Tichys Einblick
Laschet und Weil geben Impfnebenwirkungen zu

Es war eine Pandemie der Lügen. Nun kommt die Zeit der Wendehälse

Man darf die Corona-Aufarbeitung nicht denen überlassen, die für die Pandemie-Politik verantwortlich waren. Wer die Maßnahmen forderte, hat sich schuldig gemacht. Diese Leute werden bei ihren Aussagen darauf bedacht sein, Vergangenes weniger schlimm aussehen zu lassen. Die Aufarbeitung darf kein billiges Manöver für Wendehälse werden. Von Friedrich Pürner

Ministerpräsidenten Armin Laschet und Stephan Weil, Berlin, 6. Juni 2019

IMAGO / Emmanuele Contini

„Pandemie der Ungeimpften.“ „Impfung ist nebenwirkungsfrei.“ „Tyrannei der Ungeimpften.“ „Geimpft, genesen, gestorben.“ Man kann mit diesen oder ähnlichen Aussagen ganze Seiten füllen. Einigen Politikern, Funktionären und Medienvertretern war keine Aussage zu dümmlich, um kritische Menschen abzuwerten. Es schien so, als wollte man sich wechselseitig überbieten. Die Aussagen wurden immer heftiger. Tabus fielen. Jeglicher Anstand wurde über Bord geworfen.

Diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, seien Teil einer schäbigen Desinformation in den sozialen Medien, so sprach Karl Lauterbach noch am 13. Februar 2022 bei Anne Will. Da stellt sich nun die Frage, WER mittels schäbiger Desinformation in den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten agierte?

Der Wendehals im Gesundheitsministerium
Karl Lauterbachs perfide Wendung in Sachen Corona-Impfung
Da nun die schweren Impfnebenwirkungen und Impfschäden deutlich erkennbar werden und immer mehr ans Licht kommen, kam Karl Lauterbach nicht mehr daran vorbei und räumte diese ein. Dabei hantierte er mit Zahlen, deren Beleg er gewohnt schuldig blieb. Dennoch räumte er sie ein. Dies darf als deutliches Indiz dafür gelten, dass die Höhe der Impfgeschädigten weit höher liegt. Auch soll wohl die Bevölkerung auf Schlimmeres vorbereitet werden. Andere Politiker sind Lauterbach bereits gefolgt.

So zum Beispiel Armin Laschet (CDU) oder Stephan Weil (SPD). Was vor Monaten noch undenkbar war, sprachen beide Politiker nun aus. Sind Laschet und Weil nun Querdenker? Oder gar Nazis und Coronaleugner? Was sich nun schon wieder abwegig anhören mag, war bis vor wenigen Monaten noch traurige Realität. So wurde man bezeichnet, wenn man es wagte, das Wort „Impfnebenwirkung“ in den Mund zu nehmen.

Nun möchten die Politiker den Absprung nicht verpassen. Für eine Impfpflicht will keiner mehr gewesen sein. Die habe nur Lauterbach gewollt oder man habe es nicht besser wissen können. Vor einem Jahr noch übertrumpften sich die Ministerpräsidenten mit scharfen Maßnahmen und lächerlich anmutenden Impfanreizen. Es gab Impfaktionen, die primitiv mit Freibier und Bratwurst lockten. Alles Maßnahmen, die vor „Überzeugung“ nur so strotzten.

Jeder konnte um Nebenwirkungen wissen. Tatsächlich?

Nun aber gibt Armin Laschet zu, dass der Ministerpräsidentenkonferenz die Existenz von Nebenwirkungen bewusst war. Sich sichtlich unwohl fühlend, erklärte der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Laschet am 19. März 2023 im ZDF, dass man Impfschäden nicht habe bestreiten wollen, aber „man hat’s nicht gesagt. Man hat’s nicht kommuniziert.“ Und das habe gerade „Leugnern und Verschwörungstheoretikern Raum gegeben“. Jeder wisse ja, dass es bei jeder Impfung Nebenwirkungen geben kann. Was für ein Statement. Welch Unverschämtheit.

Verantwortung in der Corona-Krise
Sollbruchstelle Lauterbach
Wer diese Aussage von Laschet bereits als Aufarbeitung bejubelt, der sollte kurz innehalten. Denn Laschet hat mitnichten zur Aufarbeitung angesetzt. Er ist auch weit von einem Schuldeingeständnis oder einer Entschuldigung entfernt. Er räumt ein, dass „Kritik am Kommunikationsmanagement“ berechtigt sei. Mit seinen Aussagen schiebt er, ohne mit der Wimper zu zucken, den Schwarzen Peter der Bevölkerung zu. Nach dem Motto: Was so offensichtlich ist wie Nebenwirkungen bei Impfungen, das müssen die Ministerpräsidenten nicht extra zur Sprache bringen. Der Bürger ist mündig und hätte es sich doch denken können. Er macht es sich sehr einfach mit dieser Aussage. Auch war die Kommunikation sicher nicht der einzige Fehler der Politik. So funktionieren Aufarbeitung und Reue nicht, lieber Herr Laschet.

