Bei Lanz: „Das Spiel des Kaisers neue Kleider“

Seit einer gefühlten Ewigkeit diskutiert Deutschland über Merz’ Äußerung zum „Stadtbild“, und auch Markus Lanz hält die Debatte weiter am Laufen. Immerhin wagt er sich über die Semantik hinaus. Doch auch wenn er tiefer in das Problem einzusteigen versucht, werden Ursachen nicht klar benannt.

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Können Sie sich noch erinnern, wie Friedrich Merz das Stadtbild kritisiert hat? Nach dem Aufschrei der linken Bubble und den zahlreichen Meldungen, Demos und Statements von wohlstandsverwöhnten Töchtern vermutlich schon. Lanz hat die Chance gesehen, noch einmal tief in das verkochte Gulasch einzutauchen. Und wahrscheinlich ist dies nicht der letzte Versuch, denn der Topf brodelt immer noch vor sich hin. Bei Lanz muss wieder einmal der Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) für den vermeintlichen Sprachausrutscher von Merz geradestehen. Da wird dann erstmal ganz Deutsch vorgegangen: Wann wurde was und wie genau gesagt? Erst die „Stadtbild“-Aussage, dann die „Töchter“-Aussage und dann die daran abgelesene Einordnung. Ein semantischer Skandal nach dem anderen.

Allein steht Frei in der Sendung von Lanz nicht da. Neben ihm äußern sich nicht nur die Journalistin Karina Mößbauer von The Pioneer zur Debatte, sondern auch der OB Boris Palmer von Tübingen. Dieser ist sogar dankbar für die Debatte: „Es war das Spiel des Kaisers neue Kleider. Alle haben es gesehen, aber man konnte es nicht besprechen. Und deswegen war ich fast schon erleichtert, dass der Bundeskanzler jetzt sozusagen meine Bresche schlägt und man darüber jetzt wirklich mal spricht.“ Und selbst Lanz scheint eine Ahnung von dem realen „Stadtbild“ zu haben und sieht hier den Verdienst für ein angesprochenes Problem bei Merz – darf er das eigentlich im ÖRR?

Begegnungen und Respekt
Stadtbild-Debatte: „Ich bin die Tochter, von der Merz sprach“
In der Runde stellt sich heraus, dass doch eigentlich ziemlich klar war, was Merz mit „Stadtbild“ und „Töchtern“ sagen wollte. Lanz zitiert Mößbauer, dass sie anders als Luisa Neubauer nicht das Gefühl habe, als Tochter von Merz rassistisch instrumentalisiert zu werden, und fragt sie, wie sie die Sache sieht: „Diese Welle, die von der anderen Seite kommt, [ist] einfach absolut nicht mehr im Verhältnis.“ Mößbauer glaubt auch, dass es nur der AfD in die Hände spielen wird – ein Dilemma, weswegen Merz erst in diese Lage geraten ist. Versucht die Union doch mit aller Kraft, sich von der AfD abzugrenzen, und verliert dabei aber ihren letzten Funken Glaubwürdigkeit.

Trotzdem fehlt es in der Sendung nicht an „Empörung“: Zu Gast sind nämlich auch die Ex-Oberbürgermeister Jutta Steinruck (Ex-SPD) von Ludwigshafen und der Belit Onay (Grüne) von Hannover. Steinruck ist bekannt geworden durch ihre Manipulation des dortigen Wahlausschuss; es war ihr gelungen durch Spitzelberichte den AfD-Kandidaten von der Wahl auszuschließen. Die beiden teilen ihre Empörung über die „rassistischen Äußerungen“ und wollen den Kanzler ganz klar missverstehen. Sie teilen aber auch ein Stadtbild-Problem. Richtig eingestehen können sie sich das aber nicht – aus Überzeugung oder Gesinnung. Vielleicht schreckt sie aber auch Palmer ab: „Es war einfach extrem schwierig anzusprechen, dass das Schwarze sind, die diesen Drogenhandel übernehmen. Und weil ich es gemacht habe, bin ich bis heute der Rassist. Weil ich es gemacht habe, konnte ich nicht mehr Mitglied der Grünen sein, um das mal ganz klar anzusprechen.“ Lanz wendet sich an Onay, er sei dagegen „noch“ bei den Grünen – ja, und er ist durch und durch stolzes Grünen-Mitglied.

