Statt „falscher Preise“: 900 Euro für Inlandsflug und Benzinkontingent für alle?

Der Ruf nach der Klima-Planwirtschaft wird lauter. Im Flugverkehr müsse es viel höhere Preise geben, schlägt ARD-Wetterfrosch Sven Plöger vor. Und in der Taz fantasiert man über die Zuteilung von begrenzten Treibstoffkontingenten.

imago/Klaus W. Schmidt

Corona ist abgeflacht, jetzt kommt die Klimakatastrophe auf Wiedervorlage. Zum Beispiel beim WDR. In der Sendung »Kölner Treff« erklärt der aus den Nachrichtensendungen der ARD bekannte Wettermann Sven Plöger dem Zuschauer nicht etwa, warum es derzeit während der Schafskälte so kalt ist, sondern: »Wir brauchen ein Regelwerk!« Freiwilliger Klimaschutz soll nicht mehr genug sein.

Plöger pfeffert dem Zuschauer ein »radikales Umdenken« entgegen, vermutlich ein Versuch, gut Wetter bei den Sendern zu machen. Eine Taxifahrt zum Flughafen koste 70 Euro, meinte der Wettermann, fügte aber nicht hinzu, dass er selbst öfter den Bus oder Bahn zum Flughafen benutzt. Der Flug von München nach Hamburg koste nur 29 Euro. »Das ist nicht besonders logisch. Wir haben falsche Preise. Und falsche Preise heißt, dass wir irgendwas ausbeuten. Das T-Shirt für 1,99 Euro beutet den Menschen in Bangladesch aus, der Flug für 29 Euro über diese Distanz beutet die Natur aus«, gibt die WELT Plögers Logik wieder.

Dagegen brauche es einen Schutz, so Plöger weiter: »Und deswegen sage ich zum Beispiel: Warum soll eigentlich der Taxikilometer etwas anderes kosten als der Flugkilometer?« Der Preis für einen Taxikilometer liege in Deutschland bei rund 1,50 Euro. Der Flugkilometer solle genauso viel kosten. Ein Flug von München nach Hamburg, rechnete Plöger vor, würde dann 900 Euro kosten. »Dann kann ich versichern, dass wir sehr klimafreundlich werden.«

Gut für den von öffentlich-rechtlichen Zwangsabgaben finanzierten und damit der Lebenswirklichkeit der in der freien Wirtschaft arbeitenden Menschen vermutlich weitgehend entkoppelten Plöger, dass er wohl auch weiterhin teure Flüge auf Gebührenzahlerkosten buchen kann. Für diejenigen, die das tun müssen, sind günstige Reisekosten ein Segen, wobei sich jene sagenhaften 29 Euro aufgrund der vielen Nebenkosten noch rasch erhöhen.

Sehr günstige Preise gibt es nur zu bestimmten Zeiten, sie schwanken entsprechend den Marktverhältnissen. Ein Flug muss möglichst voll besetzt werden, um sich zu lohnen. Da hilft aus Sicht der Fluggesellschaft auch, den letzten leeren Platz mit Hilfe ausgeklügelter Preise für 10 Euro zu verkaufen, während Busse und Bahnen meist leer durch die Gegend fahren, der Durchschnittspreis pro Platz im Flugzeug ist dagegen deutlich höher.

Hoffentlich stehen Plögers Wettervorhersagen nicht auf solch wackligen Füßen wie seine ‚Versicherungen‘, welche Verkehrsmittel am besten für die Menschheit seien. Denn Energievergleiche zwischen Bahn und Flugzeug sind trotz der Versicherungen Plögers schwierig, zumal die Bahn sich mit der Veröffentlichung genauer Daten schwer tut.

Fest steht: Flugzeugtriebwerke selbst sind sehr effizient und damit sparsam geworden. Eine Boeing 737 schluckt pro Stunde ungefähr zwei Tonnen Kerosin und legt dabei etwa 800 Kilometer zurück, kann etwa 150 Passagieren transportieren. Das bedeutet 2,6 Liter Kerosin pro Passagier auf 100 Kilometer. Das Flugzeug nutzt also zumindest im Vergleich mit dem ICE die Energie sehr gut aus.

Bei der Bahn hängt die Effizienz stark davon ab, wie viele Passagiere im Zug sitzen, und wie schnell er fährt. Ein ICE zieht beim Anfahren und Beschleunigen schonmal fünf bis sechs MWh aus dem Stromnetz. Für einen Flug von München nach Hamburg muss auch nicht die Republik mit teuren und wartungsintensiven Eisenbahnstrecken durchzogen werden, sondern es genügen drei, vier Kilometer Start- und Landebahn. Bei der Bahn schlägt vor allem die hohe Geschwindigkeit negativ zu Buche. Die Überwindung des Windwiderstandes kostet mit wachsender Geschwindigkeit sehr viel Energie. Der Widerstand wächst mit dem Quadrat der Geschwindigkeit und beträgt beim modernen ICE3 bei 300 km/h deftige 80 Prozent. Ein Grund übrigens, warum der neue ICE 4 nicht mehr auf die Höchstgeschwindigkeit seines Vorgängers ausgelegt ist.