Ja, es ist gut, wenn nun offen über Impfschäden gesprochen wird. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, dass wir dem Ersten, der über seinen Schatten springt, zujubeln. Denn Politiker springen nur so hoch sie müssen. Laschet macht genau das, was er als Politiker kann. Er spricht das aus, was gerade am besten ankommt, und versucht gleichzeitig, dabei gut wegzukommen.

Wie sehr sich Laschet in dem Interview intellektuell entblößt, zeigt seine Antwort auf die Frage, weshalb er damals noch kein Erfassungssystem für Impfschäden implementiert habe. Laschet antwortete: „Zu dieser Zeit hatten wir wenig Signale über Impfschäden.“ Ja wie nun? Wenn doch jeder wissen konnte, dass es Nebenwirkungen geben kann, weshalb dann kein Erfassungssystem? Muss erst immer der Schaden groß sein, bis die Politik handelt? Laschet windet sich heraus. Das ist der Punkt. Er ist Politiker. Er ist Profi. Wie Stephan Weil.

Impfschäden haben „ähnlich hohe Bedeutung“

Prozedere und Nomenklatur
Und es gibt sie doch – die Impfschäden
Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, nahm am 19. März 2023 ebenfalls zu den Impfschäden im ZDF Stellung. Er nehme die Impfschäden nun sehr ernst. Es sei nicht zu bestreiten: Es gebe keine Impfung, die – millionenfach durchgeführt – nicht auch in Einzelfällen zu Impfschäden führen könne. Die Betroffenen sollen den Eindruck haben, dass sie ernst genommen werden. Auch diese Aussage hört sich nett an, hat es aber in sich. Denn die Betroffenen sollten nicht allein den schlichten Eindruck haben. Den Betroffenen muss tatsächlich geholfen werden! Weil geht aber noch weiter. Er möchte, dass Impfgeschädigten eine „ähnlich hohe Bedeutung“ zugemessen werde wie Long-Covid-Patienten. Man achte auch hier auf die Wortwahl des Politikers. Ähnlich hoch. Nicht gleich hoch.

Derselbe Stephan Weil forderte noch im Dezember 2021 eine Impfpflicht und drohte Impfverweigerern mit Bußgeld und Ausschluss vom Arbeitsplatz.

Druck statt Argumente

Weshalb fällt es den Verantwortlichen so schwer, sich für ihre harschen und ausgrenzenden Aussagen zu entschuldigen? Weshalb nahm man nicht von Anfang an die Diskussion über schwere Impfnebenwirkungen ernst? Weshalb diskutierte man während der Pandemie nicht offen über Vor- und Nachteile bestimmter Maßnahmen? Auch wenn es anders behauptet wurde, war die Zeit dafür da. Der Wille dazu fehlte. Es stapelten sich weder Leichenberge auf den Straßen, noch war das Gesundheitssystem in Gänze überlastet. Letzteres wurde immer wieder versucht, den Bürgern zu verkaufen. Dieses Narrativ gehört jedoch in das Reich der Legenden. Es sollte Druck erzeugen, weil es an guten Argumenten mangelte.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Die Impfung war die Möglichkeit der Politiker, dem Volk zu zeigen, dass man handelt. Viel zu früh für die Politik gab es die ersten schweren Impfnebenwirkungen. Manche wurden direkt in den Impfzentren sichtbar. Sehr früh zu Beginn der Impfkampagne zeigte sich, dass vollständig Geimpfte trotzdem erkranken und das Virus weitergeben können. Belege hierzu sind die Ausbrüche in den Alten- und Pflegeheimen. Dort infizierten sich Geimpfte gegenseitig, erkrankten und starben leider auch. Damit brach ein weiteres Narrativ zusammen.

Die Impfung schützte nicht so, wie es versprochen wurde. Aufgrund des grausigen Drucks durch die 2G-Beschränkungen ließen sich dann noch einige auf die Impfung ein. Völlig unnötig, da bereits klar war, dass die Impfung weder vor Infektion noch vor einer Übertragung schützen würde. Als sei das nicht genug, wurde weiterhin die Impfpflicht gefordert. Der Druck wurde allein durch die Diskussion darüber erhöht. Letztendlich kam die sektorale Impfpflicht, die dazu führte, dass sich wieder einige Menschen der Impfung beugen mussten.

Im Lichte des Druckes dieser Pflicht erscheint es fast überheblich, wenn man sich die Aussagen von den beiden oben genannten Politikern noch einmal in Erinnerung ruft.

Verursacher und Wendehälse dürfen nicht das „Wie“ bestimmen

Die Zeit der Corona-Aufarbeitung hat begonnen. Man darf das „Wie“ aber keinesfalls denen überlassen, die für eine Zeit des Schreckens, der Ausgrenzung und für massive Impfschäden verantwortlich waren. Wer all diese Maßnahmen forderte und unterstützte, der hat sich schuldig gemacht. Diese Personen werden bei all ihren Aussagen stets darauf bedacht sein, Vergangenes weniger schlimm aussehen zu lassen. Das verwässert die Aufarbeitung. Auch darf die Aufarbeitung kein billiges Manöver für Wendehälse werden. Die Aufarbeitung müssen Personen übernehmen, die ohne Eigeninteressen oder Schönreden der Fehler agieren können.

Dr. med. Friedrich Pürner, MPH
Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen, Epidemiologe