Wie sich zeigt, ist Onay sogar ein Paradebeispiel für die grüne Realitätsverweigerung. Denn in seiner Stadt Hannover sieht es noch viel schlimmer aus als bei Palmer in Tübingen. Aber Onays Analyse passt so gar nicht in die Kriminalstatistiken. Es ist die Rede von „Obdachlosen“ und „Drogenabhängigen“, und ein Problem seit der Corona-Pandemie – nicht seit Merkels offenen Grenzen. Also gar keine Einsicht in Sachen problematischer Migration aus einer muslimisch geprägten Kultur.

Onay ist auch fest davon überzeugt, dass sich durch „Abschiebung keines dieser Probleme lösen“ lässt. Er faselt lieber von der Arbeitsmarktintegration der Ukrainer – „eine echte Erfolgsgeschichte“. Da wird sogar Lanz fassungslos: „Herr Onay, von 30 auf 35 Prozent? Eine Erfolgsgeschichte?!“ Onay sieht kein Migrationsproblem in seiner Stadt Hannover, in welcher sich nur noch 14 Prozent der Bevölkerung nachts sicher fühlen. Demnach braucht es einfach bessere Integrationsarbeit und mehr Geld.

Mehr Geld möchte auch Steinruck für Ludwigshafen. Auch sie gesteht, dass jede Stadt Angsträume hat. „Unterführungen, Nebenstraßen. Unser Hauptbahnhof in Ludwigshafen. Weil es unübersichtig ist, weil es dunkel ist.“ Immerhin protestiert Palmer: „Das ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist wegen der Leute, die da sind.“ Aber Steinruck hat keine Einsicht: „Da ist ja gar keiner.“ Steinruck sieht also rosa Einhörner, statt der Realität ins Auge zu sehen.

Auch wenn Lanz versucht, die Debatte über die Semantik hinaus zu befördern, bleiben die Probleme dieselben. Fakten wie die problematische muslimische Kultur vieler Migranten bleibt unausgesprochen. Dafür werden Betonblöcke um den Weihnachtsmarkt geparkt oder ganze Städte in Waffenverbotszonen verwandelt. Palmer bringt zusätzlich einen weiteren Lösungsvorschlag, welcher die Symptome lindern soll – Videoüberwachung in Angsträumen. Ändern wird auch diese Maßnahme nichts an der Ursache, sie wird eher den überwachungssüchtigen Sozialisten in die Hände spielen. Immerhin blockiert bis jetzt das Datenschutzgesetz diese weitere sinnlose und realitätsfremde Maßnahme.

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Kommentare ( 39 )

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39 Comments
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ebor
7 Tage her

„die Ex-Oberbürgermeister Jutta Steinruck (Ex-SPD) von Ludwigshafen und der Belit Onay (Grüne) von Hannover“
Ist das Satire, indem den beiden Gestalten ihre Herkunft scherzhaft als Adelstitel zugeschrieben wird?

Last edited 7 Tage her by ebor
Paul987
7 Tage her

Der OB Onay von Hannover (Grüne) war aber wieder sehr entlarvend in dieser Sendung. Er führte aus das Hannover ebenfalls ein großes Wohnungsproblem hat. Und das kann schlichtweg nicht sein. Er selbst ist es doch der unermüdlich in die Welt schreit „Wir haben Platz!“. Vor paar Wochen wollte er noch 20 Palestinänser-Kinder samt Familiennachzug nach Hannover bringen, also wahrscheinlich dann rund 150-200 Personen. Wo hätten den die wohnen sollen, wenn der grüne Oberbürgermeister einen Wohnungsmangel beklagt aber aktiv um weitere Sozialwohnungsempfänger im Ausland wirbt?!? Im grünen Hannover werden von der grünen Stadtregierung offensichtlich freie Sozialwohnungen den Deutsche Bedürftigen vorenthalten, damit… Mehr

Supersilent
7 Tage her

Talkshows im deutschen Staats-TV tu‘ ich mir schon lange nicht mehr an. Diese führen zu nichts da die Ursachen der Probleme immer noch nicht angesprochen werden.

Diese Ausgabe von „Talk im Hangar 7“ auf Servus-TV vom 23.Oktober sollte sich jeder ansehen. Vor allem sehr sehenswert als der grüne Vertreter dann fast am Ende der Sendung seine Maske fallen lässt. Zitat: „Sie werden ihr reinrassiges, weißes Deutschland nie wieder bekommen“ und dabei hämisch in die Kamera grinst. Leo Lugner und Birgit Kelle rasten regelrecht aus und das zurecht.

