Böhmermann bedient sich des Stils der „Gosse“

Die Kritik der Kabarettistin Christine Prayon hat eine Diskussion an der "Satire" im ZDF ausgelöst. TV Moderator Jörg Thadeusz springt ihr nun bei: Formate wie das von Jan Böhmermann seien einseitig - und zu oft niveaulos.

IMAGO - Collage: TE
Das Interview von Christine Prayon in der Kontextwochenzeitung hat in der Medienlandschaft ein mittleres Erdbeben ausgelöst. Sie war selbst als „Birte Schneider“ über zehn Jahre lang für die Heute Show aktiv. Die Sendung verenge den öffentlichen Diskurs, mache Kampagnen gegen Andersdenkende und wiederhole selbst nur die Positionen von Menschen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie weit oben stehen.

Jörg Thadeusz ist Prayon nun beigesprungen. Im RND-Podcast „Geyer & Niesmann“ sagte der TV-Moderator: Die politischen Haltungen in den Formaten von ARD, ZDF und CO seien nicht so ausgewogen, wie diese immer behaupten. Dabei nahm Thadeusz vor allem den König der Fäkaliensprache im ZDF ins Visier, Jan Böhmermann: „Als jemand, der eine Satire-Sendung gemacht hat, finde ich: Satire sollte eine gewisse Noblesse haben.“ Böhmermann setze hingegen zu oft auf Beleidigungen und den Stil der „Gosse“.

Im Podcast kündigte Thadeusz an, Prayon einen Brief schreiben zu wollen, um ihr seine Unterstützung auszudrücken. Eine Kopie des Briefes soll nach Marl gehen, an die Jury des Grimme-Preises. Der deutsche Kultur-Olymp aus der Provinz hatte den Preis dieses Jahr wieder gewohnheitsmäßig an Böhmermann geschoben – trotz dessen Fäkalausfälle, unter anderem gegen Frauenrechtlerinnen. Thadeusz, ebenfalls Träger des Grimme-Preises, kritisiert diese Entscheidung. Eben weil Böhmermann Stimmung gegen Andersdenkende mache. Genau so, wie es Prayon beschrieben hat.

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Kommentare ( 84 )

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Mike
9 Monate her

Chapeau. Besonders, wenn es von jemand kommt, der, was den Stil seiner Rhetorik betriff, Böhmermann um Lichtjahre überlegen ist.

Fred Katz
10 Monate her

Die Fakten:
Prayon glaubt, unter PostVac zu leiden. Will das aber nicht mit der Hausärztin bereden, sondern mit führenden Leuten beim ZDF!
Sie ist Kommunistin, wohl auch stalinistin und denkt, wenn es um die Ukraine geht, wie Wagenknecht und Schwarzer!
Darf sie alles-aber warum sollte das jemanden interessieren?

Sie will über Ängste reden-aber eben nicht mit der Hausärztin, sondern mit der ZDF-Führung!

Brotfresser
10 Monate her
Antworten an  Fred Katz

Sie verkennen komplett die Fakten!
Es sind doch offenkundig durch die Bank die Hausärzte, die nicht über Impfschäden sprechen wollen!? Oder aber gerne PostVac-Patienten in LongCovid-Patienten umdefinieren…
Die Gründe dafür sind ebenso offensichtlich wie niederträchtig!
Und sollte Frau Prayon in Bezug auf die Ukraine denken, wie die Wagenknecht oder die Schwarzer, hätte ich damit überhaupt kein Problem! Im Gegenteil!
Sollte sie Stalinistin/Marxistin sein, spricht das nicht unbedingt für sie – auch nicht, dass sie zehn Jahre lang das Geld von der heute-Show genommen und die erwünschte Haltung eingenommen hat!
Aber Ihre Anwürfe finde ich nichtsdestotrotz unpassend.

Medienfluechtling
10 Monate her

Gosse trifft es m.E. nicht wirklich. Gosse wäre vulgär, hätte aber einen realistischen Anlass. Wie nannte man die Schauspieler, welche sich unter den Nazis oder auch in der DDR besonders vom System haben vereinnahmen lassen, nur in diesem System aufsteigen konnten?

olive
10 Monate her

„Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht) vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.“ Ein Böhmermann wird immer an der Seite der Macht zu finden sein.Und wäre auch dort zu finden gewesen sein.

Riffelblech
10 Monate her

Die sogenannte Satiere eines Herren Böhmermann ist der berühmte Griff ins volle Klo der ÖR . Noch beschämender allerdings ist die Geruchsunempfindlichkeit der Juri des Grimme Preises.
Wer ihnen solchen Gestank der aus den unzivilisierten Beiträgen des Böhmermannes aufsteigt nicht wahrnimmt muß entweder einem „“ höheren Ziel „“ ,a la Umerziehung des Volkes oder einer Vorgabe von „“ ganz Oben „“ folgen .

Dieter Kief
10 Monate her

Ahh – es bewegt sich was. Die kontext-Wochenzeitung war bisher stramm auf Erwachten-Kurs. Und dass ein Mittelgewicht wie Jörg Tadeusz nun Christine Prayon gegen den einseitigen und unverschämten Jan Böhmermann beisteht, ist ebenfalls nicht selbstverständlich.

faire_Steuern
10 Monate her

Es ist wirklich schwer nachvollziehbar, warum sich gebildete Menschen den geistigen Müll eines Böhmermann rein ziehen.
Warum wird dieser Unsinn nicht einfach komplett ignoriert ?
das ist doch Energieverschwendung….

Alte weise Frau
10 Monate her

Leider ist dieser Begriff nicht von mir, aber er trifft diese Figur perfekt: Furzkissenkomiker.

mediainfo
10 Monate her

Der deutsche Kultur-Olymp aus der Provinz hatte den Preis dieses Jahr wieder gewohnheitsmäßig an Böhmermann geschoben.

Wie sich solche Institutionen selber zerlegen, das ist schon erstaunlich: Wenn ich überlege, welchen Klang „Grimme-Preis“ vor vielleicht 20 Jahren für mich hatte, und wie ich heute auf dieses Institut und die handelnden Personen schaue.

Hans Castorp
10 Monate her

„[…] Satire sollte eine gewisse Noblesse haben.“ Dem pflichte ich bei. Harald Schmidt hat(te) diese. Heutzutage würde ich diese Noblesse auch Dieter Nuhr bescheinigen, oder auch der grandiosen Lisa Eckhardt. Selbst ein Thorsten Sträter hat sie in seinen besten Momenten des Spiels mit der deutschen Sprache. Herr Böhmermann hingegen kennt den Begriff nicht, sein „Humor“ ist eine Mischung aus Gosse und Toilette. Bei der heute-Show ist es insofern nicht besser, als die Art des Umgangs mit Andersdenkenden in der Regel auch schlicht gossenartig ist.