SPD fordert „Einsamkeitsbeauftragten“ der Regierung

Die SPD fordert: „Es muss für das Thema Einsamkeit einen Verantwortlichen geben, bevorzugt im Gesundheitsministerium, der den Kampf gegen die Einsamkeit koordiniert.“

imago Images / photothek

Das sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er fordert die Einsetzung eines Regierungsbeauftragten, der sich um das Problem anhaltender Einsamkeit in der Gesellschaft kümmert. Er bezieht sich dabei auf Großbritannien, wo es einen solchen Beauftragten gibt. „Bisher wurde die Zahl der Krankheiten, die durch Einsamkeit ausgelöst werden, unterschätzt“, sagte der SPD-Fraktionsvize der „Welt am Sonntag“. „Neueste Forschungsergebnisse beweisen, dass diese häufig psychischen Leiden wie Depressionen, Angststörungen, aber auch starke Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Demenz auslöst.“

Lauterbach sieht in der Vereinsamung ein „wichtiges Thema für Koalitionsverhandlungen, sollte es dazu kommen“. Eben noch wollte uns Kevin Kühnert mit „Kollektivierung“ beglücken und jetzt kommt Lauterbach, der ebenfalls zum linken SPD-Flügel gehört, und will uns mit einem Regierungsbeauftragten gegen Einsamkeit beglücken.

Die anderen Parteien legen nach

Der familienpolitische Sprecher der CDU Marcus Weinberg forderte eine „Enttabuisierung“ des Themas Einsamkeit, „damit einsame Menschen eine Lobby haben und Einsamkeit nicht in einer Schmuddelecke bleibt“. „Wir müssen uns des Themas Einsamkeit annehmen, Forschung hierzu fördern, Programme auflegen, neue Konzepte entwickeln“, forderte er.

„Eine umfangreiche Studie, um die gesellschaftlichen Folgekosten abschätzen zu können“, fordert Maria Klein-Schmeink von den Grünen. „Aber ich gehe davon aus, dass sich jede Investition gegen Einsamkeit auch wirtschaftlich lohnt – von den positiven Auswirkungen auf jeden einzelnen einsamen Menschen ganz zu schweigen“, so die grüne Politikerin.

Bundesregierung sagt Einsamkeit den Kampf an. Wirklich?
Jede Partei hat eine andere Idee, was man gegen Einsamkeit tun müsse. Und in der „Welt“ rechnet uns eine Journalistin vor, wie Einsamkeit unserer Wirtschaft schadet. Da haben die Politiker wieder etwas entdeckt, um das sie sich kümmern können. Traurig, wie unkritisch viele Journalisten darauf reinfallen, wenn irgendein Thema hochgekocht wird. Die deutsche Wirtschaft, die in ihren Kernindustrien (Auto, Energie usw.) gerade von deutschen Politikern kaputt gemacht wird, hat andere Probleme als die, die jetzt in einer neuen Einsamkeitsstudie erforscht werden sollen.

Mir fällt dazu der berühmte Ausspruch von Ronald Reagan ein: „Die zehn furchterregendsten Wörter der englischen Sprache sind: ‚Hi, ich komme von der Regierung, um Ihnen zu helfen!'“

Muss sich der Staat um alles kümmern?

Ist Einsamkeit ein Problem? Ja.

Ist Einsamkeit ein Problem, um das sich der Staat kümmern muss? Nein

Es gibt viele menschliche Probleme, um die der Staat sich nicht kümmern sollte. Mit der gleichen Berechtigung, mit der die SPD einen Einsamkeitsbeauftragten fordert, könnte man auch fordern:

  • Regierungsbeauftragter, der sich um die vielen Menschen mit unbefriedigendem Sexualleben kümmert.
  • Regierungsbeauftragter, der sich um unglückliche Menschen kümmert.
  • Regierungsbeauftragter, der sich um Menschen kümmert, die unter Stress leiden.
  • Regierungsbeauftragter, der sich um Hypochonder kümmert.

Ich wette, Wissenschaftler könnten rasch von Politikern beauftragte Studien hervorzaubern, die belegen, wie viele Personen unter einem unbefriedigenden Sexualleben leiden, welche psychosomatischen Auswirkungen das hat und wie sehr darunter die Produktivität der Wirtschaft leidet. Und sie könnten ausrechnen, wie viele Milliarden Euro Hypochonder die Krankenkassen kosten, also Leute, die wegen eingebildeter Krankheiten laufend zum Arzt rennen, obwohl sie gar nicht krank sind. Die „Zeit“ schlug unlängst bereits Alarm und nannte folgende Problemgruppen: „Menschen mit einer sogenannten Somatisierungsstörung. Mehr als zehn Prozent leiden daran, an der klassischen Hypochondrie laboriert nur etwa ein Prozent. Hochgerechnet auf Europa, sind das mehr als 42 Millionen Somatisierer und etwa 4,2 Millionen Hypochonder. Gesund, aber sorgenvoll zum Arzt zu gehen grassiert wie ein Virus“, so die „Zeit“. Also: Zeit für einen Somatisierer- und Hypochonderbeauftragten der Regierung?!

