwechsel, hinzu den digitalen Zahlungsverfahren, kein Zufall, sondern das gewollte Ergebnis einer Politik ist, die den Bürger immer abhängiger und kontrollierbarer machen will. Während Geldautomaten verschwinden und Bankfilialen schließen, bahnt sich der digitale Euro als Instrument staatlicher Überwachung an. Wer Bargeld vernichtet, schafft Platz für programmierbare Währungen und lenkbares Vermögen. Mit dem Aussterben des Bargeldes wird am Ende auch unsere finanzielle Selbstbestimmung beerdigt. Es droht die Gefahr, dass ein System entsteht, das die Bürger – noch extremer als bisher – von oben herab regiert. Ein System, in dem die politische Obrigkeit immer mehr Kontrolle über seine „Untertanen‟ erlangt.


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Der digitale Euro wird sicherlich zu noch mehr Inflation führen und ist dazu gedacht, die Eurostaaten noch enger aneinander zu ketten, was früher oder später die Auflösung der nationalen Zentralbanken nach sich ziehen wird. Dexit unmöglich! Ob da noch jemand seinen Einkauf bar bezahlt, dürfte der EZB egal sein. Dafür wird man eben noch ein paar Scheinchen drucken. Sollen die Leute doch glauben, dass sie frei sind. Um so besser. Was sollte sonst der Hintergrund dafür sein, den digitalen Euro einzuführen? Selbst der private Zahlungsverkehr läuft heute schon zu 90 % bargeldlos. Einkommen, Miete, Steuern, Versicherungen, Versorger, Telefon und Gebühren,… Mehr
Ich kaufe mir derzeit jeden Morgen ein Brötchen. Da ich allein lebe und mir etwas zu essen für die Frühstückspause mitnehmen möchte. Dieses Brötchen kosten 0,60 Euro.
Das bezahle ich ganz sicher nicht mit Karte, noch viel weniger mit Münzen, die es nicht ermöglichen die 60 Cent zu bezahlen. Genau das würde aber passieren, wenn 10,20,50 Cent wegfallen würden.
Ich denke, dass das Bargeld gerade aus einem anderen Grund tatsächlich knapp wird. der Blackout in Spanien hat wohl vielen Menschen gezeigt wie wichtig es sein kann einen Vorrat an Bargeld daheim zu haben – also wird gerade Bargeld gehortet.
„Um eine spätere Rückverfolgung jeglicher gewerblichen oder privaten Transaktion zu ermöglichen..“
Genau das ist er Grund warum ich grundsätzlich nur dann bargeldlos bezahle, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Und das ist extrem selten. Barzahlungsobergrenzen hin oder her. Funktioniert übrigens auch bei Stromausfall.
Stromausfall ist ja (noch) nicht so häufig, wesentlich häufiger höre und sehe ich Karte defekt, falscher Kartenanbieter, Lesegerät defekt, WLAN ausgefallen, Internet ausgefallen. Ein weiterer Aspekt ist, Daten, die erfasst werden, werden auch genutzt und letztlich mißbraucht. Noch werden die bezahlten Artikel nicht mit übertragen, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit. Ich gehe davon aus, daß die verhaltensbasierte Vertragsgestaltung (ähnlich der KFZ-Versicherung, Erfassung der Geschwindigkeiten, Beschleunigungswerte etc. führt zu Ab-/Zuschlägen beim Versicherungsbeitrag) in vielen weiteren Bereichen Einzug hält. Ich gehe zwingend davon aus, daß jemand, der 5 Mal die Woche McDonalds auf der Kreditkarte hat, andere Konditionen… Mehr
Was Sie aufzählen kommt verschärfend hinzu. Und das ist sicher längst nicht alles. Der Kontroll-Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Bei Überwachung, die den Kfz-Gebrauch betrifft empfehle ich: Mobilfunkantenne der ECU abknipsen und geräteseitig mit 50 Ohm anschließen. Sollte helfen.
Hier in Kanada das gleiche. Die Regierung zieht einfach alle Scheine über $20 aus dem Verkehr. Stück für Stück. $100 Scheine werden nirgendwo mehr angenommen. $50 Scheine sieht man nur noch selten. Geldscheine werden einfach nicht mehr nachgedruckt und Banken behalten das Geld ein und geben große Scheine wieder zurück an die Zentralbank. So sind dann nur Scheine $5, $10, $20 und Münzen in zirkulation. Ich würde sagen die Hälfte aller Geschäfte hier akzeptiert kein Bargeld mehr. Man muss praktisch alles mit Kreditkarte bezahlen. Bargeldautomaten gibt’s nur noch selten. In den letzten 10 Jahren sind 50% aller Automaten verschwunden. Immer… Mehr
Wenn man in Geschäften nicht bar zahlen kann, ist das eine Katastrophe für Millionen von Menschen, die blinde oder stark sehbehindert sind oder als Obdachlose kein Konto besitzen oder aufgrund ihres Alters oder einer kognitiven Einschränkung oder weil sie Analphabeten sind (allein 60% der Syrer), die bargeldlose Zahlung nicht hinbekommen.
