Vom virtuellen Konzil der Medien zum marxistischen Messianismus

Hartnäckig hält sich das von Hans Küng gern vorgetragene Narrativ, Joseph Ratzinger habe sich vom progressiven Konzilstheologen durch die 68er Studentenrevolte in Tübingen zum konservativen Hardliner gewandelt. Ein redlicher Blick auf die Geschehnisse entlarvt dies als Legende.

An seiner Uni hat Ratzinger Verständnis für den Protest der Jugend. Er sieht darin ein »Aufbegehren gegen den Wohlstandspragmatismus«. Eine der Rebellinnen ist Karin, ein hübsches, blondes, aber anstrengendes Mädchen, das den Traum von einem anderen, glücklichen Leben träumt. Ratzinger hört ihr zu, widmet ihr Zeit, diskutiert mit ihr in der Öffentlichkeit. In seinen Vorlesungen wechselt er aus aktuellem Anlass von Bultmanns Entmythologisierung und Heideggers Existenzphilosophie auf die Ideen von Marx und Engels. Ihr Professor habe zunächst beim Positiven des Marxismus angesetzt, berichtete die damalige Studentin Irmgard Schmidt-Sommer, »er zeigte dann aber auf, dass eine Humanität, die sich nur in der Empirie und nur im Materialismus bewegt, eine abstrakte Humanität ist, die den Menschen letztlich nicht erreicht und in Gewalt umschlagen kann«.

»Die Tübinger Fakultät war schon immer eine konfliktfreudige Fakultät gewesen, aber das war nicht das Problem«, erinnerte sich Ratzinger, »sondern das Problem war wirklich die Aufgabe, die uns die Zeit gestellt hat, und der Einbruch des Marxismus und seiner Verheißungen.« Der Professor sieht die Gefahr, dass »die Zerstörung der Theologie, die nun durch ihre Politisierung im Sinne des marxistischen Messianismus vor sich ging«, gerade deshalb fasziniert, »weil sie auf der biblischen Hoffnung basierte«. Hierbei würde zwar »die religiöse Inbrunst beibehalten«, aber »Gott ausgeschaltet und durch das politische Handeln des Menschen ersetzt«.

Ratzingers Analyse deckte sich mit dem Ergebnis seiner Habilitation über politisierte religiöse Bewegungen im Mittelalter. Sie hatten die Menschen mit ihren irdischen Heilsversprechen ähnlich elektrisiert, wie es der Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus aus Trier tat. Marx träumte von einer radikalen, gewaltsam herbeigeführten Änderung der Gesellschaft mittels einer »Diktatur des Proletariats«. Die Freiheit des Einzelnen ersetzte er durch den Kollektivismus. Privateigentum und Familie sollten restlos abgeschafft, die Erziehung dem Staat übertragen werden. Einer der Hauptfeinde ist für ihn die Religion, die er als Element der Unterdrückung betrachtet. »Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik«, schrieb er einleitend zu seiner Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie.

Vieles am Programm des Begründers des wissenschaftlichen Kommunismus klang angesichts einer zunehmend von Kapitalinteressen beherrschten Gesellschaft geradezu zwingend, seine Wirtschaftsanalysen wirkten klug und vernünftig. An die Stelle von Christentum und Judentum sollte der Atheismus als die wahre Lebensform treten, mit dem Endziel paradiesischer Verhältnisse. Als Chefredakteur der Neuen Rheinischen Zeitung entwickelte der Sohn einer geachteten Rabbinerfamilie allerdings auch regelrechte Rassentheorien. Über den Arbeiterführer Ferdinand Lassalle schrieb er: »Der jüdische Nigger Lassalle, der glücklicherweise Ende dieser Woche abreist … Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zuge des Moses aus Ägypten anschlossen.«

