Bei Illner: Wirft Trump die Ukraine unter den Bus?

Der Talk beschäftigt sich mit Trumps Friedensplan. Bis auf Armin Laschet ist kein deutscher Politiker in der Runde, stattdessen Journalisten und Militärexperten in der Überzahl. Fast ausschließlich wird der Trump-Plan verrissen. Bessere Vorschläge als der US-Präsident hat keiner. Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Donald Trump kann zurzeit Erfolgsmeldungen gut gebrauchen. Seine Popularität unter amerikanischen Bürgern ist geschrumpft, nachdem seine Zollpolitik zu Turbulenzen an den weltweiten Kapitalmärkten führte. Deshalb widmet sich Trump nun der Außenpolitik, um von seinem Misserfolg ablenken zu können.

Der amerikanische Präsident hat einen ersten Plan für die Friedensordnung in der Ukraine nach dem Ende des Krieges vorgestellt. Die russische Seite kommt in diesem Plan gut weg. Putin könnte Gebiete behalten und der Frontverlauf wird an der Kontaktlinie eingefroren. Unklar ist, wer den Frieden sichern soll. Die Amerikaner haben kein Interesse an einer Dauerpräsenz in der Ukraine. Es könnte also in Zukunft auch an deutschen Soldaten liegen, einen dauerhaften Frieden in der Ukraine sicherzustellen. Die Talkrunde an diesem Abend beschäftigt sich mit Trumps Friedensplan.

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Bis auf Armin Laschet sitzt kein deutscher Politiker in der Runde. Stattdessen sind Journalisten und Militärexperten in der Überzahl. Fast ausschließlich wird der Trump-Plan verrissen und den meist nicht anwesenden Politikern werden Vorwürfe gemacht, gegen die sie sich nicht wehren können.

Bessere Vorschläge als Trump hat keiner in der Runde. Es herrscht weitestgehend Ratlosigkeit, was die Europäer tun sollten, wenn sich die Amerikaner aus der militärischen Unterstützung der Ukraine verabschieden. Für den geneigten Zuseher wird ersichtlich, dass sich die Europäer in einer solch schwachen Position befinden, dass sie wahrscheinlich Trumps Plan nach einigem Zögern annehmen werden. Die deutsche Politik hat nämlich weder eine bessere Strategie noch die Mittel, um die USA ersetzen zu können. Als Buhmann taugt Trump immer, falls es zu einem unvorteilhaften Kriegsende für die Ukraine kommen wird.

Trump will den Deal

Trump hatte in seinem Wahlkampf einen Friedensplan für die Ukraine versprochen und liefert jetzt knapp hundert Tage nach seinem Amtsantritt das Ergebnis. Was abzusehen war, ist eingetroffen. Die russische Seite bekommt große Zugeständnisse und die Ukraine hat das Nachsehen. Donald Trump braucht einen schnellen Erfolg in der Ukraine für positive Schlagzeilen. „Der Präsident will diesen Deal unbedingt“, erklärt der USA-Korrespondent des ZDF, Elmar Theveßen. Für den Moskau-Korrespondent des ZDF, Armin Coerper, ist klar: „Der Friedensplan kommt Moskau entgegen.“ Denn Trumps Plan sieht vor, dass die Ukrainer die von Russland völkerrechtlich widerrechtlich annektierte Krim und die Gebiete abgeben müssen, die die Russen bislang erobern konnten.

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Außerdem dürfen die Ukrainer nicht in die Nato. Obwohl es für die ukrainische Seite nicht sonderlich rosig aussieht, gibt sich der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, betont gelassen. „Wir haben viele gute Verhandlungsrunden mit Donald Trump gehabt“, berichtet er. Weitere diplomatische Gespräche würden im Hintergrund laufen, fährt Makeiev fort. Weniger diplomatisch ordnet CDU-Außenpolitiker Armin Laschet den Plan von Donald Trump ein. „Die Bedingungen sind nicht akzeptabel“, kritisiert der ehemalige Kanzlerkandidat der Union. Er hofft auf eine Meinungsänderung von Donald Trump. „Positionen von Donald Trump können sich schnell ändern“, spekuliert er.

