Wie eine Veganerin wiederholt den Holocaust verharmlost

In der Sendung “Talk im Hangar-7” setzt eine militante Veganerin Massentierhaltung mit der Shoah gleich. Dies macht sie nicht zum ersten oder zweiten Mal, bleibt aber dieses Mal wenigstens nicht unwidersprochen. Diese Rhetorik hat Programm und geht auf den Philosophen Peter Singer zurück. Was bleibt, ist ein Schlag in die Magengrube der Angehörigen der Opfer. Von Samuel Faber

Screenprint: ServusTV/Talk im Hangar-7
Eine faire Diskussion mit Raffaela Raab ist unmöglich zu führen. Die selbsternannte radikale Veganerin fällt ständig ins Wort und versucht, mit kurzen Kommentaren die Diskutanten aus dem Konzept zu bringen. Nicht selten mit Erfolg. Mit einer vorlauten Ignoranz, die man guten Gewissens als dummdreist bezeichnen kann, kämpft sie für eine Welt, in der Tiere die gleichen Rechte haben wie Menschen. Ihr Extremismus ist radikal, ihre Argumente sind seicht und durchschaubar, doch nur wenige Gesprächspartner leisten Widerworte.

Dabei ist ihre Wortwahl altbekannt und vom Philosophen Peter Singer entliehen. Der Australier gilt als der intellektuelle Büchsenspanner für die vegane Bewegung. Singer unterscheidet nicht zwischen Mensch und Tier, sondern zwischen drei verschiedenen Wesen und zwischen Personen und Nichtpersonen.

Fehlende Abgrenzung zwischen Mensch und Tier

So sind laut dem Australier beispielsweise Pflanzen nicht bewusste Wesen. Diese sind nicht in der Lage, Schmerz zu empfinden. Bewusste Wesen, wie Fische, sind dagegen empfindungsfähig, während selbstbewusste Wesen Wünsche und Ziele definieren können, die Singer ‚Präferenzen‘ nennt.

Hauptkritikpunkt an seiner Theorie: Die Abgrenzung von Mensch zu Tier ist nicht gegeben, ja sogar gewollt schwammig definiert. So kann ein selbstbewusstes Wesen ein Mensch sein, aber auch ein Affe, der in der Lage ist, komplexe Probleme zu lösen. Ist der Mensch jedoch geistig behindert, so rutscht er in Singers Präferenzhierarchie ab: Er ist nur noch ein bewusstes Wesen. Fehlt das Schmerzempfinden in Gänze, so wird aus einem Menschen ein nicht bewusstes Wesen.

Sonderpädagogen kritisieren Singer scharf

Diese Hierarchie ist für Singer insofern wichtig, als sie die Wertigkeit der Existenz in der Gesellschaft widerspiegelt. Bei bewussten und selbstbewussten Wesen müssen ihre Interessen berücksichtigt werden; bei nicht bewussten Wesen hingegen nicht. Das kann bedeuten, dass ein behinderter Mensch unter Umständen entrechtet wird und Tiere hingegen einen höheren juristischen Stellenwert in einer Gemeinschaft haben können.

Kurz gefasst: Eine Person ist laut dem Präferenzutilitarismus ein Lebewesen, das selbstbewusst, empfindungsfähig, autonom ist und Interessen, also Präferenzen hat. Kann er seinen Wünsche für die Zukunft nicht nachgehen
und fehlt auch ein Identitätsbewusstsein, so kann er nach dem Philosophen auch keine Person sein. Es ist kein Wunder, dass vor allem Sonderpädagogen die Nackenhaare aufstellen, wenn der Name Peter Singer fällt.

“Die Ursula Haverbeck der veganen Ultras”

Raffaela Raab argumentiert genauso. In der Sendung Talk im Hangar 7 von 13.07.2023, in der auch Roland Tichy zu Gast war, schoss die Österreicherin den sprichwörtlichen Vogel ab: “Wenn ich Diktator wäre, würde ich auf Basis von Gesundheit und Umwelt tierische Produkte verbieten.” Doch mehr noch. Auf die fiktive Frage “Es sind doch nur Tiere”, antwortet sie: “Das hat man auch bei der menschlichen Sklavarei oder dem Holocaust vergleichen. (…) Das sind doch nur Juden, hat man damals gesagt.”

Laut Raab gibt es in der Tierhaltung “Gaskammern”, die man mit Konzentrationslager vergleichen kann. Sie möchte nicht Teil dieses “faschistischen Systems sein.” Ein Twitternutzer gab der Aktivisten daraufhin den Titel: “Die Ursula Haverbeck der veganen Ultras”. Ein anderer Nutzer stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung, Verunglimpfung des Andenkens und der Verstorbenen sowie wegen Beleidigung.

Mit einem Lächeln auf die Opfer der Shoah spucken

Das eigentlich Schlimme ist: Bis auf Roland Tichy leistete keiner der anwesenden Gäste Gegenrede. Offensichtlich ist es in Österreich kein Problem, die Verbrechen der Shoah zu verharmlosen und auf die Opfer und deren Angehörige zu spucken. Es beschämt, was möglich ist, wenn eine Aktivistin stumpfe Judenfeindlichkeit verbreitet. Der Slogan “Nie wieder!” beschränkt sich bei vielen offensichtlich ausschließlich auf die Zeit zwischen 1933 und 1945, was dem guten Gewissen, nicht aber der Realität gerecht wird.

Den Vergleich bemühte Raab dabei auch nicht zum ersten Mal:

— DER SPIEGEL (@derspiegel) February 15, 2023

Die Rhetorik, derer sich Raab wiederholt bedient, ist nicht neu. Vor rund 15 Jahren machte die vegane Extremistengruppe PETA mit der Aktion “Holocaust on your Plate” aufmerksam, in der Bilder aus Konzentrationslagern mit Aufnahmen von Szenen in der Tierhaltung gleichgesetzt wurde. Diese Pietätlosigkeit ist unanständig und bedeutet jedes Mal einen Schlag in die Magengrube der Angehörigen der Opfer.

Raffaela Raab stört das nicht. Ihre abstoßende Taktlosigkeit hat System und gehört zum Programm: Auffallen und provozieren um jeden Preis. Dass die 27-Jährige auch kein Problem damit hat, mit einem kaum einzuhaltenden Grinsen die Toten von Auschwitz, Buchenwald, Mauthausen oder Dachau zu verhöhnen, passt da gut ins Bild. Weniger orthodox, dafür umso freizügiger zeigt sich Raab übrigens auf dem Pornowebdienst ‚Onlyfans‘, bei dem sie mit freizügigen Bildern und Videos die vegane Männerwelt begeistert. Für 20 schlappe US-Dollar im Monat bekommt man dort intime Einblicke der militanten Veganerin. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

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