50 Jahre Umerziehung
Die Linke und ihre Utopien - eine ideologiekritische Auseinandersetzung ist überfällig
Während in Tübingen Ernst Bloch, der nach seinem Exil in den USA zunächst in der DDR gelehrt hatte, mit neomarxistischen Thesen um sich warf und selbst für die Säuberungen Stalins positive Argumente fand, standen Ratzinger der Terror und die Not vor Augen, die mit der Epoche der atheistischen Staaten in die Welt gekommen waren. Allein in den ersten zwei Jahrzehnten der Sowjet-Macht fielen in Russland 30 bis 35 Millionen Menschen dem Umbau der Gesellschaft zum Opfer, wie die neuere Forschung zeigt. Die Bolschewiki selbst rühmten sich, in den Jahren nach der Revolution 28 Bischöfe, 1.215 Priester, 6.000 Mönche, 55 aktive Offiziere, 55.000 Polizeioffiziere und Beamte, 350.000 akademisch gebildete Personen des öffentlichen Lebens und 50.000 Handwerker und Bauern liquidiert zu haben. Tatsache ist, dass es von Stalins Gulags über die Schlachtfelder Kambodschas bis hin zu den Todeslagern unter Mao keine einzige kommunistische Regierung gab, die nicht das Christentum und andere Religionen verfolgt hätte. Nach dem Schwarzbuch des Kommunismus sind die vom Marxismus-Leninismus inspirierten Regimes verantwortlich für den Tod von rund 100 Millionen Menschen.

In Tübingen glaubte man zunächst, zumindest in den Studenten der Theologie ein Bollwerk gegen den »Brandherd« des Neomarxismus zu haben. Ein Jahr zuvor war das 150-jährige Bestehen der Katholisch-Theologischen Fakultät begangen worden. In einer feierlichen Prozession durch die Stadt trugen die Professoren samtene Talare mit violettem Besatz. Ihnen voraus zogen ihre Assistenten, die sogenannten Pedelle, mit kostbaren Zeremonienstäben. Es sollte das letzte akademische Fest alten Stils gewesen sein. Denn ausgerechnet die theologischen Fakultäten erwiesen sich als die ideologischen Zentren des Aufruhrs. »Der Existenzialismus zerfiel«, beschrieb Ratzinger die veränderte Situation, »und die marxistische Revolution zündete in der ganzen Universität, erschütterte sie in ihren Grundfesten.«

Mit Sit-ins, Vorlesungsblockaden und Demos beginnt die heiße Phase der Rebellion. Zunehmend gewinnen rote Rollkommandos die Oberhand, verwehren den Professoren den Zutritt zu den Hörsälen oder zwingen sie, ihre »revolutionären« Fragen zu beantworten. »Der Ton wurde ideologisch verbissen und auch gehässig«, berichtete Ratzinger, »die Universität, deren Dekan ich damals geworden war, verwandelte sich in einen brodelnden Kessel bis hin zu Tätlichkeiten gegen Professoren.« Hinterfragt wird einfach alles; welches Bewusstsein man hat, auf welcher Seite man steht, welches Auto man fährt, welche Klamotten man trägt, warum man noch heiraten und Kinder kriegen möchte. Feministische Blätter geben jungen Frauen Anleitung, mit gespreizten Beinen vor dem Spiegel zu masturbieren. »Wer zweimal mit derselben pennt«, geht eine der Parolen, »gehört schon zum Establishment.«

Das Ziel ist »die Umwälzung aller Lebensbereiche, das Aufbegehren gegen Normen, sogenannte Kulturwerte und Sexualtabus«, so der Münchner Historiker Benedikt Sepp. Junge Menschen schwenken begeistert die »Mao-Bibel«, studieren die Peking Rundschau – »motiviert durch die Sicherheit einer weltweit erfolgreichen und vom Establishment gefürchteten Theorie«, die obendrein den Charakter »eines handlungslegitimierenden und -leitenden Geheimwissens« trug. Schulklassen setzen in Berlin durch, morgens eine Sentenz aus der »Mao-Bibel« vorzutragen. Selbst Christbäume werden mit der roten Fibel aus dem Reich der Mitte geschmückt. Im Rückblick erscheine es, so Sepp, als ob Schüler und Studenten in der »Mao-Bibel« »mit demselben Ernst gelesen hätten, wie sich einst ihre Eltern in die Heilige Schrift vertieft hatten«. (…)