Es ist also keineswegs ausgemacht, dass Bahnfahren »dem Klima hilft«. Schon gleich gar nicht im Nahverkehr, bei dem die Verbrauchswerte bei allen Verkehrsmitteln deutlich steigen. (Gottfried Ilgmann, Klemens Polatschek: »Zukunft der Mobilität: Wie viel öffentlichen Personenverkehr werden wir uns leisten können?«, Berlin 2013).

Bleibt das viel gepriesene »Lastenfahrrad«, mit dem ein Hauch von Vietnam auf unsere Straßen kommt. Plöger beteuert übrigens nicht, dass er selbst nur noch »umweltfreundlich« mit dem Fahrrad unterwegs sein will. Vielleicht ist ihm ja der Schreck in die Glieder gefahren, als er von der Idee las, jeder solle nur noch eine bestimmte Menge Benzin zugeteilt bekommen. Warum? Um das Klima zu retten natürlich.

Denn, wie jetzt in der Taz ein Gastkommentator schreibt, will der »Sachverständigenrat«, der die Bundesregierung in Umweltfragen berät, »uns zu einem Volk von Bus- und Radfahrern und das Auto mit zusätzlichen Gebühren unattraktiv machen«.

Damit werde das Autofahren zwar teurer, meint der Taz-Autor. Doch: »Das reicht nicht. Soll der Plan mit dem 1,5-Grad-Ziel wirklich aufgehen, brauchen wir für das Klima eine sozialistische Planwirtschaft. Zum Beispiel so: Jedem Bundesbürger müssten pro Jahr nur noch 444 Liter Kraftstoff zustehen, mehr erst mal nicht.«

»Gleicher Sprit für alle«, heißt es da wie in einer Büttenrede. »Das klingt wie Sozialismus in Reinkultur. Dabei wäre es nur die konsequente Umsetzung des vorgenommenen Ziels.«

»Was aus einer solchen Zuteilung folgt, liegt in der Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen: Ein 5-Liter-Kleinwagen-Fahrer käme mit seinem Spritkontingent 8.880 Kilometer weit. Der oft gescholtene Fahrer mit seinem 12-Liter-SUV brächte es eben nur noch auf 3.700 Kilometer, der Lkw entsprechend auf viel weniger.«

Dann hätte sich auch die Auslieferung der gedruckten taz-Exemplare schnell erledigt: ‚Sorry Leute, heute keine taz mehr, Benzinkontingent für die Lieferwagen verbraucht!‘

»Eine Utopie?«, fragt der Autor am Ende und folgert messerscharf: »Dann wäre auch das Pariser Klimaziel eine solche.«


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Kommentare ( 152 )

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Dr. Mephisto von Rehmstack
3 Jahre her

Hellerberger, es ist unredlich zu zitieren ohne Quellenangabe: “ Der Tourist zerstört was er sucht, indem er es findet “ ist nicht von Ihnen sondern von Enzensberger.

Martin Schmidt
3 Jahre her

Herr Plöger sprach nur aus was die Meinungsfaschisten seit Jahren vorbereitet haben. Dabei ist der Aufwand den Plöger vorschlägt viel zu groß. Ich habe da eine bessere Lösung. Wir streichen die Gehälter von durchschnittlich 9000,- Euro/Monat bei den ÖR auf 1500,- Euro. Dann hat sich das „reisen“ usw. schon einmal für einen Großteil erledigt. Dienstreisen, Firmenwagen und Co sind dann natürlich auch gestrichen. Wenn die also von irgendwoher berichten wollen, müssen sie wie jeder Arbeitnehmer zusehen wie sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Sie können uns dann nach einem Jahr berichten wie es ihnen so ergangen ist. Bei 1000,- Euro Miete… Mehr

Joachim
3 Jahre her

Was geht eigentlich in solchen Leiten wie Plöger vor, ihr eigentliches Fachgebiet zu verlassen und stets auf „grüne Mainstreamzüge“ auszuspringen? Wollen sie ein „Lob“ einheimsen vom grünen Mainstream? Und dann dieser unsinnige Vergleich. Da vergleicht er doch glatt ein Massenverkehrsmittel mit einem für eine Person exklusiv zur Verfügung gestellten Transportmittel, das diese Person von Haustür zu Haustür bringt, inklusive Chauffeur. Da könnte man genauso fordern: Wieso kostet eigentlich ein Bahnticket nicht das gleiche, wie ein Hubschrauberflug inklusive Pilot nur für mich? Was ihm auch gar nicht auffällt: Wenn Flüge so billig sind, dann können sie ja gar nicht so viel… Mehr

