WDR: Harald Schmidt jetzt mit Warnhinweis

Auch die Sendung „Schmidteinander“ aus den 1990er Jahren mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein erscheint in der WDR-Mediathek nur noch mit Warnhinweis. Die Reaktion von Schmidt lässt nicht lange auf sich warten.

IMAGO / teutopress
Zu heiß für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Schmidteinander“ mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein (1994)
„Dirty Harry“ kommt auf keinen Steckbrief, erhält aber nun einen Warnhinweis. Die legendäre Sendung „Schmidteinander“, die Harald Schmidt zusammen mit Herbert Feuerstein moderierte, ist nichts für zarte Gemüter, so will uns der WDR weismachen. Zitat der WDR-Mediathek: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung.“

Diskriminierende Sprache und Haltung: Ja, das ist so ziemlich das, was man mit Schmidt assoziiert. Und ein Millionenpublikum hat ihn dafür geliebt. Nicht zuletzt, weil Schmidt sich über genau jenes biedere Milieu lustig machte, das schon in den 90ern und 2000ern jeden Gag für einen zu viel hielt. Und das Schnappatmung bekam, wenn jemand Subsahara-Bewohner im Fernsehen als „Neger“ bezeichnete, und das forderte: „Der muss weg!“ TE dokumentiert an dieser Stelle.

Wie schon bei vielen anderen Unterhaltungsformaten ist nun aus Satire Realität geworden. Schmidt kann man zwar nicht mehr rauswerfen, aber wenigstens ächten. Der Godfather des Comedy-Late-Night-Talks nimmt es vergnügt auf: „Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag. Nur schade, dass der selige Feuerstein das nicht mehr erlebt hat.“

Der Fall Schmidt reiht sich nahtlos in eine Kette ähnlicher Fälle ein. Kürzlich hatte es erst Otto Waalkes mit seiner „Otto Show“ geschafft, dasselbe Etikett zu bekommen. Der WDR erklärte: „Beliebte Programme und Kultsendungen aus unserem Archiv zeigen wir regelmäßig. Dazu gehört auch ‚Die Otto-Show‘ ab 1973. Die Programme werden in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Sie enthalten Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden. Mit der Einblendung zu Beginn machen wir das deutlich und ordnen das Format dementsprechend ein.“

Man könnte es auch kürzer fassen: Im besten Deutschland aller Zeiten braucht Humor eine Trigger-Warnung.

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Kommentare ( 113 )

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113 Comments
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Helfen.heilen.80
8 Monate her

Ich schätze, das geht für die Tugendwächter nach hinten los. Otto Walkes hat mindestens eine Generation und auch andere Comedians geprägt, ist extrem bekannt und unstrittig beliebt. Harald Schmidt hat auf seine Weise eine ganze Ära v.a. der late-night Unterhaltung geprägt und ist in seinem Scharfsinn, Schlagfertigkeit und seinem Sarkasmus bis heute unerreicht. Als diese zwei großen deutschen Entertainer ihre beste Zeit hatten, haben die aktuellen Tugendwächter noch ihre Barbies gekämmt. Weder die zwei Künstler noch ihr riesiger Fan-Kreis dürften sich um „die neue Befehlslage“ scheren. Informelle Vorschriften abzusondern, worüber noch gelacht werden darf, ist nichtsdesdotrotz ein Alarmzeichen, denn es… Mehr

CanTunDeutsche3
8 Monate her

Ich erzähle immer gerne die Geschichte darüber, was mich als Kind in den ersten 60er Jahren so traumatisiert hat: Die Krimiserie nach Francis Durbridge „Der Schal“. Nein, nicht die Serie, sondern der Vorspann: „Diese Sendung ist für Kinder und Jugendliche nicht geeignet“. Ich (10) mußte sofort ins Bett, sehr willkommen für meine Eltern. Nur, meine Kameraden in der Schule sprachen am nächsten Morgen alle darüber, ich nicht. Das war die Traumatisierung, zusammen mit der Tatsache, daß ich in meiner Fantasie noch sonst etwas dazu dachte. Habe mir das lahme Geschehen in der Serie mal als Therapie auf YouTube angesehen. Hat… Mehr

Last edited 8 Monate her by CanTunDeutsche3
Ulrich
8 Monate her

Schmidt scheint die Methoden der DDR-Kabarettisten verinnerlicht zu haben: etwas zu sagen und das Gegenteil zu meinen. Um das zu verstehen, muß man wohl einige Jahre DDR-Erfahrung mitbringen. Aber ich bin guter Hoffnung: Der intelligente Wessi wird das schnell lernen.

Helfen.heilen.80
8 Monate her

Wenn man bedenkt wie lange die Legislatur noch dauert, dann wird’s interessant was in dieser Zeit noch alles kommt. Wenn JETZT schon SOLCHE Maßnahmen ergriffen werden. Was wird das hier eigentlich? Stand das auf irgendeinem Wahlplakat?
Sogar Kaiser und Könige in den alten, blutrünstigen Zeiten gestatteten es ihren Hofnarren, der „Oberschicht“ den „Spiegel vorzuhalten“. Wenn DIE die Gelassenheit dafür hatten, dann sollten wir als Demokraten das doch allemal aushalten können.

RGHirschinger
8 Monate her

Und Alfred Tetzlaff wird jetzt in Spezialbehältern im hintersten Eck im Keller des WDR weggesperrt.

Lars Baecker
8 Monate her
Antworten an  RGHirschinger

Solange er auf Youtube weiterexistiert, ist alles in Ordnung.

Andreas aus E.
8 Monate her

Schlimm, daß diese schrecklichen Sendungen, ob nun Schmidt oder Otto überhaupt noch ausgestrahlt werden dürfen, fürchterlich!

Da lob ich mir einen us-amerikanischen Internetkanal, irgendwas mit „x“, keine Ahnung, ob das was mit Twitter zu tun hat, da kommt im Vorspann der biologischen Lehrfilme meist irgendwas wie „Caution! Adults only! Prohibited in bla bla bla“ oder dergleichen.
Klasse, daß der WDR diesem Vorbild nun endlich nachfolgt!

SvP
8 Monate her

WDR, das war doch der Sender, der früher Nachrichten konnte, und nun sich selbst zur Kernaufgabe gemacht hat, andere darüber zu belehren was moralisch gut und was böse ist. Im Zeitalter der „Individual- Empörer“ gibt es also positive wie wie negative Kunst. Wenn der ÖRR so weiter macht, werden die Warnhinweise zum Qualitätssiegel. Diese Aktionen erinnern stark an die Warnhinweise, die auf Hip Hop- CD gedruckt wurden. Das Parental Advisory Label hat in den Achtzigern auf schmuddelige Texte hingewiesen, die angeblich für Kinder nichts sein. Gekauft wurden die Platten trotzdem, im Gegenteil, erst recht dann. Oder an die verzweifelte Aktion der… Mehr

AngelinaClooney
8 Monate her

Gottlob konnte ich seinerzeit Schmidt voll genießen. Mit Otto bin ich lachend aufgewachsen. Schneewittchen war weiss wie Schnee und die sieben Zwerge waren für mich einfach Märchenwesen.

Melly
8 Monate her

Leider vergessen diese “ künstlichen.. ich muss mich über jeden Blödsinn aufregen – Experten, dass Sie meist die Opfer von morgen sind! Geheuchelte Unterwürfigkeit. Alte Zonenweisheit Also Augen auf im Straßenverkehr !

Dieter Rose
8 Monate her

Nicht nur Humor, sondern auch Wahrheiten brauchen eine Triggerwarnung.