Es ist das Prinzip Hoffnung, was die europäische Politik in diesem Krieg ganz treffend beschreibt. Die USA sollen es richten und die Europäer leisten ein bisschen Mithilfe. Doch die Zeiten des Weltpolizisten Amerika sind vorbei. Die USA haben nach drei Jahren Krieg kein gesteigertes Interesse, weiter Milliarden in der Ukraine zu versenken. Die Europäer hätten viel früher versuchen müssen, in Verhandlungen mit Russland zu kommen, als die Lage in der Ukraine noch besser war. Allerdings entscheidet anscheinend Washington in diesem Konflikt, wann mit Russland gesprochen wird, und Joe Biden war nicht in der Lage oder bereit dazu. Donald Trump ist bereit, mit Putin zu sprechen und die Konsequenzen für die Ukraine und Europa könnten schmerzhaft sein.

Nichts geht ohne die Amerikaner

Theoretisch könnten die Europäer den Krieg in der Ukraine weiterführen, sollten sich die Amerikaner verabschieden. Aber in der Praxis ist der amerikanische Beitrag nicht zu ersetzen. „Die militärische Unterstützung der USA für die Ukraine läuft aus“, erklärt der Militärexperte Gustav Gressel. Die Ukrainer könnten in Zukunft für nachrichtendienstliche Informationen bezahlen müssen. Es läuft wohl darauf hinaus, dass sich die USA so schnell wie möglich aus dem Krieg verabschieden möchten. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev kritisiert die mangelnde Unterstützung der Europäer im Fall der Fälle. „Dieser Krieg ist nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in Europa“, sagt Makeiev.

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„Haben Sie deutsche Politiker gehört?“, konfrontiert er Armin Laschet. Dieser möchte den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen und bekräftigt: „Der Wille ist da.“ Allerdings geht aus Laschets Sicht nichts ohne die USA. „Die USA sind nicht ersetzbar“, stellt er klar. Deshalb fordert der CDU-Mann, dass die Amerikaner um jeden Preis an Bord gehalten werden müssen.

Ganz bequem ist die momentane Kriegssituation für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Die Russen haben sich auf alle Szenarien vorbereitet“, berichtet der Moskau Korrespondent des ZDF, Armin Coerper. Europa sei in seinen Planungen in vielen Bereichen hinterher. Eine wichtige Sache ist die Friedenssicherung nach dem Ende des Krieges. Es stellt sich die Frage nach deutschen Soldaten in der Ukraine. Armin Laschet möchte dieses heiße Eisen erstmal nicht anfassen. „Erst nach einem Waffenstillstand sollten wir über deutsche Truppen in der Ukraine diskutieren“, meint Laschet.

Dieser Satz steht sinnbildlich für die zögerliche deutsche Ukraine-Politik. Erst als Putin Kiew bombardierte, sendete Deutschland Waffen. Erst als Trump diplomatische Gespräche eröffnete, wurde die Bundesrepublik diplomatisch aktiv. Die deutsche Politik wartet ab, während in der Aktualität wichtige Weichenstellungen gefragt sind. Vertrauen in eine konsequente und strategische Politik kann solches Handeln nicht erwecken. Die deutsche Ukraine-Politik wirkt genauso planlos, wie die deutsche Politik in den Fragen Energieversorgung, Migration oder Wirtschaftswachstum agiert. Am Ende dürfte Trump Fakten schaffen, die Deutschland akzeptieren wird.

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Kommentare ( 134 )

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EinBuerger
23 Tage her

Die Frage ist: Wie wichtig ist der USA (bzw. Trump) die Ukraine. Die USA sind auch nach Afghanistan einmarschiert, weil sie Osama bin Laden haben wollten. Sie blieben 20 Jahre, versenkten Billionen im Land und zogen dann doch ab. Weil ihnen logischerweise Afghanistan egal sein konnte.
Ist es bei der Ukraine ähnlich? Sind den USA die Ukraine egal?
Dass eine Großmacht einen Verbündeten, den sie nicht mehr haben wollen, alleine lassen, käme nicht zum Ersten mal in der Weltgeschichte vor.

