Umfrage: Große Mehrheit der Deutschen lehnt militärische Unterstützung der Türkei ab

Die von Erdogan erhoffte Beistand der Nato für seine Armee in Syrien trifft nicht nur bei den Regierungen der anderen Nato-Länder, sondern auch bei der deutschen Bevölkerung eindeutig auf Ablehnung.

Martin Schroeder / EyeEm / Getty Images

Der türkische Präsident Erdogan hat vermutlich ohnehin kaum die Aussicht, die erhoffte militärische Unterstützung der Nato für die militärischen Operationen der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien zu erhalten. Dass das militärische Vorgehen der Türken in Syrien letztlich nicht zu rechtfertigen ist, ist auch im Brüsseler Hauptquartier und in den Regierungen der Nato-Staaten unbestritten, auch wenn man darüber nicht laut spricht. Insofern wird auch ein Angriff auf türkische Soldaten in syrischem Territorium den sogenannten Bündnisfall nicht auslösen. Kein NATO-Staat wird dafür Soldaten bereitstellen selbst dann, wenn Erdogan in die Defensive gedrängt werde.

Auch in Deutschland, dessen Bundesregierung noch die türkeifreundlichste im westlichen Militärbündnis sein dürfte, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren löchrigen Migrations-Deal mit Erdogan doch noch irgendwie retten will, ist die Bereitschaft zu militärischem Beistand für die Türkei im Syrien-Konflikt verschwindend gering.

Wie eine repräsentative Umfrage von Insa-Meinungstrend unter 2.061 Befragten zeigt, sind nur 11 Prozent der Meinung, dass die Bundeswehr Unterstützung leisten sollte, wenn die Türkei aufgrund eines Angriffs auf türkische Soldaten in Syrien den Nato-Bündnisfall einfordert. 61 Prozent sind entschieden dagegen, 19 Prozent antworten „weiß nicht“, neun Prozent gar nicht.

Mehrheitlich lehnen alle Wählergruppen die Aussage ab. Mit 80 Prozent ist die Ablehnung bei AfD-Wählern am größten. Die stärkste Zustimmung zur Unterstützung der Türkei kommt von Wählern der Union (16 Prozent), am geringsten ist sie bei Wählern der Grünen (7 Prozent). Wähler von FDP und Grünen zeigen aber deutlich größere „weiß nicht“-Anteile als die restlichen Wählergruppen (20-21 zu 7-15 Prozent).

An die Spitze der antitürkischen Stimmung in Europa hat sich der italienische Oppositionsführer Matteo Salvini gestellt. Über Twitter nahm er jetzt Bezug auf die Situation an der türkisch-griechischen Grenze. Schon vor Tagen hat Salvini die Untätigkeit der EU, in Sachen Corona sowieso, aber jetzt wieder in der neuen Migrationskrise, hart kritisiert. Sein neues Logo lautet „Niemals die Türkei in die EU“ und er twittert dazu: „Ganz klar Stopp zur Aufnahme der Türkei in Europa. Reduzierung der garantierten Milliarden von Brüssel nach Ankara auf Null. Und auch die Aufkündigung des Grenz- und Zollabkommens von 1995.“

Weiter liest man in Salvinis harschen Zeilen, „das Verhalten Erdogans ist nicht zu akzeptieren, und verlangt nach drastischen Maßnahmen.“ Soll heißen, wie Salvini fordert, „…die EU-Staaten müssen sofort Soldaten entsenden, um die griechisch-türkischen und bulgarisch-türkischen Grenzen zu schützen.“ Da fast alle EU-Staaten (bis auf Österreich und Schweden) auch in der Nato sind, heißt diese Forderung: Nato-Soldaten nicht für, sondern gegen das Nato-Mitgliedsland Türkei zu mobilisieren – und damit für das Nato-Mitgliedsland Griechenland.