Auf dem Campus in Tübingen tauchten jetzt Flugschriften auf, die das Kreuz als Symbol einer sadomasochistischen Schmerzverherrlichung anprangerten. Angehende Theologen sangen dazu ein »Verflucht sei Jesus«. »Es wurde plötzlich Praxis«, so der Zeitzeuge Helmut Moll, »in der Privatwohnung die Messe zu feiern, jeder hatte ein Glas Rotwein in der Hand.«

Buch Robert Kardinal Sarah und Nicolas Diat
Das Abendland geht seinem Untergang entgegen
Für Ratzinger ist das Maß voll. Dreizehn Jahre nach dem nationalsozialistischen Totalitarismus fühlt sich der Theologe an die dunkelste Periode deutscher Geschichte erinnert. »Ich habe das grausame Antlitz dieser atheistischen Frömmigkeit unverhüllt gesehen«, wird er in seinen Erinnerungen dramatisch formulieren, »den Psycho-Terror, die Hemmungslosigkeit, mit der man jede moralische Überlegung als bürgerlichen Rest preisgeben konnte, wenn es um das ideologische Ziel ging.« Der Professor sieht auf neue Weise vor sich, was er in seiner Jugend schon einmal erlebt hatte. Besonders unerträglich findet er, wenn die Ideologie »namens des Glaubens vorgetragen und die Kirche als ihr Instrument benützt wird«: An die Stelle Gottes »tritt die Partei und damit ein Totalitarismus einer atheistischen Anbetung, die ihrem falschen Gott alle Menschlichkeit zu opfern bereit ist«.

Für diese Aussagen wurde Ratzinger immer wieder angegriffen. Sie seien nicht nur extrem überzogen, sondern auch historisch falsch. Inzwischen wird die Analyse auch von namhaften Forschern geteilt. »Wer damals als Christ zum neomarxistischen Lager stieß, wollte das messianische Reich im Hier und Jetzt errichten«, so der Chronist und Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar. Der Historiker Götz Aly, 1968 in einer der kommunistischen Splittergruppen unterwegs und in den Siebzigerjahren deshalb vom Radikalenerlass betroffen, zog aus der Auswertung von Flugblättern und Broschüren der 68er-Aktivisten die Erkenntnis, dass ein beträchtlicher Teil der Bewegung offen terroristisch war, totalitären Phantasmen anhing, Massenmörder wie Lenin, Stalin, Mao und später Pol Pot verehrte, mit den Mordtaten der RAF sympathisierte, Demokratie, den Rechts- und Verfassungsstaat und die Marktwirtschaft ablehnte und Antisemitismus als »Antizionismus« tarnte. Viele aus seiner Alterskohorte seien in ihrer »anheimelnden Gemeinschaftsidee« teils demselben ständischen Grundprinzip gefolgt, »das sich 1933 bis 1945 in der Reichsapothekerkammer, im NS-Kraftfahrerkorps, in der Reichsfrauenschaft oder im Reichsnährstand ausgetobt hatte«.


Leicht gekürzter Auszug aus:
Peter Seewald, Benedikt XVI. Ein Leben. Droemer Verlag, 1184 Seiten, 38,- €.