In der Forderung, der Staat müsse etwas gegen Einsamkeit tun (und ich habe noch keine Partei gefunden, die widerspricht) zeigt sich das Menschenbild und das Staatsverständnis. Der deutsche Staat versagt bei vielen seiner Kernaufgaben (Verteidigung, Bildung, Infrastruktur) und richtet viel Unheil durch permanente Einmischung in die Wirtschaft (Energie- und Autoindustrie) an.

Unser Drama in Deutschland kann man mit einem Satz beschreiben: Dort, wo der Staat schwach sein sollte, wird er immer stärker, und dort, wo er stark sein sollte, wird er immer schwächer.

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Kommentare ( 157 )

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157 Comments
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Nachdenkerin X
4 Jahre her

Wenn der „Einsamkeitsbeauftragte“ wirklich kommt, fürchte ich etwas ganz anderes. Wahrscheinlich darf man dann nicht mehr alleine zu Hause sein und Bücher lesen, alleine wandern, sondern es wird von Staats wegen ermittelt, ob man mit diesem Verhalten nicht asozial ist – in dem Fall hätten die Sozis wahrscheinlich gar kein Problem damit, dieses verpönte Wort zu benutzen. Und wer alleine ist, MUSS doch wohl unter Depressionen, Bluthochdruck, Fußpilz und Haarausfall leiden! Dann flattern einem sicher Einladungen ins Haus: Töpfern mit Mbumga Mwongo, dem netten Flüchtling aus Kamerun; Malen mit Lieselotte X von der Caritas; Singen mit Feine Sahne Fischfilet; Handarbeiten… Mehr

bfwied
4 Jahre her
Antworten an  Nachdenkerin X

Es ist zum Erbrechen! Der gesamte linke Haufen der Weltverbesserer und machtbetrunkenen Nannies ist zum Erbrechen. Aber es ist wieder nur Deutschland. Es war und ist und bleibt einer der Weltproblemfälle, wobei das große Problem mit Mohameds Jünger der Menschenfeindlichkeit erst noch kommt.

Susanne R.
4 Jahre her

Oh, der Gesundheitsexperte sieht aber auf dem Foto relativ krank aus. Er wird doch nicht an Einsamkeit leiden? Dann kann er ja Beauftragter werden und sich erstmal um sich selber kümmern. Am besten Zuhause.

Klaus Weber
4 Jahre her

Enorm zukunftsträchtiger und wichtiger Beauftragtenposten…………….! Für die SPD! Um die herum wird es gerade verflucht einsam. ?

Contra Merkl
4 Jahre her

Der Einsamkeitsbeauftragte kann sich dann um Andrea Nahles und ihre Arbeitsgruppe Pferd kümmern.
Glück auf. Die SPD packt wirklich die dringensten Probleme dieser Zeit an.

Th.F.Brommelcamp
4 Jahre her

Der Beauftragte der sich um die Rest SPD kümmert?

alex01130
4 Jahre her

sehr gutes foto. lauterbach sieht so verrückt aus wie seine facebook postings.?

FZW
4 Jahre her

Ich bin gespannt, wann der Gänseblümchenbeirat eingeführt wird.
Diesen Politidioten ist dach nichts zu dämlich um den Staat weiter aufzublähen um möglichst vielen Spetzln ein Unterkommen zu ermöglichen.

Graeferin
4 Jahre her

Dazu fällt mir Wilhelm Busch ein „wer einsam ist, der hat es gut, weil niemand da, der ihm was tut…“

Graeferin
4 Jahre her

Die Einsamen bekommen jetzt Familien geschenkt. Das ist wertvoller als Gold.

Bambu
4 Jahre her

Auch wenn ich herzhaft bei dem Artikel und den Kommentaren gelacht habe, das Thema ist ernst, weil es den desolaten Zustand der etablierten Parteien zeigt. Allzu schwer ist die Lösung der eigentlichen Probleme für die schlecht qualifizierten Politiker geworden und es wird deshalb auf Nebenkriegsschauplätze geflüchtet. Gerade in der SPD dürfte auch die Hoffnung mitschwingen, dass neue Organisationen entstehen, welche ein warmes Plätzchen für ihre Anschlussverwendung nach der Abwahl bereitstellen. Ganz nebenbei kann man noch all diejenigen bedienen, welche nach Abschluss sinnloser Studiengänge einen Platz auf dem Arbeitsmarkt finden wollen. Es geht hier nicht um die Einsamkeit von Menschen, denn… Mehr