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aajkwuuqa7suup47rhp9/

November Man
7 Tage her

Würden Talkshows irgendwas positives für unser Land bewirken, hätte man sie schon längst abgeschafft. So hören wir seit Jahren von wechselnden, aber meistens linksextremen Gästen die immer gleiche Leier, das immer gleiche unqualifizierte, dumme Geschwätz. So lange man unsere Grenzen nicht schließt, der ganzen Welt mitteilt, dass Deutschland ab sofort keine Migranten mehr aufnimmt, braucht man auch nicht zum Schein Abschiebungen planen. Die Abgeschobenen stehen nächste Woche wieder hier in unserem Land. Und der nächste Flieger mit Afghanen ist bereits in der Luft. So hält man das Volk hin. Talk-Shows sind reine Meinungsmanipulation und staatlich angeordnete Volksverdummung.   

Spyderco
7 Tage her

,,Seit einer gefühlten Ewigkeit diskutiert Deutschland über Merz’ Äußerung zum „Stadtbild“…“

Was gibt es da zu diskutieren?
Die Grenzen sind weiter offen wie Scheunentore,Abschiebeflieger starten praktisch nicht und Afghanen werden weiterhin eingeflogen!
So what?

Elmar
7 Tage her

Im Topf brodelt es, obwohl die echten Leckerlis, wie zum Beispiel Messerstechereien und Massenschlägereien im Stadtbild vom Friedrich Merz gar nicht vorkommen.

jensberndt
7 Tage her
Antworten an  Elmar

… an dieser Stelle wollen wir auch die immer häufiger werdenden Schießereien nicht unerwähnt lassen, die sich vornehmlich legale Sportschützen und Jagdscheininhaber gerne liefern – und denen deswegen die Waffen weggenommen gehören.

Der-Michel
7 Tage her

Was mich immer wieder fassungslos macht ist wie viele Politiker auf allen Ebenen immer wieder sagen: „Das kann man nicht ändern, da spricht Gesetz x, y, z dagegen“. Wie verstehen die eigentlich ihre „Arbeit“? Gesetze müssen den Erfordernissen und der Realität angepaßt werden, das verstehe ich unter politischer Arbeit. Wenn eine Duldung oder eine unbefristete Aufenthaltsberechtigung dagegen sprechen einen Kriminellen aus dem Land zu werfen, ja, ihr Politiker, dann muss eben die gesetzliche Grundlage geändert bzw. dafür geschaffen werden. Das verstehe ich unter politischem Handeln.

hert
7 Tage her

Was für ein törichtes abgedroschenes Argument als Ablenkungsmanöver „dass es nur der AfD in die Hände spielen wird“! Verstehe ich nicht. „Onay sieht kein Migrationsproblem in seiner Stadt Hannover, in welcher sich nur noch 14 Prozent der Bevölkerung nachts sicher fühlen.“ Wie kommt dann solch eine Pappnase zum Posten OB von Hannover? Sind die Wähler in Hannover schizophren? GRÜNE und SOZIS kennen die Probleme, sind aber nicht bereit diese als solche anzusprechen, geschweige denn die Ursachen zu beseitigen? Ist das eine Frage von mangelndem Verstand, Vernunft oder einfach nur Realitätsverweigerung und Ideologie? Wie sehr sich doch SOZIS und GRÜNE in… Mehr

Waehler 21
7 Tage her

Vielleicht sind sie auch wie ich der Meinung , dass Themen die eigentlichen Farben des Demokratiebildes sind und die einzigen, die malen dürfen ein erlauchter Kreis von Funktionären sind. Die anderen werden verklagt oder abgeschaltet. Parteistrategen lenken daher unser Denken, indem sie mit dem Zeigestock mal hierhin und mal dahin zeigen. Doch was wirklich wichtig ist, bleibt im Hinterzimmer. Deshalb vergesse ich nichts. Nicht, dass ich nicht mit darüber abstimmen durfte, dass die Schuldenbremse „geschmiert“ wird, der Spannungsfall wie ein Damoklesschwert über uns schwebt und von sonstigen bewußten Irreführungen. Ein beklagenswertes Stadtbild haben wir nicht erst seit gestern. Unsere Politiker… Mehr

moorwald
8 Tage her

Die Grünen dürften -als Sekte – das System der Selbsttäuschung und in der Folge Lug und Trug gegenüber den Bürgern am gründlichsten perfektioniert haben.
Während der klassische Sozialismus noch das Gemeinwohl zu fördern versprach, ist bei den Grünen nichts davon zu sehen. Sie predigen Verzicht, Einschränkung, im Grunde Rückschritt – sie selbst immer ausgenommen.