Deutscher
22 Tage her
Antworten an  EinBuerger

Die Ukraine ist jenen egal, die sie bis zum letzten Mann für sich und ihre angeblichen Werte kämpfen lassen.

Auch Selenski wird noch lernen, dass nicht jeder, der einem nach dem Mund redet, ein Freund ist.

Die EU verheizt die Ukraine in einem sinn- und aussichtslosen Kampf, ohne mit der Wimper zu zucken.

BKF
23 Tage her

Es geht in der internationalen Politik nie um Menschenrechte oder Demokratie, es geht immer um geopolitische Interessen von Staaten. Deshalb haben Staaten auch keine Freunde, Staaten haben Interessen und versuchen diese durchzusetzen. Das muß erst in Deutschland wieder verstanden werden.

the NSA
24 Tage her

##1. Es ist kein Trump Plan. 2. Es ist der Plan von Keith Kellogg, dessen Tochter tief in der Ukr involvoviert ist: ihre Org unterstuetzt und foerdert US Soeldner in der Ukr und deren Families ! 3. Es gibt nicht „DIE AMERIKANER“. a) Trump’s US adm. ist gespalten zwischen IHM (DT), Wittkoff, Gabbard, JD Vance: diese sind die Realists, fuer die das wirtsch. Verhaeltnis zu RU wichtig ist. b) die Centristen, u. a. Rubio, der ehemals ein Neo-Con war, aber ‚rechtzeitig‘ auf das Trump Pferd gesattelt hat. Pete Hegseth ua…..auch die wollen einen Deal, sind aber China Hawks. c) Die… Mehr

Mikmi
24 Tage her

„Ukraine zu vorübergehenden Gebietsverlusten bereit“, als der 2 WK verloren war, da wurde Deutschland nicht gefragt, ob man damit einverstanden war und schon gar nicht „vorübergehend“, es wurde entschieden. Es soll Frieden geben und dann können all die guten Ukrainer wieder nach Hause, wir brauchen unsere Steuern für unsere Leute.

Haba Orwell
23 Tage her
Antworten an  Mikmi

> und schon gar nicht „vorübergehend“, es wurde entschieden.

Heute hätte man eh nicht genügend Michels, Schlesien und Pommern neu zu besiedeln – eher geht Berlin an Umma verloren. Das Banderastan entvölkert sich noch schneller: 52 Millionen Einwohner zum Sowjetunion-Ende, um 40 kurz vor dem Krieg und heute schwanken die Schätzungen zwischen 15 und 25. Ein dysotopisches Land, in dem so gut wie niemand leben will.

the NSA
24 Tage her

1. Es ist kein Trump Plan. 2. Es ist der Plan von Keith Kellogg, dessen Tochter tief in der Ukr involvoviert ist: ihre Org unterstuetzt und foerdert US Soeldner in der Ukr und deren Families ! 3. Es gibt nicht „DIE AMERIKANER“. a) Trump’s US adm. ist gespalten zwischen IHM (DT), Wittkoff, Gabbard, JD Vance: diese sind die Realists, fuer die das wirtsch. Verhaeltnis zu RU wichtig ist. b) die Centristen, u. a. Rubio, der ehemals ein Neo-Con war, aber ‚rechtzeitig‘ auf das Trump Pferd gesattelt hat. Pete Hegseth ua…..auch die wollen einen Deal, sind aber China Hawks. c) Die… Mehr

Helfen.heilen.80
24 Tage her

Ach, so liefen doch schon mehrere Kriege. Die hardpower wurde von den USA gestellt, sehr starke Teile der Einsatzbeiträge von EU, resp. Dt.Land, und nach Ende des Konflikts wurden EU-Firmen, resp. dt. Firmen am „Wiederaufbau“ beteiligt, bzw. entsprechende Aufträge passend verteilt. Z.B. Irak. Klar gibt es immer wieder „Wiederaufbau-Fonds“/ „Hilfs-Fonds“ für das Land „xy“. „Das gebietet die Menschlichkeit“, „da sind wir als Demokraten gefragt“, „denn unsere Geschichte verpflichtet uns dazu, die westlichen Werte auch den Menschen dieser gegeißelten Länder zu bringen“, heißt es nicht so?. Und manche öffentlich Stimme treibt es regelmäßig mit dieser Floskel auf die Spitze des Populimus:… Mehr

