Notizen aus dem Biotop der Öffentlich-Rechtlichen

Mit der beschönigend als „Demokratieabgabe“ (so als erster WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn) deklarierten Zwangsgebühr wird Missbrauch betrieben: Führende Mitarbeiter werden fürstlich honoriert, der Wahrheitsgehalt beim Vermitteln und Kommentieren von Nachrichten sinkt: Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.

IMAGO/W.M. Weber, epd, M. Handelmann / Collage: TE

Die „Öffentlich-Rechtlichen“ ARD, ZDF, DLF und DW mit ihren mehr als siebzig Programmsparten verfügen über jährlich 10,03 Milliarden Euro: 8,4 Milliarden Euro aus Rundfunk(zwangs)gebühren, rund 1,6 Milliarden aus Werbeeinnahmen, Programmverwertung usw. Das sind 27,4 Millionen täglich, 191,8 Millionen wöchentlich und 833,3 Millionen Euro monatlich. Zahlungspflichtig sind rund 38 Millionen Haushalte mit einer Zwangsgebühr von jährlich je 220,32 Euro. Wenn es nach den Wünschen von ARD-Chef und SWR-Intendant Kai Gniffke geht, soll der Betrag für 2025 bis 2028 auf jährlich 302,28 Euro steigen. In Prozent wäre das ein Plus von 37,2 Prozent.

Diese Gelder werden beschönigend als „Demokratieabgabe“ (so als erster WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn) deklariert. Indes sind es Summen, mit denen Missbrauch betrieben wird: Nicht nur führende Mitarbeiter werden fürstlich honoriert, und den Wahrheitsgehalt nimmt man beim Vermitteln und Kommentieren von Nachrichten auch nicht immer so genau: Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.

Hier ein paar Beobachtungen der letzten Tage.

1.
Anfang August 2022 wurde die Intendantin von Radio Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger (61), wegen Vetternwirtschaft und Geldverschwendung fristlos entlassen. Man konnte darauf hoffen, dass nun mit Geldverschwendung, etwa Luxusgehältern, Schluss ist. Nein, ist es nicht. Die neue RBB-Intendantin Katrin Vernau (49) feierte sich zwar soeben selbst, indem sie kundtat: Die Zahl der Chefposten wird halbiert, die Top-Gehälter geschrumpft. „Nur noch“ 150.000 Euro pro Jahr sollen die zwölf Hauptabteilungsleiter verdienen, 135.000 die Abteilungsleiter.

Doch das ist genauso viel wie bisher – nur ohne Bonus! RBB-Intendantin Katrin Vernau selbst kassiert 313.000 Euro (295.000 Euro plus 18.000 Euro Wohnungszulage), Chefredakteur David Biesinger 186.000 Euro. Er und die beiden Vize-Direktoren bekommen künftig 2200 Euro pro Monat zusätzlich zum höchsten Tarifgehalt. Cross-Media-Chef Oliver Jarasch, Ehemann von Grünen-Chefin Bettina Jarasch (!), erhält 151.000 Euro (136.741 Euro „Grundvergütung“ plus 14.156 Euro Bonus). RBB-Sekretärinnen werden mit 54.000 bis 70.000 Euro bezahlt. Dazu kommen Familienzulage, Extra-Kindergeld, Altersversorgung und lebenslange Job-Sicherheit. Im deutschen Durchschnitt verdienen Sekretärinnen laut Job-Börse Stepstone indes 34.800 Euro im Jahr.

2.
Alle 3.400 RBB-Mitarbeiter genießen darüber hinaus (laut Tarifvertrag!) weitere geldwerte Privilegien. Ab 1. Mai 2023 kostet sie das 49-Euro-Bahnticket nur 16,55 Euro. Grund: RBB subventioniert das Ticket generell mit 30 Euro, ein ÖPNV-Rabatt kommt hinzu. Das bedeutet deutschlandweite Mobilität. Vor allem privat, denn wenn die RBB-Leute dienstlich unterwegs sind, fahren sie ja mit RBB-Autos. Schließlich haben sie Mikros, Kameras usw. zu transportieren. Und: In Berlin fahren alle RBB-Angestellten seit Einführung von 9- bzw. 29-Euro-Ticket in Berlin gratis Bus und Bahn! Klar, die mickrigen Gehälter müssen ja sozial abgepolstert werden.

