Die Regierung lockert beim Neubau still die Energieregeln und verkauft das als Förder-Comeback: Ab 16. Dezember gibt es wieder Geld für Häuser nach EH55. Der Grund ist brutal einfach: Wegen der Vorgaben wurde kaum noch gebaut, teils minus 70 Prozent. „Entlastung“ kommt spät – und reicht kaum. Von Peter L. Pedersen
picture alliance / imageBROKER | Udo Herrmann
Die Bundesregierung präsentiert die Wiederaufnahme der Förderung zum Effizienzhausstandard 55 ab dem 16. Dezember 2025 als Entlastung für den Wohnungsbau. Tatsächlich ist sie vor allem das Eingeständnis, dass die zuvor beschlossenen energetischen Verschärfungen die Bauwirtschaft an den Rand des Stillstands geführt haben. Bis zu 70 Prozent Einbruch im privaten Einfamilienhausbau sprechen eine deutliche Sprache. Mit EH55 kehrt nun ein Förderstandard zurück, der noch vor kurzem als unzureichend galt. Ein politischer Kurswechsel – allerdings einer, den man ungern laut ausspricht.
Förderprogramme mit engen Grenzen
Die KfW vergibt wieder zinsgünstige Darlehen für Neubauten und Erstkäufe im EH55-Standard. Bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit sind möglich, im eigens geschaffenen Niedrigpreissegment bis zu 100.000 Euro. Die Zinssätze reichen dabei je nach Laufzeit von wahrlich traumhaften 0,01 % bis über 2 % – formal attraktiv, praktisch jedoch stark kontingentiert. Denn die Fördermittel sind begrenzt: 800 Millionen Euro insgesamt. Bei realistischen Fördersummen reicht das gerade einmal für 5.000 Wohneinheiten – eine Zahl, die angesichts 760.000 fehlender Wohnungen eher symbolischen Charakter hat.
Energetische Vorgaben: Die entscheidende Hürde
Wesentlich komplizierter als die Finanzierung sind die technischen und regulatorischen Anforderungen. EH55 setzt voraus:
- hochwertigen Wärmeschutz, niedrigen Primärenergiebedarf und CO2-Emissionen inklusive Blower-Door-Test,
- dreifach verglaste Fenster,
- mindestens 65 % erneuerbare Wärmeversorgung,
- und den Ausschluss fossiler Brennstoffe.
Doch spätestens beim Blick auf das neue Niedrigpreisprogramm zeigen sich ideologische Widersprüche: Hier sind auch Biomasse-Heizungen wie Pelletöfen ausgeschlossen. Genau jene Technik also, die im unteren Preissegment zuverlässig, bezahlbar und im Winter stabil funktioniert.
Warum Biomasse ausgeschlossen wird – und wem das nützt
Die Begründung hierfür ist politisch: Holzfeuerung gilt in Teilen der Bundesregierung als „nicht zukunftsfähig“. Dabei wird gerne einmal ein einfacher Holzscheitkamin mit einem elektronisch gesteuerten Pelletofen in einen Topf geworfen, der – anders als der Holzscheitkamin – die beiden elementaren Grundsvoraussetzungen einer regulären Heizung erfüllt: automatische Temperatursteuerung und Zuführung des Brennstoffs.
Zudem weisen Vertreter der Forstwirtschaft seit Jahren darauf hin, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung ohne die Verwertung von Reststoffen – Späne, Hackschnitzel – nicht funktionieren kann. Bricht dieser Markt weg, leidet die gesamte Wertschöpfungskette.
Der Ausschluss von Biomasse bevorzugt indirekt jene Heiztechnik, die als politisches Leitprojekt gilt: die Wärmepumpe. Dass diese teurer ist und die Baukosten des „Niedrigpreissegments“ nahezu automatisch über das Ziel hinausschießen lässt, scheint politisch einkalkuliert.
Es wäre voreilig, von direkter Einflussnahme zu sprechen – doch die Interessenlage ist offensichtlich: Wo Biomasse nicht zugelassen wird, bleiben nur die technisch anspruchsvollen und kostenintensiveren Luft-Wasser- oder sogar Sole-Wärmepumpen. Für Hersteller ein Segen, für Bauherren ein zusätzliches Preisschild.
Ein Niedrigpreissegment, das in der Praxis nicht existieren darf
Das politisch beworbene Programm für günstigen Wohnraum wirkt wie ein Versprechen, das bereits in der Konstruktion an der Realität vorbeigeht. Denn ein „Niedrigpreis-Haus“, das teure Wärmepumpentechnik und EH55-Standards erfüllen muss, ist nur selten günstig zu bauen.
Das wirft eine These auf, die zumindest Diskutierens wert sein dürfte: Dass ein Programm, das faktisch kaum nutzbar ist, später als Beleg dienen könnte, dass „niemand“ günstige Neubauten wolle. Die politische Konsequenz wäre klar: Ein weiterer Beweis, dass Lockerungen der Vorschriften angeblich unnötig seien.