Last edited 24 Tage her by Helfen.heilen.80
spindoctor
24 Tage her

Wie wird man eigentlich zum „Militärexperten“? Gibt es da Seminare von Elmar Theveßen?

Bambu
24 Tage her

Ich denke, dass Hans-Werner Sinn gestern in der Talkshow bei Lanz den eigentlichen Grund für das Ergebnis genannt hat. Die Amerikaner sind pleite und alles was Trump tut, tut er auch um diese Pleite abzuwenden. Da kann man sich nicht noch teure Kriege leisten, welche im Ergebnis kaum etwas bringen werden. Ganz im Gegenteil, die Militärs halten diesen Krieg für aussichtslos.
Die Kassen sind auch in Europa ziemlich leer, nur sind die Europäer nicht in der Lage sich das einzugestehen und fühlen sich immer noch wie in alten rosigen Zeiten.

Haba Orwell
24 Tage her
Antworten an  Bambu

Bei Trump-Motiven sollte man noch weitere Hintergründe beachten – Russland als Hindernis für Globalistische Dysotopien: https://uncutnews.ch/russland-das-haupthindernis-fuer-das-globalistische-projekt-der-neuordnung-der-welt/

Kein Wunder, dass es Bidens Krieg ist – dessen Strippenzieher wollten alles aus dem Weg zum Great Reset räumen. Trump will ganz umgekehrt die globalistischen Kabalen überwinden.

Talleyrand
24 Tage her
Antworten an  Bambu

Die Amis haben es wenigstens gemerkt, dass sie nahe an der Pleite sind. Die EU offenbar noch nicht.

moorwald
23 Tage her
Antworten an  Bambu

Die Amerikaner können nicht pleite gehen. Da der Dollar noch immer die bedeutendste Weltreservewährung ist, drucken sie einfach neue.

Bambu
22 Tage her
Antworten an  moorwald

Dann schauen Sie mal genauer hin in welchen Währungen heute noch gehandelt wird. Der Dollar verliert immer mehr an Bedeutung und einfach nur Geld drucken wie früher funktioniert immer weniger. In den BRICS Staaten, welche auch immer stärker werden, wird sogar eine Währung mit Goldstandard angestrebt und da sind einige wirtschaftliche Schwergewichte verbunden. Amerika steht massiv unter Druck und kann sich keine kostspieligen Kriege mit ungewissem Ausgang mehr leisten.

Edwin
24 Tage her

Die russischsprachigen ostukrainischen Gebiete sowie die Krim schon aus urhistorischem Interesse eines eisfreien Hafens an Russland.

Alles andere würde wiederum nur zukünftigen Konfliktstoff bieten. Das ist Realpolitik und würde die beste Lösung für eine konfliktfreie Zukunft bieten.

moorwald
24 Tage her

Es geschieht genau das, was man bei einem Minimum an Realismus voraussehen konnte – besonders seit Trump regiert. Putin wird seine Kriegsziele weitgehend erreichen. Die EU oder gar Deutschland werden nicht einmal gefragt. Wer hat die größte Schuld auf sich geladen? Putin, der Angreifer? Der die NATO nicht in seinem Vorgarten haben will? Selenskyi, der Abertausende junger Männer in einem von vornherein aussichtslosen Kampf geopfert hat? Der „Westen“, der die Ukraine in der Illusion eines Sieges bestärkte? Und dabei Milliarden in Form von Militärhilfe verpulverte? Deutschland, das irrsinnigerweise nachträglich den WK II gegen Rußland gewinnen wollte („Putin die Beine wegschlagen“)?… Mehr