3.
Die frühere RBB-Intendantin Schlesinger streitet nun mit dem RBB um eine Betriebsrente. Mehr als 18.384,54 Euro im Monat will sie haben. Allerdings reduziert sich dieser Betrag womöglich. Denn Schlesinger hat – wo auch immer – einen neuen Job. „Sie arbeitet für ein international tätiges Unternehmen an dessen Hamburger und Berliner Standorten. Sie ist in dieser Funktion viel unterwegs“, sagte ihr Anwalt Ralf Höcker. Wegen des neuen Jobs verringere sich auch die Betriebsrenten-Forderung der 61-Jährigen an den ARD-Sender. In welcher Größenordnung, das ist noch offen. Dass monatliche Betriebsrenten von 18.000 im ÖRR-Bereich üblich sind, zeigt die noch amtierende Intendantin Karola Wille (64) vom Mitteldeutschen Rundfunk. Wenn sie zum 1. November 2023 in Rente geht, kann sie mit 18.000 Euro Altersbezügen rechnen – monatlich, also jährlich 216.000. Der MDR hat für Willes Altersbezüge 4,6 Millionen Euro zurückgelegt. Vorbehaltlich Gehaltsanpassungen reicht das bei Frau Wille für 21 Jahre.

4.
Dazu das Neueste von der Causa Schlesinger: „Business Insider“ berichtet am 6. April, dass Ex-Intendantin Schlesinger während ihrer Amtszeit zwischen 2016 und 2022 mehr als ein halbes Dutzend Privatreisen dienstlich abgerechnet habe, zum Teil auch Kosten für Familienmitglieder, die Schlesinger begleiteten. Es seien Reisen gewesen unter anderem nach London (dort Besuch eines „Party-Events“ zusammen mit Ehemann Gerhard Spörl), San Francisco, Los Angeles, Tel Aviv, London, Oslo, Tokyo und Zürich. Hierfür hätten die Prüfer keine „dienstliche Veranlassung“ erkannt. Die Schadensersatzforderungen des RBB gegen die Ex-Intendantin hätten sich mittlerweile auf einen sechsstelligen Betrag summiert. Schlesingers Anwalt Ralf Höcker hat indes die Vorwürfe als „ausnahmslos falsch und zum Teil in geradezu bizarrer und peinlicher Weise konstruiert“ zurückgewiesen. Vor Gericht werde davon nichts Bestand haben, betonte Höcker. Wie auch immer: Man fragt sich, was die RBB-Aufsichtsgremien all die Jahre getan haben.

5.
Themenwechsel: Dass das ARD-Hauptstadtstudio das Wort „Mutter“ vorübergehend umschrieben hat mit „entbindende/gebärende Person“, haben wir auf TE berichtet. Jetzt ist uns noch aufgefallen, dass das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in § 1591 „Mutter“ definiert: „Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.“ Wir harren der Tage, wann das BGB von den „woken“ Minister/I_*:nnen Paus und Buschmann im Sinne der ARD novelliert wird.

6.
Der WDR verbreitet die astrologisch anmutende Nachricht, dass für die Randalen des Sommers 2022 in Schwimmbädern der Klimawandel mit seinen Hitzewellen verantwortlich sei. Siehe ab Minute 3:00 und hier. In der Sendung heißt es über die Massenschlägereien: „Die Lage drohte zu eskalieren. Die Bäder mussten teilweise geschlossen werden.“ Nein, die Lage „drohte“ nicht zu eskalieren, sie eskalierte. Und: Beteiligt waren vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund. Es war also nicht der Klimawandel, der hier Ursache war, sondern die mitgebrachte Verhaltensprägung der Randalierer. Dabei müssten diese Randalierer aufgrund ihrer südlichen Herkunft doch eigentlich besonders gut mit Hitze klarkommen

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Kommentare ( 44 )

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Rob Roy
11 Monate her

Wofür erhalten diese Menschen hunderttausende Euro Boni? Dafür leisten sie ja nichts extra, weder Umsätze noch Gewinne steigen. Und nur deswegen was Extra zum eh schon üppigen Gehalt oben drauf, weil sie hier und da Geld einsparen? Das sollte ja eh schon Teil ihres Jobs sein. Nein, diese „Zielprämien“ waren reine Selbstbereicherung. Und die sogenannte „Dienstreisen“, also Urlaub mit der Familie auf der ganzen Welt, waren die Sahne auf den Erdbeeren.
Das ist Betrug und Korruption, was da abgeht.