Für wen lohnt sich der geförderte Effizienzstandard 55 trotzdem?
Trotz begrenztem Volumen kann die Förderung sinnvoll sein – allerdings nur für klar umrissene Gruppen:
- Best-Ager, die sich verkleinern und über die KfW bessere Konditionen als am freien Markt erhalten.
- Unternehmen, die Wohnraum zur Mitarbeiterbindung schaffen wollen – ein Modell, das im Mittelstand zunehmend an Bedeutung gewinnt.
- Investoren, die seriös kalkulieren und auf Dauervermietung setzen.
Was die neuen Förderangebote grundsätzlich verschweigen, ist der Umstand, dass erschwingliches Bauland immer knapper und ebenfalls immer teurer wird. Denn auch dieser Markt ächzt unter immer schärferen umwelttechnischen Restriktionen. Für private Bauherren ohne Grundstück bleibt die Förderung entsprechend unerreichbar. Ein eigenes oder erbgepachtetes Grundstück ist zwingend erforderlich.
Die KfW soll flicken, was die Politik eingerissen hat
Die EH55-Förderung ist kein neues Fundament für den Wohnungsbau, sondern ein politischer Reparaturversuch. Sie lindert, was zuvor durch übersteigerte Energiepolitik verschärft wurde. Doch viele strukturelle Probleme bleiben unangetastet: hohe Baukosten, überbordende Regulierung, fehlende Technologieoffenheit.
Solange Ideologie die Baupolitik lenkt und Technikoffenheit als Störfaktor gilt, bleibt selbst die beste Förderung nur ein Feigenblatt und Deutschland baut weiter an seiner zentralistisch gesteuerten Wohnungsnot.

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Diese Ideoten – anders kann man die Verantwortlichen nicht nennen – sind derart von ihrer Ideologie und Opportunität eingenebelt, dass ihnen der Untergang Deutschlands am Allerwertesten vorbeigeht.
Fördermittel sind Subventionen. Subventionen sind Steuergelder, die abfließen. Steuergelder müssen von der Bevölkerung erwirtschaftet werden.
Statt den Wohnungsmangel, der primär durch die Massenmigration entstanden ist, durch bauen zu beheben, wird der Mangel verwaltet.
Naja, und die Energievorgaben sind sicherlich größtenteils den EU Vorgaben geschuldet.
Bauwirtschaft am Ende….für mich eine sehr gute nachricht! Vielen scheint nicht klar zu sein für wen „wir“ die ganzen wohnungen bauen und was das für folgen hat. Zu 99% werden die wohnungen für migranten gebaut und je mehr wir bauen desto mehr menschen werden ins land kommen oder geholt. So ist die immobilienlobby der größte lobbyist der pro massenzuwanderung ist. Damit wird aber schluss sein wenn die AfD regiert/mitregiert bzw wird die immobilienlobby drastische verluste hinnehmen müssen. Wenn die AfD es schafft nur die hälfte der ausländer aus dem land zu „werfen“ werden auf einen schlag 3-4 millionen wohungen frei… Mehr
„Als alter real-sozi…“
Als westdeutscher Altlinker haben Sie doch realen Sozialismus nie erlebt. Ihre vereinfachte Sicht auf die AfD als Anti-Ausländer-Partei lenkt von den grundsätzlichen Problemen der Linken ab, die immer, wo sie an der Macht waren, eine Schneise der Verwüstung hinterließen.
Solange es alle Menschen in die Städte zieht, kann man tun was man will: Wohnraum in den Städten ist und bleibt enorm teuer.
Es ist dabei völlig egal, wen oder was man fördert. Denn jede Förderung wird den Bodenpreis (der sich als Differenz zwischen Baukosten und erzielbarem Preis für Wohnraum darstellt) erhöhen. Das begreift in der Politik aber niemand, und deshalb wird sich das Problem nur weiter verschärfen.
Nicht nur das – was ist wenn die ukrainer und syrer wieder in ihre heimat gehen – gehen müssen. Und wenn die AfD ihre politik hier durchsetzen kann werden wir bald (dann) von einem leerstand sprechen zumal wenn man jetzt noch viel bauen würde. Wir haben 14 millionen ausländer im land und wenn „man“ nur die häflte „rauswerfen“ würde wären das auf einen schlag um die 3-4 millionen wohnungen die dann wer bewohnt?
der Wohnungsmangel ist nicht mehr auf Städte begrenzt.
Ich glaube schon, dass Politiker sehr wohl um die Bedeutung des Bodenpreises wissen. Es hat schon seinen Grund, weshalb Städte und Kommunen äußerst sparsam Baugrund ausweisen. Die Grunderwerbsteuer ,bemessen am Grundstückspreis, ist eine wichtige Einnahmenquelle und steigende Preise, lassen zudem die Grundsteuer steigen. Auch eine wichtige Einnahmenquelle.