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Kommentare ( 13 )

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G.K.C.
3 Jahre her

„Dreizehn Jahre nach dem nationalsozialistischen Totalitarismus fühlt sich der Theologe an die dunkelste Periode deutscher Geschichte erinnert. “
Dreizehn Jahre? 1968 – 1945 = 23 Jahre! Aber den Fehler wird wohl Peter Seewald gemacht haben (den ich und seine Bücher sehr schätze)…

Wilhelm Cuno
3 Jahre her

Ein schöner Beitrag mit viel Wahrem, aber nicht mit der ganzen Wahrheit. Ein paar Sätze zum Thema Missbrauch und den Kenntnissen von Herrn Ratzinger hätten der Sache gut getan. Dass er als Erzbischof von München und Freising überhaupt nichts von irgendwas mitbekommen haben soll, ist – befremdlich. Das wäre seine Chance auf eine wahrhaft aufrichtige Kirche gewesen.

Nibelung
3 Jahre her

Ein wahrer Priester, hochintelligent und dennoch schwach um gegen das Böse innerhalb und außerhalb der Kirche bestehen zu können. Schon seine Berufung zum Präfekten der Glaubenskonkregation durch den damaligen polnischen Papst war nicht die beste Wahl, nicht weil es an Fähigkeiten mangelte, sondern weil er aufgrund seiner defensiven Lebenseinstellung und seinem hohen Bildungsgrad an der Aufgabe sicherlich schon damals innerlich zweifelte und seine Wahl zum Pontifex war die nächste Prüfung, die ihn daran ja auch scheitern ließ. Obwohl kein Mitglied der Kirche mehr, kann man diesem großen Geist nur alle Ehre erweisen, weil er noch einen Teil der eigentlichen Kirche… Mehr

fischer
3 Jahre her

„Dreizehn Jahre nach dem nationalsozialistischen Totalitarismus“ – eher 23 Jahre. Hoffentlich nur ein Übertragungsfehler und nicht im Buch.

Andreas aus E.
3 Jahre her

Oha, deftiger Artikel – der Lust auf mehr macht. Das Buch werde ich anschaffen.

Waehler 21
3 Jahre her

Etwas fehlt. Was hat dieser man von Mißbrauch gewußt? Wieviel dieses Wissens versucht er heute noch unter der Decke zu halten.
Warum lebte er gegen das Vorbild, dass er doch vorgibt, zu verkünden?

ossiosser
3 Jahre her
Antworten an  Waehler 21

Die katholische Kirche ist die einzige internationale Institution, die sich ein genau definiertes Verfahren für die Verfolgung aller Missbrauchsverbrechen gegeben hat (das jüngst veröffentlichte Vademecum der Glaubenskongregation). Bis in die letzten Winkel der Kirche, bis in die jungen Ortskirchen Afrikas oder die entlegensten Andentäler hinein weiß nun jeder Verantwortliche der Kirche genau, nicht nur, was bei einem Verdachtsfall sofort zu unternehmen ist, sondern welche Wege – und die führen bei Missbrauch immer über Rom – zu beschreiten sind, damit ein Fall zu einem gerechten Urteilsspruch führt und nicht irgendwo versandet.Der entscheidende Motor, der diese Entwicklung eingeleitet und weiter hartnäckigst vorangetrieben… Mehr

Waehler 21
3 Jahre her
Antworten an  ossiosser

Selten, dass ich einen Daumen runter vote. Aber bei Mißbrauch von Schutzbefohlenen hört bei mir jedes Verständnis auf. Ihr Herr Ratzinger spricht seinen Vorgänger Selig, obwohl er wußte, dass sein Vorgänger sich in Polen durch konsequentes Vertuschen und wegschauen hervorgetan hat. Die Vorgänge in den USA und die Hinweise hierüber vielen in die Zeit ihres Gelobten. Was war nochmal in Irland? Kein Bedauern! Und was war in der Diözese in der Ratzinger der Meister war? Hat er sich vor die Kinder gestellt oder hat er mitgeholfen die Familien einzuschüchtern? Ja, er hat reagiert, doch erst als dieser Institution keine andere… Mehr