Endlich Frei
11 Monate her

Auch die Vergewaltigung der Sprache im Dienste der Ideologie wäre hier noch zu erwähnen. Künftig wird die Tagesschau wohl „Gebährendentag“ oder „Uterustag“ statt „Muttertag“ vermelden…

Hephaistos der Schmied
11 Monate her

„System-Feudalismus“

Der Staat überläßt nützlichen Gefolgsleuten die Bewirtschaftung eines strategischen Gebietes, hier den öffentlichen Rundfunk.

Erinnert das nicht an mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen?

Carrera73
11 Monate her

„Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.“
(William Shakespeare, Hamlet)

Rob Roy
11 Monate her

„Randalen des Sommers 2022 in Schwimmbädern der Klimawandel mit seinen Hitzewellen verantwortlich“
Dieser Logik zufolge hätte es Silvester 2022/23 keine Krawalle geben dürfen, weil es zu kalt war.

kasimir
11 Monate her
Antworten an  Rob Roy

Die, die noch nicht so lange hier leben, sind da nicht so zimperlich :-))

Ruhrler
11 Monate her

Durchschnittsrente Männer 1212/1292 € (West/Ost)
Durchschnittsrente Frauen: 737/1082 € (West/Ost)
Was haben Schlesinger und Co. (oder der RBB insgesamt) geleistet das ihre Altersbezüge rechtfertigt?

Arma Geddon
11 Monate her

Nicht mehr zahlen ist die Lösung.
Reiner Haseloff am 18.03.23 in der Sächsischen Zeitung:
„Wenn ein Großteil der Bevölkerung aussteigen
würde, dann kriegen Sie das nicht mehr eingetrieben“,
sagte der Politiker. „Da dürfen wir nie hinkommen.“

Exakt so stand es in der Sächsischen. Haseloff ist
sicher nicht der einzige, der diese richtige Erkennnis
hat. Denen geht bei diesem Szenario der grossteiligen
Gebührenverweigerung der Ars*h auf Grundeis. Aber
dem typisch deutschen Zahler leider auch, die nässen
sich bei einem Mahnbescheid gleich ein.. ?‍♂️

Es müsste auch an anderen Fronten hier viel mehr
konzertierten zivilen Ungehorsam geben

Rob Roy
11 Monate her
Antworten an  Arma Geddon

Natürlich kann man die Sender in die Knie zwingen, indem wir alle nicht mehr zahlen. Doch die meisten sehen ja gar nicht ein, dass es unbedingt notwendig ist, die Macht der Sender zu brechen. Sie wollen es nicht kapieren oder die Gebühren sind ihnen egal, weil es ihnen immer noch zu gut geht.

Rob Roy
11 Monate her

„RBB-Sekretärinnen werden mit 54.000 bis 70.000 Euro bezahlt“
Das erzähle ich seit Jahren und keiner in meinem Umfeld will das glauben: Selbst Tätigkeiten in der Verwaltung, Haustechnik oder im Fuhrpark der Sender werden mindestens anderthalb mal besser entlohnt als eine vergleichbare Arbeitsstelle auf dem freien Markt.
Zusätzlich kommen noch Betriebsrenten von im Schnitt 1.500 Euro obendrauf.
D.h. eine Sekretärin, ein Fahrer erhalten locker 3.000 bis 4.000 Euro Altersbezüge.

R.S.
11 Monate her

Wieso haben diese Leute keinen Bezug mehr zur Realität? Rente nach 36 Jahren 3 Schichtsystem (Schlaganfall) 1200 Euro. Rente oben im Artikel 18 000 monatlich. Betrifft auch Politiker oder deren Berater.
Die leben in einer eigenen Blase ,“oben“ eben. Und handeln auch so,ohne Ahnung vom Leben derer,die sie finanzieren müssen.Deshalb gibt das auch nichts.

Peter Gramm
11 Monate her

In einem System wo Leute wie Frau Schlesinger ganz nach oben kommen können stinkt es gewaltig.