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Kommentare ( 43 )

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Karl Napf
4 Jahre her

Wir verteidigen irgendwas in Afghanistan und Mali.
Keine Ahnung warum und was – aber das reicht lange.
Also Nein, Danke, aber Nein.

Pauline G.
4 Jahre her
Antworten an  Karl Napf

Lt. dem immer mürrisch aussehenden, ehemaligen SPD-Verteidigungsminister Struck „verteidigen wir unsere Freiheit auch am Hindukusch“ etc – deshalb kommen wohl zehntausende junge afghanische Männer jährlich in die BRD – und stehen jetzt wieder vor Griechenlands Grenzen!!

fatherted
4 Jahre her

Lustig…wer ist den auf die Idee gekommen zu dieser Frage eine Umfrage zu machen? und wozu? Die BW ist doch nicht mal in der Lage einfachste militärische Aufgaben zu übernehmen…wie soll die dann einen Militärbeistand leisten? Was allerdings das absurde an der Frage ist, ist dass die Türkei IS Nahe Milizen, also türkisch-stämmige Islamisten in und und um Idlib unterstützt…also genau die Klientel, der man bis vor kurzem mit Russen und Amerikanern zusammen, Bomben auf den Kopf geworfen hat (die BW natürlich nur in Form von Aufklärung im Flieger oder Ausbildung bei den Kurden). Man will hier also ernsthaft die… Mehr

Paul Pimmel - der Herr des Kosmos
4 Jahre her

„One man, one vote. Soros is The Man; he has The Vote.“ Diese Abwandlung eines Spruches des britischen Humoristen Terry Pratchett lässt sich leider nicht übersetzen („De Man“ = seit Al Capones Zeiten „der Boss“), aber die Situation ist klar: 11% Zustimmung sind im postfaktisch-postdemokratischen Zeitalter lediglich eine etwas knappe Mehrheit, sonderlich, wenn alle, die nicht zustimmen, darob zu Nazis erklärt werden können, deren Stimmen ohnehin nicht zählen. Die Sache wird mit deutschen Soldaten in Syrien, EU-Mitgliedschaft der Türkei, einer 5. Amtszeit für Muttchen und vielen ratlosen Gesichtern enden.

butlerparker
4 Jahre her

Salvini for EU President, er ist verschenkt als ital. Premier.

Genau wie Salvini das sagt, genau so muss man das angehen und ganz schnell wäre Ruhe dort. Assad würde den Bürgerkrieg beenden, die Türkei sich zurückziehen, den Flüchtlingsstrom versiegen. Dann gälte es, auch wenn es schwer fällt, mit Assad über eine Amnestie für die Rückkehrer zu sprechen und das Land halbwegs zu befrieden. Gegen Aufbauhilfe könnte man dann dort EU Beobachter (der UN traue ich noch weniger) einsetzen, die überwachen, daß Assad die Amnestie einhält.

Es gibt keine wirklich gute Lösung dort. Aber das wäre die am wenigsten schlechte Lösung

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  butlerparker

1 Daumen doch, die übrigen 100 denken Sie sich bitte hinzu – exakt so sehe ich das auch.

November Man
4 Jahre her

Erdogan versucht mal wieder gleich mit mehreren Aktionen die EU zu erpressen. Die Türkei hat nichts auf syrischen Hoheitsgebiet verloren und deshalb dort auch nichts zu suchen. Und die Türkei hat auch keinen Grund in Syrien einzumarschieren und mit Syrien einen völkerrechtswidrigen Krieg anzufangen. Die NATO und die EU muss jetzt den Türken jegliche Unterstützung verweigern, im Gegenteil, sondern sogar schwere und harte Sanktionen gegen die Türkei verhängen. Auch die erpressten Schutzgeldzahlungen in Milliardenhöhe bezüglich der Wirtschaftsmigranten an die Türkei müssen unverzüglich eingestellt und statt dessen alle europäischen Grenzen und vor allem die deutschen Staatsgrenzen sofort geschlossen werden. Nur wenn… Mehr

Pauline G.
4 Jahre her
Antworten an  November Man

Wie immer, sagt „Mutti“ gar nichts dazu – sie weiß nämlich, dass „man Grenzen nicht schützen kann“- und schon 2015/16 vertrat sie öffentlich (TV) folgende Meinung: „Wir sind der Meinung, dass jeder dahin gehen können soll, wo er glaubt, sein Glück zu finden“! Ziemlich wörtlich so – vermutlich wird es nicht mehr auffindbar sein bei ARD/ZDF.