Altersmild
3 Jahre her
Antworten an  Waehler 21

2008 schon bescheinigte die militante Opferorganisation „Zartbitter“ Benedikt, er sei vielen im Umgang mit den Opfern „um Meilen voraus“: Auf seiner USA-Reise traf er als erstes die Opfer von Mißbrauch. „Folgt man ihren Berichten“, schreibt Zartbitter, „so begegnete er ihnen als ein Mensch, der seine Ohren vor den Schilderungen der Gewalttaten nicht verschloß, den Betroffenen glaubte und in ihrer Wahrnehmung bestätigte,. ihre ‚unglaublichen Schmerzen‘ anerkannte und an ihrem Leid wirklich Anteil nahm. Nicht nur fürdie Gesprächspartner der Papstes, sondern für viele Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, die in den USA und in anderen Ländern innerhalb der Kirche mißbraucht wurden,… Mehr

igolamos
3 Jahre her
Antworten an  Altersmild

Besonders parteiergreifend fand ich, dass er nach seinem Antritt 2005 den unsäglichen Kardinal Law aus seinem Amt als Erzpriester von irgendwas gekickt hat.
Wie, hat er nicht? Die Amtszeiten überschnitten sich 6 Jahre? Ein paar billige Worte, nichts kosten?
Da haben der Boston Globe und „Spotlight“ deutlich mehr Partei ergriffen.

igolamos
3 Jahre her
Antworten an  ossiosser

Das Vademecum sollte eigentlich nur einen einzigen Satz enthalten: Bei Verdacht auf Missbrauch ab zum nächsten Polizeirevier oder zur Staatsanwaltschaft, damit schuldige Glaubende auch mal das innere von Strafanstalten als Kunden kennenlernen. Stattdessen:
„17. Auch in Ermangelung einer ausdrücklichen gesetzlichen Verpflichtung soll die kirchliche Autorität bei den zuständigen staatlichen Behörden Anzeige erstatten, wenn sie es zum Schutz der geschädigten Person oder anderer Minderjähriger vor der Gefahr weiterer verbrecherischer Akte für unverzichtbar hält.“
Andersrum hieße das: Bei Verdacht auf Missbrauch durch einen Übungsleiter entscheidet der Vorsitzende des Sportvereins über eine Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden.

ossiosser
3 Jahre her

Seewalds Biographie macht dem heutigen Leser auch klar, dass die 60er Jahre nicht nur von „den 68er“ bestimmt waren. Ratzinger und andere Konziltheologen hatten tausende studentische Zuhörer. Aber ausgerechnet die theologischen Fakultäten erwiesen sich als die ideologischen Zentren des Aufruhrs. »Der Existenzialismus zerfiel«, beschrieb Ratzinger die veränderte Situation, »und die marxistische Revolution zündete in der ganzen Universität, erschütterte sie in ihren Grundfesten.« Das Konzil hatte entgegen aller Vorsätze eine beispiellose innerkirchliche Kulturrevolution in Gang gebracht. Das Ergebnis sind heute Kirchen, die zum einen lobenswerte soziale Dienstleister geworden sind (mit oft unterdurchschnittlicher Entlohnung), sowie zu NGOs mit linksgrüner Propagandaaktivitäten. Spiritualität suchen… Mehr

Tubus
3 Jahre her
Antworten an  ossiosser

Sicher ist es zu billig den Konzilstheologen vorzuwerden, die Geister die ich rief, werd ich nun nicht los. Aber tatsächlich hat Paul VI Recht, wenn er feststellte: „Der Zweifel ist in unser Bewusstsein eingedrungen, und er ist durch die Fenster eingedrungen, die doch für das Licht offen sein sollten.“ Eine neue und überzeugende christliche Inspiration darf man aber auch wohl kaum aus deutschen Gelehrtenstuben erwarten, sondern eher aus der Umgebung der Favellas Südamerikas oder Asiens. Dass der jetzige Papst Argentinier ist macht Hoffnung, mehr bislang aber noch nicht.