Ob darüber schon mal die links-woken Politiker überhaupt auch nur ansatzweise nachgedacht haben?
Die wollen doch sonst immer „Gutmenschen“ sein und fabulieren über „Inklusion“. Bargeldabschaffung bedeutet in diesem Falle jedoch absolute Ausgrenzung von Millionen von Mitbürgern und politisches Totalversagen.
Na ja, der Verringerung der Bankfilialen und Bargeldautomaten müssten Sie in meinen Augen die Versorgung mit Bargeld über die Supermärkte gegenüberstellen. Dort lässt sich Bargeld schon mit Kleinsteinkäufen abheben. Und zum Einkaufen geht jeder. Das spart den Weg zur Bank/zum Automaten.
Nein, das ist nur ein nicht vergleichbares Alibiargument. Ich gehe nicht regelmäßig einkaufen, Flaschenpost, Picnic und Rewe Lieferservice machen’s möglich, annähernd komplett auf Ladenlokale zu verzichten. Nicht jeder Laden arbeitet mit jeder Bank zusammen. Nicht jeder Laden bietet überhaupt Bargeldabhebung an. Viele, die es anbieten, tun dies nur bei Vorlage der EC-Karte, nicht bei Kreditkarten, oft nichtmal bei Debitkarten, die ja immer häufiger werden (ist auch verständlich, kostet Gebühren). Die abhebbare Summe ist extrem gering (max. 200€, je nach Laden und Einkaufsvolumen auch darunter). Die Öffnungszeiten sind völlig andere, als am Geldautomaten. Auf dem Weg ins Kino mal eben Geld… Mehr
Ich zahle grundsätzlich bar, so behalte ich nicht nur einen genauen Überblick was ich noch ausgeben kann, sondern auch weil wir seit Jahrzehnten von Politikern regiert werden denen ich nicht traue. Man muß nur an die Wahlversprechen von Herrn März vor der Wahl denken und wissen was er nach der Wahl gemacht hat – kein einziges Wahlversprechen hat er eingehalten, alle gebrochen. Deswegen brauchen wir eine blaue Regierung so schnell es eben geht.
Na dann sollte man doch gleich einmal bei den Geldschöpfungsmöglichkeiten der Banken anfangen. Aber wer will sich schon mit den Geldhäusern anlegen, Berufspolitiker bestimmt nicht.
Was nirgendwo erwähnt wird: wie soll das denn in der Praxis umgesetzt werden? Bekommt dann jeder die EZB-Card, zusätzlich zur Kreditkarte? Alternativ auch als EZB-Pay, analog zu Apple Pay und Google Pay auf dem Smartphone? Dazu muss es dann ja die entsprechenden Konten geben, wer verwaltet die? Ebenso muss dann bei „Barzahlung“ die entsprechende Infrastruktur vorhanden sein, also Kartenleser und Online-Verbindung. Wenn da eine Störung auftritt, ist auch keine „Barzahlung“ mehr möglich. Aber egal, was irgendwelche Bundesbank-Offizielle von sich geben aus der Kategorie „Niemand hat die Absicht …“, das Bargeld wird zumindest in der Euro-Zone verschwinden. Und die allermeisten werden… Mehr
Es sind ja nicht nur staatliche Akteure, die an der Bargeldabschaffung interessiert sind.
Jeder Supermarkt bietet heute schon fast unanständige Preisnachlässe an, wenn man mit der Äääpp einkauft und digital bezahlt.
Und wenn man dann noch sieht, wie manche eine regelrechte Zeremonie daraus machen mit dem Handy oder der Smartwatch, dem Überwachungsgerät, was sich nur noch um Millimeter von einen Chipimplantat unterscheidet, bezahlen, schwant dem Bargeldfan, dass er es sehr schwer haben wird.
„Regelrechte Zeremonie“, das haben Sie gut beobachtet. Mir scheint bei diesen Zahlern auch jede Menge Eitelkeit mit im Spiel zu sein.
Ich denke mir dann aber jedes Mal meinen Teil dazu.
Aber mir schwant eben auch Böses…