Martin L
4 Jahre her

Eine Umfrage der dummen Masse ist sowas von egal. Mit der passenden Frage und passenden Bildern ändert sich deren „Meinung“ so was von schnell.
Wichtig ist, dass Merkel das mediale Establishment hinter sich hat. Und zwar ganz egal, was sie macht. Die können dann mit den passenden Bildern die blöde Masse schon auf Linie bringen.

chino15
4 Jahre her
Antworten an  Martin L

Zumindest werden sie das versuchen. Aber diesmal hat Merkel auch viele EU-Länder gegen sich, die wissen, dass sie ihrer Bevölkerung nicht noch eine weitere Massenmigration aggressiver junger Männer zumuten können. Merkel, Baerbock, Habeck & Co. werden das wohl nie kapieren, aber selbst UvdL hat sich zu einer verbalen Unterstützung der griechischen Position herabgelassen – und sie will 700 Millionen Euro für Griechenland locker machen (allerdings sagte sie nicht, wofür genau). Sebastian Kurz dagegen hat sich sehr eindeutig geäußert und wohl diesbezüglich auch schon Kontakt mit seinen Verbündeten in den Balkan-Staaten aufgenommen. Die Chancen, dass sich 2015 NICHT wiederholen wird, stehen… Mehr

Contra Merkl
4 Jahre her
Antworten an  chino15

Merkel ist für das ganze Theater mit Grenzöffnung für jeden Passlosen überhaupt erst verantwortlich.
Wenn andere Länder dieses Chaos nicht länger erdulden und dem Treiben ein Ende setzen, so kann das den Verursachern keinesfalls noch Auftrieb bescheren. Das sollte jedem klar werden, das diese Politik gescheitert ist und zu nicht mehr vertretbaren Zuständen in der EU führt.
Schiebt den Klapperwagen Merkel mit defekten Lagern auf das Schrottgleis, bevor der ganze Zug entgleist und brennt.

Ralf Poehling
4 Jahre her

Salvini hat die Situation klar erfasst. Punkt.

Hegauhenne
4 Jahre her
Antworten an  Ernst-Fr. Siebert

Das war die linksextreme Basis, die die Reichen erschießen will.
80 Millionen sind jedenfalls dagegen.

Ernst-Fr. Siebert
4 Jahre her
Antworten an  Hegauhenne

Wogegen? Daß die CDU die linken Linken tolerieren will?
Glauben Sie mir, um die 1% „der Reichen“ zu erschießen reichen 100 Linksextreme. Und die 80 Millionen haben wieder nichts gewusst.

AnSi
4 Jahre her

Warum sollte man jemanden unterstützen, der gemeinsame Sache mit dem IS macht und uns (resp. die EU) dann auch noch mit den selbst produzierten Flüchtlingen erpresst? Ganz im Gegenteil! Ich würde ihm sämtliche Zahlungen, Lieferungen etc. pp verwehren! Aushungern lassen. Alle Türken zurück und Grenzen dicht! Wenn dann Putin mit ihm fertig ist, kommt er von allein ganz klein wieder angekrochen.

Tomtom63
4 Jahre her

Das heißt noch nicht viel. Zu Anfang des Aktionismus Seehofers vom letzten Jahr stimmten ihm auch über 60% zu. Die Medien kamen ihrer Aufgabe zuverlässig nach und drehten die Stimmung innerhalb kurzer Zeit.