bfwied
3 Jahre her

Es liegt am Bürger, ob dieses Land zum Land der Radfahrer wie in den 70er-Jahren in China und zum Land der Armut verkommt, in dem Kinder/Kindgebliebene mit ihren Emotionen regieren und sonstige halbe und ganze Analphabeten.
Für die ist CO2 ja Gift, aber wenn die das „Gift“ entfernt haben sollten, werden sie sich wundern, dass nichts mehr wächst! Unter 200 ppm stellen die meisten Pflanzen das Wachstum ein, unter 150 der Rest. Derzeit wachsen die Pflanzen sehr gut, noch besser bei höherem CO2-Gehalt. Die weiteren Nährstoffe muss man wie im Gewächshaus zugeben, was technisch punktgenau auf jedem Feld funktioniert!

bfwied
3 Jahre her

Er scheint ein eingefleischter Sozialist bzw. Kommunist zu sein, der von wirtschaftlichem Handeln nichts weiß. Auch wenn die Produktionsverhältnisse in z. B. Bangladesh alles andere als schön sind, liefern sie doch den Leuten im übervölkerten Land Arbeit, um die sich der Grüne Palmer anlässlich des Corona Shut downs so sorgt!! Kauft er z. B. keine Orangen bei dem Stand auf dem Markt, der ein und dieselbe Ware erheblich billiger anbietet als ein anderer? Genauso verhält es sich bei Bangladesh! (Wer das beklagt, solle sich sinnvoller für ungiftige Produktionsmethoden, die es gibt, starkmachen). Ich halte einen als Durchschnitt berechneten Taxi-Kilometerpreis von… Mehr

Hans Deutsch
3 Jahre her

Das ist das Schöne am Sozialismus: Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher! Im Buch waren es die Schweine. Wie es im realen Sozialismus aussieht, möge jeder selbst beurteilen ^^

Wolfgang M
3 Jahre her

In Burma bekommt jeder Autofahrer eine bestimmte Menge Sprit zugeteilt. D.h. für jeden Autofahrer wird festgelegt, wie häufig er voll tanken darf. Das Ergebnis ist, dass vor dem Tanken der Tank mit einer Pumpe geleert wird. Der Sprit wird in der Garage in einer großen Tonne zwischengespeichert. Er wird für Tauchgeschäfte benutzt oder teuer verkauft. Oder für Reisen gespart. Unterwegs bekommt man praktisch keinen Sprit. So fährt man sicherheitshalber mit einen VW-Bus mit 8 20L-Kanistern an Bord. Sicherheitstechnisch ist das nicht optimal.
Ja, ja, Reisen bildet.

Cosa nostra
3 Jahre her

Dem Plöger haben sie dann wohl auch in irgendeiner Nachtaktion das Gehirn ausgetauscht, denn irgendwann letztes oder vorletztes Jahr hat er noch erklärt, daß der Flugverkehr in Deutschland nur etwa 3% des deutschen Anteils (2,08%) am Weltausstoß von CO2 ausmachen würde. Den weiteren Schluß, daß damit nur 0,0624 % des Weltanteils aus Deutschland aus Flugzeugen stammen, kann man sich errechnen. Das ganze erstaunte mich, gehört doch der Plöger zum scheinselbstständigen Umfeld des Westdeutschen Rotfunks und lebt von der Meinung der Kölner Genossen so gut, daß er sich die Hobbies Fliegen (sic!), Tauchen, Skifahren und Reisen leisten kann. Sicherlich alles streng… Mehr

MG42
3 Jahre her

und noch zwei aktuelle Ergänzung zu den Wetterexperten: Für heute war bei uns Sonne angesagt … übrigens noch gestern Abend … jetzt nur noch Bewölkt ….. – Wetterexperten … liegt bestimmt an denfehlenden Daten durch die Flugzeuge ?
Für den Sommer wird die Panik von wegen Trockenheit geschürt … mmh bei mir hat es jetzt an 10 Tagen in Folge geregnet, scheint eine neue Religion zu sein: Wetter&Klimareligion … glauben oder nicht … tolle Wissenschaft und Plöger ist der Wetterpapst.

Wolfgang M
3 Jahre her
Antworten an  MG42

Seit bestimmt 2 bis 3 Wochen wird bei mir (Nds) Regen oder sogar Schauer und Gewitter vorhergesagt. Also unterlasse ich das Sprengen und warte auf den Regen, der dann leider nur tröpfchenweise kommt. Hinterher bleibt nur zu sagen, dass man doch hätte sprengen sollen. Selten war die Wettervorhersage so schlecht, wie in letzter Zeit.

Markus Gerle
3 Jahre her

Wie viel CO2 können wir eigentlich vermeiden, wenn wir das Staatsfernsehen und die TAZ abschaffen? Beide brauchen wir schließlich nicht. Aber Steuern sollen wir doch weiter erwirtschaften. Auch ich brauche dazu oft das Auto.